23.10.2012

Interview mit Teammanager Damian Jamro Teil II

Jawattdenn.de:
Mit Roberto Guirino wurde der Vertrag eines wichtigen Spielers vorzeitig verlängert. Gibt es bereits weitere Gespräche über Vertragsverlängerungen?

Damian Jamro bei einem SponsorenturnierDamian Jamro:
Aktuell führen wir keine Gespräche. Wir wollten zunächst die Personalie Roberto Guirino festmachen. Dies haben wir schon länger verfolgt, weil Roberto sich insbesondere in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison sehr gut entwickelt hat. Wir haben also angefragt, die Gegenseite hat sofort positive Signale gesetzt und wir hatten schnell eine gemeinsame Basis. Es ist für den Verein und den Spieler sehr gut, dass man nun eine langfristige Planungssicherheit hat. Der Spieler ist erst einmal unabhängig davon, wie er sich hier weiterentwickelt, bis 2016 an den Verein gebunden. Vielleicht ist es dann sogar möglich über den Spieler Transfererlöse zu erzielen. Dieses hat es in Essen schon lange nicht mehr gegeben. Aktuell ist er aber bei uns eine feste Größe und mit 20 Jahren in seiner Entwicklung noch nicht am Ende.

Weitere Gespräche wird es zeitnah geben. Wir wollen uns aber zunächst auf die nächsten Spiele gegen die TOP-Mannschaften der Regionalliga konzentrieren.

Um aber auf die kommende Saison zu blicken: Wir sind bereits jetzt für die kommende Saison gut aufgestellt. Viele Spieler haben langfristige Verträge oder Optionen in ihren Verträgen, dass sich die Verträge, wenn die Leistungskomponenten stimmen, automatisch verlängern.

Jawattdenn.de:
Wer ist nach dem Abgang von Moewes als dritter Torwart vorgesehen?

Damian Jamro:
Eine konkrete Nummer Drei gibt es im Moment nicht. Wir trainieren mit Dennis und Philipp. Allerdings trainieren die Torhüter der U23 und der U19 bei der Ersten Mannschaft und auch mit unserem TW-Trainer Gregor Pogorzelczyk regelmäßig mit. Es ist keinem verborgen geblieben, dass Hendrik Bonmann in der U19 sehr gute Leistungen zeigt. Wenn sich etwas Gravierendes ereignen sollte, was wir alle nicht hoffen, dann müssen wir noch mal schauen, ob wir etwas tun. Aber solange wir so aufgestellt sind, sehen wir keinen Handlungsbedarf.

Jawattdenn.de:
Inwieweit hat sich Ihrer Meinung nach die Qualität des Gesamtkaders im Vergleich zur Vorsaison geändert?

Damian Jamro:
Das kann man an dem Pokalspiel gegen Homberg sehr gut erkennen. Hieran sieht man die Qualität, die in der Mannschaft steckt und zwar nicht nur in der ersten Elf, sondern in der Breite, nicht nur bis zu den Spielern 14, 15, sondern bis zum zwanzigsten. Vor einem oder zwei Jahren hätten wir ein Spiel gegen Homberg in dieser Konstellation, also ohne Markus Heppke, Vincent Wagner, Dennis Lamczyk und auch Benedikt Koep, nicht so souverän bestreiten können. Wenn man sieht, wie die Mannschaft in diesem Pokalspiel aufgetreten ist, dann sieht man, welche Qualität in ihr inzwischen steckt.

Die Breite, um Ausfälle qualitativ hochwertig zu ersetzen, ist nun da. Die Ausfälle von Vincent Wagner und Maik Rodenberg während der Saison sind problemlos kompensiert worden. Christian Telch hat beispielsweise ein gutes Spiel auf der Innenverteidiger-Position gezeigt. Die Kopfschmerzen, wenn Spieler nun kurzfristig durch Krankheit oder kleinere Verletzung ausfallen, sind deutlich geringer als noch vor einem Jahr.

Damian Jamro (re.) bei einem SponsorenturnierFür die Mannschaft ist diese Situation neu. Niemand kann sich ausruhen. Es ist immer Druck da, jeder muss sich nach vorne bringen. Das steigert natürlich auch die Gesamtleistung der Mannschaft. Wir wollen eine gute Qualität im Training haben, denn nur dann können wir auch eine gute Qualität in den Spielen abrufen. Aktuell ist es so, dass nun auch Sebastian Jansen, Suat Tokat und Thomas Denker wieder zurückkommen und wir alle Spieler im Trainingsbetrieb haben. Das heißt, die Breite ist nun bei hundert Prozent. Dann müssen sich die Jungs ins Zeug legen, um in den Kader oder in die erste Elf zu kommen. Dies ist für die Spieler nicht immer angenehm, aber nötig, um nach vorne zu kommen. Das ist das, was wir haben wollen: Wir wollen die Mannschaft nach vorne bringen und weiterentwickeln, damit wir irgendwann den nächsten Schritt gehen können. Wir sind alle nicht zufrieden, wenn wir dauerhaft in der Regionalliga bleiben. Der Aufbau muss aber mit Bedacht gestaltet werden. Nur weil man sagt, man will aufsteigen, tut man es am Ende nicht. Ein Aufstieg muss vernünftig vorbereitet werden.

Jawattdenn.de:
Trotz des erfolgreichen Saisonstarts, dem besten der letzten 20 Jahre, kam zuweilen auch Kritik an der Spielweise der Mannschaft auf. Erfolge wurden auf Glück oder die mangelnde Qualität der Gegner geschoben. Was entgegnen Sie diesen Stimmen?

Damian Jamro:
Wir versuchen diese Dinge aufzunehmen, wir hinterfragen die angesprochenen Punkte und hinterfragen uns selbst und den Weg, den wir eingeschlagen haben. Zu Saisonbeginn machten wir nicht nur gute Spiele, waren aber erfolgreich. In Leverkusen, Schalke und gegen Wiedenbrück haben wir gute Spiele gezeigt, waren aber nicht erfolgreich. Jetzt müssen wir uns alle überlegen was wir wollen: In erster Linie geht es darum, am Wochenende drei Punkte zu holen!

Eine Saison ist aber immer auch ein Prozess. Wir haben durch die Geschichte um Dirk Jasmund, Güngör Kaya und Kevin Lehmann drei neue Spieler verpflichten müssen. Dadurch ist der Umbruch im Kader deutlich größer ausgefallen, als es geplant war. Das musste sich auch erst einmal finden. Es gibt viele, die bislang immer gespielt haben und jetzt erleben, dass nun neue Spieler auch spielen wollen und an ihren Positionen kratzen.

Dass nicht alles von heute auf morgen einwandfrei funktionieren kann, ist klar. Man sieht aber, wenn man Rot-Weiss Essen und die Arbeit von Waldemar Wrobel in den letzten zwei, drei Jahren verfolgt hat, dass wir uns immer im Laufe einer Saison als Mannschaft weiter entwickelt haben. Wenn man die letzten zwei, drei Spiele mit den ersten Spielen vergleicht, erkennt man diesen Prozess. Es werden aber auch mal Spiele kommen, in denen vorne und hinten gar nichts klappt. Die letzten Spiele zeigen aber, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir hören uns diese Kritik an, man darf aber diese Kritik auch nicht immer an sich herankommen lassen, sondern muss von seinem Weg überzeugt sein.

Damian Jamro und Sascha MöldersJawattdenn.de:
Wird es in der Winterpause ein Trainingslager geben?

Damian Jamro:
Das Thema ist im Kopf, aber wir sind noch zu keiner Entscheidung gekommen. Es ist aber durchaus möglich, dass wir uns damit kurzfristig beschäftigen könnten.

Jawattdenn.de:
Gibt es die finanziellen Möglichkeiten einen Spieler, der in das bekannte Profil passt, in der Winterpause zu verpflichten?

Damian Jamro:
Wir haben bereits am Ende der Sommer-Transferperiode gesagt, dass wir noch einen Spieler verpflichten können. Wenn die Qualität stimmt und wir überzeugt sind, dass uns ein Spieler weiterbringt, können wir noch einen Spieler holen.

Jawattdenn.de:
Der bisherige Saisonverlauf ist aus Ihrer Sicht zufrieden stellend?

Damian Jamro:
Wir haben das Viertelfinale des Niederrhein-Pokals erreicht, sind sieben Punkte hinter dem Tabellenführer, wobei wir ein Spiel weniger absolviert haben, als die meisten anderen Vereine um uns herum. Wir sind absolut zufrieden. Diese Platzierung spornt uns an, dass wir auch weiterhin dort mitspielen wollen. Es macht uns allen mehr Spaß um die vorderen Plätze in der Tabelle zu spielen als um die Plätze 7 oder 8.

Jawattdenn.de:
Bei der U23 hätten Sie dagegen vor Saisonbeginn mit mehr gerechnet?

Damian Jamro:
Die U23 ist eine sehr junge Mannschaft. Die Mannschaft der vergangenen Saison ist weitgehend zusammengeblieben und hatte in der Rückrunde sehr erfolgreich gespielt. Wir haben uns erhofft, dass die Serie der Mannschaft über die Sommerpause hinweg anhält. Gegen Burgaltendorf zeigte die Mannschaft ein gutes Spiel, aber die folgenden drei Spiele waren nicht gut. Gegen Vogelheim gab es eine sehr unglückliche Niederlage, gegen Bottrop wurde völlig zu Recht verloren. Danach hat sich die Mannschaft aber zusammengerauft. Die Mannschaft hat die Qualität, die Liga zu dominieren, was ich im Reviersport auch gesagt habe. Es ist aber auch wichtig, dass jeder Einzelne seine Qualität für die Mannschaft einbringt. In dieser negativen Phase hat das nicht funktioniert. Die letzten fünf Spiele hat die Mannschaft aber gut gespielt und dreizehn Punkte geholt, ohne das unglückliche Unentschieden in letzter Minute in Velbert wären es sogar fünfzehn Punkte gewesen. Wenn man sich die aktuelle Tabelle anguckt, dann ist das aber auch völlig in Ordnung. Man darf sich nur keine großen Ausrutscher mehr erlauben. Es sind nur vier Punkte bis zum Ersten, also kein Grund, um in Panik zu verfallen. Die Mannschaft hat ihre Lehren aus der Zeit gezogen und sich selbst aus dem Loch gezogen.

Der Teammanager und ein NeuzugangJawattdenn.de:
Wie gefällt Ihnen der neue Arbeitsplatz im "Stadion Essen"?

Damian Jamro:
Man muss sich hier noch einleben und alles wohnhaft machen, also rot-weiss-like. Das Alte vermisst man auch. Das legt man nicht einfach ab. Für mich selbst hat es Vor- und Nachteile. Es ist schön, dass ich jetzt ein eigenes Büro habe, was vorher nicht der Fall war. Für mich hat es den Vorteil, dass man nun in Ruhe ein Gespräch führen kann, früher saß ich wie auf dem Präsentierteller. Wer in die Geschäftsstelle kam, stand quasi neben meinem Schreibtisch. Das ist jetzt schon angenehmer. Nun sieht man die eigenen Kollegen etwas weniger. Deswegen muss man öfters auf den Flur gehen, um den anderen "Hallo" zu sagen.

Jawattdenn.de:
Beim Betrachten der letzten Bilder fällt auf, dass der Bau der letzten Tribüne schon sehr weit fortgeschritten ist. Ist sie möglicherweise schon vor dem Sommer fertig?

Damian Jamro:
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Man hat sich noch nicht konkret uns gegenüber geäußert. Es gibt wohl noch weitere Dinge, wie den Parkplatz, die erst fertig gestellt werden müssen, bevor die vierte Tribüne eröffnet werden kann. Aber da ist die GVE der bessere Ansprechpartner. Nichtsdestotrotz sehen wir die schnelle Entwicklung sehr positiv. Es wäre natürlich schön, wenn wir in der Rückrunde bei den Spielen gegen Siegen oder Wuppertal ein schönes volles Stadion mit vier Tribünen hätten.

Jawattdenn.de:
Sie haben in elf Jahren auch viele wechselnde Chefs gehabt mit Hempelmann, Meutsch, Kebekus oder Michael Welling. Ändert sich etwas in der Arbeitsweise oder der Atmosphäre bei solch einem Wechsel?

Damian Jamro:
Jeder bringt schon etwas Besonderes mit. Es ist natürlich etwas anderes, ob jemand ehrenamtlich oder hauptamtlich wie bei Michael Welling für den Verein tätig ist. Zu den Zeiten von Rolf Hempelmann, Stefan Meutsch oder Dr. Thomas Hermes war die Zusammenarbeit eher mit den Geschäftsführern Nico Schäfer oder Kai Stütz. Jeder arbeitet aber anders und ich versuche meine Dinge, so wie ich sie erarbeite oder lebe, immer einzubringen. Bei mir persönlich ist die Verantwortung im Verein aber auch immer weiter angewachsen. Dadurch war der Kontakt zu meinen früheren Vorgesetzen anders als jetzt zu Michael Welling. Man bespricht nun auch andere Dinge als vor sieben oder acht Jahren.

Grund zum Jubeln - Teammanager und TrainerstabJawattdenn.de:
Sie sind weiterhin auf der Geschäftsstelle anzutreffen, aber auch Teil des Funktionsteams auf und neben dem Platz. Wie schwierig ist dieser Spagat?

Damian Jamro:
Es ist weiterhin so, dass ich nicht nur den sportlichen Bereich betreue, sondern auch ein Teil des Ticketings bei mir liegt. Diese Arbeit ist aber nicht mehr so intensiv wie vor zwei oder drei Jahren, da wir viele Aufgaben aus dem Ticketing auf der Geschäftsstelle neu vergeben haben. Trotzdem bin ich weiterhin im Ticketing involviert und habe bei vielen Themen die Koordination wie u.a. beim Verkauf von Heim- und Auswärtskarten. Ich bin also kein Team-Manager, der sich nur um die sportlichen Belange kümmert, sondern habe zudem auch noch organisatorische Aufgaben.

Jawattdenn.de:
Zum Abschluss: Sie feierten vergangene Woche Ihren 40. Geburtstag. Wenn Sie sich sportlich für die nächsten fünf Jahre etwas wünschen könnten, was wäre das?

Damian Jamro:
Wir alle wünschen uns natürlich, dass sich der Verein nach vorne entwickelt und irgendwann die nächsthöhere Liga erreicht. Ich könnte sagen, dass wir in fünf Jahren zweite Liga spielen wollen, aber das wäre unrealistisch und unseriös. Wir wollen uns weiter nach vorne entwickeln und an den richtigen Stellschrauben drehen, damit der Verein dann noch deutlicher vorne mitspielen und das Thema Dritte Liga dann auch offensiver angehen kann. Aber um das Thema anzusprechen: Die jetzige Gestaltung der Regionalliga macht es einem auch nicht einfach, in die Dritte Liga aufzusteigen. Es muss sich jeder darüber im Klaren sein, dass selbst wenn wir eine Riesensaison spielen und dann auch Meister werden könnten, am Ende aber zwei Relegationsspiele entscheidend sind, ob man aufsteigt oder nicht.

Diese Strukturen oder Aufstiegsregelung, die der DFB nun festgelegt hat, machen es allen Mannschaften sehr schwer, in die Dritte Liga zu kommen. Es galt mal das Prinzip beim DFB, dass der Meister aufsteigen muss und nun wird dieses Prinzip nach der Reform mit Füßen getreten. Wer sich dieses hat einfallen lassen, kann es nicht mit rechtem Menschenverstand getan haben.

Jawattdenn.de:
Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führten Hendrik Stürznickel und Kai Schlüsener