Interview Ultras Essen
10 Jahre Ultras Essen, Umzug ins neue Stadion. Viel steht in diesem Jahr für die Ultras an. Nach 3 1/2 Jahren ist es mal wieder Zeit, ein ausführliches Interview mit der Gruppe zu führen. Dafür standen Stephan und Biersa bereitwillig Rede und Antwort.
Jawattdenn.de:
Das letzte Interview mit euch ist nun schon dreieinhalb Jahre her.
Wie hat sich die Szene bzw. Ultras Essen in der Zeit
entwickelt?
Biersa: Ich würde sagen, wir sind auf jedenfall
ein stückweit erwachsener geworden.
Stephan: Dreieinhalb
Jahre? Wahnsinn! Dreieinhalb Jahre sind ja im Fußball eine ziemlich
lange Zeit, weil so ein Saisonverlauf sehr schnelllebig sein kann.
Wie Biersa schon sagte, ist die Gruppe auf jedenfall erwachsener
geworden und hat sich weiterentwickelt. Wir haben mit unseren eigenen
Räumlichkeiten einen großen Schritt in die Selbständigkeit gewagt,
der dann auch gleichzeitig der größte Stein des Anstoßes für
viele weitere Entwicklungen war.
Jawattdenn.de: Wie lange habt ihr jetzt eure eigenen Räumlichkeiten?
Stephan:
Seit Juni 2009.
Jawattdenn.de: Gibt es denn viel Zulauf aus
der Jugend?
Stephan: Der Zulauf aus der Jugend ist
erstaunlicher Weise ungebrochen. Es melden sich immer noch regelmäßig
neue junge Leute an. Auch der sportliche Niedergang von Rot-Weiss hat
daran nicht viel geändert. Sicherlich sind auch einige dabei die das
Interesse schnell wieder verlieren. Natürlich merkt man auch, dass
sich in einer Zweitligasaison viel mehr Leute anmelden als jetzt in
der Regionalliga. Aber der Zuwachs von jungen Leuten ist immer noch
da. Leider plagen auch uns, wie man es auch aus anderen Szenen hier
und da mal hört Sorgen, welches die Nachhaltigkeit mancher
Jugendlicher betrifft. Wenn es von den Posereien oder der Prahlerei
gegenüber Freunden und Schulkollegen darum geht mal jenseits vom
Fahnenschwenken was zu leisten, wird’s anscheinend manchem zu
anstrengend oder auch mal zu ungemütlich. Eine Begleiterscheinung,
mit der wir uns aber leider auf gewisser Weise arrangieren müssen.
Schliesslich machen wir es jungen Leuten momentan so einfach wie nie
Anschluss an eine Gruppe zu erlangen. Wenn man bedenkt, wie man sich
selbst früher an einen Fanclub oder Freundeskreis in einem der
Fanblöcke ranarbeiten musste um irgendwann mal anerkannt und
akzeptiert zu werden steht das in einem starken Gegensatz zur
heutigen Zeit. Dass da für manch Einen der Ultragedanke nur eine
Modeerscheinung ist muss auf den ersten Blick billigend in Kauf
genommen werden. Die Gruppe reinigt sich aber regelmässig durch die
verschiedensten Mechanismen selbst von solchen Leuten. Leider ist das
auch ein ermüdender Prozess, für Leute die in ihrer Art und Weise
der Auffassung von Fansein stark gefestigt sind. Eine Situation an
der die heutige Gesellschaft sicherlich nicht ganz unschuldig ist,
Stichworte Werteverfall und Konsumgesellschaft. Wir für unseren Teil
arbeiten dran.
Jawattdenn.de: Galt die Menge an Zuwachs auch
im letzten Jahr, zum Anfang der Saison als der Niedergang von
Rot-Weiss zum greifen nah war?
Biersa: Ja das auf jedenfall.
Da waren es sogar erstaunlich viele neue Leute.
Stephan: Dazu
muss man sagen, dass sich die jungen Leute in der vorletzten Saison
nur in der Hinrunde bei uns anmelden konnten. Damit wollten wir auch
sehen wie groß der Hunger bei den Jungs ist, ob sie wirklich bei der
Stange bleiben und sie so lange ausharren können, bis sie sich mit
Beginn der neuen Hinrunde wieder anmelden konnten. Und demzufolge
hatten wir am 1.Spieltag der letzten Saison etliche Neuanmeldungen.
Das war schon ein bisschen überraschend, zumal wirklich niemand
sagen konnte, was uns an dem besagten 1.Spieltag am Stadion erwarten
würde. Ob nun die üblichen paar Hundert Verdächtigen oder die
„Allesfahrer“ vor dem Stadion stehen und sich die Grottenkicks
ansehen oder ob es ein einigermaßen volles Haus sein wird, war zudem
Zeitpunkt noch völlig offen. Und dann kommen zum Spiel gegen Homberg
tatsächlich über 6.200 Zuschauer. Das war schon
klasse.
Jawattdenn.de: Wie ist so die Quote von den Leuten die
bleiben?
Stephan: Das kann man schwer sagen und ist auch immer
ganz unterschiedlich. Das kann man auch nicht an geburtenstarken
Jahrgängen oder ähnlichem festmachen. Es sind auch nicht immer nur
Jugendliche die neu hinzustoßen.
Jawattdenn.de: Und in diesem
Jahr feiert ihr euer 10jähriges Jubiläum. Wann ist
Jubiläum?
Biersa: Richtig. Das zehnte Jahr ist bereits
angebrochen. Geburtstag ist dann am 01.07.
Jawattdenn.de: Könnt ihr uns denn schon mal einen kleinen Einblick in die Planungen
geben oder ist alles strengstens geheim?
Biersa u. Stephan
(lachen): Lasst euch überraschen.
Stephan: Geplant ist viel.
Es sind schon jede Menge Arbeiten angelaufen und zum Teil auch
abgeschlossen. Ich denke, dass wir in Kürze schon einige Sachen im
Stadion präsentieren werden. Die allgemeinen Stadionbesucher werden
bald schon die ersten Anzeichen zu unserem zehnjährigen Bestehen zu
Gesicht bekommen.
Biersa: Ihr könnt euch ganz sicher sein und
davon ausgehen, dass es ordentlich zelebriert wird mit allem was dazu
gehört. Auch über das Jahr verteilt.
Stephan: Es sind ja
auch schon ein paar Trailer rausgekommen. Einige haben es
wahrscheinlich schon gesehen. „Projekt 2012“ taucht darin immer
wieder auf und da kann ich versprechen, dass noch einiges folgen
wird.
Jawattdenn.de: Wir haben ja im letzten Jahr ein
Interview mit den szenekundigen Beamten gemacht. Die haben uns
gesagt, dass es in der Vorsaison Gespräche mit euch gegeben hat. Gab
es die in dieser Saison auch?
Stephan: Nein!
Jawattdenn.de: Darf man fragen warum?
Stephan: Die Antwort ist eigentlich
ganz einfach. Es entspricht nicht dem Gruppenkonsens aktuell mit den
Herren ins ausführliche Gespräch zu treten. Dafür stehen im Moment
einfach zu viele Sachen im Wege um hier ergebnisorientierte Gespräch
führen zu können.
Jawattdenn.de: Wie viele Stadionverbote
habt ihr momentan?
Stephan: Aktuell ist die Gruppe von drei
Stadionverboten betroffen.
Biersa: Im Umfeld gibt es noch
einige die dazukommen. Aber es hält sich in Grenzen.
Jawattdenn.de: Beim Spiel gegen Lotte gab es den Böllerwurf mit anschließender
„Sicherstellung“ der Täter. Dies wurde auch medial mehrfach
positiv erwähnt. Gab es aus der Ultra-Szene Reaktionen dazu? Positiv
als auch negativ?
Biersa: Gruppenintern waren wir uns
natürlich schon alle einig, dass es ein Unding ist und das so etwas
nicht geht. Aber ich würde uns jetzt ehrlich gesagt auch nicht
gänzlich davon freisprechen, dass bei uns nicht auch schon mal ein
Böller gezündet wurde. Ich hoffe mal, dass sich das in nächster
Zeit ändern wird. Mir war jedoch das ganze Drumherum in dem
Augenblick eigentlich schon viel zu viel. Das war ja eine ganze Masse
die dann auf einmal umher wirbelte und man wusste nachher gar nicht
mehr wer jetzt überhaupt gezündet hatte. Das hat mir nicht so
gefallen. Das hätte vielleicht alles ein bisschen sachlicher
ablaufen können. Aber zum Thema „Böller“ ist von unserer Seite
eigentlich auch alles gesagt. Wir verhalten uns da sehr
Kampagnenkonform und wollen Böllerwürfe eigentlich nicht.
Stephan:
Gezielt zu dieser Aktion bin ich der Meinung, man hätte den Täter
im Idealfall nicht sofort den Ordnungskräften übergeben müssen.
Ich denke so etwas kann eine Fankurve auch in gewisser Weise selber
regulieren und solchen Leuten klar machen, dass sie so etwas nicht zu
machen haben.
Biersa: Positiv war auf jeden Fall das die Fans
zusammengehalten haben. Egal ob jetzt Ultra oder der normale
Stadiongänger. Das war schon ein Zeichen das wir alle zusammen
stehen und das wir alle gegen diese Böllerei im Stadion
sind.
Jawattdenn.de: Zuletzt habt ihr immer wieder vermehrt
versucht neue Lieder im Stadion zu präsentieren und anzustimmen. Mal
ganz allgemein gefragt. Wie entwickelt ihr die Lieder? Gibt es einen
oder mehrere „Songwriter“?
Biersa: Das ist ganz
unterschiedlich. Einen Songwriter gibt es nicht. Es gibt schon fünf,
sechs Leute die da besonders kreativ sind und die sich daran
auslassen. Aber das meiste entsteht eigentlich ganz spontan. Irgendwo
schnappt man immer mal einen Song auf, ob jetzt im Radio oder auf
einer Busfahrt, dann schreiben sich ein paar Leute mal was auf und
versuchen das Ganze in irgendeiner Form
weiterzuentwickeln.
Jawattdenn.de: Wie geht es dann weiter?
Kommuniziert ihr die neuen Texte dann bei euch intern, sodass die
breite Masse im Stadion zumindest schon mal den Text kann und der
Song sich so ausbreiten kann und auf die anderen Fans
übergeht?
Biersa (lacht): So sollte es im Optimalfall
sein.
Stephan: Genau! Es gibt natürlich Lieder da geht das
Ruckzuck. Da kommt jemand mit einem interessanten Text oder einer
interessanten Melodie um die Ecke und innerhalb von einer halben
Stunde entsteht ein brauchbares Lied. Manchmal ist es aber auch so,
dass gewisse Ideen erst über Monate reifen bis sie dann
Stadiontauglich sind.
Biersa: Oft werden auch Texte erstmal
verworfen und irgendwann wieder rausgekramt. Das ist auch schon alles
vorgekommen. Wenn ich alleine an „…und wir ficken eure Mütter in
den Arsch…“ denke, das ist bestimmt schon zehn Jahre alt und
jetzt kommt es erst richtig raus.
Jawattdenn.de: Wie seid ihr
denn mit der Annahme der neuen Lieder zufrieden? Ihr versucht ja
schon fast in jedem Spiel mal was Neues reinzuwerfen?
Biersa:
Allgemein hat sich die Akzeptanz schon verbessert. Wenn man mal
überlegt…so vor ein paar Jahren, da sah das noch alles ganz anders
aus. Selbst beim letzten Interview vor dreieinhalb Jahren war die
Akzeptanz nicht so wie sie es jetzt ist. Das mal über das ein oder
andere gemeckert wird ist doch normal. Das wird sich auch nie
ändern.
Stephan: Das einfache Lieder mit einfachen Texten
besser und schneller angenommen werden, liegt doch in der Logik der
Sache. Wichtig ist, dass es vor allem auswärts funktioniert und das
wir es dann zuhause mit der Hilfe der „Allesfahrer“ – die das
Lied dann schon kennen und akzeptiert haben – weiter über die
Tribüne tragen können.
Jawattdenn.de: Bekommt man das
Gemecker von den Leuten die nicht mitmachen wollen oder genervt sind
mit?
Stephan: Man kann es schon etwas an Mimik und Gestik
ausmachen, aber wenn man natürlich selbst im Support aufgeht und
mitten im Pulk steht, dann bekommt man das nicht unbedingt
mit.
Biersa: Ich blende das mittlerweile auch aus. Die Leute
wissen wie sie mich erreichen. Warum soll ich mich darüber ärgern,
wenn sie keinen Bock haben? Ich finde es zwar schade, aber es ist
nicht zu ändern.
Stephan: Wie Biersa schon sagte: Leute die
meckern gibt es immer. Leute die einer verklärten Vergangenheit
hinterher hängen die wird es wahrscheinlich auch immer geben. Und
auch Leute die gerne einen alten Gassenhauer hören möchten, die
erste Zeile anstimmen, warten bis der Mob mitsingt, dann aufhören
und sich erstmal freuen…die wird es vermutlich auch immer geben.
Und man merkt es ja teilweise, dass wir dann nicht unbedingt immer in
jedes Lied mit einstimmen. Obwohl wir uns natürlich schon auf die
Fahne geschrieben haben, Lieder auch aus der Masse aufzunehmen und im
Block zu verbreiten. Sicherlich kann es auch vorkommen, dass man
nicht immer alles sofort hört. Wenn irgendwo auf dem linken Teil der
Tribüne gesungen wird und rechts wird auch gesungen, ist es auch für
Biersa schwer das zu koordinieren. Wer hat jetzt zu erst angefangen?
Wer singt am lautesten? So etwas lässt sich bei der Masse aber auch
nicht vermeiden.
Biersa: Das Gemecker in unserem Umkreis ist
aber ehrlich gesagt schon deutlich weniger geworden. Bei den Leuten
die im Bereich um Block P jetzt zuhause stehen, kann man von gut 90 %
sprechen die sich am Support beteiligen – egal bei welchem Lied.
Selbst der älteste Rentner geht mit in die Knie, wenn es heißt
„jetzt mal alle hinsetzen“. Klar hast du immer wieder Grüppchen
dabei, die jedes zweite Wochenende vorbeikommen, sich einen reinhauen
und meinen heute singen wir mal ein bisschen scheiße.
Jawattdenn.de: Wir hatten ja vor geraumer Zeit mal diesen Nord-/Osttribünen
Konflikt mit diversen Diskussionen. Ohne jetzt kurz vor dem
Stadionwechsel diese Diskussion noch einmal neu anzuheizen, aber
bekommt ihr das überhaupt mit wenn die Nordtribüne versucht etwas
anzustimmen?
Biersa: Das ist ja genau das Problem. Wir
bekommen von der Nordtribüne kaum etwas mit. Meistens ist es so,
dass die Nordtribüne genau dann laut wird und versucht etwas
anzustimmen, wenn es bei uns mal etwas leiser ist. Zum Beispiel wenn
alle Leute die Arme hochnehmen oder auf eine Ansage warten. Das mag
natürlich alles Zufall sein, aber ansonsten kann ich die Nordtribüne
kaum wahrnehmen.
Stephan: Man muss es uns auch schon mal
nachsehen, dass wir vielleicht nicht immer alles mitbekommen. Das ist
dann keine pure Absicht.
Biersa: Ganz im Gegenteil. Ich freue
mich wenn alle Tribünen mitsingen. Das ist mir auch lieber als wenn
nur ein kleiner Teil der Osttribüne singt. Da gibt es für mich
jetzt keinen Grund da irgendetwas oder irgendjemanden auszublenden.
Aber leider kommt da einfach zu wenig.
Jawattdenn.de: Wie
zufrieden seid ihr mit den Auswärtsfahrten bzw. mit den
Auswärtsfahrer-Zahlen?
Biersa: Für unsere Verhältnisse
schon einigermaßen zufrieden. Wenn man jetzt mal der
Ligenzugehörigkeit Tribut zollt, ist das nicht schlecht. Dennoch
muss man auch sagen, dass in Essen noch deutlich mehr Potential
vorhanden ist. Es ist schade, dass auswärts teilweise nur im Umkreis
von 50 Kilometern mehr Fans anreisen und sobald es etwas weiter weg
geht, schon wieder einige zuhause bleiben. Das ist schon etwas
enttäuschend. Soweit sind die Reisen in dieser Liga nun auch nicht.
Wenn ich das mal so salopp sagen darf: Arsch hochkriegen und auch
wieder mehr auswärts mitfahren.
Stephan: Positiv zu erwähnen
ist dennoch, dass so Sachen wie die Busse von Radio Hafenstraße zu
einer Konstanten geworden sind, die es den Leuten regelmäßig
ermöglicht relativ kostengünstig auch zu den weiten Auswärtsspielen
zu reisen. Trotz alledem hat das letzte Auswärtsspiel in Mainz
gezeigt, dass da noch mehr geht.
Biersa: Eines ist mir in
diesem Zusammenhang allerdings noch wichtig zu sagen. Natürlich
sollte in erster Linie der Spaß und natürlich auch das trinken
nicht zu kurz kommen. Aber ob man sich bei einer zweistündigen
Anreise so übelst wegknallen muss, dass man nicht mal mehr Herr der
eigenen Muttersprache ist, das ist eigentlich nicht so schön. Das
wirft auch irgendwo immer ein schlechtes Licht auf alle Rot-Weiss
Essen Fans. Ich will hier nicht päpstlicher sein als der Papst, aber
man sollte schon davon absehen durch seinen übermäßigen
Alkoholkonsum sowohl sich als auch andere in Gefahr zu bringen. Egal
in welcher Form. Sowas kann auch immer eine Kettenreaktion auslösen.
Weniger trinken, mehr supporten!!!
Jawattdenn.de: Biersa, du
bist mittlerweile nicht mehr der einzige Vorsänger. Wie ist es dazu
gekommen?
Biersa: Das hat ganz logische Gründe. Ich werde
nicht jünger und muss natürlich auch sehen dass ich das alles
beruflich und privat auf eine Schiene bekomme. Dadurch kann ich auch
nicht immer bei allen Spielen mitfahren. Es ist halt wichtig für die
Gruppe und ich denke auch für den Support für Essen, dass da jemand
steht und die Stimmung koordiniert.
Jawattdenn.de: Wurde bei
euch intern darüber abgestimmt, wer der zweite Vorsänger wird oder
hat sich Daniel von alleine angeboten?
Stephan: Das ganze
passiert natürlich mit vollem Rückhalt aus der Gruppe. Es stellt
sich natürlich niemand von heute auf morgen dahin und sagt ich mach
das jetzt. Da muss schon die komplette Gruppe dahinter stehen. Und
das ist bei uns definitiv der Fall. Wir haben das im Vorfeld
selbstverständlich alles untereinander besprochen. Denn sonst würde
die Kurve ihn auch überhaupt nicht so annehmen. Jedem wird ja auch
bekannt sein, dass wir über die Jahre auch mal andere Kandidaten aus
unseren Reihen „ausprobiert“ haben und wir genau diese Proben
auch eine Zeit lang haben Ruhen lassen. Daniel brachte sich dann
irgendwann ein, was bei ihm auch einen gewissen Prozess
vorraussetzte.
Jawattdenn.de: Wie ist das Ganze denn
aufgenommen worden? Gab es Schwierigkeiten?
Biersa: Nicht an
der Person selbst. Eher daran das da jetzt noch ein Zweiter steht der
„versucht die Stimmung vorzudiktieren“. Aber das hat sich aus
meiner Sicht mittlerweile auch wieder gelegt.
Stephan:
Natürlich ist es nach längerer Zeit erstmal ein ganz anderes
Gesicht und ein ganz anderer Typ Mensch der da steht. Anfangs ist es
ja auch auf Gegenwehr gestoßen, dass überhaupt jemand den Zaun
betreten hat und neunzig Minuten von dort supportet.
Biersa
(lacht): Oh ja. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo
Feuerzeuge, Münzen oder Bierbecher geworfen wurden. Das hab ich
nicht vergessen. Vielen Dank noch mal dafür.
Jawattdenn.de: Bei den letzten Spielen ist immer wieder das Megafon zum Einsatz
gekommen. In der Vorsaison habt ihr darauf komplett verzichtet. Wieso
der Wandel?
Stephan: Richtig, in der Vorsaison haben wir
darauf verzichtet. Die Diskussion hierzu gibt es aber schon länger.
Wir haben uns erst kürzlich wieder dazu entschlossen das Megafon
einzusetzen. Der Aufhänger dafür war eigentlich das Hertha Spiel.
Bei einem ausverkauften Haus ist das natürlich noch mal eine ganz
andere Situation. Wir werden vor Ort trotzdem immer erstmal abwägen
wie viele Zuschauer in der Kurve sind und welche Stimmung generell
untereinander herrscht.
Biersa: Bei Heimspielen kann man
zukünftig jedoch davon ausgehen, dass es zum Einsatz kommt.
Mittlerweile ist es einfach zu groß um das ohne Megafon zu
bewältigen. Auswärts ist das schon noch was anderes. Da werden wir
es wahrscheinlich vorerst nicht so häufig zum Einsatz bringen. Da
ist es unnötig. Wenn du mit 300 Zuschauern im Südstadion stehst
brauchst du natürlich kein Megafon. Mal davon abgesehen, dass die
Reaktionen darauf eigentlich größtenteils positiv sind, ist es aber
auch für mich gesundheitlich ein weiter Schritt nach vorne. Es ist
schon ganz angenehm wenn man nach so einen Wochenende mal zwei Tage
kein Blut spucken muss. Zwar gibt es auch durchaus Stimmen aus
unserer Gruppe und dem Umfeld die der Meinung sind das die Fanszene
in Essen kein Megafon braucht, für mich ist es aber schon ein
Schritt der eingeschlagen werden muss. Auch mit Hinblick auf das neue
Stadion.