10.12.2020

Nach Straelen gestrahlt! Nun in Lotte lächeln!

von Redaktion

Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen löste die Nachholspielaufgabe gegen den SV Straelen am Mittwoch letztlich mühelos. Nach Toren von Doppelpacker Simon Engelmann, der Saisontorpremiere von Kevin Grund und dem dritten Saisontreffer von Oguzhan Kefkir schickte RWE die chancenlosen Gäste mit 1:4 geschlagen nach Hause. Schon zur Pause befand sich Rot-Weiss nahezu uneinholbar auf der Siegerstraße. Der Ehrentreffer für den SVS gelang Adil Lachheb nach 78. Minuten, was nur Ergebniskosmetik darstellte. Am Samstag will RWE bei Tante Lotte natürlich nachlegen und seine beeindruckenden Serien ausbauen.

Die da wären, dass die Neidhart-Elf nun auch im 18. Saisonspiel unbesiegt geblieben ist. Daran konnten die zunächst stabil und kompakt auftretenden Straelener rein gar nichts ändern und waren das achte Team in Folge, das an Essens legendärer Hafenstraße den Kürzeren ziehen musste. Die nächste Serie.

Das hat zur Folge, dass Rot-Weiss Essen mit 6 Punkten Vorsprung die Tabelle der Regionalliga West anführt. Verfolger Borussia Dortmund hat nun drei Spiele weniger ausgetragen und könnte RWE natürlich die Spitzenposition weiterhin streitig machen. Am Mittwochabend waren die Borussen aber zunächst einmal froh, dass das Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen nach gut 10 Minuten Spielzeit wegen des dichten Nebels zunächst unter- und nach einer halbstündigen Wartezeit schließlich ganz abgebrochen werden musste. In den nur wenigen Minuten war bereits einiges passiert. Nach zwei Minuten gingen die Gäste per Foulelfmeter in Führung, kurz darauf hieß es erneut Strafstoß für RWO, doch Sven Kreyer scheiterte diesmal. Eine ereignisreiche Anfangsphase, in der Oberhausen durch körperliche Robustheit und gutes Umschalten zeigte, dass der BVB enorme Probleme kriegen kann, wenn es auf dem Platz zur Sache geht und der Gegner die Schwächen der Schwarz-Gelben im defensivem Umschaltspiel offenlegt. Daher dürfte die Maaßen-Elf nicht unfroh gewesen sein, dass die Partie nachgeholt werden muss und bei 0:0 wieder starten wird. Das sehen die Regularien so vor. Die Frage sei allerdings erlaubt, warum es dem BVB II von Seiten des Verbandes gestattet wird, seine Spiele auf einem Trainingsgelände auszutragen. Ob die Witterungsverhältnisse im urbaneren Stadion Rote Erde ebenso den Spielabbruch bedingt hätten oder nicht, ist zwar hypothetisch, aber man kann sich nicht wirklich vorstellen, dass ein RWE-Punktspiel auf dem Willy-Lippens-Platz und nicht im Stadion Essen grünes Licht erhalten würde.

Dort erledigten die Essener derweil einmal mehr eine Pflichtaufgabe. Christian Neidhart schickte seine Mannschaft unverändert gegenüber dem Erfolg gegen den 1. FC Köln II auf den Platz, also auch mit den von ihm zuletzt leicht kritisierten Außenspielern Isaiah Young und Oguzhan Kefkir. RWE war von Beginn an dominant, kombinierte meistens gefällig, im letzten Drittel fehlte jedoch zunächst stets der letzte Pass und Keeper Robin Udegbe musste ebenso wenig eingreifen wie Daniel Davari, dem seine Vorderleute wie gewohnt den gegnerischen Sturm vom Hals hielten. Gut eine halbe Stunde machten die Gäste es gut. Dann jedoch rappelte es im Minuten und Sekundentakt in Udegbes Kasten. Wenn aus dem Spiel nicht so viel geht, sind Standards ein probates Mittel. Die 34. Minute war exakt angebrochen, als Goalgetter Simon Engelmann den Ball per Kopf in die Maschen wuchtete. Engels 15. Saisontreffer, jedoch erst der zweite per Kopf. Hatte Essens Elfer bei Fortuna Köln nur einfach die Engelslocken in eine Flanke von Plechaty gehalten, so beförderte er das Leder nun brachialer mit der Stirn in den Kasten, Daniel Heber hatte den Eckstoß von Kevin Grund perfekt verlängert. Solche Situationen sind für jede Mannschaft schwer zu verteidigen.

Der Bann war gebrochen. Sieben Minuten später die Vorentscheidung gefallen. Zunächst kombinierte sich RWE gut nach vorne, dann bediente Kefkir Kevin Grund per Doppelpass, Essens Dauerbrenner marschierte entlang der gegnerischen Box, bekam keinen Druck der Abwehr und schlenzte die Kugel mit seinem nicht ganz so starken rechten Fuß genau in den Winkel. Udegbe flog schön, aber vergeblich. Grund ist bereits Essens dreizehnter Torschütze in dieser Spielzeit, ein Beleg dafür, dass Engelmann sehr wichtig, aber nicht allein torgefährlich ist. Der Jubel, zu dem auch Keeper Davari hinzueilte, war kaum verebbt, da setzte er erneut an. Exakt 17 Sekunden nach Wiederanstoß hieß es bereits 3:0 für RWE. Straelen verlor gegen gut pressende Essener fast direkt den Ball, Harenbrock zog vor dem Strafraum ab und Udegbe ließ die Kugel vor die Füße von Kefkir nach vorne prallen, der richtig stand und einfach mal engelmannte. Mit dieser klaren Führung ging es in die Kabinen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte arbeitete Essen an weiteren Toren. Nach 51. Minuten köpfte Kapitän Kehl-Gomez gefährlich aufs aber auch über das Tor. Die Essener forderten Eckstoß, Schiedsrichter Christian Scheper befragte Robin Udegbe, ob er die Kugel noch berührt habe. Straelens Schlussmann war ehrlich, Ecke RWE. Die brachte nichts ein, aber da erinnerte sich vielleicht mancher an einen gewissen Oliver Held, der mal für einen Gelsenkirchener Stadtteilverein als Feldspieler Torwart spielte und in einer Partie gegen den 1. FC Köln den Ball per Hand von der Linie holte. Befragt vom Unparteiischen bestritt Held diese Aktion und hielt sich das phantomschmerzende Gesicht, mit dem er den Ball berührt haben wollte. Ein solcher Spieler passt zu einem solchen Verein.

Ein eiskalter Torjäger wie Simon Engelmann wiederum passt sehr gut zu Rot-Weiss Essen. Das bewies er nach 63. Spielminuten, als Engel von Isaiah Young auf den Weg geschickt dem Tor zustrebte und zum 16. Saisontreffer einnetzte. Bemerkenswert an diesem 4:0 war, dass Chefpsychologe Neidhart mit seiner zarten Kritik an Essens Außenbahnen einen offenbar mächtigen Motivationskick erzeugt hatte. Energisch hatte sich Young zuvor des Balles bemächtigt und auch seinem eigenen Kapitän Marco-Kehl-Gomez das Nachsehen erteilt. Der Pass auf Engelmann war bestens in die Tiefe gespielt. So war auch am vierten Essener Treffer des Abends einer der zuvor Kritisierten beteiligt. Zwei Tore erzielten Außenbahnspieler selbst, zwei bereiteten sie mit vor.

Nun begann die Zeit der Wechsel. Zwischen der 65. und 73. Minute nutzte Christian Neidhart sein Kontingent voll aus. Kehl-Gomez, Kefkir, Grote und Engelmann wichen, Condé, Dorow, Neuwirt und Platzek kamen. Die Message war, Kräfte schonen, denn schon Samstag geht es weiter. Gänzlich rund lief es danach nicht mehr, das Torverhältnis wurde nicht mehr positiv ausgebaut, vielmehr fing sich RWE nach einem nicht gut verteidigten Standard wie eingangs erwähnt noch ein Gegentor. So warten die Essener nun vier Spiele in Serie auf ein Zu-Null-Spiel, das sie nun am Samstag in Lotte anstreben werden.

Die Sportfreunde stecken mit nur 13 Zählern mitten im Abstiegskampf, mitverantwortlich dafür die schwächste Defensive der Liga, die schon 39 Gegentore zugelassen hat und damit fast viermal so viele wie der Gast aus Essen. Da sind die Rollen natürlich eindeutig verteilt. Dennoch warnt Jawattdenn.de an dieser Stelle genauso wie Christian Neidhart es tun wird vor Überheblichkeit. Immerhin besiegten die Sportfreunde auf heimischen Geläuf schon die Mannschaften von Mönchengladbach II, Fortuna Köln und Alemannia Aachen. Von daher sollten die Essener nicht vorher respektlos über Lotte lachen, sondern lieber nach einem wiederum konzentrierten Auftritt zufrieden über einen Sieg lächeln. Am Autobahnkreuz werden wieder fußballerische Kardinaltugenden gefordert sein, es ist kein Premiumgeläuf zu erwarten, das technisch hochklassigen Fußball zulassen wird. Dass RWE darauf adäquat reagieren kann, zeigte es beim ungefährdeten Sieg beim VFB Homberg.

Aber die ganze Liga erwartet den Sturz des Favoriten, dessen Fallhöhe mit jeder Partie größer wird. Die Schlagzeilen werden natürlich entsprechend ausfallen, wenn es ausgerechnet das Team von Essens ehemaligem „Bürgermeister“ Timo Brauer sein würde, dass den einzig wahren Roten als erstes ein richtiges Bein stellen könnte. Und sollte der einzigen Trainerin der Liga, der 32 Jahre alten Imke Wübbenhorst, etwas gelingen, an dem sich bislang 17 ihrer männlichen Kollegen die Zähne ausgebissen haben? Christian Neidhart ist zwar ein Gentleman, wird aber sicherlich sehr deutlich etwas dagegen haben, dass sich Tante Lotte gegen RWE den Punktesparstrumpf auffüllen könnte.
Die RWE-Fans dürfen sich auf eine Ü
bertragung per Stream aus dem Sportpark am Lotter Kreuz freuen. Und hoffentlich auch währenddessen und danach Freude haben. Darauf setzt die gesamte Essener Fangemeinde am dritten Adventswochenende.

NUR DER RWE!

Sven Meyering