29.07.2017

Neues Spiel, neues Glück!

von Dominik Gsell

Am Sonntag um 14 Uhr ist es so weit, Rot-Weiss Essen geht in seine siebte Regionalliga-Saison in Folge und stellt damit einen Rekord ein: Seit Einführung der Bundesliga verbrachte unser geliebter Fahrstuhlverein nur ein einziges mal sieben Jahre in Folge in derselben Spielklasse (1977-1984 in Liga 2).

Wiedersehen mit Jan SiewertDie neu erworbene Konstanz, in den letzten sechs Jahren - bei einem Ausrutscher nach unten - beständig zwischen Platz 4 und 9 ins Ziel zu laufen, hat mittlerweile auch spürbare Auswirkungen auf die Fremd- und Selbstwahrnehmung des Vereins. Obwohl 40 Jahre nach der letzten Bundesliga-Saison erneut mehr als 4.000 Dauerkarten verkauft wurden, kann von Euphorie keine Rede mehr sein.

Hatten die Trainer der Regionalliga-Konkurrenz in den Vorjahren stets unisono betont, ob der Übermacht Rot-Weiss Essens schon vor Saisonbeginn die Waffen strecken zu wollen, scheint 2017/2018 kein Weg an Viktoria Köln und dem KFC Uerdingen vorbeizuführen. Gegner, Presse und selbst die eigenen Fans trauen RWE für die kommende Saison zwar eine gute Rolle im Verfolgerfeld zu, mehr aber auch nicht - zu beeindruckend die Einkaufstour des neureichen Aufsteigers aus Uerdingen, zu dominant die Vorsaison des Meisters Viktoria Köln, der sich erneut punktuell verstärkt hat. Auch das Auftaktprogramm sorgt nicht unbedingt für Freudensprünge, schließlich haben es die ersten fünf Spieltage direkt in sich: Es warten unter anderem das Duell mit Uerdingen in Krefeld, sowie das Derby gegen Wuppertal und zum Start geht es zum Vizemeister nach Dortmund.

Dort gibt es auch ein Wiedersehen mit Sven Demandts Vorgänger Jan Siewert, der vor zwei Jahren noch den oben erwähnten Ausrutscher nach unten mitzuverantworten hatte und 2015/2016 in Abstiegsgefahr schließlich die erste Entlassung seiner noch jungen Trainer-Karriere erfahren musste. Da der Großteil der Fans damals jedoch hauptsächlich Andreas Winkler und dessen abenteuerliche Kaderzusammenstellung für die Talfahrt verantwortlich machte, wird das Wiedersehen mit dem Ex-Trainer eher schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Trotz der ausbleibenden Ergebnisse ließ Siewert bereits damals erahnen, dass er durchaus den für seinen Job nötigen Fußballsachverstand besitzt, für seine Spielidee allerdings bessere Alternativen als Amar Cekic und Malcolm Olwa-Luta benötigt. Diese sollte er beim starken Dortmunder Nachwuchs vorfinden. Angesichts seiner Erfahrung im Jugendbereich sowie des ruhigen Umfelds im Schatten der Profis klingt die Zusammenarbeit daher durchaus erfolgsversprechend.

Gegen die Zweitvertretung der Borussia wird es nicht einfacherDen vermeintlich schweren Brocken Dortmund II direkt zum Saisonstart zu erwischen kann für RWE ein großer Vorteil sein, denn zusätzlich zum neuen Trainer hat das Team auch einen erheblichen Kaderumbruch zu verzeichnen. Die beiden Routiniers Massih Wassey und Hamadi Al Ghaddioui verließen den Verein ebenso in Richtung Dritte Liga, wie der in seinem Essener Jahr 15/16 unter Siewert zum Kapitän ernannte Moritz Fritz. Stamm-Innenverteidiger Christoph Zimmermann zog es zu Norwich City in die englische zweite Liga und Linksverteidiger Sören Dieckmann wird dem Verein verletzungsbedingt mehrere Monate fehlen. Profi-Erfahrung hat die Dortmunder Zweitvertretung zur neuen Saison nur in Form von Massimo Ornatelli dazugeholt, der vom FSV Frankfurt zu seinem Jugendverein zurückkehrt. Die jungen Spieler Oliver Steurer (RW Oberhausen), Paterson Chato (Bayer Leverkusen, letzte Saison an Wiedenbrück ausgeliehen) und der ehemalige RWE-Jugendspieler Haymenn Bah-Traore (Wattenscheid 09) bringen Regionalliga-Erfahrung mit, ansonsten setzt der BVB überwiegend auf eigene A-Jugendliche, die ihre ersten Schritte im Seniorenfußball noch vor sich haben.

Die Mannschaft von Sven Demandt hingegen ist nach dem fünften Platz der Vorsaison weitestgehend zusammengeblieben und gezielt verstärkt worden. Insbesondere die späte Verpflichtung David Jansens von Viktoria Köln war ein dickes Ausrufezeichen, nachdem es im Vorjahr vor allem in puncto Torausbeute mangelte und der eigentlich für die Position des Mittelstürmers vorgesehene Neuzugang Daniel Engelbrecht sich einer Herzoperation unterziehen musste. Als Rechtsaußen konnte Kai Pröger vom BFC Dynamo in den Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen und auch Leverkusens Cedric Harenbrock sollte das Offensivspiel der Rot-Weissen bereichern. Als Ersatz für den stets kontrovers diskutierten Niclas Heimann wurde Manuel Lenz aus Duisburg geholt, der als neuer Konkurrent Druck auf Stammkeeper Robin Heller ausüben soll. In der Innenverteidigung ersetzt Robin Urban aus Regensburg die abgewanderten Weber und Windmüller, außen stellt Hervenogi Unzola eine neue Alternative für die Viererkette dar.

Die Abwehr war das Prunkstück der starken Rückrunde 2016/2017 - 15 Gegentore in 17 Liga-Spielen bei nur zwei Niederlagen unterstreichen, dass RWE extrem sicher stand. Sorgen bereiten daher defensiv nur die vielen Standard-Gegentore in den Testspielen. Offensiv versprechen sich Jürgen Lucas und Sven Demandt von den Neuzugängen vor allem mehr Tempo beim Umschalten von Abwehr auf Angriff, sowie eine verbesserte Torausbeute. "Kühlschrank" Demandt wird auch im neuen Jahr an seiner Devise einer eingespielten, defensiv stabilen Mannschaft festhalten und zum Auftakt in Dortmund vermutlich einem abwartend ausgerichteten 4-2-3-1 vertrauen. Vor Robin Heller im Tor werden Zeiger und Urban die Innenverteidigung bilden, Grund (LV) und Malura (RV) könnten die Viererkette komplettieren. Durch den Trainingsrückstand Timo Brauers scheinen Nico Lucas und Jan-Steffen Meier auf der Doppelsechs gesetzt, Benjamin Baier komplettiert weiter vorne die Mittelfeldzentrale, Kai Pröger startet auf dem rechten Flügel und Marcel Platzek im Sturmzentrum. Offen bleibt nach Kamil Bednarskis Ausfall die Position im linken, offensiven Mittelfeld, wo zum Beispiel Cedric Harenbrock eingesetzt oder aber Kevin Grund nach vorn gezogen werden könnte (die Position des Linksverteidigers könnte dann Cokkosan oder Unzola übernehmen).

Wer auch immer die elf Rot-Weissen sein werden, die am Sonntag die Startformation bilden - sie können sich in jedem Fall auf eine große Kulisse freuen. Neben mehreren Tausend mitreisenden RWE-Anhängern wird aufgrund des späteren Bundesliga-Starts auch der Heimblock gut gefüllt sein. Vielleicht tut es der Mannschaft sogar ganz gut, dass die Erwartungshaltung in dieser Saison deutlich zurückgefahren wurde und die leidgeprüften RWE-Anhänger erleben zur Abwechslung mal eine positive Überraschung...


Fan-Hinweise zum Spiel gegen die U23 des BVB

Am Sonntag der laufenden Woche trifft Rot-Weiss Essen im ersten Pflichtspiel der Saison 2017/2018 auf die U23 von Borussia Dortmund. Um 14.00 Uhr beginnt das Auswärtsspiel im Stadion Rote Erde.

Anfahrt
Für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen RWE-Fans vom Dortmunder Hauptbahnhof die Bahn (Gleis 3 und 4; RB 52, 53 oder 59) bis zur Haltestelle Signal-Iduna-Park. Von dort aus ist der Eingang des Stadions fußläufig zu erreichen.

Mit dem PKW fahren Rot-Weisse aus Essen über die A40/B1 in Richtung Dortmund und verlassen diese an der Ausfahrt  Richtung WDR/SfH. Von dort aus zunächst der Beschilderung Richtung Stadion folgen. Parkmöglichkeiten (kostenpflichtig) stehen auf dem Gästeparkplatz C2 zur Verfügung.

Tickets

Der Vorverkauf für die Tickets für die Partie im Stadion Rote Erde läuft noch bis einschließlich Freitag, 15.00 Uhr. Die Tageskasse in Dortmund öffnet ebenso wie das Stadion am Sonntag um 12.30 Uhr.

Parkmöglichkeiten
Parkplatz C2
Am Sonnenblick
44139 Dortmund