21.02.2012

Interview Ultras Essen Teil II

Jawattdenn.de: Unter Nico Schäfer war der Kontakt zwischen euch und dem Verein doch sehr gut. Wie hat sich der Kontakt denn unter der neuen Führung mit Doc Welling entwickelt?

Stephan: Ich würde sagen, dass der Kontakt gleichbleibend gut geblieben ist. Wobei wir natürlich in der Zeit vor Michael Welling das Netz mit den Basisleuten wie zum Beispiel Jaritz und Jamro eh schon etwas dichter gestrickt haben. Als Stichwort kann man hier ganz klar die Zusammenarbeit im Bereich der Fanartikel wie zum Beispiel T-Shirts nennen. Aber auch Dr. Welling ist sehr früh zu Beginn seiner Amtszeit offen auf uns zugekommen, hat auch keine Scheu gehabt sich bei seinem ersten Heimspiel am Stand blicken zu lassen, sich vorzustellen und direkt das Gespräch mit uns zu suchen. Das haben wir auch gerne und vor allem dankend angenommen. Von daher würde ich sagen, die Kommunikation klappt sehr gut.

Zu erwähnen wäre, dass wir gruppenintern die Personalie Welling natürlich immer mal wieder heiß oder auch mal weniger heiß diskutieren, je nach dem was grad so anliegt.

Biersa: Um das auch noch einmal zu verdeutlichen. Auch mit dem Fanprojekt läuft es gut. Wir haben einen guten Draht und eine gute Kommunikation untereinander. Da gibt es auch wenige Hindernisse wenn wir beispielsweise Choreos planen.

Stephan: Gerade hier haben wir für viele Dinge einen kurzen Dienstweg und wissen an wen wir uns wenden müssen. Dementsprechend wissen die Leute auch schon was wir wollen, brauchen und wie unsere Vorstellungen sind. In erster Linie ist das Fanprojekt schon am nahesten an uns dran, auch wenn es nicht voll zum Verein gehört. Von daher müsste man es eigentlich ein bisschen abgrenzen und gesondert betrachten. Wenn wir aber über zehn Jahre Ultras Essen sprechen, dann darf man auch nicht verschweigen das wir sicherlich nicht an der Stelle wären an der wir jetzt sind, wenn es das Fanprojekt in Essen nicht geben würde. Das haben wir ja zuletzt mit der Gratulation zum fünfzehnjährigen Bestehen auf der Tribüne auch noch einmal ordentlich dargestellt.

Jawattdenn.de: Was haltet ihr denn überhaupt von so Plattformen wie
www.ultras.ws?

Biersa (lacht): Ich beteilige mich da jetzt nicht an irgendwelchen Diskussionen, Spekulationen oder irgendwelchen aberwitzigen Geschichten, aber so was wird es immer geben.

Stephan: Ein bisschen ist es ja wie mit der BILD Zeitung. Keiner kauft und ließt sie, aber jeder weiß was drin steht. Jeder hat sicherlich schon mal da reingeguckt, aber die wenigsten sind da glaube ich angemeldet. Wenn man aber mal einen Blick in die Essen Threads wirft, dann sieht man, dass dort relativ wenige Essener über uns diskutieren. Das zeigt uns, dass die Kommunikation innerhalb der Szene sehr gut ist, dass man auch mit den anderen Fanclubs sehr gut vernetzt ist und dass die Leute aus der eigenen Szene es gar nicht nötig haben, sich über so eine Plattform über uns auszutauschen. Da leisten wir schon sehr gute Arbeit. Und über die zwei, drei Leute die da schreiben können wir getrost hinweg sehen. Es gibt genügend andere Kontaktmöglichkeiten uns anderweitig anzusprechen. Sei es per E-Mail oder direkt bei uns am Stand.

Jawattdenn.de: Plant ihr einen Relaunch eurer Homepage oder bleibt es eine reine Infopage?

Stephan: Aktuell ist kein Relaunch geplant. Natürlich gibt es immer mal wieder Zeiten wo ein bisschen mehr Beiträge zu finden sind oder auch mal etwas weniger. Zuletzt war das ganze ein bisschen einem Adminwechsel geschuldet. Dazu kommt noch, dass wir mit der Kurvennews auch noch andere Organe haben, mit denen wir uns Gehör verschaffen.

Jawattdenn.de: Kommen wir doch mal auf das neue Stadion zu sprechen. Verfolgt ihr den Neubau und wie steht ihr dazu?

Biersa: Ich sehe das natürlich wie viele andere mit gemischten Gefühlen. Einerseits möchte man schon gerne in der alten Heimat bleiben. Aber wenn man realistisch ist, dann weiß man natürlich dass das unmöglich ist. Dementsprechend positiv sehe ich den Stadionneubau. Mit den Bauplänen habe ich mich nicht beschäftigt und bin da auch nicht so neugierig.

Jawattdenn.de: Wurden mit euch denn auch Gespräche geführt? Gerade im Hinblick auf den eigenen Bereich?

Stephan: Im Vorfeld sind schon Gespräche mit uns geführt worden, wobei ich dazu sagen möchte dass diese nicht unbedingt großartig über den Rahmen hinausgingen wie beim Fantreffen zum Stadionneubau. Das ist im Vorfeld Seitens der Bauherren komplett versäumt worden. Die Stadt versteckte sich da hinter der Aussage, ein Stadion für diverse Vereine zu bauen, bzw. dem Geldmangel.

Wir haben ja sehr viele Ideen bei dem Fantreffen eingebracht und haben uns im Vorfeld sehr genaue Gedanken dazu gemacht, was wir uns wünschen und auch als machbar in der Umsetzung erachten. In konkrete gestalterische Maßnahmen sind wir bisher jedoch noch nicht einbezogen worden. Dafür ist es aktuell wahrscheinlich einfach noch zu früh. Bei den baulichen Gegebenheiten ist es leider relativ unglücklich gelaufen, dass die Tribüne so wie sie geplant ist - mit einem Mundloch direkt mittig auf der Tribüne, hinter dem Tor - nicht unbedingt den Support fördert. Dort siedelt sich in den meisten Fällen nun mal der „Supporthaufen“ an. Wie es sich dann aber letztendlich im neuen Stadion zusammenfindet muss man einfach mal sehen. Ich denke aber dass man da seitens des Vereins noch einmal auf uns zukommen wird. Notfalls würden wir den ersten Schritt machen. Dafür muss der Rohbau jedoch erstmal fertig gestellt werden.

Jawattdenn.de: Zuletzt ist das Thema zum Erhalt der Haupttribüne vermehrt aufgekocht. Wie steht ihr zu dieser Debatte?

Stephan: Wenn man das Stichwort „Kulturschützer“ nimmt, ohne das jetzt mal an einer Person festzumachen und das alte Stadion dem Erdboden gleich macht, wie viel bleibt dann noch von einer Kultur die man schützen möchte? Rot-Weiss Essen ist leider nicht unbedingt wie ein Bundesligaverein, über den es tonnenweise Bild- und Fotomaterial et cetera aus den letzten Jahrzehnten gibt. Das beschränkt sich alles doch schon auf einen überschaubaren Rahmen. Die Bücher die Karsten Kiepert vor kurzem über die 70ziger oder die Bundesligazeiten herausgebracht hat, sind natürlich auch wichtige Biografiearbeit die bei einem Tradionsverein auch einfach geleistet werden muss. Und das ist leider lange Jahre auf der Strecke geblieben. Von daher gebührt Karsten Kiepert an dieser Stelle auch höchster Respekt, dass er sich genau an dieses Thema heran begibt. Da steckt sicherlich jede Menge Arbeit dahinter.

Tradition soll auch in Zukunft nicht nur aus irgendwelchen durchgeführten Marketingaktionen bestehen sondern sollte auch möglichst in irgend einer Art und Weise greifbar sein.

Biersa: Um aber noch einmal auf die Haupttribüne zurückzukommen. Natürlich wäre es schön wenn die Tribüne zum Beispiel als Anlaufpunkt erhalten werden könnte. Ich sehe zum Beispiel auch den Erhalt eines Flutlichtmasten im Moment als realistisch an.

Stephan: In meinen Augen ist der Erhalt eines Flutlichtmasten das Mindeste was passieren muss. Das ist das absolute Minimum! Man kann über die Kosten der Haupttribüne diskutieren wie man möchte – auch da gibt es diverse Meinungen, aber vielleicht muss man sich auch einfach mal hohe Ziele setzen, wenn man was erreichen möchte. Und ich denke auch, dass bei diesen Themen z.B. ein Jörg Lawrenz sehr gute und wichtige Arbeit leistet. Auch wenn er mit seinen Ideen nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt, bin ich trotzdem der Auffassung das solche Meinungen enorm wichtig und unterstützenswert sind, was wir ja auch tun.

Jawattdenn.de: Passend zum 10jährigen Ultras Essen Jubiläum wird in diesem Sommer auch das Georg-Melches Stadion verabschiedet. Plant ihr hierzu eine würdevolle Verabschiedung?

Stephan: Die Planungen sind selbstverständlich schon angelaufen. Ähnlich wie bei unserem Jubiläum wollen wir hierzu aber noch keine Details verraten. Das wird sicherlich für jeden aus der rot-weissen Szene ein emotionaler Moment, den auch jeder für sich anders wahrnehmen und zelebrieren möchte. Und wir wollen und werden auch auf unsere Art und Weise Abschied vom Stadion nehmen. Zu den allgemeinen Planungen der Verabschiedungsaktionen des Georg-Melches Stadions möchten wir uns auch nicht großartig einschränken müssen. Was natürlich voraussetzt das ein gewisser finanzieller Spielraum vorhanden ist. Deswegen möchte ich die Chance schon einmal nutzen und ankündigen, dass es diverse Auktionen geben wird, wo der Erlös in den Abschied des Georg-Melches Stadion fließt. In naher Zukunft wird es hierzu sicherlich schon einige Hinweise in unseren Medien dazu geben. Ansonsten freuen wir uns selbstverständlich auch über die üblichen Spenden.

Jawattdenn.de: Ist der Verein in diesem Zusammenhang an euch rangetreten, um eventuell gemeinsam Ideen umzusetzen?

Stephan: Bei dem Fantreffen und auch in persönlichen Gesprächen haben wir ganz deutlich unsere Bereitschaft signalisiert, inwieweit wir uns vorstellen könnten in die Organisation eventueller Festlichkeiten einbezogen zu werden. Ich gehe stark davon aus, dass wir hierzu in Kürze auch noch Gespräche führen werden.

Jawattdenn.de: Wisst ihr schon wo ihr im neuen Stadion stehen werdet?

Biersa: Nein, noch gar nicht. Da ist auch noch nicht drüber gesprochen worden.

Stephan: Sowas kann man im Vorfeld auch noch gar nicht richtig sagen. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht gleich am ersten Spieltag entscheiden. Man muss sich erst einmal umsehen, wie die baulichen Begebenheiten sind und wie die Gewohnheiten sind. Das wird sich alles mit der Zeit entwickeln.

Jawattdenn.de: Seht ihr Probleme im neuen Stadion was den Platz für Zaunfahnen angeht?

Stephan: Auch das bleibt abzuwarten. Hier wird sich zeigen müssen inwieweit der Verein bereit ist das Kulturgut einer Fanszene zu schützen. Passend zu diesem Thema möchte ich aber gerne noch sagen, dass ich es persönlich toll finde wenn so viele Leute ihre Fahnen mit zum Stadion oder zu den Auswärtsspielen mitbringen. In Mainz hingen beispielsweise zwei neue Exemplare in unserem Block. 0815 Essen-Horst hat eine komplett neue Zaunfahne. Und auch die Stauder-Kommilitonen haben eine neue Fahne mitgebracht. Und wenn eine neue Zaunfahne das Stadionlicht erblickt, dann fällt uns so was natürlich sofort auf. Wenn es nach mir geht, könnten das ruhig noch mehr werden. Lasst die Fahnen nicht im Keller verrotten, sondern bringt sie einfach mit. ABER: Es ist ganz wichtig dass die Leute dann auch auf ihre Klamotten aufpassen und besonders Acht geben. Gerade auch bei den An- und Abreisewegen.

Jawattdenn.de: Besteht derzeit eigentlich noch eine Fanfreundschaft zu Chemnitz?

Stephan: Zwischen den Ultras aus Chemnitz und uns besteht in der Weise keine offizielle Fanfreundschaft. Es ist vielmehr so, dass es dorthin sehr gute Einzelkontakt gibt die regelmäßig gepflegt werden und jedoch komplett ohne Zwang getragen werden. Man freut sich immer wenn man sich sieht und wir tauschen uns auch in regelmäßiger Häufigkeit über die neuen Medien aus. Es ist aber nicht so das bei uns irgendwo eine Chemnitz Fahne hängen muss oder umgekehrt. Das empfinden beide Seiten als sehr angenehm und so werden wir es auch beibehalten. Jeder Chemnitzer ist ein gern gesehener Gast.

Jawattdenn.de: Seit noch relativ kurzer Zeit besteht ein sehr guter Kontakt zu den „Fanatics“ von Austria Wien. Wie ist es hierzu gekommen und wie hat es sich entwickelt?

Stephan: Der Kontakt ist über die jüngeren C Leute zustande gekommen. Man hatte sich bei Feierlichkeiten kennengelernt und hat am Tag danach zusammen das Spiel in Bonn bereist. So kamen wir das erste Mal ins Gespräch, haben uns ein bisschen beschnuppert und nach regem E-Mailaustausch wurden wir dann auch einmal nach Wien eingeladen. Dieses Angebot hat eine gute Hand voll Leute von uns wahrgenommen. Es war erst einmal eine Fahrt ins Ungewisse, denn ehrlich gesagt konnten wir nicht einschätzen was uns dort erwartet. Aber wir wurden sehr freundlich von der Austria und vor allem von den Fanatics aufgenommen. Daraufhin haben sich die Kontakte nach und nach ausgeweitet, regelmäßigere Besuche folgten und mittlerweile sind einige gute Freundschaften entstanden. Die Sache wird von beiden Gruppen sehr intensiv gelebt und so haben wir zusammen bereits viel erleben können. Außerdem gibt es im Ausland für uns jede Menge zu entdecken und zu lernen. Wir lieben es!

Jawattdenn.de: Wie haben die Bremer darauf reagiert?

Stephan: Für die traditionelle Essener Fanszene ist es nach siebenundzwanzig Jahren Fanfreundschaft mit Werder sicherlich eine ganz andere Herangehensweise. Die jungen Leute in unserem Alter sind mit dieser Freundschaft quasi aufgewachsen. Diese Freundschaft wird von jedem akzeptiert. Vom einen mehr gelebt, vom anderen weniger. Trotzdem wurde die Freundschaft noch nie von irgendjemandem in Frage gestellt. Und da ist auch der Unterschied zur Freundschaft nach Wien. Das Ganze mit Wien ist mehr eine Gruppenfreundschaft. Quasi unser eigenes Ding. Um aber auf die Ursprungsfrage zurückzukommen. Natürlich haben die Kollegen aus Bremen das anfangs mit einem gewissen Argwohn betrachtet. Aber gerade in Bremen wo es auch sehr sehr viel Gruppen mit eigenen Kontakten und Freundschaft gibt, geht man damit doch etwas toleranter um. Sicherlich gab es hier und da mal Diskussionen, weil die Bremer mit Graz in Kontakt stehen. Doch im Endeffekt es ja auch irgendwo unsere Sache.

Jawattdenn.de: Letztes Thema – Stichwort Gewaltbereitschaft! Ultras werden oftmals mit Gewalt in Verbindung gebracht. Zuletzt gab es hierzu auch einige Dokumentationen im Fernsehen, wo weitestgehend von „gewaltbereiten Ultras“ die Rede war. Wie seht ihr die allgemeine Entwicklung in der Medienwelt?

Biersa: Zuerst einmal muss man sagen, dass die Medien jetzt erkannt haben, dass Ultra mehr ist als bloß ins Stadion gehen, Fähnchen malen und ein bisschen singen, sondern dass es mittlerweile zur Jugend-Subkultur geworden ist. Dazukommt, dass es über den Hooligan eigentlich nichts mehr zu berichten gibt, weil halt in den Stadien selber nichts mehr passiert. Da fallen die Ultras alleine schon aufgrund des Auftretens und vom herausstechen aus der Masse deutlich ins Bild. Das passt einigen Medien dann natürlich ins Konzept. Denn wenn man was zu schreiben hat, ist das immer schön. In letzter Zeit wurden die Berichte – auch wenn immer mal wieder zwei, drei etwas positiver ausfallen – jedoch deutlich negativer.

Stephan: Alles in allem muss man der Presse ganz klar einseitige Berichterstattung vorwerfen. Dort wird selten das Geschriebene in einem Polizeibericht hinterfragt, wie es wirklich zustande gekommen ist oder wie die Umstände der Situation waren. Oder wenn durch die Polizeipresse gewisse Dinge schön geredet werden, hebt die Presse dies eher heraus als alles andere. Es gibt sicherlich einzelne Berichte die schon etwas näher an der Realität sind oder wo man merkt, dass der Verfasser sich mit dem Thema genauer auseinander gesetzt hat. Das ist jedoch eher die Seltenheit. Das meiste spielt sich auf BILD-Zeitung Niveau ab.

Jawattdenn.de: Schaden so Vorkommnisse und Aktionen wie zuletzt von Dresden in Dortmund oder von Rostock allgemein eurer Szene?

Stephan: Na klar. Man sieht es doch deutlich an dem Aufgebot der Polizei, wie zuletzt nach dem Schweinske-Cup in Hamburg. Kurz danach hatten wir hier den DERBY CUP und das Aufgebot der Polizei war doch wesentlich größer als es eigentlich notwendig gewesen wäre. Wir nehmen das natürlich genauso wahr. Auch die jungen Leute aus unseren Reihen kommen selbstverständlich immer mehr in Erklärungsnot gegenüber ihren Eltern.

Jawattdenn.de: Sind denn schon einmal Eltern auf euch zugekommen?

Stephan: Ja, definitiv! Es sind Eltern auf uns zugekommen die nach genau solchen Berichterstattungen mit uns das Gespräch gesucht haben und sich ein genaueres Bild darüber verschaffen wollten, was bei uns so passiert. Bislang konnten wir jedoch alle Fragen gut beantworten und Aufklärungsarbeit leisten.

Jawattdenn.de: Was haltet ihr von den Strafen (Stadionverbote, Geisterspiele, Ausschluss der Gästefans etc.) die in diesem Zuge vom DFB ausgesprochen und verhängt werden? Wie würdet ihr damit umgehen, wenn Essener bei einem Auswärtsspiel ausgeschlossen werden?

Stephan: Einen Masterplan gibt es dafür natürlich nicht. Wir würden uns sicherlich was überlegen, wie man gezielt mit dieser Situation umgeht. In umgekehrter Denkweise stand bei uns im letzten Jahr zum Beispiel schon mal im Raum ein Spiel wegen zu hoher Eintrittspreise zu boykottieren. Da muss man sich dann auch einen Plan B überlegen, was man der aktiven Fanszene anbieten kann. Ohne direkten Vorfall ist es aber schwer dazu Stellung zu nehmen.

Jawattdenn.de: Ein „halber“ Vorfall war in Speldorf. Dort fand doch quasi ein kleiner Boykott statt?

Stephan: In Speldorf muss man auch mal die Verhältnismäßigkeit betrachten. In welcher Liga gespielt wurde, was für eine Infrastruktur man am Stadion vortrifft und wie dann die Gestaltung der Preise war. Andere Vereine haben uns in der letzten Saison definitiv gezeigt wie Gastfreundschaft auszusehen hat. Der VfB Hüls gilt hier sicherlich als eines der positiven Beispiele. Auch Schermbeck und Homberg ist da ganz klar positiv zu erwähnen. Was natürlich auch unsere Verantwortlichen mal zum nachdenken anregen sollte. Zumal man sich vor Jahren doch den Titel „Fanfreundlichstes Stadion“ auf die Fahne geschrieben hatte. Wenn wir dann Berichte von Gästefans zu Ohren bekommen, wie diese im Gästesektor behandelt werden, dann ist das nicht ohne. Da wäre in unserer Szene der Aufschrei sicherlich sehr groß. Das ist definitiv noch ein Punkt an dem gearbeitet werden muss.

Jawattdenn.de: Thema Pyrotechnik - Der DFB hat sich zum Thema Pyrotechnik klar geäußert. Wie geht’s mit der Kampagne weiter?

Stephan: Die Leute, die sich für das Thema interessieren, werden sicherlich up to date sein. Die Kampagne musste natürlich einen herben Dämpfer hinnehmen, durch die aktuellen Statements von Seiten des DFB. Der DFB hat dabei sicherlich auch einige Böcke geschossen. Ich kann aber ganz klar sagen: Das Pulver seitens der Kampagne ist noch nicht verschossen! Es wird definitiv weitere Aktionen geben und hoffentlich positive Entwicklungen.

Jawattdenn.de: Wart ihr auf dem Fankongress in Berlin vertreten?

Biersa: Wir persönlich waren leider verhindert und waren nicht vor Ort.

Stephan: Der Austausch in der Szene ist nichtsdestotrotz vorhanden und man hält sich gegenseitig immer auf dem Laufenden was solche Themen angeht.

Jawattdenn.de: Wir bedanken uns bei euch beiden, für dieses ausführliche Interview!

 

Das Interview führten Dominik Bardt und Marcel Rotzoll