Interview mit Teammanager Damian Jamro Teil II
Jawattdenn.de:
Mit Roberto Guirino wurde der Vertrag eines wichtigen
Spielers vorzeitig verlängert. Gibt es bereits weitere Gespräche über
Vertragsverlängerungen?
Damian Jamro:
Aktuell führen wir keine Gespräche. Wir wollten zunächst
die Personalie Roberto Guirino festmachen. Dies haben wir schon länger
verfolgt, weil Roberto sich insbesondere in der zweiten Hälfte der
vergangenen Saison sehr gut entwickelt hat. Wir haben also angefragt,
die Gegenseite hat sofort positive Signale gesetzt und wir hatten
schnell eine gemeinsame Basis. Es ist für den Verein und den Spieler
sehr gut, dass man nun eine langfristige Planungssicherheit hat. Der
Spieler ist erst einmal unabhängig davon, wie er sich hier
weiterentwickelt, bis 2016 an den Verein gebunden. Vielleicht ist es
dann sogar möglich über den Spieler Transfererlöse zu erzielen. Dieses
hat es in Essen schon lange nicht mehr gegeben. Aktuell ist er aber bei
uns eine feste Größe und mit 20 Jahren in seiner Entwicklung noch
nicht am Ende.
Weitere Gespräche wird es zeitnah geben. Wir wollen uns aber zunächst
auf die nächsten Spiele gegen die TOP-Mannschaften der Regionalliga
konzentrieren.
Um aber auf die kommende Saison zu blicken: Wir sind bereits jetzt für
die kommende Saison gut aufgestellt. Viele Spieler haben langfristige
Verträge oder Optionen in ihren Verträgen, dass sich die Verträge, wenn
die Leistungskomponenten stimmen, automatisch verlängern.
Jawattdenn.de:
Wer ist nach dem Abgang von Moewes als dritter Torwart vorgesehen?
Damian Jamro:
Eine konkrete Nummer Drei gibt es im Moment nicht. Wir
trainieren mit Dennis und Philipp. Allerdings trainieren die Torhüter
der U23 und der U19 bei der Ersten Mannschaft und auch mit unserem
TW-Trainer Gregor Pogorzelczyk regelmäßig mit. Es ist keinem verborgen
geblieben, dass Hendrik Bonmann in der U19 sehr gute Leistungen zeigt.
Wenn sich etwas Gravierendes ereignen sollte, was wir alle nicht hoffen,
dann müssen wir noch mal schauen, ob wir etwas tun. Aber solange wir so
aufgestellt sind, sehen wir keinen Handlungsbedarf.
Jawattdenn.de:
Inwieweit hat sich Ihrer Meinung nach die Qualität des Gesamtkaders im Vergleich zur Vorsaison geändert?
Damian Jamro:
Das kann man an dem Pokalspiel gegen Homberg sehr gut
erkennen. Hieran sieht man die Qualität, die in der Mannschaft steckt
und zwar nicht nur in der ersten Elf, sondern in der Breite, nicht nur
bis zu den Spielern 14, 15, sondern bis zum zwanzigsten. Vor einem oder
zwei Jahren hätten wir ein Spiel gegen Homberg in dieser Konstellation,
also ohne Markus Heppke, Vincent Wagner, Dennis Lamczyk und auch
Benedikt Koep, nicht so souverän bestreiten können. Wenn man sieht, wie
die Mannschaft in diesem Pokalspiel aufgetreten ist, dann sieht man,
welche Qualität in ihr inzwischen steckt.
Die Breite, um Ausfälle qualitativ hochwertig zu ersetzen, ist nun da.
Die Ausfälle von Vincent Wagner und Maik Rodenberg während der Saison
sind problemlos kompensiert worden. Christian Telch hat beispielsweise
ein gutes Spiel auf der Innenverteidiger-Position gezeigt. Die
Kopfschmerzen, wenn Spieler nun kurzfristig durch Krankheit oder
kleinere Verletzung ausfallen, sind deutlich geringer als noch vor einem
Jahr.
Für die Mannschaft ist diese Situation neu. Niemand kann sich ausruhen.
Es ist immer Druck da, jeder muss sich nach vorne bringen. Das steigert
natürlich auch die Gesamtleistung der Mannschaft. Wir wollen eine gute
Qualität im Training haben, denn nur dann können wir auch eine gute
Qualität in den Spielen abrufen. Aktuell ist es so, dass nun auch
Sebastian Jansen, Suat Tokat und Thomas Denker wieder zurückkommen und
wir alle Spieler im Trainingsbetrieb haben. Das heißt, die Breite ist
nun bei hundert Prozent. Dann müssen sich die Jungs ins Zeug legen, um
in den Kader oder in die erste Elf zu kommen. Dies ist für die Spieler
nicht immer angenehm, aber nötig, um nach vorne zu kommen. Das ist das,
was wir haben wollen: Wir wollen die Mannschaft nach vorne bringen und
weiterentwickeln, damit wir irgendwann den nächsten Schritt gehen
können. Wir sind alle nicht zufrieden, wenn wir dauerhaft in der
Regionalliga bleiben. Der Aufbau muss aber mit Bedacht gestaltet werden.
Nur weil man sagt, man will aufsteigen, tut man es am Ende nicht. Ein
Aufstieg muss vernünftig vorbereitet werden.
Jawattdenn.de:
Trotz des erfolgreichen Saisonstarts, dem besten der
letzten 20 Jahre, kam zuweilen auch Kritik an der Spielweise der
Mannschaft auf. Erfolge wurden auf Glück oder die mangelnde Qualität der
Gegner geschoben. Was entgegnen Sie diesen Stimmen?
Damian Jamro:
Wir versuchen diese Dinge aufzunehmen, wir hinterfragen
die angesprochenen Punkte und hinterfragen uns selbst und den Weg, den
wir eingeschlagen haben. Zu Saisonbeginn machten wir nicht nur gute
Spiele, waren aber erfolgreich. In Leverkusen, Schalke und gegen
Wiedenbrück haben wir gute Spiele gezeigt, waren aber nicht erfolgreich.
Jetzt müssen wir uns alle überlegen was wir wollen: In erster Linie
geht es darum, am Wochenende drei Punkte zu holen!
Eine Saison ist aber immer auch ein Prozess. Wir haben durch die
Geschichte um Dirk Jasmund, Güngör Kaya und Kevin Lehmann drei neue
Spieler verpflichten müssen. Dadurch ist der Umbruch im Kader deutlich
größer ausgefallen, als es geplant war. Das musste sich auch erst einmal
finden. Es gibt viele, die bislang immer gespielt haben und jetzt
erleben, dass nun neue Spieler auch spielen wollen und an ihren
Positionen kratzen.
Dass nicht alles von heute auf morgen einwandfrei funktionieren kann,
ist klar. Man sieht aber, wenn man Rot-Weiss Essen und die Arbeit von
Waldemar Wrobel in den letzten zwei, drei Jahren verfolgt hat, dass wir
uns immer im Laufe einer Saison als Mannschaft weiter entwickelt haben.
Wenn man die letzten zwei, drei Spiele mit den ersten Spielen
vergleicht, erkennt man diesen Prozess. Es werden aber auch mal Spiele
kommen, in denen vorne und hinten gar nichts klappt. Die letzten Spiele
zeigen aber, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir hören uns diese
Kritik an, man darf aber diese Kritik auch nicht immer an sich
herankommen lassen, sondern muss von seinem Weg überzeugt sein.
Jawattdenn.de:
Wird es in der Winterpause ein Trainingslager geben?
Damian Jamro:
Das Thema ist im Kopf, aber wir sind noch zu keiner
Entscheidung gekommen. Es ist aber durchaus möglich, dass wir uns damit
kurzfristig beschäftigen könnten.
Jawattdenn.de:
Gibt es die finanziellen Möglichkeiten einen Spieler, der
in das bekannte Profil passt, in der Winterpause zu verpflichten?
Damian Jamro:
Wir haben bereits am Ende der Sommer-Transferperiode
gesagt, dass wir noch einen Spieler verpflichten können. Wenn die
Qualität stimmt und wir überzeugt sind, dass uns ein Spieler
weiterbringt, können wir noch einen Spieler holen.
Jawattdenn.de:
Der bisherige Saisonverlauf ist aus Ihrer Sicht zufrieden stellend?
Damian Jamro:
Wir haben das Viertelfinale des Niederrhein-Pokals
erreicht, sind sieben Punkte hinter dem Tabellenführer, wobei wir ein
Spiel weniger absolviert haben, als die meisten anderen Vereine um uns
herum. Wir sind absolut zufrieden. Diese Platzierung spornt uns an, dass
wir auch weiterhin dort mitspielen wollen. Es macht uns allen mehr Spaß
um die vorderen Plätze in der Tabelle zu spielen als um die Plätze 7
oder 8.
Jawattdenn.de:
Bei der U23 hätten Sie dagegen vor Saisonbeginn mit mehr gerechnet?
Damian Jamro:
Die U23 ist eine sehr junge Mannschaft. Die Mannschaft der
vergangenen Saison ist weitgehend zusammengeblieben und hatte in der
Rückrunde sehr erfolgreich gespielt. Wir haben uns erhofft, dass die
Serie der Mannschaft über die Sommerpause hinweg anhält. Gegen
Burgaltendorf zeigte die Mannschaft ein gutes Spiel, aber die folgenden
drei Spiele waren nicht gut. Gegen Vogelheim gab es eine sehr
unglückliche Niederlage, gegen Bottrop wurde völlig zu Recht verloren.
Danach hat sich die Mannschaft aber zusammengerauft. Die Mannschaft hat
die Qualität, die Liga zu dominieren, was ich im Reviersport auch gesagt
habe. Es ist aber auch wichtig, dass jeder Einzelne seine Qualität für
die Mannschaft einbringt. In dieser negativen Phase hat das nicht
funktioniert. Die letzten fünf Spiele hat die Mannschaft aber gut
gespielt und dreizehn Punkte geholt, ohne das unglückliche Unentschieden
in letzter Minute in Velbert wären es sogar fünfzehn Punkte gewesen.
Wenn man sich die aktuelle Tabelle anguckt, dann ist das aber auch
völlig in Ordnung. Man darf sich nur keine großen Ausrutscher mehr
erlauben. Es sind nur vier Punkte bis zum Ersten, also kein Grund, um in
Panik zu verfallen. Die Mannschaft hat ihre Lehren aus der Zeit gezogen
und sich selbst aus dem Loch gezogen.
Jawattdenn.de:
Wie gefällt Ihnen der neue Arbeitsplatz im "Stadion Essen"?
Damian Jamro:
Man muss sich hier noch einleben und alles wohnhaft
machen, also rot-weiss-like. Das Alte vermisst man auch. Das legt man
nicht einfach ab. Für mich selbst hat es Vor- und Nachteile. Es ist
schön, dass ich jetzt ein eigenes Büro habe, was vorher nicht der Fall
war. Für mich hat es den Vorteil, dass man nun in Ruhe ein Gespräch
führen kann, früher saß ich wie auf dem Präsentierteller. Wer in die
Geschäftsstelle kam, stand quasi neben meinem Schreibtisch. Das ist jetzt schon angenehmer. Nun sieht man die eigenen Kollegen etwas
weniger. Deswegen muss man öfters auf den Flur gehen, um den anderen
"Hallo" zu sagen.
Jawattdenn.de:
Beim Betrachten der letzten Bilder fällt auf, dass der
Bau der letzten Tribüne schon sehr weit fortgeschritten ist. Ist sie
möglicherweise schon vor dem Sommer fertig?
Damian Jamro:
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Man hat sich noch
nicht konkret uns gegenüber geäußert. Es gibt wohl noch weitere Dinge,
wie den Parkplatz, die erst fertig gestellt werden müssen, bevor die
vierte Tribüne eröffnet werden kann. Aber da ist die GVE der bessere
Ansprechpartner. Nichtsdestotrotz sehen wir die schnelle Entwicklung
sehr positiv. Es wäre natürlich schön, wenn wir in der Rückrunde bei den
Spielen gegen Siegen oder Wuppertal ein schönes volles Stadion mit vier
Tribünen hätten.
Jawattdenn.de:
Sie haben in elf Jahren auch viele wechselnde Chefs
gehabt mit Hempelmann, Meutsch, Kebekus oder Michael Welling. Ändert
sich etwas in der Arbeitsweise oder der Atmosphäre bei solch einem
Wechsel?
Damian Jamro:
Jeder bringt schon etwas Besonderes mit. Es ist natürlich
etwas anderes, ob jemand ehrenamtlich oder hauptamtlich wie bei Michael
Welling für den Verein tätig ist. Zu den Zeiten von Rolf Hempelmann,
Stefan Meutsch oder Dr. Thomas Hermes war die Zusammenarbeit eher mit
den Geschäftsführern Nico Schäfer oder Kai Stütz. Jeder arbeitet aber
anders und ich versuche meine Dinge, so wie ich sie erarbeite oder lebe,
immer einzubringen. Bei mir persönlich ist die Verantwortung im Verein
aber auch immer weiter angewachsen. Dadurch war der Kontakt zu meinen
früheren Vorgesetzen anders als jetzt zu Michael Welling. Man bespricht
nun auch andere Dinge als vor sieben oder acht Jahren.
Jawattdenn.de:
Sie sind weiterhin auf der Geschäftsstelle anzutreffen,
aber auch Teil des Funktionsteams auf und neben dem Platz. Wie schwierig
ist dieser Spagat?
Damian Jamro:
Es ist weiterhin so, dass ich nicht nur den sportlichen
Bereich betreue, sondern auch ein Teil des Ticketings bei mir liegt.
Diese Arbeit ist aber nicht mehr so intensiv wie vor zwei oder drei
Jahren, da wir viele Aufgaben aus dem Ticketing auf der Geschäftsstelle
neu vergeben haben. Trotzdem bin ich weiterhin im Ticketing involviert und habe bei vielen Themen die Koordination wie u.a. beim Verkauf von Heim- und Auswärtskarten. Ich bin also kein Team-Manager, der sich nur
um die sportlichen Belange kümmert, sondern habe zudem auch noch
organisatorische Aufgaben.
Jawattdenn.de:
Zum Abschluss: Sie feierten vergangene Woche Ihren 40.
Geburtstag. Wenn Sie sich sportlich für die nächsten fünf Jahre etwas
wünschen könnten, was wäre das?
Damian Jamro:
Wir alle wünschen uns natürlich, dass sich der Verein nach
vorne entwickelt und irgendwann die nächsthöhere Liga erreicht. Ich
könnte sagen, dass wir in fünf Jahren zweite Liga spielen wollen, aber
das wäre unrealistisch und unseriös. Wir wollen uns weiter nach vorne
entwickeln und an den richtigen Stellschrauben drehen, damit der Verein
dann noch deutlicher vorne mitspielen und das Thema Dritte Liga dann
auch offensiver angehen kann. Aber um das Thema anzusprechen: Die
jetzige Gestaltung der Regionalliga macht es einem auch nicht einfach,
in die Dritte Liga aufzusteigen. Es muss sich jeder darüber im Klaren
sein, dass selbst wenn wir eine Riesensaison spielen und dann auch
Meister werden könnten, am Ende aber zwei Relegationsspiele entscheidend
sind, ob man aufsteigt oder nicht.
Diese Strukturen oder Aufstiegsregelung, die der DFB nun festgelegt hat,
machen es allen Mannschaften sehr schwer, in die Dritte Liga zu kommen.
Es galt mal das Prinzip beim DFB, dass der Meister aufsteigen muss und
nun wird dieses Prinzip nach der Reform mit Füßen getreten. Wer sich
dieses hat einfallen lassen, kann es nicht mit rechtem Menschenverstand
getan haben.
Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Kai Schlüsener