15.12.2019

Wir halten zusammen, RWE!

von Redaktion

Mit diesem aufbauenden Gesang verabschiedeten die Anhänger ihre Mannschaft nach insgesamt sehr enttäuschenden letzten 90 Minuten aus dem Pflichtspieljahr 2019. Das war das Positivste des Abends. Eine fast sensationelle 0:2 Schlappe gegen das Kellerkind aus Homberg verdarb allen, die es mit RWE hielten, mächtig die Laune. Es gibt solche Spiele im Fußball, doch glaubte man diese an der Hafenstraße hinter sich gelassen zu haben. Pustekuchen.

Christian Titz schickte sein Team im Vergleich zur Vorwoche auf drei Positionen verändert ins Rennen. Fast folgerichtig ersetzte Dennis Grote den Gelb gesperrten Marco Kehl-Gomez in der Zentrale und als Kapitän sowie Jan Neuwirt den verletzten Kevin Grund auf der linken Abwehrseite. Zudem durfte Humba-Spezialist Hedon Selishta für Marcel Platzek stürmen. Die erste Enttäuschung des Abends war die Kulisse. Vor gut 8.000 Besuchern, mehr ließen das Wetter und die zahlreichen Weihnachtsfeiern offenbar nicht zu, übernahmen die Gastgeber wenig überraschend sofort das Kommando. Zwei Gelegenheiten verzeichnete RWE in der Anfangsviertelstunde, zunächst setzte sich Kefkir auf Rechts gut durch, seinen Rückpass nahm Dorow direkt, doch da war zu wenig Druck dahinter, um Gutkowski im Homberger Tor vor Probleme zu stellen. Daher versuchte es Kefkir wenig später selber und sein Geschoss aus etwa 20 Metern strich nur knapp am langen Pfosten vorbei. Den nächsten Torversuch hatten allerdings die Gäste, und was für einen.

Nach 16. Minuten marschierte Dertwinkel ziemlich unbedrängt durch die Essener Hälfte und feuerte die Kugel vom Schützen aus gesehen links oben ins Essener Toreck. Golz flog schön, war aber machtlos. Eine ganz kalte Dusche. Na gut, sagten sich die Essener Anhänger, wir haben in dieser Saison schon ganz andere Dinger umgebogen. So war es dann Hedon Selishta, der nach einem Kefkir Freistoß Gutkowski per Kopf zu einer ansehnlichen Parade zwang. Doch es war wie so oft auch später an diesem Abend. Die Essener beschäftigten den Homberger Schlussmann einfach zu wenig und wenn doch, dann waren die Abschlüsse nicht präzise genug und animierten höchstens zu Schauparaden und Volleyballeinlagen des Torwarts, was nicht despektierlich gemeint sein soll. Jedenfalls wurde Gutkowski zu keiner einzigen wirklichen Glanzparade gezwungen und flog meistens nur gut gelaunt durch seinen Torraum. Auf der anderen Seite gelang es Jakob Golz nicht, sich auszuzeichnen. Nach einem langen Freistoß gab es ein Durcheinander im Essener Strafraum, Golz flog vorbei und auch drei rote Abwehrspieler dahinter konnten den Ball nicht klären, der dann schön Dennis Wibbe serviert wurde. Aus wenigen Metern feierte Wibbe ebenso wie Dertwinkel seine Torpremiere in dieser Saison und drei Minuten vor der Halbzeit fing sich RWE somit den zweiten Treffer. Mit diesem ernüchternden Resultat gingen die Essener in die Kabine.

Alle erwarteten nun einen Sturmlauf der Rot-Weissen, doch es gab fast nur ein laues Lüftchen. Gefühlt 90% Ballbesitz führten nur zu einem handballartigen Spiel rund um den Gästestrafraum. Daran konnten auch Marcel Platzek als zweite Spitze und ebenso wenig Hamdi Dahmani etwas ändern. Ihnen waren Grote, eine Ohrfeige für den Routinier, und Dorow gewichen. Die Gäste verteidigten mit Mann und Maus, tiefer konnte man eigentlich nicht mehr stehen, und verzeichneten kaum eine Mittellinienüberquerung. Häufig geht so viel Passivität nicht gut, doch dieser Abend war ein gebrauchter für RWE. Der Anschlusstreffer als Weckruf gelang nicht. Hatten in Düsseldorf und in Lotte noch die Gegner wichtige RWE-Treffer erzielt, so traf Hombergs Koenders nur den Pfosten des eigenen Tores. Als kurz darauf Gutkowski nach einer Ecke unmotiviert sein Tor verließ, ohne eine Chance zu besitzen, den Ball zu erreichen, dämmerte es den RWE-Anhängern so langsam, dass es nichts mehr werden würde mit der Wende. Denn der Derbyheld von Dortmund Alex Hahn setzte den Kopfball nur auf die Latte des verlassenen VFB-Tores. Titz brachte noch Bichler für Neuwirt und Adetula für Selishta, doch die Joker änderten nichts am Gesamtbild. Traurig aber wahr, die Homberger waren das wohl fußballerisch limitierteste Team, das sich diese Saison an der Hafenstraße vorstellte, doch sie gewannen verdient. Denn sie nutzten ihre Chancen zu 100% und verteidigten danach mit Leidenschaft.

Für RWE steht somit unter dem Strich ein bitterer Ausklang einer im Grunde großartigen zweiten Jahreshälfte. Im Titelrennen hätte dieser Freitagabend eigentlich ein rot-weisses Fest werden können. Ein fest eingeplanter Sieg hätte Platz 2 gebracht und Druck auf die Konkurrenz ausgeübt. Die vielen Konjunktive verraten es, es kam ganz anders. Nun liegt der Druck auf RWE selbst. In Ostwestfalen und am Kanal lachte man sich diebisch ins Fäustchen. Es war bereits die dritte Heimniederlage für die Essener, denen fünf Heimsiege gegenüberstehen. Eine durchaus mäßige Bilanz gemessen an den Ambitionen. Auswärts lief es bislang besser. Vielleicht ist man in Essen daher froh, dass die diesmal kurze Winterpause in der letzten Januarwoche bereits endet und es dann zunächst nach Köln geht. Dann folgen Heimspiele gegen Rödinghausen und Oberhausen. Das Programm hat es somit in sich. Zuhause darf man nicht weiter schwächeln, auswärts sollte man seinen Turn beibehalten. Das sind die Jawattdenn.de Weihnachtswünsche an Christian Titz und sein Team. Dieses hat uns dennoch viel Freude bereitet. Daher halten wir auch 2020 alle zusammen, RWE!

NUR DER RWE!

Sven Meyering


Rot-Weiss Essen - VFB Homberg  0:2 (0:2)


Rot-Weiss Essen

Golz, Sauerland, Heber, Hahn, Neuwirt (68. Bichler), Grote (46. Platzek), Kefkir, Dorow (46. Dahmani), Condé, Endres, Selishta (79. Adetula)


VFB Homberg

Gutkowski, Kacinoglu, Urban (62. Berisha), Koenders, Wolf, Dertwinkel (80. Nowitzki), Kogel (86. Schmitt), Wibbe (84. Lorch), M. Kücükarslan, Walker, Rankl


Tore

0:1 Dertwinkel (16.)
0:2 Wibbe (42.)


Zuschauer

8.495


Schiedsrichter

Julian Engelmann (Iserlohn)


Gelbe Karten

Wolf (2. Gelbe Karte)
Kogel (3. Gelbe Karte)
Wibbe (3. Gelbe Karte)