Interview Ultras Essen Teil II
Jawattdenn.de:
Unter Nico Schäfer war der Kontakt zwischen euch und dem Verein doch
sehr gut. Wie hat sich der Kontakt denn unter der neuen Führung mit
Doc Welling entwickelt?
Stephan: Ich würde sagen, dass der
Kontakt gleichbleibend gut geblieben ist. Wobei wir natürlich in der
Zeit vor Michael Welling das Netz mit den Basisleuten wie zum
Beispiel Jaritz und Jamro eh schon etwas dichter gestrickt haben. Als
Stichwort kann man hier ganz klar die Zusammenarbeit im Bereich der
Fanartikel wie zum Beispiel T-Shirts nennen. Aber auch Dr. Welling
ist sehr früh zu Beginn seiner Amtszeit offen auf uns zugekommen,
hat auch keine Scheu gehabt sich bei seinem ersten Heimspiel am Stand
blicken zu lassen, sich vorzustellen und direkt das Gespräch mit uns
zu suchen. Das haben wir auch gerne und vor allem dankend angenommen.
Von daher würde ich sagen, die Kommunikation klappt sehr gut.
Zu erwähnen
wäre, dass wir gruppenintern die Personalie Welling natürlich immer
mal wieder heiß oder auch mal weniger heiß diskutieren, je nach
dem was grad so anliegt.
Biersa: Um das auch noch einmal zu
verdeutlichen. Auch mit dem Fanprojekt läuft es gut. Wir haben einen
guten Draht und eine gute Kommunikation untereinander. Da gibt es
auch wenige Hindernisse wenn wir beispielsweise Choreos
planen.
Stephan: Gerade hier haben wir für viele Dinge einen
kurzen Dienstweg und wissen an wen wir uns wenden müssen.
Dementsprechend wissen die Leute auch schon was wir wollen, brauchen
und wie unsere Vorstellungen sind. In erster Linie ist das Fanprojekt
schon am nahesten an uns dran, auch wenn es nicht voll zum Verein
gehört. Von daher müsste man es eigentlich ein bisschen abgrenzen
und gesondert betrachten. Wenn wir aber über zehn Jahre Ultras Essen
sprechen, dann darf man auch nicht verschweigen das wir sicherlich
nicht an der Stelle wären an der wir jetzt sind, wenn es das
Fanprojekt in Essen nicht geben würde. Das haben wir ja zuletzt mit
der Gratulation zum fünfzehnjährigen Bestehen auf der Tribüne auch
noch einmal ordentlich dargestellt.
Jawattdenn.de: Was haltet
ihr denn überhaupt von so Plattformen wie www.ultras.ws?
Biersa
(lacht): Ich beteilige mich da jetzt nicht an irgendwelchen
Diskussionen, Spekulationen oder irgendwelchen aberwitzigen
Geschichten, aber so was wird es immer geben.
Stephan: Ein
bisschen ist es ja wie mit der BILD Zeitung. Keiner kauft und ließt
sie, aber jeder weiß was drin steht. Jeder hat sicherlich schon mal
da reingeguckt, aber die wenigsten sind da glaube ich angemeldet.
Wenn man aber mal einen Blick in die Essen Threads wirft, dann sieht
man, dass dort relativ wenige Essener über uns diskutieren. Das
zeigt uns, dass die Kommunikation innerhalb der Szene sehr gut ist,
dass man auch mit den anderen Fanclubs sehr gut vernetzt ist und dass
die Leute aus der eigenen Szene es gar nicht nötig haben, sich über
so eine Plattform über uns auszutauschen. Da leisten wir schon sehr
gute Arbeit. Und über die zwei, drei Leute die da schreiben können
wir getrost hinweg sehen. Es gibt genügend andere
Kontaktmöglichkeiten uns anderweitig anzusprechen. Sei es per E-Mail
oder direkt bei uns am Stand.
Jawattdenn.de: Plant ihr einen
Relaunch eurer Homepage oder bleibt es eine reine Infopage?
Stephan:
Aktuell ist kein Relaunch geplant. Natürlich gibt es immer mal
wieder Zeiten wo ein bisschen mehr Beiträge zu finden sind oder auch
mal etwas weniger. Zuletzt war das ganze ein bisschen einem
Adminwechsel geschuldet. Dazu kommt noch, dass wir mit der Kurvennews
auch noch andere Organe haben, mit denen wir uns Gehör
verschaffen.
Jawattdenn.de: Kommen wir doch mal auf das neue
Stadion zu sprechen. Verfolgt ihr den Neubau und wie steht ihr
dazu?
Biersa: Ich sehe das natürlich wie viele andere mit
gemischten Gefühlen. Einerseits möchte man schon gerne in der alten
Heimat bleiben. Aber wenn man realistisch ist, dann weiß man
natürlich dass das unmöglich ist. Dementsprechend positiv sehe ich
den Stadionneubau. Mit den Bauplänen habe ich mich nicht beschäftigt
und bin da auch nicht so neugierig.
Jawattdenn.de: Wurden mit
euch denn auch Gespräche geführt? Gerade im Hinblick auf den
eigenen Bereich?
Stephan: Im Vorfeld sind schon Gespräche mit
uns geführt worden, wobei ich dazu sagen möchte dass diese nicht
unbedingt großartig über den Rahmen hinausgingen wie beim
Fantreffen zum Stadionneubau. Das ist im Vorfeld Seitens der
Bauherren komplett versäumt worden. Die Stadt versteckte sich da
hinter der Aussage, ein Stadion für diverse Vereine zu bauen, bzw.
dem Geldmangel.
Wir haben ja sehr
viele Ideen bei dem Fantreffen eingebracht und haben uns im Vorfeld
sehr genaue Gedanken dazu gemacht, was wir uns wünschen und auch als
machbar in der Umsetzung erachten. In konkrete gestalterische
Maßnahmen sind wir bisher jedoch noch nicht einbezogen worden. Dafür
ist es aktuell wahrscheinlich einfach noch zu früh. Bei den
baulichen Gegebenheiten ist es leider relativ unglücklich gelaufen,
dass die Tribüne so wie sie geplant ist - mit einem Mundloch direkt
mittig auf der Tribüne, hinter dem Tor - nicht unbedingt den Support
fördert. Dort siedelt sich in den meisten Fällen nun mal der
„Supporthaufen“ an. Wie es sich dann aber letztendlich im neuen
Stadion zusammenfindet muss man einfach mal sehen. Ich denke aber
dass man da seitens des Vereins noch einmal auf uns zukommen wird.
Notfalls würden wir den ersten Schritt machen. Dafür muss der
Rohbau jedoch erstmal fertig gestellt werden.
Jawattdenn.de:
Zuletzt ist das Thema zum Erhalt der Haupttribüne vermehrt
aufgekocht. Wie steht ihr zu dieser Debatte?
Stephan: Wenn man
das Stichwort „Kulturschützer“ nimmt, ohne das jetzt mal an
einer Person festzumachen und das alte Stadion dem Erdboden gleich
macht, wie viel bleibt dann noch von einer Kultur die man schützen
möchte? Rot-Weiss Essen ist leider nicht unbedingt wie ein
Bundesligaverein, über den es tonnenweise Bild- und Fotomaterial et
cetera aus den letzten Jahrzehnten gibt. Das beschränkt sich alles
doch schon auf einen überschaubaren Rahmen. Die Bücher die Karsten
Kiepert vor kurzem über die 70ziger oder die Bundesligazeiten
herausgebracht hat, sind natürlich auch wichtige Biografiearbeit die
bei einem Tradionsverein auch einfach geleistet werden muss. Und das
ist leider lange Jahre auf der Strecke geblieben. Von daher gebührt
Karsten Kiepert an dieser Stelle auch höchster Respekt, dass er sich
genau an dieses Thema heran begibt. Da steckt sicherlich jede Menge
Arbeit dahinter.
Tradition soll
auch in Zukunft nicht nur aus irgendwelchen durchgeführten
Marketingaktionen bestehen sondern sollte auch möglichst in irgend
einer Art und Weise greifbar sein.
Biersa: Um aber noch einmal
auf die Haupttribüne zurückzukommen. Natürlich wäre es schön
wenn die Tribüne zum Beispiel als Anlaufpunkt erhalten werden
könnte. Ich sehe zum Beispiel auch den Erhalt eines
Flutlichtmasten im Moment als realistisch an.
Stephan: In
meinen Augen ist der Erhalt eines Flutlichtmasten das Mindeste was
passieren muss. Das ist das absolute Minimum! Man kann über die
Kosten der Haupttribüne diskutieren wie man möchte – auch da gibt
es diverse Meinungen, aber vielleicht muss man sich auch einfach mal
hohe Ziele setzen, wenn man was erreichen möchte. Und ich denke
auch, dass bei diesen Themen z.B. ein Jörg Lawrenz sehr gute und
wichtige Arbeit leistet. Auch wenn er mit seinen Ideen nicht bei
jedem auf Gegenliebe stößt, bin ich trotzdem der Auffassung das
solche Meinungen enorm wichtig und unterstützenswert sind, was wir
ja auch tun.
Jawattdenn.de: Passend zum 10jährigen Ultras
Essen Jubiläum wird in diesem Sommer auch das Georg-Melches Stadion
verabschiedet. Plant ihr hierzu eine würdevolle
Verabschiedung?
Stephan: Die Planungen sind selbstverständlich
schon angelaufen. Ähnlich wie bei unserem Jubiläum wollen wir
hierzu aber noch keine Details verraten. Das wird sicherlich für
jeden aus der rot-weissen Szene ein emotionaler Moment, den auch
jeder für sich anders wahrnehmen und zelebrieren möchte. Und wir
wollen und werden auch auf unsere Art und Weise Abschied vom Stadion
nehmen. Zu den allgemeinen Planungen der Verabschiedungsaktionen des
Georg-Melches Stadions möchten wir uns auch nicht großartig
einschränken müssen. Was natürlich voraussetzt das ein gewisser
finanzieller Spielraum vorhanden ist. Deswegen möchte ich die Chance
schon einmal nutzen und ankündigen, dass es diverse Auktionen geben
wird, wo der Erlös in den Abschied des Georg-Melches Stadion fließt.
In naher Zukunft wird es hierzu sicherlich schon einige Hinweise in
unseren Medien dazu geben. Ansonsten freuen wir uns
selbstverständlich auch über die üblichen Spenden.
Jawattdenn.de:
Ist der Verein in diesem Zusammenhang an euch rangetreten, um
eventuell gemeinsam Ideen umzusetzen?
Stephan: Bei dem
Fantreffen und auch in persönlichen Gesprächen haben wir ganz
deutlich unsere Bereitschaft signalisiert, inwieweit wir uns
vorstellen könnten in die Organisation eventueller Festlichkeiten
einbezogen zu werden. Ich gehe stark davon aus, dass wir hierzu in
Kürze auch noch Gespräche führen werden.
Jawattdenn.de:
Wisst ihr schon wo ihr im neuen Stadion stehen werdet?
Biersa:
Nein, noch gar nicht. Da ist auch noch nicht drüber gesprochen
worden.
Stephan: Sowas kann man im Vorfeld auch noch gar nicht
richtig sagen. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht gleich am
ersten Spieltag entscheiden. Man muss sich erst einmal umsehen, wie
die baulichen Begebenheiten sind und wie die Gewohnheiten sind. Das
wird sich alles mit der Zeit entwickeln.
Jawattdenn.de: Seht
ihr Probleme im neuen Stadion was den Platz für Zaunfahnen
angeht?
Stephan: Auch das bleibt abzuwarten. Hier wird sich
zeigen müssen inwieweit der Verein bereit ist das Kulturgut einer
Fanszene zu schützen. Passend zu diesem Thema möchte ich aber gerne
noch sagen, dass ich es persönlich toll finde wenn so viele Leute
ihre Fahnen mit zum Stadion oder zu den Auswärtsspielen mitbringen.
In Mainz hingen beispielsweise zwei neue Exemplare in unserem Block.
0815 Essen-Horst hat eine komplett neue Zaunfahne. Und auch die
Stauder-Kommilitonen haben eine neue Fahne mitgebracht. Und wenn eine
neue Zaunfahne das Stadionlicht erblickt, dann fällt uns so was
natürlich sofort auf. Wenn es nach mir geht, könnten das ruhig noch
mehr werden. Lasst die Fahnen nicht im Keller verrotten, sondern
bringt sie einfach mit. ABER: Es ist ganz wichtig dass die Leute dann
auch auf ihre Klamotten aufpassen und besonders Acht geben. Gerade
auch bei den An- und Abreisewegen.
Jawattdenn.de: Besteht
derzeit eigentlich noch eine Fanfreundschaft zu Chemnitz?
Stephan:
Zwischen den Ultras aus Chemnitz und uns besteht in der Weise keine
offizielle Fanfreundschaft. Es ist vielmehr so, dass es dorthin sehr
gute Einzelkontakt gibt die regelmäßig gepflegt werden und jedoch
komplett ohne Zwang getragen werden. Man freut sich immer wenn man
sich sieht und wir tauschen uns auch in regelmäßiger Häufigkeit
über die neuen Medien aus. Es ist aber nicht so das bei uns irgendwo
eine Chemnitz Fahne hängen muss oder umgekehrt. Das empfinden beide
Seiten als sehr angenehm und so werden wir es auch beibehalten. Jeder
Chemnitzer ist ein gern gesehener Gast.
Jawattdenn.de: Seit
noch relativ kurzer Zeit besteht ein sehr guter Kontakt zu den
„Fanatics“ von Austria Wien. Wie ist es hierzu gekommen und wie
hat es sich entwickelt?
Stephan: Der Kontakt ist über die
jüngeren C Leute zustande gekommen. Man hatte sich bei
Feierlichkeiten kennengelernt und hat am Tag danach zusammen das
Spiel in Bonn bereist. So kamen wir das erste Mal ins Gespräch,
haben uns ein bisschen beschnuppert und nach regem E-Mailaustausch
wurden wir dann auch einmal nach Wien eingeladen. Dieses Angebot hat
eine gute Hand voll Leute von uns wahrgenommen. Es war erst einmal
eine Fahrt ins Ungewisse, denn ehrlich gesagt konnten wir nicht
einschätzen was uns dort erwartet. Aber wir wurden sehr freundlich
von der Austria und vor allem von den Fanatics aufgenommen. Daraufhin
haben sich die Kontakte nach und nach ausgeweitet, regelmäßigere
Besuche folgten und mittlerweile sind einige gute Freundschaften
entstanden. Die Sache wird von beiden Gruppen sehr intensiv gelebt
und so haben wir zusammen bereits viel erleben können. Außerdem
gibt es im Ausland für uns jede Menge zu entdecken und zu lernen.
Wir lieben es!
Jawattdenn.de: Wie haben die Bremer darauf
reagiert?
Stephan: Für die traditionelle Essener Fanszene ist
es nach siebenundzwanzig Jahren Fanfreundschaft mit Werder sicherlich
eine ganz andere Herangehensweise. Die jungen Leute in unserem Alter
sind mit dieser Freundschaft quasi aufgewachsen. Diese Freundschaft
wird von jedem akzeptiert. Vom einen mehr gelebt, vom anderen
weniger. Trotzdem wurde die Freundschaft noch nie von irgendjemandem
in Frage gestellt. Und da ist auch der Unterschied zur Freundschaft
nach Wien. Das Ganze mit Wien ist mehr eine Gruppenfreundschaft.
Quasi unser eigenes Ding. Um aber auf die Ursprungsfrage
zurückzukommen. Natürlich haben die Kollegen aus Bremen das anfangs
mit einem gewissen Argwohn betrachtet. Aber gerade in Bremen wo es
auch sehr sehr viel Gruppen mit eigenen Kontakten und Freundschaft
gibt, geht man damit doch etwas toleranter um. Sicherlich gab es hier
und da mal Diskussionen, weil die Bremer mit Graz in Kontakt stehen.
Doch im Endeffekt es ja auch irgendwo unsere Sache.
Jawattdenn.de:
Letztes Thema – Stichwort Gewaltbereitschaft! Ultras werden oftmals
mit Gewalt in Verbindung gebracht. Zuletzt gab es hierzu auch einige
Dokumentationen im Fernsehen, wo weitestgehend von „gewaltbereiten
Ultras“ die Rede war. Wie seht ihr die allgemeine Entwicklung in
der Medienwelt?
Biersa: Zuerst einmal muss man sagen, dass die
Medien jetzt erkannt haben, dass Ultra mehr ist als bloß ins Stadion
gehen, Fähnchen malen und ein bisschen singen, sondern dass es
mittlerweile zur Jugend-Subkultur geworden ist. Dazukommt, dass es
über den Hooligan eigentlich nichts mehr zu berichten gibt, weil
halt in den Stadien selber nichts mehr passiert. Da fallen die Ultras
alleine schon aufgrund des Auftretens und vom herausstechen aus der
Masse deutlich ins Bild. Das passt einigen Medien dann natürlich ins
Konzept. Denn wenn man was zu schreiben hat, ist das immer schön. In
letzter Zeit wurden die Berichte – auch wenn immer mal wieder zwei,
drei etwas positiver ausfallen – jedoch deutlich
negativer.
Stephan: Alles in allem muss man der Presse ganz
klar einseitige Berichterstattung vorwerfen. Dort wird selten das
Geschriebene in einem Polizeibericht hinterfragt, wie es wirklich
zustande gekommen ist oder wie die Umstände der Situation waren.
Oder wenn durch die Polizeipresse gewisse Dinge schön geredet
werden, hebt die Presse dies eher heraus als alles andere. Es gibt
sicherlich einzelne Berichte die schon etwas näher an der Realität
sind oder wo man merkt, dass der Verfasser sich mit dem Thema genauer
auseinander gesetzt hat. Das ist jedoch eher die Seltenheit. Das
meiste spielt sich auf BILD-Zeitung Niveau ab.
Jawattdenn.de:
Schaden so Vorkommnisse und Aktionen wie zuletzt von Dresden in
Dortmund oder von Rostock allgemein eurer Szene?
Stephan: Na
klar. Man sieht es doch deutlich an dem Aufgebot der Polizei, wie
zuletzt nach dem Schweinske-Cup in Hamburg. Kurz danach hatten wir
hier den DERBY CUP und das Aufgebot der Polizei war doch wesentlich
größer als es eigentlich notwendig gewesen wäre. Wir nehmen das
natürlich genauso wahr. Auch die jungen Leute aus unseren Reihen
kommen selbstverständlich immer mehr in Erklärungsnot gegenüber
ihren Eltern.
Jawattdenn.de: Sind denn schon einmal Eltern auf
euch zugekommen?
Stephan: Ja, definitiv! Es sind Eltern auf
uns zugekommen die nach genau solchen Berichterstattungen mit uns das
Gespräch gesucht haben und sich ein genaueres Bild darüber
verschaffen wollten, was bei uns so passiert. Bislang konnten wir
jedoch alle Fragen gut beantworten und Aufklärungsarbeit
leisten.
Jawattdenn.de: Was haltet ihr von den Strafen
(Stadionverbote, Geisterspiele, Ausschluss der Gästefans etc.) die
in diesem Zuge vom DFB ausgesprochen und verhängt werden? Wie würdet
ihr damit umgehen, wenn Essener bei einem Auswärtsspiel
ausgeschlossen werden?
Stephan: Einen Masterplan gibt es dafür
natürlich nicht. Wir würden uns sicherlich was überlegen, wie man
gezielt mit dieser Situation umgeht. In umgekehrter Denkweise stand
bei uns im letzten Jahr zum Beispiel schon mal im Raum ein Spiel
wegen zu hoher Eintrittspreise zu boykottieren. Da muss man sich dann
auch einen Plan B überlegen, was man der aktiven Fanszene anbieten
kann. Ohne direkten Vorfall ist es aber schwer dazu Stellung zu
nehmen.
Jawattdenn.de: Ein „halber“ Vorfall war in
Speldorf. Dort fand doch quasi ein kleiner Boykott statt?
Stephan:
In Speldorf muss man auch mal die Verhältnismäßigkeit betrachten.
In welcher Liga gespielt wurde, was für eine Infrastruktur man am
Stadion vortrifft und wie dann die Gestaltung der Preise war. Andere
Vereine haben uns in der letzten Saison definitiv gezeigt wie
Gastfreundschaft auszusehen hat. Der VfB Hüls gilt hier sicherlich
als eines der positiven Beispiele. Auch Schermbeck und Homberg ist da
ganz klar positiv zu erwähnen. Was natürlich auch unsere
Verantwortlichen mal zum nachdenken anregen sollte. Zumal man sich
vor Jahren doch den Titel „Fanfreundlichstes Stadion“ auf die
Fahne geschrieben hatte. Wenn wir dann Berichte von Gästefans zu
Ohren bekommen, wie diese im Gästesektor behandelt werden, dann ist
das nicht ohne. Da wäre in unserer Szene der Aufschrei sicherlich
sehr groß. Das ist definitiv noch ein Punkt an dem gearbeitet werden
muss.
Jawattdenn.de: Thema Pyrotechnik - Der DFB hat sich zum
Thema Pyrotechnik klar geäußert. Wie geht’s mit der Kampagne
weiter?
Stephan: Die Leute, die sich für das Thema
interessieren, werden sicherlich up to date sein. Die Kampagne musste
natürlich einen herben Dämpfer hinnehmen, durch die aktuellen
Statements von Seiten des DFB. Der DFB hat dabei sicherlich auch
einige Böcke geschossen. Ich kann aber ganz klar sagen: Das Pulver
seitens der Kampagne ist noch nicht verschossen! Es wird definitiv
weitere Aktionen geben und hoffentlich positive
Entwicklungen.
Jawattdenn.de: Wart ihr auf dem Fankongress in
Berlin vertreten?
Biersa: Wir persönlich waren leider
verhindert und waren nicht vor Ort.
Stephan: Der Austausch in
der Szene ist nichtsdestotrotz vorhanden und man hält sich
gegenseitig immer auf dem Laufenden was solche Themen
angeht.
Jawattdenn.de: Wir bedanken uns bei euch beiden, für
dieses ausführliche Interview!
Das Interview führten Dominik Bardt und Marcel Rotzoll