Samstag, 14.01.2012 Zeit: 16.15-17.45Uhr

Podiumsdiskussion: „Wir waren im Stadion und haben es überlebt!“.

Als Referenten eingeladen waren Arne Steding (schwatzgelb.de), Nicole Selmer (Journalistin), Alexander Bosch (Amnesty International), Vertreter der Ultras Hannover, Matthias Stein (BAG), Stefan Minden (Fananwälte), Gerald von Gorrissen (Fanbeauftragter DFB), Hendrik Große Lefert (Sicherheitsbeauftragter DFB), Thomas Schneider (Fanbeauftragter DFL), Ingo Rautenberg (ZIS), als Moderator mit am Tisch war der Sozialwissenschaftler Gerd Dembowski.

Doch wie bereits im Vorfeld erwähnt, sagte die ZIS unmittelbar vor dem Fankongress ab. Auch Herr Große Lefert konnte an dieser Diskussion ebenfalls nicht mehr teilnehmen, da er ins ZDF-Studio nach Mainz musste, um dort am späten Abend im Rahmen des Sportstudios an einer weiteren Diskussion zum Thema Pyrotechnik teilzunehmen.

Zum Abschluss des heutigen Tages sollte es also nun um die Darstellung der Fankurven in den Medien gehen. Denn wen wundert es, dass die Menschen Angst haben ein Stadion zu besuchen, wenn in den Medien von betrunkenen, gewaltbereiten, und grundsätzlich aggressiven „sogenannten Fußballfans“ die Rede ist, welche Woche für Woche plündernd und brandschatzend durch das Land ziehen.

Ebenfalls die von der ZIS veröffentlichten Statistiken wurden beleuchtet, da die gut 800 Verletzten in der letzten Saison, nur im Rahmen von Fußballspielen, einen großen Schock in der Öffentlichkeit auslösten. Allerdings wird hierbei nicht differenziert, ob jemand durch bspw. Pyrotechnik oder Fan-Randale verletzt wurde oder aber bei einem Polizeieinsatz verletzt wurde. So fließen z.B. auch rund 30 Verletzte in die Statistik ein, die durch den Einsatz von Pfefferspray im Rahmen einer „Razzia“ der Polizei vor dem Spiel von Hannover 96 gegen den FC Bayern München unbegründeter Weise mit Gewalt durchgeführt wurde. Dieses Thema veranlasste den Vertreter von Amnesty International dazu, der Forderung nach einer bundesweiten Kennzeichnungspflicht für Polizisten Nachdruck zu verleihen, welche eine Strafverfolgung im Nachgang eindeutig vereinfachen würde. Durch sogenannte „Brandschutzhauben“ und Helme sind die Polizisten oftmals nicht identifizierbar und Anzeigen werden zu 95% fallen gelassen..

Des Weiteren steht die Anzahl der Verletzten in keiner Relation zur Anzahl der Besucher, die pro Saison die Fußballstadien der ersten und zweiten Bundesliga besuchen. In der letzten Saison pilgerten ca. 17,5 Millionen Menschen in die deutschen Stadien, wovon 846 verletzt wurden. Prozentual ausgedrückt: 0,005% - eine sehr geringer Anteil. Es war sich zwar jeder Beteiligte einig, dass jeder Verletzte einer zu viel ist, dennoch erleiden auf jedem Volksfest prozentual gesehen mehr Personen Verletzungen, als bei Fußballspielen. und trotzdem, hat noch niemand ein Alkoholverbot beim Oktoberfest nachgedacht oder gar den Ausschluss der Öffentlichkeit gefordert.

Dass die Zahlen der Verletzten und der Gewalttaten im Vergleich zu den ZIS-Berichten aus den letzten Jahren gesunken sind, wurde in den Berichten der Presse verschwiegen. Leider konnte die ZIS jedoch keine Stellung zu ihren veröffentlichten Statistiken beziehen und auch nicht über offene Fragen Auskunft geben, weshalb diese Diskussion keinen richtigen Ansprechpartner fand und damit nicht die gewünschten Ergebnisse erzielte. Man kann nur hoffen, dass gerade durch die Berichterstattung über diesen tollen Fankongress ein nicht ganz so negativ belastendes Bild von Fans und Ultras in den Köpfen der Leute hängen bleibt.

Nach einem leckeren von den Harlekins Berlin organisiertem Abendessen, hatte man nun nach Abschluss aller Diskussionen die Möglichkeit über den „Markt der Möglichkeiten“ zu schlendern, auf dem es einige Informationsstände zu einigen Fan-relevanten Themen gab. So stellten die Fananwälte, Amnesty International, Pro Fans, aber auch andere Organisationen und Interessengemeinschaften ("Kein Zwanni für’n Steher") ihre Projekte an Stellwänden und mit reichlich Info-Material vor, sodass man einmal hinter die Kulissen von so manch interessantem Vorhaben schauen konnte.
Gegen 19.00 Uhr ging es für uns zunächst einmal ins Hostel, um sich ein wenig von dem doch sehr langen und anstrengen Tag zu erholen und alle Informationen, welche heute so zahlreich aufgenommen worden waren, erst einmal vor dem inneren Auge Revue passieren zu lassen.
Gegen Abend machten wir uns dann noch auf den Weg nach Kreuzberg, um sich noch das ein oder andere „Hauptstadtbier“ mit einigen anderen kennengelernten  Weggefährten schmecken zu lassen. Dies jedoch aber nicht ohne weiter über das Erlebte des Tages auszutauschen und vor allem angeregt über diverse Beiträge zu diskutieren. Da dieses Ereignis schon sehr überwältigendes war, das es in der Form - von Fans organisiert – noch nie zuvor gegeben hatte, ging es auch ziemlich geplättet kurz nach Mitternacht zurück ins Hostel.

Teil 3 folgt!