30.08.2017

Schon wieder eine Führung aus der Hand gegeben...

von Dominik Gsell

Vom Papier her hielt die Nachholpartie des dritten Spieltags zwischen dem KFC Uerdingen und Rot-Weiss Essen ein echtes Spitzenspiel parat. Dass dabei trotz der ärgerlichen Anstoßzeit von 18:30 an einem Dienstag ein großer Gäste-Andrang vorherrschen sollte, traf den Gastgeber offenbar völlig überraschend.

Knapp 1.500 Essener waren in UerdingenAufgrund der miserablen Organisation mit nur zwei geöffneten Kassenhäuschen, einem zwischenzeitlich aufgebrauchten Ticketvorrat und zu knapp bemessenem Sitzplatz-Bereich verpassten viele Fans den Anpfiff und mussten mit dem Ordnungsdienst diskutieren, um aus den überfüllten Blöcken in die mit Flatterband gesperrten, freien Sitzreihen ausweichen zu dürfen. Eine ärgerliche Randnotiz, war doch sonst alles angerichtet für ein tolles Fußballfest. Die Grotenburg gehört (diese Meinung hat der Verfasser möglicherweise exklusiv) zu den schönsten Spielstätten Deutschlands und bietet eine tolle Akustik, sodass phasenweise gute Stimmung von beiden Seiten das wechselhafte Spiel begleitete.

In Halbzeit 1 des hart umkämpften Duells konnte RWE sich leichte Feldvorteile erarbeiten und mit der ersten, echten Torchance nach 25 Minuten die Führung erzielen: Marcel Platzek hatte einen von Kevin Grund nahe der Eckfahne ausgeführten Freistoß per Kopf am kurzen Pfosten erwischt und an die Unterkante der Latte gesetzt, von wo aus der Ball die Linie überquerte. Knapp zehn Minuten später konnte Kefkir mit einem Schuss aus kurzer Distanz den Ausgleich besorgen, doch sowohl Nico Lucas im Mittelfeld, als auch Dennis Malura beim Versuch im Strafraum, den Ball vor seinem Gegenspieler abzuschirmen, reklamierten im Anschluss an den Treffer Foulspiel. Der Schiedsrichter sollte in der Folge durch das Ignorieren der Proteste, sowie einige überharte, gelbe Kartons den Unmut des Gäste-Anhangs auf sich ziehen und machte an diesem Abend keine gute Figur.

Der Ärger über den Gegentreffer währte jedoch wiederum kaum zehn Minuten, da konnte Marcel Platzek einen Uerdinger Verteidiger nach einem missglückten Steilpass in die Spitze so unter Druck setzen, dass dieser den Ball an seinem eigenen Torwart vorbeispitzelte und die Essener Nummer 9 zum zweiten mal - diesmal zur Pausenführung - einnetzen konnte. Die zweite Halbzeit gehörte dann fast komplett den Uerdingern. Bei RWE musste nach einer Stunde Dennis Malura verletzt vom Feld und wurde von Robin Urban ersetzt. Wie schon gegen Bonn wirkten die Rot-Weissen platt und zogen sich immer weiter zurück. Für Bednarski wurde Cokkosan eingewechselt (74.) und schlussendlich folgte David Jansen für Marcel Platzek, um die rot-weisse Offensive komplett zum Erliegen zu bringen. Es ist mitnichten ein Vorwurf an David Jansen - schließlich ist er kein Stürmer, der bei eigener Führung auswärts an der Mittellinie darauf wartet, in die Tiefe geschickt zu werden - doch was genau die Idee hinter seiner Einwechslung war, dürfte Sven Demandts Geheimnis bleiben, denn für Entlastung konnte der auf sich allein gestellte Strafraumstürmer am Mittelkreis natürlich nicht sorgen.

Marcel Platzek mit einem DoppelpackRWE zog sich mit der kompletten Elf tief in die eigene Hälfte zurück und konnte kaum mehr für Entlastung sorgen. Vereinzelt gelang es noch, Pröger über die rechte Außenbahn zu schicken, doch der Ausgleichstreffer war in der Schlussviertelstunde greifbar und sollte nach 83 Minuten und einer flachen Hereingabe über die rechte Seite dann auch fallen. Es folgte keinerlei Widerstand mehr, RWE war stehend KO und konnte von Glück reden, am Ende nicht ganz ohne Punkt nach Hause zu fahren. Zwar gehörte die letzte, aussichtsreiche Freistoß-Chance den Gästen, doch nachdem Kevin Grund den Ball in die Mauer setzte und Lucas den Abpraller mit dem Arm kontrollierte, pfiff der Schiedsrichter die Partie ab und meißelte damit das dritte Auswärts-Remis in Serie in Stein.

Auch im siebten Pflichtspiel der Saison gingen die Rot-Weissen zwischenzeitlich in Führung, doch nur im Niederrheinpokal gegen Kray, sowie gegen die Kölner Zweitvertretung sprang letztendlich ein Sieg heraus. In Dortmund, Bonn und Uerdingen stand am Ende eine Punkteteilung, gegen Gladbach im Pokal und Wuppertal gingen die Partien noch verloren. Die zehn Gegentreffer in fünf Ligaspielen, sowie starke, scheinbar konditionell bedingte Leistungseinbrüche in Halbzeit 2, bei denen sich die Mannschaft tief in die eigene Hälfte zurückzieht und förmlich um Gegentore bettelt, ziehen sich durch die noch junge Saison. Schon am Freitag geht es weiter mit dem Heimspiel gegen Wiedenbrück - es ist der Auftakt zu vier Begegnungen gegen Mannschaften, die am Ende in der unteren Tabellenhälfte zu erwarten sind, drei davon daheim. RWE steht bereits jetzt unter großem Druck, eine kleine Siegesserie hinzulegen, um nicht zum wiederholten Male eine Saison bereits im Herbst herzuschenken.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Robin Heller
Heller
[3-]
Dennis Malura
Malura
[3]
Philipp Zeiger
Zeiger
[2+]
Jan-Steffen Meier
Meier
[2]
Kevin Grund
Grund
[3]
Timo Brauer
Brauer
[1-]
Benjamin Baier
Baier
[3-]
Nico Lucas
Lucas
[4+]
Kamil Bednarski
Bednarski
[3]
Kai Pröger
Pröger
[3-]
Marcel Platzek
Platzek
[2]
Robin Urban
Urban
[3-]
Tolga Cokkosan
Cokkosan
[o.B.]
David Jansen
Jansen
[o.B.]


KFC Uerdingen

Vollath, Erb, Schorch, Dorda (58. Reichwein), Bittroff, Chessa, Ellguth, Schwertfeger (77. Talarski), Krempicki, Kefkir, Musculus (58. Rüter)

 

Rot-Weiss Essen

Heller, Grund, Zeiger, Meier, Lucas, Brauer, Malura (57. Urban), Pröger, Baier, Bednarski (74. Cokkosan), Platzek (77. Jansen)

 

Tore

0:1 Platzek (25.)

1:1 Kefkir (33.)

1:2 Platzek (42.)

2:2 Reichwein (83.)

 

Zuschauer

5.403

 

Schiedsrichter

Dr. Martin Thomsen

 

Gelbe Karten

Chessa (3. Gelbe Karte), Reichwein (1. Gelbe Karte), Talarski (1. Gelbe Karte) - Urban (2. Gelbe Karte), Platzek (2. Gelbe Karte), Grund (2. Gelbe Karte), Baier (2. Gelbe Karte), Cokkosan (2. Gelbe Karte)


Spieler des Spiels - Timo Brauer

Timo Brauer