Charlie Newmann, Gelsenkirchener Urgestein, Gastronom und Geliebter von Ilse Hatsevon, bekommt einen derben Kackreiz. Nicht nur, dass Ilse unachtsam die Karten für das Megaereignis „Eröffnung der Heavy Metal Pommesbude“ verschlampt hat und dadurch Hans-Rüdiger Eichenbauer an seiner Stelle auf der Party war, nein, es kommt noch viel schlimmer: Rainer Callmund Doppelgänger Eduard van Kesteren hat an jenem Abend auch noch den Luftgitarrencontest gewonnen, wodurch er an Vip-Karten für die Arena gelangen konnte. Dies ruft beim Turnhallenverein eine Krisensitzung hervor. Der Feind hat offensichtlich ungeahnt den Spieß umgedreht.


PHASE VII "Krise bei den Knappen"

Huubcam März 05 - „Kalle, sieh mich bitte an, wenn ich mit Dir rede.“ sagte der Ätzbrocken mit der Zigarre. Der dicke, nette Mann im Jogger saß in einem großen Büro auf einem Ledersessel, der Zigarrenrauchende ihm direkt gegenüber auf einem riesigen Chefsessel. Ich hatte mich auf dem Fußboden lang gemacht. Es war eigentlich das erste Mal, dass ich mit dem Dicken länger als fünf Minuten „Gassi“ war. Doch wir waren überhaupt nicht die Runde gegangen, die ich von meinem netten Kumpel gewohnt war, sondern gleich in ein muffeliges Auto gestiegen, wo ich vor lauter Aufgeregtheit einen Haufen hinterlassen hatte. Danach stiegen wir vor einem riesigen Glaskasten aus, liefen noch an diversen Sportplätzen vorbei und gingen in ein ziemlich modernes, blau-weißes Gebäude hinein.

„Kannst Du mir eventuell mal erklären, was die Flohschleuder hier in meinem Büro zu suchen hat, Kalle? Wenn ich auch nur eines seiner weiß-gelben Haare gleich an meinem Armanianzug habe, dann ist was los, das kannst Du mir glauben. Mönchen wird denken, dass ich wieder mit irgendwelchen blonden Miezen rumpoussiert habe. Und wehe, der kackt hier rum. Die Putzfrau kommt nur noch zweimal die Woche. Man hat uns hier ganz schön das Budget gekürzt, seitdem Purdenski im Aufsichtsrat sitzt.“ Der Dicke blickte mich freundlich an, schaute wieder zu dem qualmenden Kerl und erwiderte: „Rudolf, das ist der Huub von meiner Ilse. Der kackt hier bestimmt nicht hin, der hat gerade schon im Taxi geschissen.“ Der Zigarrenrauchende blickte mich verdutzt an und der Dicke fuhr fort.

„Ich musste den Hund mitnehmen, weil die Ilse zu Hause total Amok läuft. Sie hat heute Morgen ihre Tage bekommen. Da hat sie mich gebeten, den Hund mal mitzunehmen. Ich will sie nicht verlieren, das musste ich machen.“ Der Typ im Chefsessel atmete einmal tief durch und schüttelte mit dem Kopf. „So ein Kack hab ich echt lange nicht mehr gehört. Das letzte Mal, als mir Osram weismachen wollte, seine rote Birne käme von der Höhensonne. Kalle, Du bist immer noch Mitarbeiter des Vereins. Du kommst mit einer Töle zu einem Krisengespräch mit mir? Was soll ich mit Dir machen, soll ich dich gleich rauswerfen, oder was? Die Tante vernebelt wohl allen die Sinne. Das ist ja schlimmer als bei „Verrückt nach Mary.“

Im Raum lief ein Fernseher, jedoch ohne Bild. Der Mann im Chefsessel polterte weiter. „Wir haben eine schwere Vereinskrise wegen Dir. Ich sehe schon kommen, dass ich im Sommer wieder die Bilanz ausbessern darf. Und dann darf ich mich für diesen Cash-Flow wieder vor dem ganzen Aufsichtsrat rechtfertigen. Irgendwann werden mich die Blutsauger noch feuern, weil ich den Etat nicht mehr 1:1 nachweisen kann. 20.000 Piepen habe ich alleine für deine Alte locker gemacht, um diesen Eichenbauer fertig zu machen. Dir habe ich auch fett die Kohle zu gesteckt, damit du deine Perle ausführen kannst. Du scheinst wohl vergessen zu haben, dass ich eine Wette laufen habe. Wir Blauen müssen siegen, auch wenn wir nicht in einer Liga mit diesem rot-weißen Gezumpel spielen. Es geht um viel Geld. HAST DU DAS ETWA SCHON VERGESSEN?“

Er war jetzt richtig laut, so dass er sogar mir Angst einjagte. Der Dicke knabberte an seinen Fingernägeln, schien auch angeschlagen. „Rudolf!“ versuchte er ihn verlegen zu besänftigen, „Das ist alles doch noch machbar. Ilse hat alles unter Kontrolle. Sie ist unsere beste Waffe in diesem Kampf. Schau mal, ich habe hier ein Foto von ihr…“ Der Dicke zog ein Bild aus seiner Trainingsjacke und hielt es dem Chef entgegen. Der jedoch stand fluchtartig auf und schrie über den Schreibtisch. „ Pack die Scheiße weg. Mich interessiert die Keule nicht, man, ich hab mein Mönchen. Erklär mir lieber mal, wieso Eichenbauer gestern auf unserer Vip-Party in der Heavy Metal Pommesbude sein konnte, wenn deine Schnalle alles unter Kontrolle hat? Wir hatten 400 extrem limitierte Karten ausgegeben. Ein Eichenbauer stand meines Wissens nach nicht auf der Gästeliste. Er war aber trotzdem da. Und nicht mal alleine, er hatte diesen fiesen Kerl dabei, der uns in das Buffet gekotzt hat. Der Chefkoch der Metal Pommesbude scheint nicht gerade der Beste zu sein, denn es hat kaum einer gemerkt. Also, was ist da los, Kalle?“

Der Dicke legte nun los. „Also, gestern, da waren wir bei Ilse in der Poofe, als dieser Eichenbauer plötzlich von der Schüppe heim kam. Ich musste mich wie immer unter dem Bett verstecken. Ilse schließt ja normalerweise ab, damit mich der Kerl nicht sieht. Er denkt auch, dass ich Ilses beste Freundin Ulrike Eva Kapp bin, die auf Ilses Alibert ein Herzchen gemalt hat. Als Eichenbauer dann plötzlich fragte, ob Ilse einen Charly kennt, wurde sie stutzig und verließ fluchtartig die Wohnung. Er blieb aber alleine mit mir, verstehste? Sie hat im Eifer des Gefechtes die Tür nicht richtig abgeschlossen. Ja und dieser Spinner hat das irgendwie gemerkt. Er kam ins Schlafzimmer und hat sich den Umschlag für Ilse geschnappt. Dann ist er aus der Wohnung raus. Das mit dem Umschlag haben wir aber erst sehr viel später gemerkt, als ich spät am Abend mit einem geliehenen Smoking von Big-Bock bei Ilse auf der Matte stand. Ich musste sie den ganzen Abend trösten. Was glaubst Du, wie die abgegangen ist. Dieser verschissene Kerl. Der geht mir so langsam mehr als derbe auf den Wecker. Vor lauter Frust vermöbelt Ilseken den Hund nun häufiger mit der Leine, das arme Vieh weiß doch gar nicht, wie ihm geschieht … “

Der Zigarrenmann holte nun eine Fernbedienung aus seiner Schreibtischschublade und drückte auf einen Knopf. „Das ist ja die herzzerreißendste Geschichte, die ich seit dem Entlassungsjammern von Frank Altschnäutzer gehört habe. Du kannst dir aber gerne mal ansehen, was Eichenbauer und Eduard van Kesteren auf unserer Party alles abgezogen haben. Unsere Überwachungskameras haben beide gefilmt. Zufällig ist gegen van Kesteren auch ein Haftbefehl draußen, weil er ohne Helm Mofa gefahren ist, nur deshalb konnten unsere Privatdetektive ihn so schnell personifizieren. Und weißt Du was die absolute Härte ist? Ausgerechnet der Typ mit der rosa Lederkrawatte, und dem miesen Sakko, also dieser Eduard, hat die Karten beim Luftgitarrenwettbewerb gewonnen. Der wird unsere Event-Logen beim Spiel gegen die Bayern mit seinem rot-weißen Schmutz besudeln. Das war ja wohl alles ein wenig anders geplant.“ Das Videomaterial lief bereits seit geraumer Zeit, beide blickten weiterhin gespannt auf das Gefilmte.

Nach einer Zeit ergriff der Dicke wieder das Wort. „Man, die beiden saufen ja wie die Ketzer und haben dann auch noch die Frechheit, die Frauen der ehemaligen Spieler anzubaggern. Und was machen unsere Jungs? Sie fressen Frikandeln. Das ist wohl offensichtlich immer noch ein Überbleibsel aus der Stewens-Ära. Ich sag doch, das sind alles Weicheier.“ Die beiden blickten weiter zum Bildschirm. „Sieh mal, Kalle, der sieht nicht nur so aus wie Calli, der schleppt auch noch ein paar Mädels mit ab.“ Jetzt schüttelten beide ungläubig mit dem Kopf. „Der kriegt die doch nur, weil der Prominent aussieht, jede Wette. Hast Du mal gezählt, wie viele Gyrosspieße die beiden nun schon verputzt haben. Der eine frisst wie ein Tier!“

Der Mann in dem teueren Anzug pustete noch einmal tief durch und war sichtlich angefressen. „Die Gyrosspieße sind doch scheißegal. Jetzt lasse uns lieber Mal Tacheles reden. Wenn die Situation noch gerettet werden soll, dann will ich jetzt wissen, wie Du dir das weiter vorstellst. Vielleicht weiß Eichenbauer jetzt von dir. Möglicherweise kennt er sogar unseren Plan. Das ist alles derber Mist. Ich verlier wegen so einem Scheiß noch meinen Posten als Mr. S04. Und ich wollte eigentlich noch lange nicht in Rente gehen.“ Der Mann im Trainingsanzug blickte zur Decke und suchte nach einer Erklärung.

Kurze Zeit später kam ihm offensichtlich die rettende Idee. „Pass auf, Rudolf, die Sache mit Ilse und mir kann man diesem Eichenbauer sicherlich ganz leicht erklären. Er wird bei unserem gravierenden Altersunterschied kaum auf den Trichter kommen, dass wir eine Beziehung führen und leidenschaftlich poppen. Wir werden ihm einfach sagen, dass ich Ilses Onkel Kalle bin. Das sollte dann sozusagen die krönende Überraschung für ihn werden, da er ja inzwischen denkt, einer von uns zu sein. Dann müssen wir zusehen, dass es den beiden im Business-Club "LaOla" so gut ergeht, dass sie sich fett einen über den Durst kippen. Dass die beiden saufen wie die Geistesgestörten, kann man ja auf diesen Videoaufnahmen sehen. Und wenn die Zwei nichts mehr peilen, dann schnappen wir uns die Vögel, zwängen Eichenbauer in das Schalke Trikot, holen unsere Stadioninternen Kameraleute und filmen das ganze Schauspiel. Danach macht Ilse dann endlich mit diesem Spinner Schluss. Dann hast Du zwar eine Menge an Geld ausgegeben, aber wenigstens noch die Wette gegen Rolf gewonnen und Ilse und ich machen erstmal ausgiebig Urlaub, bis Gras über die Sache gewachsen ist. …“

Der Geschäftsmann blickte ihn zunächst noch erstaunt an, doch dann sah man auch in seinem Mundwinkel so etwas Ähnliches wie ein Lächeln. „Nun, das klingt ja zunächst nicht schlecht. Nur bleiben da aber noch ein paar andere Probleme. Was sagen wir Ingo und Orloff? Wie erklären wir den beiden, dass der Typ mit der miesen, rosa Lederkrawatte ihre Frauen abschleppen konnte? Die werden sich doch im Vipbereich über den Weg laufen, dann ist da die Hölle los! Und was erklären wir den Spielern, wo ihr geliebter, dicker Glücksbringer Kalle ist?“ Der Mann im blau-weißen Trainingsanzug hatte jetzt offensichtlich für alles eine Erklärung parat: „ Ach, was interessieren mich die Spieler? Spieler kommen und gehen, was einzig bleibt, sind wir. Und was die Sache mit van Kesteren und den Spielerfrauen anbelangt, haben wir nur eine einzige Chance: wir müssen das Video verschwinden lassen. Niemand darf erfahren, was da los war! Die meisten waren eh so breit, dass es keiner so richtig gepeilt hat …“ Der Mann im Chefsessel runzelte die Stirn. „Kalle, die Leute von der Sicherheit sind doch nicht auf den Kopf gefallen. Die haben das sicherlich mitbekommen. Frau Thun und Frau Aufderlauer sind bekannte Personen. Da kommen wir nicht so einfach raus …“

Auch hier schien der Mann im Jogger schon einen Plan zu Recht geschmiedet zu haben. „Feuer die Affen. Sei mal wieder der fiese Rudolf. Securityfirmen gibt es doch wie Sand am Meer. Die haben schon alleine dadurch einen schwerwiegenden Fehler begangen, dass die beiden Knallköpfe auf unsere Party kommen konnten. Und das auch noch mit meinen Karten. Da gibt es kein vertun, das ist ein Kündigungsgrund. Außerdem kann eine Sicherheitsfirma in der Arena auf Schalke nicht genau so heißen, wie einer unserer größten Widersacher im Kampf um die Champions League Plätze.“ Rudolf schaute nun wesentlich freundlicher drein. „Puh, das ist wahr. Wir haben zwar einen 12-Jahresvertrag zu dynamischen Konditionen abgeschlossen, aber sie haben nun mal Murks gebaut. Gott sei Dank hab ich hier noch das alleinige Sagen, Kalle. Das ist dein Glück. Und das Glück deiner Ilse.“ Er zog noch mal genüsslich an seiner Zigarre, verpestete weiter die - kaum vorhandene - Luft im Raum, drückte den Stumpen im goldenen Aschenbecher aus, ehe er sich aus einer Schatulle eine neue Zigarre fischte und diese alsgleich anzündete. Zwischendurch klingelte immer wieder mal das Telefon, doch keiner der beiden nahm ab.

„So, ich muss Dich und deine Flohschleuder nun entschuldigen. Ich habe gleich im Maritim Hotel ein paar Werbeaufnahmen zu erledigen. Sei ehrlich, Kalle, ein bissken neidisch bist Du doch schon auf mich, oder? Ich habe den besten Job des Lebens, ich kann mir morgens um 11 Uhr schon Bier reinpfeifen und bekomm dafür noch Kohle. Hehe, ich werde extra ein paar Versprecher einbauen, damit ich für lau zünden kann.“ Der dicke Mann im Trainingsanzug stand auf, schüttelte dem anderen im Chefsessel noch mal die Hand und sagte noch verlegen. „Dann wünsche ich dir viel Spaß beim Ballern. Rudolf, ich weiß, es ist ein scheiß Zeitpunkt, aber kannst Du mir noch mal einen Vorschuss geben. Ich bin echt blank. Seit Renatchen im Altersheim ist, muss ich ständig selber einkaufen gehen, das geht schwer in die Börse.“ – „Alter, was machst Du mit dem ganzen Geld? 20.000 € waren für dich und deine Mieze da, die solltet ihr euch teilen. Zockst du heimlich, Kalle? Wenn ja, ich kann dir da eine gute Zockerhöhle empfehlen.“ Der Joggermann fuhr sich durch das Haar. „Nein, was soll ich in der Spielhalle? Ich habe Schloss Löttingshof ein wenig umgebaut, es soll bald von Peterle geführt werden. Auf der Herrentoilette mussten Granitfliesen her, die speichern nicht so viele Harnreste von den Gästen. Hast Du eine Ahnung, was die Jungs in meiner Kneipe sich alles aus der Blase pressen, wenn sie in die Rinne schiffen? Außerdem läuft in letzter Zeit die Gastronomie generell schlecht. Fünfzigtausend kannst Du doch sicherlich noch mal locker machen, dass nehmen wir doch aus der Portokasse. Das haben wir doch über Jahre gemacht …“

Der Mann hinter dem Schreibtisch öffnete eine Schublade seines Schreibtisches, aus welcher er eine Geldkassette holte. Mit einem Schlüssel öffnete er diese. „Es ist jetzt das allerletzte Mal, dass ich dir Kohle aus meiner Kasse pumpe. Du frisst mir langsam die Haare vom Kopf. Wenn ich nicht genau wüsste, dass du hier mein letzter Verbündeter bist und du mir nicht diesen schicken Strandkorb geschenkt hättest, dann würde ich sicherlich nicht so großzügig sein, Kalle! Hier hast Du 50.000 €.“ Er drückte ihm einen Bündel Geld in die Hand und der Dicke bedankte sich artig. Dann schnappte er sich die vor mir liegende Leine und gab das Kommando. „Komm, Huub, wir müssen los.“ Ich stand auf und hatte unbemerkt eine Pfütze hinterlassen. „Oh, mein Gott, das Mistviech hat auf meinen Schifferparkett gepisst. Hol einen Lappen, und mach es weg. Ich bin hier keine Putzfrau.“ Irgendwas Böses nörgelte der Mann im Trainingsanzug vor sich hin und ging aus dem Raum. Ich war nun mit dem Chef ganz alleine. „Du bist mir ja ein Köter. Weißt Du eigentlich, was der Bau hier gekostet hat? Das können dein Frauchen und alle Frauchens deiner Strasse niemals im Leben verdienen, ganz gleich, wie tief sie sich dafür bücken würden.“

Jetzt, wo der Dicke draußen war, klingelte wieder das Telefon und der Chef nahm diesmal ab. „Ja.“ sagte er kurz und knurrig, ehe er eine zeitlang in sich kehrte, um dann freundlicher zu werden. „Ja, Summus Pontifex Ecclesiae, es ist nach wie vor unsere Absicht, nach dieser Saison Herrn Rangnick abzufeuern, wenn sich nicht irgendetwas in seiner Außendarstellung tut. Der redet noch wirrer als der Osram. Wir können ihn aber schlecht feuern, wenn er Erfolge verbucht. Damit hatten wir ja gar nicht gerechnet, es sollte nur eine Übergangslösung sein. Und ja, wir haben auch mit ihrem Wunschkandidaten verhandelt, aber der wollte sein Gehalt in Mehl oder alternativ Magnesium ausgezahlt haben, da haben wir dankend abgelehnt. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Faxe ich tagtäglich von potentiellen Kandidaten bekomme? Das Dumme ist: es ist immer der gleiche … immer dieser Loddar. Aber ich habe hier den Laden unter Kontrolle, dass können Sie auch unseren großen Boss ganz oben sagen. Es tut mir übrigens Leid, Vater, dass Sie gesundheitlich angeschlagen sind. Wir hoffen, dass die derzeitige Siegesserie ein wenig zu ihrem Wohlwollen beisteuern kann … Wir beabsichtigen in den kommenden Wochen noch einen Eventmanager - der gleichzeitig auch als Mentaltrainer fungieren soll - für die Mannschaft zu verpflichten, damit die gute Stimmung etwas länger anhält!“

Der graumelierte Snob zog immer und immer wieder an seiner Zigarre, lauschte der Stimme am anderen Ende. „Was sagen Sie? Einer ihrer Untertanen aus Güglingen im Schwabenland hat sie konsultiert? Es ging um eine abgedriftete RWE-Seele? Eichenbauer sagen Sie? Haha, weiß der Pastor Piepenbrink-Rademacher denn nicht, dass Sie Mitglied in unserem Verein sind? Ich lach mich schlapp, Vater. Na ja, nichts für ungut, ich muss mich jetzt hier um ein Malheur eines nicht stubenreinen Vierbeiners kümmern. Anschließend verdiene ich mir ein paar Mark mit posieren. Bestellen Sie ihrem Stellvertreter Ratzinger schöne Grüße. Grüß Gott.“ Der Hörer fiel auf die Gabel und nach ein paar Augenblicken kam endlich der Dicke mit einem Eimer sowie einem Aufnehmer wieder in den Raum.

Wortlos wischte er mein Malheur weg. „Den Eimer kannst Du stehen lassen, es soll ja keiner hier in der Geschäftsstelle denken, Du würdest mir den Arsch nachtragen, Kalle. Das bringe ich später alleine weg.“ Abermals ergriff der Übergewichtige die Leine und zog mich aus dem Raum. Auf dem glitschigen Untergrund waren normale Bewegungsabläufe für mich tabu. Im Vorzimmer warf er noch ein paar lose Worte in den Raum und verabschiedete sich freundlich von allen. Zurück nahmen wir den gleichen Weg vorbei an diversen Sportplätzen. Vor dem großen Glaskasten wartete schon wieder das Auto, mit welchem wir auch hergekommen waren. Ich durfte hinter der Ablage Platz nehmen, wo eine Decke auf mich wartete. Der Taxifahrer war direkt wieder unfreundlich. „Man, wenn Sie nicht so ein guter Kunde von mir wären, Herr Newmann, dann würde ich sie bestimmt nicht zurück in die Innenstadt fahren. Ich habe den Kackhaufen von ihrem haarigen Freund übrigens da hinten in die Gullyrinne geschmissen.“

Der Rundliche schaute forsch durch sein Kassengestell und lederte los. „Sie haben was? Ja spinnen sie denn? Das ist keine Gullyrinne! Das ist der Anschlussstutzen unseres unterirdischen Biertanks in der Arena. Ausgerechnet der Stutzen, der zur Pipeline unter die Haupttribüne führt. Wenn der Haufen sich nicht mit dem Bier vermischen wird, trinkt irgendeiner unserer VIP-Gäste beim Topspiel gegen die Bayern pure Hundekacke. Ein weiterer Grund, die Securityfirma direkt mit einem Arschtritt aus der Arena zu befördern, die kriegen es nicht mal geregelt, die Stutzen zu sichern …“ Der Taxifahrer wurde rot. „Nun, es wird doch sicherlich keiner merken, oder? Das Bier in der Arena ist ohnehin irgendwie komisch.“ Der Dicke legte ein unfreundliches Lächeln auf. „Na, gut, dass Sie so ein Experte sind. Fahren Sie mich zur Essener Pferdebahn, ich habe da meinen Wohnwagen vom letzten Campingausflug stehen lassen, aber zackig. Danach möchte ich zu meinem Internet-Bietagenten, ich muss noch was ersteigern. Jetzt wo ich flüssig bin, ist es die beste Gelegenheit. Unser Baphomet wird heimkommen … und ich ernte dadurch positive Presse!“

Der Wagen startete und der Dicke fischte ein Handy aus dem Jogger. Es piepte ein paar Mal und schon polterte er los: „Ilse-Maus. Du musst zusehen, dass schnellstmöglich ein Treffen mit Eichenbauer organisiert wird. Er soll am Besten auch diesen van Kesteren mitbringen. Wir müssen jetzt in die Offensive gehen. Ich habe einen Plan, wie wir doch noch heile aus der ganzen Sache heraus kommen. Und wenn er wirklich dein Geld verpulvert haben sollte, dann mach dir mal keine Sorge, Papa hat neues besorgt. Ich bin in zwei bis drei Stunden da …“


(fsl)