06.12.2019

Keine Pleite gegen Dortmunds Zweite

von Hendrik Stürznickel

Beim Blick zurück kommt dem Spiel gegen Dortmunds Zweite eine besondere Rolle zu. Nach einem – auf Deutsch gesprochen – sportlichen Scheißjahr konnte RWE mit den Transfers und der Verpflichtung von Christian Titz eine erneute Aufbruchstimmung erzeugen, die 14.500 Zuschauern im Stadion Essen geführt hat. Dies war für diese Liga und den Verein vor dem Hintergrund der letzten Saisons ein unglaubliches Ausrufezeichen.

Hinzu kommt, dass RWE in letzter Minute ein Spiel für sich entscheiden konnte, dass lange auf Seiten der Dortmunder auszuschlagen schien. Die damals entstandene Euphorie hat an wenigen Stellen leichte Dämpfer bekommen, aber auch heute rechnen die meisten RWE-Fans an der Tabelle herum, prognostizieren Ergebnisse und haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es dieses Mal bis zum Schluss in Essen spannend bleibt.

Da kommt der BVB als Leistungsmesser gerade recht. Wie eigentlich in jedem Jahr tritt Borussia Dortmund mit besonders talentierten Nachwuchs- und gestandenen Spielern an, die zum Besten gehören, was die Regionalliga zu bieten hat. In diesem Jahr stotterte der Motor am Borsigplatz allerdings zuweilen, sodass der BVB „nur“ den neunten Platz belegt. Aus eigener Erfahrung wissen wir jedoch, dass der BVB einerseits spielerisch an guten Tagen mindestens ebenbürtig ist und dass gerne mal gegen RWE europapokalerfahrene Profis eingesetzt werden, um die Siegchancen drastisch zu erhöhen.

Christian Titz muss – ganz ungewohnt – verletzungsbedingte Ausfälle kompensieren. Besonders hart trifft es dabei die linke Abwehrseite. Kevin Grund, der in dieser Saison seinen zweiten Frühling erlebt und nicht wegzudenken ist, laboriert an einer Muskelverletzung und es ist unklar, ob er eingesetzt werden kann. Da auch Jan Neuwirt ausfällt, muss hier eventuell David Sauerland fachfremd aushelfen. Zu diesen (möglichen) Ausfällen gesellt sich Erolind Krasniqi, der sich im Pokalspiel leicht verletzt hat. In diesem Spiel haben Hamdi Dahmani und Enzo Wirtz mit vielen Toren auf sich aufmerksam gemacht, sodass der Trainer die Qual der Wahl hat. Für Cedric Harenbrock, der nach seiner Verletzung ebenfalls ein gutes Spiel gezeigt hat, wäre ein Startelfdebüt hingegen noch verfrüht.

Beim BVB sind es vor allen Dingen Joseph Boyamba (7 Tore) und Steffen Tigges (6 Tore), die in den gegnerischen Strafräumen für Angst und Schrecken sorgen. Dass die beiden ihre Torausbeute nicht hochschrauben, ist ein Schwerpunkt für Christian Titz. Dieser sagte in der Pressekonferenz am Freitag, dass ihn die Anzahl der Gegentore in der Hinrunde besonders gestört hat. Das soll in der Rückrunde, die im Stadion Rote Erde startet, besser werden.

Ein Sonderlob bekamen einmal mehr die RWE-Fans ab, die sich wieder zahlreich mit Eintrittskarten eingedeckt haben. Dass es diesmal in Dortmund nicht zwingend zu einem gefühlten Heimspiel kommt, liegt daran, dass das RWE-Spiel nicht parallel zu einem Auswärtsspiel der Ersten Mannschaft des BVBs gelegt wurde. Dortmunds Amateure werden traditionell stark von den Fans unterstützt, sodass es eine tolle Kulisse geben könnte.

Siege sind immer wichtig, dieser ist für das Seelenleben der Fans allerdings von großer Bedeutung. Es ist zwar nicht so, dass das Duell gegen den BVB von einer überbordenden Rivalität geprägt ist, im Gegenteil sympathisieren nicht wenige Zuschauer mit der ersten Mannschaft. Viel mehr ergibt sich durch die Spielabsage von TuS Haltern am vergangenen Wochenende wieder ein verzerrtes Tabellenbild. Damit der Blick auf die Tabelle in der Weihnachtszeit nicht zu trostlos wird, sollte RWE möglichst viele Punkte sammeln und am Besten gegen den BVB damit anfangen. Durch Regen und Wind, durch Sturm und Schnee werden die Rot-Weissen unterstützt, also gebt Gas Jungs. Dann gibt es keine Pleite gegen Dortmunds Zweite.