21.02.2012

Interview Ultras Essen

von Marcel Rotzoll

10 Jahre Ultras Essen, Umzug ins neue Stadion. Viel steht in diesem Jahr für die Ultras an. Nach 3 1/2 Jahren ist es mal wieder Zeit, ein ausführliches Interview mit der Gruppe zu führen. Dafür standen Stephan und Biersa bereitwillig Rede und Antwort.

Jawattdenn.de: Das letzte Interview mit euch ist nun schon dreieinhalb Jahre her. Wie hat sich die Szene bzw. Ultras Essen in der Zeit entwickelt?

Biersa: Ich würde sagen, wir sind auf jedenfall ein stückweit erwachsener geworden.

Stephan: Dreieinhalb Jahre? Wahnsinn! Dreieinhalb Jahre sind ja im Fußball eine ziemlich lange Zeit, weil so ein Saisonverlauf sehr schnelllebig sein kann. Wie Biersa schon sagte, ist die Gruppe auf jedenfall erwachsener geworden und hat sich weiterentwickelt. Wir haben mit unseren eigenen Räumlichkeiten einen großen Schritt in die Selbständigkeit gewagt, der dann auch gleichzeitig der größte Stein des Anstoßes für viele weitere Entwicklungen war.


Jawattdenn.de: Wie lange habt ihr jetzt eure eigenen Räumlichkeiten?

Stephan: Seit Juni 2009.

Jawattdenn.de: Gibt es denn viel Zulauf aus der Jugend?

Stephan: Der Zulauf aus der Jugend ist erstaunlicher Weise ungebrochen. Es melden sich immer noch regelmäßig neue junge Leute an. Auch der sportliche Niedergang von Rot-Weiss hat daran nicht viel geändert. Sicherlich sind auch einige dabei die das Interesse schnell wieder verlieren. Natürlich merkt man auch, dass sich in einer Zweitligasaison viel mehr Leute anmelden als jetzt in der Regionalliga. Aber der Zuwachs von jungen Leuten ist immer noch da. Leider plagen auch uns, wie man es auch aus anderen Szenen hier und da mal hört Sorgen, welches die Nachhaltigkeit mancher Jugendlicher betrifft. Wenn es von den Posereien oder der Prahlerei gegenüber Freunden und Schulkollegen darum geht mal jenseits vom Fahnenschwenken was zu leisten, wird’s anscheinend manchem zu anstrengend oder auch mal zu ungemütlich. Eine Begleiterscheinung, mit der wir uns aber leider auf gewisser Weise arrangieren müssen. Schliesslich machen wir es jungen Leuten momentan so einfach wie nie Anschluss an eine Gruppe zu erlangen. Wenn man bedenkt, wie man sich selbst früher an einen Fanclub oder Freundeskreis in einem der Fanblöcke ranarbeiten musste um irgendwann mal anerkannt und akzeptiert zu werden steht das in einem starken Gegensatz zur heutigen Zeit. Dass da für manch Einen der Ultragedanke nur eine Modeerscheinung ist muss auf den ersten Blick billigend in Kauf genommen werden. Die Gruppe reinigt sich aber regelmässig durch die verschiedensten Mechanismen selbst von solchen Leuten. Leider ist das auch ein ermüdender Prozess, für Leute die in ihrer Art und Weise der Auffassung von Fansein stark gefestigt sind. Eine Situation an der die heutige Gesellschaft sicherlich nicht ganz unschuldig ist, Stichworte Werteverfall und Konsumgesellschaft. Wir für unseren Teil arbeiten dran.

Jawattdenn.de: Galt die Menge an Zuwachs auch im letzten Jahr, zum Anfang der Saison als der Niedergang von Rot-Weiss zum greifen nah war?

Biersa: Ja das auf jedenfall. Da waren es sogar erstaunlich viele neue Leute.

Stephan: Dazu muss man sagen, dass sich die jungen Leute in der vorletzten Saison nur in der Hinrunde bei uns anmelden konnten. Damit wollten wir auch sehen wie groß der Hunger bei den Jungs ist, ob sie wirklich bei der Stange bleiben und sie so lange ausharren können, bis sie sich mit Beginn der neuen Hinrunde wieder anmelden konnten. Und demzufolge hatten wir am 1.Spieltag der letzten Saison etliche Neuanmeldungen. Das war schon ein bisschen überraschend, zumal wirklich niemand sagen konnte, was uns an dem besagten 1.Spieltag am Stadion erwarten würde. Ob nun die üblichen paar Hundert Verdächtigen oder die „Allesfahrer“ vor dem Stadion stehen und sich die Grottenkicks ansehen oder ob es ein einigermaßen volles Haus sein wird, war zudem Zeitpunkt noch völlig offen. Und dann kommen zum Spiel gegen Homberg tatsächlich über 6.200 Zuschauer. Das war schon klasse.

Jawattdenn.de: Wie ist so die Quote von den Leuten die bleiben?

Stephan: Das kann man schwer sagen und ist auch immer ganz unterschiedlich. Das kann man auch nicht an geburtenstarken Jahrgängen oder ähnlichem festmachen. Es sind auch nicht immer nur Jugendliche die neu hinzustoßen.

Jawattdenn.de: Und in diesem Jahr feiert ihr euer 10jähriges Jubiläum. Wann ist Jubiläum?

Biersa: Richtig. Das zehnte Jahr ist bereits angebrochen. Geburtstag ist dann am 01.07.

Jawattdenn.de: Könnt ihr uns denn schon mal einen kleinen Einblick in die Planungen geben oder ist alles strengstens geheim?

Biersa u. Stephan (lachen): Lasst euch überraschen.

Stephan: Geplant ist viel. Es sind schon jede Menge Arbeiten angelaufen und zum Teil auch abgeschlossen. Ich denke, dass wir in Kürze schon einige Sachen im Stadion präsentieren werden. Die allgemeinen Stadionbesucher werden bald schon die ersten Anzeichen zu unserem zehnjährigen Bestehen zu Gesicht bekommen.

Biersa: Ihr könnt euch ganz sicher sein und davon ausgehen, dass es ordentlich zelebriert wird mit allem was dazu gehört. Auch über das Jahr verteilt.

Stephan: Es sind ja auch schon ein paar Trailer rausgekommen. Einige haben es wahrscheinlich schon gesehen. „Projekt 2012“ taucht darin immer wieder auf und da kann ich versprechen, dass noch einiges folgen wird.

Jawattdenn.de: Wir haben ja im letzten Jahr ein Interview mit den szenekundigen Beamten gemacht. Die haben uns gesagt, dass es in der Vorsaison Gespräche mit euch gegeben hat. Gab es die in dieser Saison auch?

Stephan: Nein!

Jawattdenn.de: Darf man fragen warum?

Stephan: Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Es entspricht nicht dem Gruppenkonsens aktuell mit den Herren ins ausführliche Gespräch zu treten. Dafür stehen im Moment einfach zu viele Sachen im Wege um hier ergebnisorientierte Gespräch führen zu können.

Jawattdenn.de: Wie viele Stadionverbote habt ihr momentan?

Stephan: Aktuell ist die Gruppe von drei Stadionverboten betroffen.

Biersa: Im Umfeld gibt es noch einige die dazukommen. Aber es hält sich in Grenzen.

Jawattdenn.de: Beim Spiel gegen Lotte gab es den Böllerwurf mit anschließender „Sicherstellung“ der Täter. Dies wurde auch medial mehrfach positiv erwähnt. Gab es aus der Ultra-Szene Reaktionen dazu? Positiv als auch negativ?

Biersa: Gruppenintern waren wir uns natürlich schon alle einig, dass es ein Unding ist und das so etwas nicht geht. Aber ich würde uns jetzt ehrlich gesagt auch nicht gänzlich davon freisprechen, dass bei uns nicht auch schon mal ein Böller gezündet wurde. Ich hoffe mal, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Mir war jedoch das ganze Drumherum in dem Augenblick eigentlich schon viel zu viel. Das war ja eine ganze Masse die dann auf einmal umher wirbelte und man wusste nachher gar nicht mehr wer jetzt überhaupt gezündet hatte. Das hat mir nicht so gefallen. Das hätte vielleicht alles ein bisschen sachlicher ablaufen können. Aber zum Thema „Böller“ ist von unserer Seite eigentlich auch alles gesagt. Wir verhalten uns da sehr Kampagnenkonform und wollen Böllerwürfe eigentlich nicht.

Stephan: Gezielt zu dieser Aktion bin ich der Meinung, man hätte den Täter im Idealfall nicht sofort den Ordnungskräften übergeben müssen. Ich denke so etwas kann eine Fankurve auch in gewisser Weise selber regulieren und solchen Leuten klar machen, dass sie so etwas nicht zu machen haben.

Biersa: Positiv war auf jeden Fall das die Fans zusammengehalten haben. Egal ob jetzt Ultra oder der normale Stadiongänger. Das war schon ein Zeichen das wir alle zusammen stehen und das wir alle gegen diese Böllerei im Stadion sind.

Jawattdenn.de: Zuletzt habt ihr immer wieder vermehrt versucht neue Lieder im Stadion zu präsentieren und anzustimmen. Mal ganz allgemein gefragt. Wie entwickelt ihr die Lieder? Gibt es einen oder mehrere „Songwriter“?

Biersa: Das ist ganz unterschiedlich. Einen Songwriter gibt es nicht. Es gibt schon fünf, sechs Leute die da besonders kreativ sind und die sich daran auslassen. Aber das meiste entsteht eigentlich ganz spontan. Irgendwo schnappt man immer mal einen Song auf, ob jetzt im Radio oder auf einer Busfahrt, dann schreiben sich ein paar Leute mal was auf und versuchen das Ganze in irgendeiner Form weiterzuentwickeln.

Jawattdenn.de: Wie geht es dann weiter? Kommuniziert ihr die neuen Texte dann bei euch intern, sodass die breite Masse im Stadion zumindest schon mal den Text kann und der Song sich so ausbreiten kann und auf die anderen Fans übergeht?

Biersa (lacht): So sollte es im Optimalfall sein.

Stephan: Genau! Es gibt natürlich Lieder da geht das Ruckzuck. Da kommt jemand mit einem interessanten Text oder einer interessanten Melodie um die Ecke und innerhalb von einer halben Stunde entsteht ein brauchbares Lied. Manchmal ist es aber auch so, dass gewisse Ideen erst über Monate reifen bis sie dann Stadiontauglich sind.

Biersa: Oft werden auch Texte erstmal verworfen und irgendwann wieder rausgekramt. Das ist auch schon alles vorgekommen. Wenn ich alleine an „…und wir ficken eure Mütter in den Arsch…“ denke, das ist bestimmt schon zehn Jahre alt und jetzt kommt es erst richtig raus.

Jawattdenn.de: Wie seid ihr denn mit der Annahme der neuen Lieder zufrieden? Ihr versucht ja schon fast in jedem Spiel mal was Neues reinzuwerfen?

Biersa: Allgemein hat sich die Akzeptanz schon verbessert. Wenn man mal überlegt…so vor ein paar Jahren, da sah das noch alles ganz anders aus. Selbst beim letzten Interview vor dreieinhalb Jahren war die Akzeptanz nicht so wie sie es jetzt ist. Das mal über das ein oder andere gemeckert wird ist doch normal. Das wird sich auch nie ändern.

Stephan: Das einfache Lieder mit einfachen Texten besser und schneller angenommen werden, liegt doch in der Logik der Sache. Wichtig ist, dass es vor allem auswärts funktioniert und das wir es dann zuhause mit der Hilfe der „Allesfahrer“ – die das Lied dann schon kennen und akzeptiert haben – weiter über die Tribüne tragen können.

Jawattdenn.de: Bekommt man das Gemecker von den Leuten die nicht mitmachen wollen oder genervt sind mit?

Stephan: Man kann es schon etwas an Mimik und Gestik ausmachen, aber wenn man natürlich selbst im Support aufgeht und mitten im Pulk steht, dann bekommt man das nicht unbedingt mit.

Biersa: Ich blende das mittlerweile auch aus. Die Leute wissen wie sie mich erreichen. Warum soll ich mich darüber ärgern, wenn sie keinen Bock haben? Ich finde es zwar schade, aber es ist nicht zu ändern.

Stephan: Wie Biersa schon sagte: Leute die meckern gibt es immer. Leute die einer verklärten Vergangenheit hinterher hängen die wird es wahrscheinlich auch immer geben. Und auch Leute die gerne einen alten Gassenhauer hören möchten, die erste Zeile anstimmen, warten bis der Mob mitsingt, dann aufhören und sich erstmal freuen…die wird es vermutlich auch immer geben. Und man merkt es ja teilweise, dass wir dann nicht unbedingt immer in jedes Lied mit einstimmen. Obwohl wir uns natürlich schon auf die Fahne geschrieben haben, Lieder auch aus der Masse aufzunehmen und im Block zu verbreiten. Sicherlich kann es auch vorkommen, dass man nicht immer alles sofort hört. Wenn irgendwo auf dem linken Teil der Tribüne gesungen wird und rechts wird auch gesungen, ist es auch für Biersa schwer das zu koordinieren. Wer hat jetzt zu erst angefangen? Wer singt am lautesten? So etwas lässt sich bei der Masse aber auch nicht vermeiden.

Biersa: Das Gemecker in unserem Umkreis ist aber ehrlich gesagt schon deutlich weniger geworden. Bei den Leuten die im Bereich um Block P jetzt zuhause stehen, kann man von gut 90 % sprechen die sich am Support beteiligen – egal bei welchem Lied. Selbst der älteste Rentner geht mit in die Knie, wenn es heißt „jetzt mal alle hinsetzen“. Klar hast du immer wieder Grüppchen dabei, die jedes zweite Wochenende vorbeikommen, sich einen reinhauen und meinen heute singen wir mal ein bisschen scheiße.

Jawattdenn.de: Wir hatten ja vor geraumer Zeit mal diesen Nord-/Osttribünen Konflikt mit diversen Diskussionen. Ohne jetzt kurz vor dem Stadionwechsel diese Diskussion noch einmal neu anzuheizen, aber bekommt ihr das überhaupt mit wenn die Nordtribüne versucht etwas anzustimmen?

Biersa: Das ist ja genau das Problem. Wir bekommen von der Nordtribüne kaum etwas mit. Meistens ist es so, dass die Nordtribüne genau dann laut wird und versucht etwas anzustimmen, wenn es bei uns mal etwas leiser ist. Zum Beispiel wenn alle Leute die Arme hochnehmen oder auf eine Ansage warten. Das mag natürlich alles Zufall sein, aber ansonsten kann ich die Nordtribüne kaum wahrnehmen.

Stephan: Man muss es uns auch schon mal nachsehen, dass wir vielleicht nicht immer alles mitbekommen. Das ist dann keine pure Absicht.

Biersa: Ganz im Gegenteil. Ich freue mich wenn alle Tribünen mitsingen. Das ist mir auch lieber als wenn nur ein kleiner Teil der Osttribüne singt. Da gibt es für mich jetzt keinen Grund da irgendetwas oder irgendjemanden auszublenden. Aber leider kommt da einfach zu wenig.

Jawattdenn.de: Wie zufrieden seid ihr mit den Auswärtsfahrten bzw. mit den Auswärtsfahrer-Zahlen?

Biersa: Für unsere Verhältnisse schon einigermaßen zufrieden. Wenn man jetzt mal der Ligenzugehörigkeit Tribut zollt, ist das nicht schlecht. Dennoch muss man auch sagen, dass in Essen noch deutlich mehr Potential vorhanden ist. Es ist schade, dass auswärts teilweise nur im Umkreis von 50 Kilometern mehr Fans anreisen und sobald es etwas weiter weg geht, schon wieder einige zuhause bleiben. Das ist schon etwas enttäuschend. Soweit sind die Reisen in dieser Liga nun auch nicht. Wenn ich das mal so salopp sagen darf: Arsch hochkriegen und auch wieder mehr auswärts mitfahren.

Stephan: Positiv zu erwähnen ist dennoch, dass so Sachen wie die Busse von Radio Hafenstraße zu einer Konstanten geworden sind, die es den Leuten regelmäßig ermöglicht relativ kostengünstig auch zu den weiten Auswärtsspielen zu reisen. Trotz alledem hat das letzte Auswärtsspiel in Mainz gezeigt, dass da noch mehr geht.

Biersa: Eines ist mir in diesem Zusammenhang allerdings noch wichtig zu sagen. Natürlich sollte in erster Linie der Spaß und natürlich auch das trinken nicht zu kurz kommen. Aber ob man sich bei einer zweistündigen Anreise so übelst wegknallen muss, dass man nicht mal mehr Herr der eigenen Muttersprache ist, das ist eigentlich nicht so schön. Das wirft auch irgendwo immer ein schlechtes Licht auf alle Rot-Weiss Essen Fans. Ich will hier nicht päpstlicher sein als der Papst, aber man sollte schon davon absehen durch seinen übermäßigen Alkoholkonsum sowohl sich als auch andere in Gefahr zu bringen. Egal in welcher Form. Sowas kann auch immer eine Kettenreaktion auslösen. Weniger trinken, mehr supporten!!!

Jawattdenn.de: Biersa, du bist mittlerweile nicht mehr der einzige Vorsänger. Wie ist es dazu gekommen?

Biersa: Das hat ganz logische Gründe. Ich werde nicht jünger und muss natürlich auch sehen dass ich das alles beruflich und privat auf eine Schiene bekomme. Dadurch kann ich auch nicht immer bei allen Spielen mitfahren. Es ist halt wichtig für die Gruppe und ich denke auch für den Support für Essen, dass da jemand steht und die Stimmung koordiniert.

Jawattdenn.de: Wurde bei euch intern darüber abgestimmt, wer der zweite Vorsänger wird oder hat sich Daniel von alleine angeboten?

Stephan: Das ganze passiert natürlich mit vollem Rückhalt aus der Gruppe. Es stellt sich natürlich niemand von heute auf morgen dahin und sagt ich mach das jetzt. Da muss schon die komplette Gruppe dahinter stehen. Und das ist bei uns definitiv der Fall. Wir haben das im Vorfeld selbstverständlich alles untereinander besprochen. Denn sonst würde die Kurve ihn auch überhaupt nicht so annehmen. Jedem wird ja auch bekannt sein, dass wir über die Jahre auch mal andere Kandidaten aus unseren Reihen „ausprobiert“ haben und wir genau diese Proben auch eine Zeit lang haben Ruhen lassen. Daniel brachte sich dann irgendwann ein, was bei ihm auch einen gewissen Prozess vorraussetzte.

Jawattdenn.de: Wie ist das Ganze denn aufgenommen worden? Gab es Schwierigkeiten?

Biersa: Nicht an der Person selbst. Eher daran das da jetzt noch ein Zweiter steht der „versucht die Stimmung vorzudiktieren“. Aber das hat sich aus meiner Sicht mittlerweile auch wieder gelegt.

Stephan: Natürlich ist es nach längerer Zeit erstmal ein ganz anderes Gesicht und ein ganz anderer Typ Mensch der da steht. Anfangs ist es ja auch auf Gegenwehr gestoßen, dass überhaupt jemand den Zaun betreten hat und neunzig Minuten von dort supportet.

Biersa (lacht): Oh ja. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, wo Feuerzeuge, Münzen oder Bierbecher geworfen wurden. Das hab ich nicht vergessen. Vielen Dank noch mal dafür.

Jawattdenn.de: Bei den letzten Spielen ist immer wieder das Megafon zum Einsatz gekommen. In der Vorsaison habt ihr darauf komplett verzichtet. Wieso der Wandel?

Stephan: Richtig, in der Vorsaison haben wir darauf verzichtet. Die Diskussion hierzu gibt es aber schon länger. Wir haben uns erst kürzlich wieder dazu entschlossen das Megafon einzusetzen. Der Aufhänger dafür war eigentlich das Hertha Spiel. Bei einem ausverkauften Haus ist das natürlich noch mal eine ganz andere Situation. Wir werden vor Ort trotzdem immer erstmal abwägen wie viele Zuschauer in der Kurve sind und welche Stimmung generell untereinander herrscht.

Biersa: Bei Heimspielen kann man zukünftig jedoch davon ausgehen, dass es zum Einsatz kommt. Mittlerweile ist es einfach zu groß um das ohne Megafon zu bewältigen. Auswärts ist das schon noch was anderes. Da werden wir es wahrscheinlich vorerst nicht so häufig zum Einsatz bringen. Da ist es unnötig. Wenn du mit 300 Zuschauern im Südstadion stehst brauchst du natürlich kein Megafon. Mal davon abgesehen, dass die Reaktionen darauf eigentlich größtenteils positiv sind, ist es aber auch für mich gesundheitlich ein weiter Schritt nach vorne. Es ist schon ganz angenehm wenn man nach so einen Wochenende mal zwei Tage kein Blut spucken muss. Zwar gibt es auch durchaus Stimmen aus unserer Gruppe und dem Umfeld die der Meinung sind das die Fanszene in Essen kein Megafon braucht, für mich ist es aber schon ein Schritt der eingeschlagen werden muss. Auch mit Hinblick auf das neue Stadion.


weiter zu Teil II