13.10.2019

Bleibt alles anders

von Hendrik Stürznickel

„Tanz den Tanz auf dünnem Eis!“ (H. Grönemeyer) - RWE ist hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Am Ende reichte es nicht, um Fortuna Köln auch nur einen Punkt abzuknöpfen und Rot-Weiss erlitt mit dem Spiel von Freitag die dritte Niederlage in Serie und diese war besonders schmerzhaft, da es hier keine Entschuldigungen mehr gab, dieses Spiel durfte Rot-Weiss Essen niemals verlieren.

RWE ist hart auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. (Symbolbild)Spielen wir nun um die Goldene Ananas oder haben wir am Freitag den Rückschlag erlebt, auf den die Verantwortlichen immer hingewiesen haben? Am Ende hilft die Zeile von Bochums Herbert Grönemeyer weiter: Bleibt alles anders.

Christian Titz rotierte Oguzhan Kefkir und Daniel Heber wieder in die Startelf, was nicht überraschte. Wer dafür weichen musste, überraschte umso mehr. Hamdi Dahmani durfte gegen seinen alten Arbeitgeber nicht beginnen und auch Dennis Grote gehörte erstmals nicht zur Startelf. Christian Titz erklärte nach dem Spiel, dass er bei Grote in den vergangenen Spielen einen Hänger beobachtet und gab dem Routinier Zeit zum Durchatmen.

RWE begann sehr druckvoll und dominant, wie es die Zuschauer aus den vergangenen Spielen kannten. Erste Chancen bekam Oguzhan Kefkir, der zunächst knapp am gegnerischen Gehäuse vorbeizog (9.) und dessen Vorlage, die zum Tor führte wegen Abseits zurückgepfiffen wurde (10.). Diese Entscheidung wirkt in der Zeitlupe denkbar knapp, kann jedoch nicht endgültig aufgelöst werden.

Zum ersten Mal durfte jedoch der Kölner Anhang jubeln. Aufgrund eines zu kurz geratenen Passes von Alexander Hahn griff Marco Kehl-Gomez zu ungestüm ein und es gab Freistoß aus ca. 25 Metern Entfernung. Franko Uzelac zog direkt auf das Tor und der Ball schlug ein. Es erinnerte etwas an einen Treffer, den Michael Oelkuch 2002 ebenfalls für die Fortuna erzielte. Der Freistoß trudelte unbehelligt von Freund und Feind durch die Reihen und am Ende konnte so richtig niemand glauben, dass der Ball drin war.

Dieser Treffer drückte merklich auf die Stimmung, was man sehr gut erkennen konnte. Konzentrierte sich das Geschehen bislang nahezu ausschließlich auf die Düsseldorfer Hälfte rückten beide Mannschaften sichtbar ca. 25 Meter weiter in Richtung Essener Hälfte, sodass eine Augenhöhe hergestellt wurde. Endres hatte zwar noch eine gute Einschussmöglichkeit (27.), die beste Chance der ersten Hälfte hatte jedoch Kölns Owusu, der aber nur den Außenpfosten traf.

Ratlose Gesichter nach AbpfiffZur Halbzeit gab es erstmals Pfiffe, da die mutlose Vorstellung nach dem Gegentreffer nicht verständlich erschien. In der zweiten Hälfte zeigte sich RWE durchaus engagiert, allerdings nicht zwingend genug. Am nächsten dran am Tor war Ayodele Adetula, der aus kurzer Distanz den Pfosten traf (74.).

Abschließend war die Niederlage trotz Feldüberlegenheit nicht unverdient. RWE spielte sein schlechtestes Spiel in dieser jungen Saison und über 10.000 Zuschauer gingen mehrheitlich enttäuscht nach Hause. Einige Schnitzer und Fehlpässe kann man von außen erkennen, allerdings sind die Fans zu weit von der Mannschaft entfernt, als dass sie die Psyche der Spieler nachvollziehen können. Am fehlenden Willen lag es auch gegen Köln nicht, aber das Team bringt seine Qualität nicht mehr so gut zur Geltung wie in den ersten Spielen. Dies ist eine knifflige Aufgabe für das Trainerteam um Christian Titz.

„Stell die Uhr auf Null, wasch den Glauben im Regen!“ (H. Grönemeyer)

Am Ende bleibt uns allen gar nichts anderes übrig, als das Spiel abzuhaken. Egal, ob wir wütend, enttäuscht oder nachdenklich sind, der Blick muss nach vorne gehen. Dort wartet mit Bergisch-Gladbach sicher auch keine Mannschaft von Antifußballern, aber die Negativspirale muss dort einfach mit einem Sieg durchbrochen werden, wenn RWE den Anschluss nicht frühzeitig verlieren will. Wir sollten allesamt nicht an frühere Jahre denken, weil es destruktiv ist und hemmt. Es bleibt nicht so, wie es immer war, es soll und wird anders kommen. In diesem Sinne: Bleibt alles anders!


Rot-Weiss Essen - Fortuna Köln 0:1 (0:1)


Rot-Weiss Essen

Lenz, Sauerland, Heber, Hahn, Grund, Kehl-Gomez, Kefkir, Condé, Dorow (67. Dahmani), J. Endres (57. Kasniqi), Selishta (46. Adetula)


Fortuna Köln

Rauhut, Salla, Tuncer, Uzelac, Baba, Försterling Beltran (49. Hoffmann), Brock (76. Ceylan), Salman (63. Bender), Owusu, Abderrahmane, Prokoph (90. +1 Güler)


Tore

0:1 Uzelac (21.)


Zuschauer

10.095


Schiedsrichter

Jörn Schäfer (Iserlohn)


Gelbe Karten

A. Hahn (3. Gelbe Karte)
Grund (2. Gelbe Karte)
Brock (2. Gelbe Karte)
Salman (3. Gelbe Karte)
Rauhut (3. Gelbe Karte)