Auftakt misslungen – 1:2 in Köln
Unsere Jungs mussten sich am Samstagnachmittag beim Topfavoriten in Köln mit 1:2 geschlagen geben. Trotz einer sehr engagierten und in der ersten Halbzeit auch spielerisch ordentlichen Leistung ging die Niederlage gegen immer stärker werdende Kölner am Ende in Ordnung, ärgerlich war dabei aber die Art und Weise, wie das späte zweite Gegentor zustande kam. Doch der Reihe nach.
Mit drei kleinen Überraschungen in der Mannschaftsaufstellung ließ Sven Demandt sein Team das Spiel beginnen: Heller erhielt im Tor den Vorzug vor der etatmäßigen und wieder fitten Nr. 1 Heimann, während Huckle zum ersten Mal in seiner Essener Zeit als Rechtsverteidiger auflief. Nach langer Zeit schaffte zudem Brauer wieder den Sprung in die Startelf, auf die Bank rotierte für ihn aber nicht der junge Lucas, sondern Rabihic. Als Innenverteidiger wurde wie erwartet Weber für den verletzten Meier aufgestellt.
Essen begann forsch und hatte offensichtlich keineswegs die Absicht, mit zwei engmaschigen Abwehrreihen eine „Die-Null-muss-stehen“-Taktik zu spielen. Die Viktoria wurde früh im Spielaufbau gestört und hatte anfangs große Probleme, ihr schnelles Angriffsspiel ins Laufen zu bringen. So hatte RWE die erste große Torchance im Spiel, als Platzek von Lucas am Strafraum freigespielt wurde, doch der Ball rutschte dem Essener Stürmer über den Schlappen und flog deutlich am Kölner Gehäuse vorbei (9.).
Einen Schreckmoment hatten die rund 1.500 mitgereisten Essener in der 12. Minute zu überstehen. Nach einem schweren Fehler von Weber am eigenen Strafraum stand Kreyer plötzlich frei vor Heller, doch der Essener Keeper machte die kurze Ecke dicht und konnte zur Ecke klären, die gefahrlos verpuffte.
Platzek hatte auch die größte Gelegenheit zur Führung in der ersten Halbzeit, als ihm nach einem gehaltenen Torschuss der abprallende Ball genau vor die Füße fiel. Während der Kölner Torhüter Kühn machtlos am Boden lag, hatte Platzek nur noch Verteidiger Eichmeier auf der Torlinie vor sich – dieser schaffte es aber irgendwie, Platzeks Schlenzer mit dem Kopf über die Latte zu lenken (24.). Den hätte Platzek machen müssen!
Die Gastgeber erspielten sich mit zunehmender Spieldauer ebenfalls immer wieder gute Situationen, vor allem, wenn sie plötzlich Tempo ins Spiel brachten. Die gefährlichste Spieleröffnungs-Variante der Kölner war dabei das Langholz auf die Flügel, das zumeist mit einer Toni-Kroos-Präzision seinen Abnehmer fand. Huckle hatte dabei große Probleme, sich auf diese Bälle richtig einzustellen. Viel Kapital konnte Köln daraus aber nicht schlagen, denn die Innenverteidigung rund um den starken Zeiger stand sehr gut und notfalls packte Heller sicher zu. So ging es torlos in die Halbzeitpause.
Nach der Pause änderte sich das Spiel. Köln war nun deutlich druckvoller und aggressiver und infolgedessen stieg die Essener Fehlerquote. Der Ball wurde mit zunehmender Spielzeit immer häufiger schon im Mittelfeld verloren und Köln näherte sich immer gefährlicher dem Tor, auch wenn die Innenverteidigung nach wie vor stabil stand. Das änderte sich mit der ersten Torchance von Golley, der aus halbrechter Position im Strafraum in Richtung langer Pfosten abzog, aber um gute zwei Meter verzog (57.).
Kurz darauf gab es Freistoß für Köln aus 20 Metern nach einem Handspiel von Bednarski. Eichmeier hämmerte den Ball auf das Tor – zwar unplatziert in die Tormitte, aber Heller hatte Probleme, die Flugbahn des flatternden Ball korrekt vorauszusehen. Glück für RWE, dass der Ball von der Unterkante der Latte wieder ins Feld zurücksprang (60.). Der eigentliche Standardspezialist Wunderlich hatte sieben Minuten später seine bis dahin größte Einschussmöglichkeit, als er nach einem langen Diagonalball frei vor Heller den Kürzeren zog (67.). Wiederum nur wenige Minuten später war es dann aber soweit; und wieder war es nach einem eher ruhigen Spielaufbau so ein plötzlicher, Tempo reinbringender langer Ball auf die rechte Abwehrseite, der Huckle auf dem falschen Fuß erwischte. Sein Gegenspieler konnte ihm enteilen und in den Strafraum eindringen, wo Zeiger noch klären konnte, aber leider nur in die Mitte. Lejan bedankte sich mit einem humorlosen, trockenen Schuss aus 20 Metern ins kurze Eck – 1:0 für die Viktoria, inzwischen auch verdient (72.).
Aber Essen steckte kämpferisch nicht auf und wurde schnell belohnt. Eine der in der zweiten Halbzeit nur noch ganz wenigen gelungenen Ballstafetten brachte unseren Fernschussexperten Baier in gute Schussposition, der den Kölner Keeper Kühn aus 20 Metern auf dem falschen Fuß erwischte – 1:1, der vielumjubelte und inzwischen doch etwas glückliche Ausgleich (79.)!
Doch die Viktoria wäre keine Spitzenmannschaft, wenn sie allzu oft durch ein Gegentor aus dem Konzept gebracht würde. Schon im Gegenzug setzten sie sich wieder in der Essener Hälfte fest. Grund und Co. ließen dabei ein paar Gelegenheiten aus, den Ball zu klären und überließen diese Aufgabe schließlich Heller, doch sein Befreiungsschlag missglückte völlig. Er schoss einen Kölner Angreifer an, von dem der Ball zurückprallte und unglücklich zum Eckball abgefälscht wurde. Das Glück hatte RWE in der zweiten Halbzeit wohl schon zu sehr strapaziert, es legte jetzt eine kleine Pause ein. Der folgende Eckball war eigentlich schon geklärt, Wunderlich konnte lediglich noch einen vermeintlich harmlosen Kullerball auf das Essener Tor bringen. Der Ball fand aber irgendwie mehrfach im Billard-Stil abgefälscht den Weg über die Essener Torlinie – 2:1 für die Gastgeber (81.). Wie gewonnen, so zerronnen.
Anschließend wirkte Essen geschockt, die Viktoria hatte das restliche Geschehen im Griff. Während RWE in den verbleibenden zehn Minuten nur noch zu einem Torschuss durch den eingewechselten Ngankam kam (drüber, 90.), hätte Köln gegen nun offenere Abwehrreihen das Ergebnis durch Kreyer (Heller hält, 83.), Lanius (Kopfball neben das Tor, 85.), Gottschling (Pfosten, 87.) oder Holzweiler (drüber, 91.) noch in die Höhe schrauben können. Nach einer Nachspielzeit von drei Minuten beendete Schiedsrichter Stegemann sowohl die Partie als auch die letzte minimale Hoffnung auf ein Herantasten an das Spitzentrio.
Kämpferisch hat die Mannschaft alles gegeben, auch spielerisch haben wir schon deutlich schwächere Auftritte gesehen. Es war heute mehr drin, am Ende hat (wie schon im Hinspiel) die individuelle Offensiv-Qualität der Viktoria in Kombination mit dem Quäntchen Glück (das sich die Viktoria in der zweiten Halbzeit aber auch erarbeitet hat) den Ausschlag gegeben. Wenn man in der Niederlage einen Vorteil suchen möchte, dann den, dass sie weiteres Sparpotential eröffnet. Da die Resthoffnung auf ein kleines Rückrunden-Fußballwunder heute schon im Keim erstickt worden ist, könnte der Verein den fünfstelligen Betrag für den Drittliga-Lizenzantrag risikolos einsparen.
Im weiteren Saisonverlauf geht es nun darum, das Abtauchen in die breite Mittelfeldmasse der Liga zu vermeiden und sich spielerisch und tabellarisch möglichst gut für einen Angriff in der kommenden Saison aufzustellen. Drei Punkte gegen Düsseldorf II am kommenden Samstag würden dabei sicher helfen.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Heller [2-] |
Huckle [4+] |
Zeiger [2-] |
Weber [3-] |
Grund [3-] |
|
Brauer [3-] |
Baier [3] |
Malura [3] |
Lucas [3] |
Platzek [3] |
|
Bednarski [4+] |
Löning [o.B.] |
Ngankam [o.B.] |
Windmüller [o.B.] |
Viktoria Köln
Kühn, Koronkiewicz, Lanius, Reiche, Eichmeier, Lejan, Saghiri (77. Nottbeck), Wunderlich, Golley (82. Gottschling), Candan (70. Holzweiler), Kreyer
Rot-Weiss Essen
Heller, Huckle (85. Windmüller), Weber, Zeiger, Grund, Malura (71. Löning), Lucas, Brauer (77. Ngankam), Baier, Platzek, Bednarski
Tore
1:0 Lejan (72.)
1:1 Baier (79.)
2:1 Wunderlich (81.)
Zuschauer
2.115
Schiedsrichter
Mitja Stegemann
Gelbe Karten
Golley, Lejan, Eichmeier - Bednarski (3. Gelbe Karte)
Spieler des Spiels - Philipp Zeiger