Interview mit Olaf Janßen
Vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg II fand der Sportliche Leiter Olaf Janßen Zeit, um mit Jawattdenn.de über die aktuelle Lage an der Hafenstraße, über ehemalige Trainer und über die Jugendabteilung zu sprechen.
Teil II: "Ehemalige RWE-Trainer"
Jawattdenn.de:
Es ist ja bekannt, dass sie früher sehr eng mit
Uwe Neuhaus zusammengearbeitet haben, und auch heute
wird der Eindruck vermittelt, dass es einen guten
Austausch zwischen Heiko Bonan und Ihnen gibt. Wo
gibt es Unterschiede in der Zusammenarbeit mit Heiko
Bonan im Gegensatz zu der mit seinen Vorgängern?
Olaf Janßen:
Jeder ist ein eigener Mensch mit eigenem Charakter,
und wenn man mit verschiedenen Cheftrainern zusammenarbeitet,
ist das immer unterschiedlich. Man merkt Heiko Bonan
sicherlich an, dass er authentisch ist, was eine seiner
größten Stärken ist. Er spielt niemandem
was vor, das merkt auch die Mannschaft. Er ist wirklich
Heiko Bonan als Mensch und auch als Trainer. Mit ihm
kann man auch kritische Dinge konstruktiv diskutieren
und er ist auch keiner der sagt, er habe die Weisheit
mit Löffeln gefressen - das zeichnet ihn wirklich
aus. Außerdem hat er auch eine sehr, sehr enge
Verbindung zur Mannschaft und ist auf Augenhöhe
mit seinen Spielern. Das sind alles Faktoren, die
bei der Mannschaft sehr gut ankommen.
Jawattdenn.de:
Sie würden Heiko Bonan also auch jederzeit Ihren
Laptop ausleihen?
Olaf Janßen:
Ja, kein Problem.
Jawattdenn.de:
Wir spielen natürlich auf die Gerüchte an,
Lorenz-Günter Köstner hätte zufällig
auf Ihrem Laptop eine Bewertung seiner Arbeit mit
sowohl positiven als auch negativen Aspekten gelesen,
was zu ein paar Verstimmungen geführt haben soll.
Olaf Janßen:
Es gibt ja die wildesten Gerüchte. Die will
ich jetzt aber auch nicht näher kommentieren.
Das sind Geschichten, die in der Vergangenheit des
Vereins liegen.
Jawattdenn.de:
Wäre es denn so ungewöhnlich, dass ein Manager
sich Gedanken über die Vorzüge und Nachteile
seines Trainers macht?
Olaf Janßen:
Das gehört zu meinen Aufgaben. Ich bin den Gremien
gegenüber verantwortlich, und wenn Fragen kommen,
wie die Situation ist, welchen Zugang der Trainer
zur Mannschaft hat etc., kann ich nicht sagen, dass
ich davon eigentlich keine Ahnung habe und die Leute
einfach mal selber gucken gehen sollten. Solche Dinge
muss ich detailliert beantworten können, im Positiven
wie im Negativen.
Ich habe auch großen Respekt vor dem Job des
Cheftrainers. Diese Aufgabe ist vielfältig und
Dinge verändern sich in einer rasanten Geschwindigkeit.
Es ist vollkommen klar, dass man als Trainer am Tag
so viele Entscheidungen zu treffen hat, dass gar nicht
alle richtig sein können.
Aber als Sportlicher Leiter steht man in der Verantwortung
zu analysieren und zu bewerten.
Jawattdenn.de:
War man denn vor dem Spiel gegen Köln tatsächlich
im sportlichen Bereich noch so vom Trainer überzeugt,
dass man ihn nicht entlassen wollte, oder hat man
diese Entscheidung auch im Hinblick auf die Beliebtheit
des Trainers bei vielen Fans getroffen?
Olaf Janßen:
Es kann sich doch jeder vorstellen, dass man komplett
auf der Verliererstraße ist, wenn mal als Gremium
oder Sportlicher Leiter seine Entscheidungen danach
trifft, wie beliebt jemand bei den Fans ist, aus sportlicher
Sicht aber weiß, dass man sich auf dem falschen
Weg befindet. Die Entscheidung, dass er den Bock noch
umstoßen kann, er mit seiner Art aufzutreten
die Jungs auch wachrüttelt und wach halten kann,
hatte also rein sportliche Gründe.
Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt, und unter
anderem auch, was Gremien und Vorsitzende für
den sportlichen Erfolg in der Lage sind auszuhalten
und wegzustecken.
Das war schon a la bonheur, und es hätte fast
noch zum sportlichen Erfolg geführt, der zu dieser
Zeit über allem stand.
Wir haben uns entschieden, diesen Weg für den
Erfolg des Vereins und der Mannschaft zu gehen. Es
ist nichts so schlimm wie der Abstieg, und wenn man
die eine oder andere Sache eben ertragen muss: für
den Erfolg geht man diesen Weg.
Der Abstieg war unsere bisher bitterste Stunde, weil
man einfach gemerkt hat, was dieser eine fehlende
Punkt für uns als Verein bedeutet.
Jawattdenn.de:
Uwe Neuhaus war als Trainer in Essen auch jemand,
der stark im Fokus der Kritik stand. Schlussendlich
wurde er in der Hinrunde der Zweitliga-Saison entlassen.
Inzwischen ist er mit Union Berlin Tabellenführer
der Regionalliga. Denkt man manchmal darüber
nach, ob es nicht doch eine falsche Entscheidung war,
ihn rauszuschmeißen?
Olaf Janßen:
In meiner Position trifft man jeden Tag viele Entscheidungen.
In der Nachbetrachtung habe ich mir das eine oder
andere mal gedacht, dass ich bei dieser Personalie
vielleicht lieber noch ein oder zwei Wochen hätte
warten sollen.
Es ist auch kein Geheimnis, dass ich mit ihm immer
noch eine sehr enge Freundschaft pflege. Und ich denke,
wenn ein Sportlicher Leiter einen Trainer entlässt
und sich daraus hinterher eine wirklich enge Freundschaft
entwickelt, dann ist das etwas ganz besonderes.
Aber auch wenn ich die Sache rein sportlich betrachte,
glaube ich im Nachhinein, dass noch ein oder zwei
Spiele zu warten der richtige Weg gewesen wäre.
Aber man kann die Uhr nicht mehr zurückdrehen.
Er wird aber auf jeden Fall zurückkehren, nämlich
dann, wenn Union Berlin an die Hafenstraße kommt.
>>Teil
III: "Die Jugendarbeit"<<