Cologne, Cologne, es gibt was zu holen am Dom!
Am Samstag steht ab 14 Uhr ein echtes Spitzenspiel für unsere Rot-Weissen an. Ab 14 Uhr trifft RWE im Kölner Südstadion auf die Kölner Fortuna. Die Essener haben durch vier Siege in Folge den mäßigen Saisonstart wettgemacht und die Gastgeber mittlerweile im Liga-Ranking überholt. Tabellarisch heißt das, dass der Vierte den, ja so ist es, Tabellenführer empfängt! Obwohl RWE beim Nachholspiel in Bonn ein Tor zu wenig geschossen hatte, um sofort am Dienstag an die Tabellenspitze zu klettern, grüßen die Essener punkt-und torgleich mit der U23 des BVB vom Platz an der Tabellensonne.
Das haben beide der Schützenhilfe der Kölner U23 zu verdanken, die am Freitagnachmittag das Farm-Team der Gladbacher 2:1 besiegte, weswegen sich das Torverhältnis der jungen Borussen entscheidend verschlechterte. Obwohl es noch früh in der Saison ist, gibt es in dieser Liga jedenfalls nichts zu verschenken, weswegen RWE unbedingt mit etwas Zählbarem aus der Domstadt zurückkehren möchte.
Rot-Weiss Essen ist mittlerweile in der Saison angekommen und Trainer Christian Neidhart versteht es zusehends, seine persönliche Philosophie vom Fußball mit seiner Mannschaft umzusetzen, für den Betrachter erkennbar und in der Tabelle sichtbar zu machen. Und das, obwohl Fortuna Köln nach vier Auftaktsiegen sogar einmal 11 Punkte vor den Roten aus der Ruhrstadt rangierte, die zu dieser Zeit allerdings erst ein Spiel ausgetragen hatten. Dennoch übte diese Situation erst einmal Druck auf Rot-Weiss aus, umso bemerkenswerter, dass die Truppe in den folgenden Partien die Nerven behielt und das Tabellenbild in eine richtige Richtung bewegen konnte. Am Dienstagabend gelang den Rot-Weissen im Anschluss an den Fußballfeiertag am Freitag gegen Fortuna Düsseldorfs U23 ein neuerlicher Erfolg, 1:0 stand es am Ende in Bonner Sportpark Nord. Neidhart vertraute dabei zum dritten Mal in Folge derselben Startelf. Durchaus bemerkenswert. Der Erfolg fiel unter die Kategorie Arbeitssieg. RWE spielte dabei eine gute erste Hälfte mit sehr konsequentem Spiel gegen den Ball. Den widrigen Platzverhältnissen trotzen die Essener mit einer diesmal rustikaleren Philosophie. Weniger Kurzpassspiel, vermehrt lange Bälle waren das Mittel, hinzu kamen stetige weite Einwürfe, für die offenbar Oguzhan Kefkir im Training ausgebildet worden ist. Jedenfalls erlangte RWE auch auf diese Weise eine deutliche Feldüberlegenheit und erarbeitete sich viele Chancen.
Nach gut einer halben Stunde belohnte sich Kefkir für seine seit Wochen deutlich verbesserte Leistung mit seinem ersten Saisontreffer, der am Ende auch das goldene Tor des Abends darstellen sollte. Kapitän Marco Kehl-Gomez hatte mit konsequenter Entschlossenheit zuvor den entscheidenden Zweikampf gewonnen und die Kugel zum am linken Strafraumeck lauernden Kefkir weitergespitzelt. Essens Nummer 38 nahm mit seinem etwas schwächeren rechten Fuß genau Maß und beförderte den Ball unerreichbar für Bonns Schlussmann Jonas Hupe ins gegenüberliegende lange Eck und tunnelte dabei obendrein einen Bonner Abwehrspieler. Kefkir ist der in dieser Saison bereits achte RWE-Torschütze. Das ist ein ermutigender Wert, hatte man in der ganz frühen Phase der Saison bereits die Befürchtung, die Essener wären zu sehr von Goalgetter Engelmann abhängig, springen nun vermehrt andere Spieler in die Bresche. Doch auch wenn er nicht selber trifft, ist Engelmann wichtig für das RWE-Spiel, bewegt sich der Sturmführer doch stetig in den gefährlichen Räumen und schafft mit seiner bloßen Präsenz Platz für seine Mitspieler. Bis zum Halbzeitpfiff hätten die Essener die Vorentscheidung bereits herbeiführen können und im Grunde sogar müssen. Das gelang nicht und die Chancenverwertung stellt weiterhin ein Manko dar.
Negativer Höhepunkt war, als Joshua Endres, dem das Pech im Abschluss an den Schuhen klebt, bei einer präzisen Hereingabe von Kefkir, der zuvor toll durch Grund und Condé freigespielt worden war, am Fünfmeterraum über den Ball senste. Beim folgenden Abpraller konnte der überraschte Engelmann per Kopf nicht genug Druck hinter den Ball bringen. Nur deshalb geriet der Erfolg in Hälfte zwei ins Wanken. Bonn hatte zwar nur eine einzige sehr gute Chance, hätte jedoch so bereits in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit den Rot-Weissen die Führung entreißen und Unruhe im Essener Lager erzeugen können. RWE brachte den Sieg am Ende ins Ziel, ohne in der zweiten Hälfte wirklich überzeugt zu haben. Dennoch lieferten die Essener den Beweis ab, auch solche Kampfspiele gewinnen zu können, über die sich am Ende der Saison Erfolg und Misserfolg definieren könnten. Am Samstag wartet ein Kontrahent mit vermutlich höherer Qualität als die Beethovenstädter auf die einzig wahren Roten.
Fortuna Köln gibt sich weniger bescheiden als im Vorjahr. Die Kölner Südstädter, nach ihrem Abstieg und dem gleichzeitigen Aufstieg des Stadtrivalen Viktoria 2019 nur noch die Nummer 3 in der Domstadt, haben ihre Umbruchsaison hinter sich. Als Vorjahresabsteiger ereilte die Fortuna das Schicksal all ihrer Vorgänger, mit dem Kampf um den Wiederaufstieg nichts zu tun zu haben. In dieser Saison wollen die Kölner mehr. Coach Thomas Stratos wurde von seinen Aufgaben entbunden, Alexander Ende, ehemaliger Spieler der Fortuna, soll nach seiner Rückkehr zum Verein als Trainer dieses Jahr mehr erreichen. Aus Oberhausen schnappte man sich Abwehrchef Yannick Löhden und Flügelflitzer Francis Ubabuike, von Absteiger Preußen Münster den hoch gehandelten Mittelfeldakteur Nico Brandenburger. Stürmer Julian Günther-Schmidt kommt von einem anderen Drittligaabsteiger aus Jena. Günther-Schmidt gehörte auch schon dem erweiterten Bundesligakader des FC Augsburg an. Linksverteidiger Dan-Patrick Poggenberg verfügt ebenfalls über nennenswerte Profierfahrung. Noch immer im Kader steht Routinier Roman Prokoph, der durchaus weiß, wo das gegnerische Tor steht. Der bislang torgefährlichste Fortune ist Mittelfeldakteur Hamza Salman, der bereits vier Saisontreffer auf der Habenseite hat. Schlechte Leute und überhaupt einen schlechten Kader hat die Fortuna somit nicht geholt bzw. zusammen.
Dass die ersten vier Saisonpartien allesamt gewonnen worden sind, überraschte daher nicht unbedingt. Das bereits erwähnte Ergebnis davon war, dass die Kölner Südstädter den Essenern bereits deutlich enteilt waren. Zuletzt stockte der Fortunen-Motor jedoch etwas. Im Stadtderby gegen die U23 des FZäh wurden beim 1:1 die ersten Punkte verloren, bei den Sportfreunden Lotte handelten sich die Kölner mit 0:1 die erste Saisonniederlage ein. So schnell wendet sich das Blatt. Dank des Essener Zwischenspurts stehen nun die Rot-Weissen aus Essen vor den in den Farben gleichen Kölnern. Ebenso wenig dürfte den Fortunen als weitere Begleiterscheinung des Auftritts am Lotter Kreuz der Platzverweis für Stammtorhüter Kevin Rauhut gefallen haben. Gegen RWE wird somit wahrscheinlich der in der Regionalliga West noch relativ unerfahrene Martin Velickov zwischen den Pfosten stehen. Inwieweit sich das auf die Stabilität der Kölner Defensive, die bislang 5 Gegentore aus 6 Spielen schlucken musste, auswirken wird, bleibt abzuwarten. Man darf aber mit Fug und Recht behaupten, dass das Aufeinandertreffen mit RWE für die Fortuna das erste Treffen mit einem Team aus der Spitzengruppe ist, während unsere Roten mit den Zweitvertretungen aus Dortmund und Düsseldorf schon Duelle mit Teams von oben ausgetragen haben.
Was nährt die Hoffnung, auch beim Auftritt am Samstag zumindest weiterhin ungeschlagen zu bleiben? RWE ist seit dem Ahlen-Spiel, in dem man stellenweise vogelwild agierte, defensiv sehr stabil. Die Zahl 333 steht nicht nur für die historische Keilerei bei Issos, sondern stellt auch die Anzahl der Minuten dar, die RWE-Keeper Daniel Davari am Stück ohne Gegentor ist. Dabei musste der Deutsch-Iraner selten überhaupt beherzt zupacken, meistens erspielen sich die Essener Gegner, sieht man eben von Ahlen ab, kaum mehr als eine einzige nennenswerte Gelegenheit. Der rot-weisse Defensivverband verrichtet vorzügliche Arbeit. Und vorne ist RWE bislang immer für mindestens einen Treffer gut. Im Durchschnitt holte die Neidhart-Elf bislang 2,33 Punkte pro Match. Neidhart ist ein Trainer, der nicht stur an einer taktischen Ausrichtung festhält, sondern Flexibilität an den Tag legt. Mit welcher Marschroute und welchem Personal bestückt er seine Elf diesmal auf den Rasen schicken wird, bleibt abzuwarten. Ebenso wie ob Neuzugang Isaiah Young in der Mannschaft oder zumindest im Kader stehen wird. Der bislang glücklose Endres dürfte ein Kandidat dafür sein, für Young weichen zu müssen. Coach Neidhart geriet beim Nachsinnen über den 22-jährigen US-Amerikaner sogar ein wenig ins Schwärmen, er könne den Unterschied ausmachen, so der Trainer. Vor allem das Tempo des rechten Außenbahnspielers soll beeindruckend sein und sogar noch über dem von Ayodele Adetula liegen, der seinerseits seine Zelte in Essen inzwischen abgebrochen hat und sich beim Nordregionalligisten VFB Oldenburg mehr Spielzeit erhofft. Alles Gute, Ayo!
Insgesamt fährt RWE mit breiter Brust nach Köln und will bei Cologne am Dom unbedingt etwas holen. Die auf unerwartetem Wege doch noch errungene Tabellenführung wird ihr Übriges dazu tun. Möglicherweise haben die Roten aber auch noch weiter beflügelnde Wut im Bauch, denn wie aktuell bekannt geworden ist, hat Fortuna Düsseldorf Einspruch gegen die Wertung des mit 0:2 an der Hafenstraße verlorenen Spiels eingelegt. Die Fortunen fühlen sich grob benachteiligt, da es vor dem Anpfiff ein noch immer nicht genau geklärtes Hickhack um die Spielberechtigung von Routinier Oliver Fink gegeben hatte. Kurz vor Spielbeginn war klar, Fink dürfte auflaufen, da war es aus Sicht der Fortunen aber zu spät, darauf noch reagieren zu können. So musste das Nachwuchsteam ohne einen 38-Jährigen auflaufen. Nennen wir es kurios. RWE trägt an den Geschehnissen definitiv keine Schuld, fraglich ob die Essener dann mit einer Annullierung der Partei bestraft werden können und sollten. Das wird die Entscheidung des Verbandes zeigen. Bis dahin sollten unsere Roten ihren Weg unbeirrt weitergehen. Am besten direkt gleich wieder am morgigen Tag!
Nur der RWE!
Sven Meyering