22.10.2016

Tor-Gala in Siegen

von Hendrik Stürznickel

Gab es wirklich jemanden, der ein gutes Spiel erwartet hat? WAZ-Redakteur Ralf Wilhelm gab an der Pressekonferenz am Mittwoch die Rahmendaten zum Spiel an. Kühle Temperaturen, leichter Nieselregen, tiefer Platz und funzeliges Flutlicht. Dabei erwartet man ein fürchterliches 0:0. Sven Demandt reagierte ganz entspannt am Mittwoch, indem er darauf aufmerksam machte, dass man es annehmen müsse, weil man den Termin und Ort ohnehin nicht ändern könne. Die Mannschaft nahm die Bedingungen ebenfalls an und zeigte eine richtig starke Leistung, die sich im hohen Ergebnis widerspiegelt.

Demandt musste weitere Probleme hinnehmen, denn kurz vor Spielbeginn wurde klar, dass Kamil Bednarskis Grippe nicht ausheilen würde. Hinzu kam die plötzliche Verletzung Kasim Rabihics. Für Bednarski startete Kevin Grund erstmals nach seiner Verletzung von Beginn an. Darüber hinaus bildete Timo Brauer zusammen mit Benjamin Baier die Doppel-Sechs. Ansonsten schenkte der Coach der Siegelf der vergangenen Woche das Vertrauen.

RWE hatte gut trainiert, ließ der Coach wissen und das Team hatte sich offensichtlich viel vorgenommen, denn gleich zu Beginn prüften Marcel Platzek (4.) und Andreas Ivan (12.) den Ex-Essener Dominik Poremba. Erst kurz darauf gab es den ersten Torjubel in der 21. Minute. Nach einer Ecke flog der Ball in ein Knäuel von Spielern und man konnte lange Zeit nichts erkennen, bis der Ball ins Siegener Tor hoppelte. Nachdem die professionellen Pressekollegen ebenfalls nicht erkennen konnten, wer das Tor gemacht hat, wurden alle vom Stadionsprecher aufgeklärt. Marcel Platzek wurde der Treffer gutgeschrieben und dieser erzielte somit sein sechstes Saisontor.

Siegen antwortete jedoch sogleich. Serkan Dalman bekam nur vier Minuten später das Leder völlig frei an der 16-Meter-Linie. Er fackelte nicht lange, zog ab, traf einen Abwehrspieler und der Ball sprang unhaltbar ins Tor. Aber auch das Ergebnis hielt nicht lange. Zwei Minuten später. Roussel Ngankam wurde am Siegener Strafraum in Szene gesetzt. Wie schon gegen Köln ließ er die Verteidiger mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen und traf routiniert den Kasten. Hoffentlich gibt es bewegte Bilder von dem Treffer, denn es war wieder sehenswert.

Das Spiel beruhigte sich danach, allerdings legte RWE in der 39. Minute noch einmal nach. Marcel Platzek setzte sich auf der rechten Seite durch und schlug eine scharfe Flanke in den Strafraum. Er fand den Kopf von Kevin Grund, der sicher ins Tor traf. Dies markierte den 1:3 Halbzeitstand. Zufrieden waren Mannschaft und Spieler in der Halbzeitpause. Die Sportfreunde setzten zwar ein Lebenszeichen, die Führung war dennoch hochverdient.

Jubeltrauben sind in letzter Zeit häufiger zu sehenNach der Pause spielten die Rot-Weissen erst einmal abwartend, was den Siegerländern durchaus Räume eröffnete, die jedoch nicht genutzt wurden. Erst in der 74. Minute erhöhte RWE. Nach einem Standard flankte Benjamin Baier auf Philipp Zeiger, der wie auch in der vergangenen Woche traf. Dieses Mal hielt er seinen Kopf hin und überwand Dominik Poremba einmal mehr. Nun brauchten die Fans auf der Tribüne nicht mehr zu zittern. Sven Demandt gab der Jugend eine Chance und wechselte Timo Becker, Nico Lucas und Leroy Kwadwo ein.

RWE hatte jedoch noch nicht genug und so kam es zu einem gelungenen Spielzug. Auf der linken Seite setzte wieder einmal Benjamin Baier den jungen Nico Lucas mit einem sehenswerten Hackentrick in Szene. Dieser setzte sich an der Seitenlinie durch und passte flach in den Strafraum. Im ersten Versuch scheiterte Marcel Platzek am Torwart, aber Roussel Ngankam staubte zum 5:1 ab. Damit war das Spiel dann gelaufen.

Es macht momentan Spaß, denn RWE erzielte innerhalb einer Woche zehn Tore in zwei Spielen. Siegen war sicherlich kein starker Gegner, aber gegen einen ebenfalls schwach auftretenden SV Rödinghausen hat Rot-Weiss bereits verloren. Die Leistung damals hatte gar nichts mehr mit dem souveränen Auftritt in Siegen zu tun. Es tut sicher auch der sportlichen Leitung gut, denn der durchwachsene Saisonbeginn frustrierte nicht nur die Zuschauer. Spannend wird es sein, inwieweit die Mannschaft diese Leistung gegen Wattenscheid und Oberhausen bestätigen kann. Egal wie die Zukunft aussieht, können sich die RWEler an diesem Wochenende freuen, und feststellen, dass das Toreschießen momentan nicht die größte Schwäche darstellt.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Niclas Heimann
Heimann
[3+]
Patrick Huckle
Huckle
[3-]
Philipp Zeiger
Zeiger
[2-]
Jan-Steffen Meier
Meier
[3+]
Dennis Malura
Malura
[3]
Timo Brauer
Brauer
[3+]
Benjamin Baier
Baier
[2]
Andreas Ivan
Ivan
[3+]
Kevin Grund
Grund
[2-]
Marcel Platzek
Platzek
[2]
Roussel Ngankam
Ngankam
[2+]
Timo Becker
Becker
[o.B.]
Nico Lucas
Lucas
[o.B.]
Leroy Kwadwo
Kwadwo
[o.B.]


Sportfreunde Siegen

Poremba, Hoff (72. Rente), Dalman, Baumann, Beier, Zeh, M. Kurt (82. Jost), Nebi, Zeller, Jakobs, Zahn (89. Valido)

 

Rot-Weiss Essen

Heimann, Malura, Zeiger, Huckle, Meier, Brauer, Baier, Ivan (82. Lucas), Grund (77. Becker), Ngankam, Platzek (89. Kwadwo)

 

Tore

0:1 Platzek (21.)

1:1 Dalman (25.)

1:2 Ngankam (27.)

1:3 Grund (39.)

1:4 Zeiger (74.)

1:5 Ngankam (86.)

 

Zuschauer

1.924

 

Schiedsrichter

Alexander Busse

 

Gelbe Karten

Dalman - Grund (1. gelbe Karte)

 


Spieler des Spiels - Roussel Ngankam

Roussel Ngankam