27.10.2019

Spielbericht Fortuna Düsseldorf U23 - Rot-Weiss Essen

Arbeitssieg

Nein, es war kein spielerisches Glanzstück, das RWE auf den Rasen des Paul-Janes-Stadions gezaubert hat. Viel mehr war der knappe 1:0 Erfolg das Ergebnis eines Kampfes, den RWE leicht verspätet angenommen und für sich entschieden hat. Die Stimmung der Anhängerschaft kann man am Ende als verhalten positiv werten, am Ende stehen jedoch drei Punkte, die RWE auf den dritten Platz vorrücken lassen.

Christian Titz überrascht Woche für Woche mit seiner Startelf. Dieses Mal erhielt Bichler, als Belohnung für seinen engagierten Auftritt in Bergisch-Gladbach, den Vorzug vor David Sauerland. Jan-Lucas Dorow ersetzte Marcel Platzek im Sturm und Erolind Krasniqi durfte erstmals starten. Außerdem erhielt Joshua Endres die Chance, für Ayodele Adetula bei seinem vorherigen Arbeitgeber zu beginnen.
Joschua Endres zurück in der Startelf
Wir dürfen die erste Halbzeit nicht beschönigen, es gibt eigentlich keine nennenswerte Möglichkeit für Rot-Weiss. Auffällig war, dass RWE sehr unbekümmert und dominant in das Spiel hineinging. Nach einer Viertelstunde schüttelte die Fortuna den anfänglichen Respekt an und ging danach körperlich aggressiv und mitunter brutal in die Zweikämpfe. Dies hatte wiederum sichtbare Auswirkungen auf das Essener Spiel und Düsseldorf erzwang sich ein Spiel auf Augenhöhe. Die beste Chance hatte die Fortuna. In der 34. zeigte Jakob Golz einen phänomenalen Reflex, nachdem er einen perfekt gesetzten Kopfball von Tim Oberdorf von der Linie kratzte.

Mit Krasniqi und Dorow sind technisch hervorragende Fußballer auf dem Platz gewesen, allerdings haben beide ihre Stärken nicht gerade in aggressiver Körperlichkeit. Um hier ein Gegengewicht zu schaffen, wechselte Christian Titz Mittelstürmer Marcel Platzek ein, dessen Spielweise genau jetzt gebraucht wurde. Sein Auftreten sorgte sogleich wieder für klare Verhältnisse, denn RWE fand die spielerische Dominanz wenige Minuten nach Wiederanpfiff wieder.

Nun erspielte sich das Team von der Hafenstraße auch Torchancen. Brustlöser war das 1:0 in der 56. Minute. Oguzhan Kefkir, der Dreh- und Angelpunkt in diesem Spiel, flankte von der linken Seite scharf in den Strafraum, sodass Tim Oberdorf den Ball selbst in das eigene Tor schoss, bevor der freistehende Platzek abschließen konnte. Neben den Möglichkeiten von Platzek (63., 67.) hatten wohl Florian Bichler und Ayodele Adetula die besten Einschussmöglichkeiten. Bichler (73.) lief allein auf das Tor von Maduka Okoye zu konnte sich gegen den Torhüter der Fortunen aber nicht durchsetzen.

Besser machte es der eingewechselte Adetula. Dieser spitzelte dem Abwehrspieler den Ball weg und marschierte anschließend ganz allein vor das Tor. Adetula machte es fast perfekt, schob den Ball ins lange Eck und traf den Pfosten. Kefkir holte sich den Abpraller und ballerte diesen aus knapp sechs Meter in den Himmel der Landeshauptstadt. Das hätte es spätestens sein müssen. Im Anschluss spielten die Rot-Weissen das Ergebnis über die Zeit und nahmen die drei Punkte mit an die Hafenstraße.

Es soll nicht unterschlagen werden, dass auch Düsseldorf gute Möglichkeiten hatte. Die beste Chance in der zweiten Halbzeit hatte Bastian Kummer. Er köpfte den Ball Richtung Tor und ließ Jakob Golz keine Chance. RWE verdankte es nur einer artistischen Einlage von Alexander Hahn, der diesen Ball von der Linie schlug, dass die Fortuna nicht in Führung ging.

Was ist das Fazit aus dem Spiel? RWE ist wieder in der Spur. Nach der unnötigen Niederlage gegen Fortuna Köln fuhr RWE gegen Bergisch-Gladbach und Düsseldorf Pflichtsiege ein und bleibt in Schlagdistanz zum westfälischen Duo an der Tabellenspitze. Spielerisch wirkt es aber zunächst einmal wie ein Rückschritt zu den Galaauftritten des Saisonbeginns. Dies ist richtig und falsch zugleich. Ein großes Problem ist die Chancenverwertung, die auch für Regionalligaverhältnisse unzureichend ist. Auch gegen Düsseldorf wurden in der zweiten Halbzeit beste Einschussmöglichkeiten herausgespielt, die nicht genutzt wurden, weswegen das Spiel unnötig dramatisch wurde.

Umgekehrt war dieses Spiel ein freundlich gesagt rustikales. RWE brauchte ein wenig Zeit, um diese Spielweise anzunehmen, hielt aber spätestens in Hälfte Zwei dagegen. Dass es dabei nur zwei gelbe Karten gab, zeigt, dass die Mannschaft abgeklärt genug ist, in solchen Situationen den Kopf nicht zu verlieren.

Die Diskussion erreicht mittlerweile den Trainer. Die vielfach veränderten Aufstellungen werden ins Visier genommen und das Spielsystem. Kritik gehört dazu und macht einen Teil des Reizes aus, den man als Fan hat. Einzelne Beiträge schießen aber mal wieder über das Ziel hinaus. Die Tabelle ist vielleicht erst aussagekräftig, wenn Jeder gegen Jeden gespielt hat, aber RWE hat in 13 Spielen 28 Punkte geholt. Auch wenn ein Sieg abgezogen wurde sind dies Werte einer extrem starken Saison. Der Punkteschnitt von 2,00 gilt als ein Wert von Spitzenmannschaften, RWE hat in dieser Saison einen Wert von 2,15 erspielt und auch nach Abzug des Wattenscheid-Spiels liegt der Schnitt noch bei 2,08 Punkten. Dies ist alles andere als ein Grund hier alles in Frage zu stellen.

Wenn wir Fans Titz die Aufstellung im Spiel gegen Düsseldorf negativ anrechnen, da RWE zwar feldüberlegen war, aber in der ersten Hälfte nahezu keine Torgefahr ausgestrahlt hat, dann müssen wir aber auch die positiven Eingriffe berücksichtigen. Jede Einwechslung von Titz machte das Team besser. Marcel Platzek hielt dagegen, schaffte Räume und sorgte für Chaos in der Düsseldorfer Hintermannschaft. Das war, auch wenn er immer noch auf sein erstes Saisontor wartet, eine wichtige Änderung. Nach dem Essener Tor kam David Sauerland ins Spiel und sorgte mit seiner Ballsicherheit dafür, dass das Spiel beruhigt wurde und hatte großen Anteil an dem abgeklärten Spiel, das kaum noch Düsseldorfer Chancen zuließ. Ayodele Adetula nervte die Düsseldorfer im Aufbauspiel und war sofort brandgefährlich. Diese sinnvollen Wechsel die sich auszahlen, sind nicht die Regel, wie wir aus den vergangenen Jahren wissen.

Egal, wie wir das Spiel bewerten, Düsseldorf ist jetzt Geschichte und der Fokus liegt auf Schonnebeck, aber mehr noch auf den Sportfreunden Lotte. Das Team vom Autobahnkreuz hat mit Querelen zu kämpfen gehabt, die sich bis zum Saisonbeginn durchgezogen haben und dementsprechend durchwachsen begonnen. Nun zeigt sich das Team von Isamail Atalan jedoch stabilisiert und Timo Brauer und Kevin Freiberger werden nach ihren Abgängen RWE sicher zeigen wollen, dass es ein Fehler war, sie gehen zu lassen. In diesem Spiel wird sich zeigen, ob die zarte Siegesserie von zwei Spielen dem Stresstest gegen die Sportfreunde standhält.


Fortuna Düsseldorf U23 - Rot-Weiss Essen 0:1 (0:0)


Fortuna Düsseldorf U23

Okoye , Goralski, Stöcker, Schaub, Kummer, Lovren (85. T. Kaminski), Lofolomo (72. Laws), Bühler (62. Willms), Oberdorf, Hagemann, Lobinger


Rot-Weiss Essen

Golz, Hahn,  Heber, Grund, Kehl-Gomez, Condé, Krasniqi (46. Platzek), Bichler (75. Adetula), Dorow (85 Neuwirt), Endres (62. Sauerland), Kefkir


Tore

0:1 Oberdorf (55.) Eigentor


Zuschauer

1.270


Schiedsrichter

Tobias  Severins (Gütersloh)


Gelbe Karten

Düsseldorf:
Enrique Lofolomo
Lex-Tyger Lobinger
Davor Lovren

Rot-Weiss Essen:
Marco Kehl-Gomez

Kevin Grund