Großer Kampf zwingt Gladbach lange in die Knie
Nach der enttäuschenden Leistung im ersten Heimspiel der Saison gegen Wuppertal, machten erste Prophezeiungen die Runde, dass es gegen die Mönchengladbacher Borussia heftige Prügel geben würde. Den Experten unter uns hingegen war klar, dass wir ein ganz anderes Spiel geboten bekommen würden.
Und genau so kam es, auch wenn es in der Anfangsphase nicht danach aussah. Nach der ersten Sturm-und-Drang-Phase des letztjährigen Champions-League-Teilnehmers konnten die Rot-Weissen auf dem Feld immer mehr Nadelstiche setzen. So dauerte es nicht lange, bis der Mut belohnt wurde. Nach knapp 30 Minuten geht es plötzlich ganz schnell: Ein Fehlpass leitet einen mustergültig ausgespielten Konter ein, den Kapitän Baier nach Flanke von Malura per Kopf im Netz unterbringt. Die Hafenstraße gleicht spätestens jetzt einem Tollhaus! Grenzenloser Jubel. Brachiale Gassenhauer wie in besten K-Block-Zeiten peitschen durch das Stadion – bis weit nach dem Halbzeitpfiff. Selten taumelten so viele nassgeschwitzte Körper zum Bierstand, um sich die Kehlen zu ölen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit formierte sich zunächst Protest gegen den DFB, der mit seinen Machenschaften immer mehr in Verruf gerät. „Scheiß DFB“-Gesänge zwischen Westtribüne und Gästeblock im Wechsel. Anschließend geht es da weiter, wo RWE – Mannschaft und Fans – in der ersten Halbzeit aufgehört haben. Getragen von einer Welle der Ekstase und mit nachgeladenem Stauder wird die bereits auf Maximum stehende Lautstärke im Dauergesang immer wieder um einige Nuancen aufgedreht. Gänsepelle zwischenzeitlich.
In der 79. Minute passierte es dann doch. Der eigentlich übermächtige Gegner erzwingt das Tor. Während Heller, der mit mehreren Glanzparaden glänzte, den ersten Ball noch mit einem starken Reflex parieren konnte, war der Keeper beim Nachschuss, der Hofmann förmlich vor die Füße fiel, machtlos. Jubel auf der Gottschalk-Tribüne, derweil auf der gegenüberliegenden Seite unbeirrt weitergesungen wird. Aus Trotz geht die Sangeskraft wieder auf Anschlag. Schwerer im Magen lag dann das zweite Gegentor, das nur drei Minuten später folgte. Wieder mit einer Portion Glück auf Gladbacher Seite. Von da an war die Messe gelesen, wie sie zu erwarten war.
Der Stolz, mal wieder einen höherklassigen Gegner im Pokal an den Rande einer Niederlage gebracht zu haben, überwog aber ganz deutlich die Enttäuschung. „Wir steh’n zu dir, scheiß auf Liga 4!“ intonierte die Westtribüne abschließend. Ein würdiger Ausklang für diese gewaltige Atmosphäre!
Nach der Kür kommt allerdings die Pflicht, so dass es an dieser Stelle auch genug der Lobeshymnen sein soll. Am Mittwoch gegen Kray und allem voran im Ligaalltag, wenn nicht die vielen Kameras laufen, gilt es an diese Kampfbereitschaft anzuknüpfen. Nur dann können Fans und Mannschaft als eine Einheit zusammenwachsen und die Hafenstraße regelmäßig zum Schäumen bringen!
Rot-Weiss Essen
Heller, Malura, Zeiger, Meier, Unzola, Lucas (85. Jansen), Brauer, Pröger, Baier, Grund (81. Harenbrock), Platzek
Borussia Mönchengladbach
Sommer, Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt, Kramer, Zakaria (67. Hofmann), Traoré (90.+1 Johnson), Hazard (87. Hermann), Stindl, Raffael
Tore
1:0 Baier (29.)
1:1 Hofmann (79.)
1:2 Raffael (82.)
Zuschauer
18.500 (ausverkauft)
Schiedsrichter
Patrick Ittrich
Gelbe Karten
Meier, Baier - Zakaria, Kramer