Stauder statt Domkölsch! Gegen Kölle wieder klare Linie zeigen!
Dieses Motto möchte Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen bei der samstäglichen Begegnung gegen die jungen Geißböcke berücksichtigen. Fast ungewöhnlich lange pausiert die Mannschaft von Christian Neidhart nach ihrem letzten Spiel auf dem Aachener Tivoli und der nun anstehenden Begegnung gegen die U23 des 1.FC Köln, und zwar eine knappe Woche.
Was in 99 von 100 Spielzeiten normal ist, ist in der gerade laufenden Saison die Ausnahme. Seit und inklusive des Saisonstarts am 01.09 gegen den SC Wiedenbrück absolvierte RWE in 90 Tagen 18 Pflichtspiele und trat im Schnitt alle 5 Tage an, während englischer Wochen reduziert sich dieser Regenerationszeitraum noch einmal, um dem enorm engen Spielplan gerecht werden zu können. Dieser Umstand war auch RWE in Aachen unter dem Strich anzumerken. In der Schlussphase ließ man sich den Sieg rauben und musste sich mit einem Remis begnügen. Beim letztlichen 1:1 waren die Rot-Weissen dabei vielleicht auch etwas müde im Kopf.
Zwei Serien hielten auf dem Tivoli. Die einzig wahren Roten sind auch nach der 16. Saisonpartie als einziges Team in der Liga noch ungeschlagen. Zudem gelingt der Truppe nach wie vor in jeder Partie zumindest ein Treffer und es stand noch nie eine offensive Null. Dennoch war auch RWE das gefühlte Nonstop-Programm anzumerken, so einem Dauerbrenner in der Innenverteidigung. Auch zum absoluten Regionalliga-Topspieler gereifte Persönlichkeiten wie Daniel Heber machen eben mal Fehler. Mund abputzen und weitermachen, Daniel. Die Essener versäumten so leider, die zuvor unter der Woche erlangte 5-Punkte-Führung vor dem BVB II zu verteidigen. Durch den zeitgleichen Erfolg der Maaßen-Elf schmolz diese auf 3 Punkte zurück. Auch die Dortmunder brillierten nicht in Bergisch-Gladbach, setzten sich aber auf der Zielgerade noch mit 3:0 durch. So könnten die Schwarz-Gelben, zwei Erfolge in den Nachholspielen vorausgesetzt, den 3-Punkte-Rückstand in einen ebenso großen Vorsprung verwandeln.
Die anderen Teams können offenbar nur noch die Rolle von Alemannia Aachen einnehmen, das heißt, das Spitzenduo in den direkten Duellen ärgern, aber auf die Saison gesehen, selber nicht mehr ganz oben hineinstoßen. Das mag verfrüht klingen, doch weder Preußen Münster (0:0 gegen Wegberg-Beeck) noch Fortuna Köln (0:0 in Mönchengladbach) oder Fortuna Düsseldorf II (0:1) in Oberhausen konnten das geringste Kapital aus den Essener Punktverlusten schlagen und bleiben deutlich auf Distanz. So zeichnet sich nun in der Tat ein Zweikampf zwischen RWE und dem BVB II um den Aufstieg ab, da die Verfolger wenig Konstanz in ihren Leistungen aufweisen, etwas das sowohl RWE als auch dem BVB trotz Mammutprogramms bislang eben noch gelingt. Ein Beleg dafür war auch das unter der Woche ausgetragene Nachholspiel von Düsseldorf II gegen die Aachener Alemannia. Die Gäste aus dem Grenzland konnten am Rhein nahezu gar nicht an ihre zumindest kämpferisch starke Partie gegen RWE anknüpfen und verloren sang- und klanglos mit 0:2. Düsseldorf hingegen bleibt dem Spitzenduo zumindest noch auf den Fersen.
RWE trifft jedoch nun mit dem 1. FC Köln II auf eine Mannschaft, deren Trend positiv ist. Aktuell ist der FZÄH Vierter. Danach sah es zu Saisonbeginn zunächst nicht aus. In den ersten 5 Partien spielten die Kölner viermal Remis und erlitten eine Niederlage. Dann jedoch gelang mit dem 1:0 über Preußen Münster der Dosenöffner für die Saison. Auf diesen Dreier folgten in 11 Partien satte 23 Punkte für die Geißböcke. Trotz der zwischenzeitlichen Rückschläge wie dem 0:3 in Gelsenkirchen sowie einer 1:3 Schlappe in Homberg stellen sich die Domstädter somit als eine der härteren Nüsse für RWE dar. Für die U23 haben die Kölner als Führungskräfte ein Quartett an Bord, das unter die „Kategorie Erfahren“ fällt.
Abwehrchef Marius Laux (34), sein defensiver Mitstreiter Lukas Nottbeck (32), mit Abstrichen Mittelfeldmann Vincent Geimer (28) und vor allem Stürmer Lucas Musculus (29) waren in ihrer Laufbahn Garanten für Qualität in der Regionalliga West. Abwehrspieler Nottbeck ist mit vier Treffern zugleich der aktuelle Torschützenkönig der Mannschaft, ansonsten verteilen sich die Treffer recht weit gestreut über den Kader. Dieser besteht neben den genannten erfahrenen Säulen natürlich aus einer Ansammlung hungriger Nachwuchsleute, die allesamt hoffen, am Besten in Köln selber auch einmal für höhere Aufgaben berufen zu werden. In der letzten Saison siegte RWE in beiden Partien gegen den FZÄH II, die Spiele waren aber eng und wurden jeweils erst kurz vor Schluss von den richtigen Rot-Weissen für sich entschieden. Mit einem Sieg, auch mit einem knappen wären die Essener am Samstag sicherlich zufrieden oder besser gesagt, ein Dreier ist die klare Zielsetzung. Es gilt, das Jahresabschlusstempo aufzunehmen.
In der Regionalliga hat die Revierkultperle in 14 Tagen noch vier Spiele auszutragen und biegt somit erneut in die englischen Wochen ein. Ist Kölle abgereist, kommt Straelen unter der Woche zum Nachholspiel, dann geht’s zu den Sportfreunden Lotte. Mit der Heimpartie gegen Wegberg-Beeck soll RWE planmäßig das Regionalligajahr 2020 beschließen, bevor die Essener am 23.12 mit dem Zweitrundenpokalspiel gegen die Erste Mannschaft von Fortuna Düsseldorf noch ein sogenanntes Bonusspiel vor der Nase haben, das sicherlich auch mit Ambitionen angegangen werden wird. Der BVB II hat in derselben Zeit sogar 5 Ligaspiele auszutragen.
Alle Rot-Weissen hoffen somit auf einen goldenen Dezember in ansonsten trüben Coronazeiten. Nach dem unnötigen Remis in Aachen war die Mannschaft auch selbst unzufrieden und freute sich weniger über den Ausbau der Unbesiegt-Serie als sie sich vielmehr über die verlorenen Punkte ärgerte. Das sind gute Zeichen, denn der Ehrgeiz und die Mentalität werden eine nicht unwesentliche Rolle im Kampf um die Aufstiegsmeriten spielen. Rot-Weiss Essen darf aufgrund der vielen Partien in kurzer Zeit nicht in einen Spielfeldkoller verfallen, sondern muss gierig bleiben, wie Trainer Christian Neidhart stetig betont. Allerdings nicht auf Domkölsch. Das Siegerbier soll am Samstag Stauder heißen.
NUR DER RWE!
Sven Meyering