27.07.2016

Noch vier Mal schlafen...

von Sebastian Hattermann

In Essen werden wieder die Tage gezählt. Nichts Neues an der Hafenstraße! Glücklicherweise aber schielen wir aktuell auf den Start der neuen Saison, nicht auf das Ende, so wie es zuletzt leider immer viel zu früh der Fall war.

Man hätte sich nach der letzten Spielzeit, die unter Jan Siewert einen katastrophalen Lauf nahm und unter Sven Demandt glimpflich beendet wurde, nicht träumen lassen können, dass man in der relativ kurzen Sommerpause doch so etwas wie Vorfreude verspüren könnte. Die Europameisterschaft war eine nette Ablenkung in der eigentlich fußballfreien Zeit, erzeugte aber keineswegs etwas, das dem „Gefühl Hafenstraße“ auch nur annähernd hätte nahe kommen können. Eine Woche vor dem Auftakt in Wiedenbrück ist die Euphorie zurück und das Gästekontingent im Jahnstadion bereits ausgeschöpft. Eine Verlegung in das Gütersloher Heidewaldstadion hätte sicherlich 1.000-2.000 RWE-Fans mehr an die Ems gezogen. Bei diesen besteht das Interesse aber nicht nur am Auftaktspiel, sondern auch an den Heimspielen. So konnte bereits Anfang Juli vermeldet werden, dass die Marke von 4.000 verkauften Dauerkarten geknackt sei. Dass davon gleich mehr als die Hälfte der Käufer sich für drei Jahre dazu verpflichtete, einen freiwilligen Mehrbetrag von 25-35 € pro Saison zu zahlen, grenzt an Irrsinn, verdeutlicht jedoch einmal mehr, mit welch einem Herzblut die Fans von Rot-Weiss Essen für ihren Verein leben.

Kamil Bednarski fällt gegen seinen Ex-Arbeitgeber ausEinen faden Beigeschmack hinterließ in diesem Zusammenhang hingegen die Größen- und Preiserhöhung im Catering-Bereich, die im Rahmen der organisatorischen Hinweise zum Aue-Testspiel beiläufig erwähnt wurde und vermutlich von Verein, Imbissbetriebe Ullrich und womöglich auch GVE im Zusammenspiel zu verantworten sind. In Hinblick auf die große Unterstützung, die der Verein in der „Hoch 3“-Kampagne aus der Fanbasis erfahren hat, wirkt dieser Schritt wie eine schallende Ohrfeige. Der Vision, in sämtlichen Bereichen die Nummer 3 im Pott zu werden, ist der Verein damit immerhin mehr als gerecht geworden und hat sich beim Bierpreis gleich an den Bundesliga spielenden Nachbarn aus Gelsenkirchen und Dortmund vorbeigeschoben. Hut ab! Noch ärgerlicher als die Preiserhöhung ist aber die nächste Vergrößerung des Bierbechers auf 0,5 l, die den Stadionbesuch nicht nur teurer, sondern allen voran auch unbequemer macht. Bleibt zu hoffen, dass es fußballerisch in diesem Jahr besser läuft und es nicht mehr allzu viele Gründe gibt, sich betäuben zu müssen.

Damit zurück zur neu entfachten Euphorie, die sich in Essen breit gemacht hat und uns womöglich in den Genen steckt. Die verstärkte Sichtbarkeit im Stadtbild, mittels origineller Plakate, sowie die Dauerpräsenz auf dem Willy-Brandt-Platz können dabei jedenfalls nur kleines Mosaiksteinchen sein. Auch die gute Vorbereitung, die mit neun Siegen, einem Unentschieden und einem Torverhältnis von 64:3 abgeschlossen wurde, kann nicht ausschlaggebend sein. Eher besorgniserregend, wenn sich der gemeine RWE-Fan vor Augen hält, wie die letzten Spielzeiten verlaufen sind, als man sich bei den Testspielen beeindruckt zeigte.

Kapitän der Hafenstraße 2016/17: Benny BaierEin Name, der in Bergeborbeck definitiv einen Jubelsturm ausgelöst hat, ist Timo Brauer. Der Aufstiegsheld von 2011 kehrt von seinem Abenteuer in der Euro League, RWE stets im Herzen tragend, zurück an die Hafenstraße. Der anfangs nicht für möglich gehaltene Transfer resultierte aus einer Juxerei von Doc Welling, bahnte sich dann zum Trainingsauftakt immer mehr an, bis er am 21. Juni offiziell verkündet wurde. Timo entschied sich dabei gegen diverse Angebote aus der dritten Liga, so dass hier durchaus von einem Coup gesprochen werden kann. Die Diskussion, ob dem ehemaligen Kapitän durch den Rummel eine zu große Bürde auferlegt werden könnte, verstummte schnell, nachdem sich die erste Freude bei den Fans gelegt hatte und der alte Bekannte kollektiv zuhause begrüßt worden war. Allein die Presse versuchte nochmals ein Thema aus der Kapitänsbinde zu machen, das Timo Brauer aber ebenso routiniert kommentierte, wie es durch die unaufgeregte Berufung von Benjamin Baier beendet wurde. Seine frühe Vertragsverlängerung, in einer unbequemen Phase der Saison, setzte für diese Entscheidung einen Grundstein und macht ihn mit seinem ehrgeizigen Auftreten zu einem würdigen Mannschaftsführer. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Transferpolitik wieder Hand und Fuß hat. Vorteil bei der Planung war sicherlich, dass der Trainer sich noch in der letzten Saison ein Bild vom Team machen konnte, während sein Vorgänger, bedingt durch den späten Amtsantritt, teilweise noch Spieler von Andy Winkler vor die Nase gesetzt bekommen hatte.

Sven Demandt entschied sich jedenfalls, den großen Stamm des Kaders zu behalten, was aufgrund der schwachen Saison 2015/16 nicht als selbstverständlich erschien und im ersten Moment noch weniger auf den Rängen gewünscht war, letztlich aber durchaus zum Erfolg verhelfen könnte. So wurden im Sommer nur fünf externe Zugänge (Brauer, Bednarski, Malura, Meier, Kwadwo) vermeldet. Hinzu kommen vier ehemalige A-Jugendliche (Lucas, Demircan, Becker, Milovanovic), die mit Verträgen für die Regionalliga ausgestattet worden sind. In der Vorbereitung war es Kamil Bednarski, der zum herausragenden Offensivspieler avancierte und gleich 15 Treffer erzielen konnte. Von seinen Fähigkeiten überrascht war trotz dessen niemand, hatte er diese doch im Trikot von ETB SW Essen und Auftaktgegner SC Wiedenbrück oft genug unter Beweis gestellt. Umso ärgerlicher, dass Bednarski im letzten Testspiel vorzeitig ausgewechselt werden musste und nun mit einem Sehnenteilabriss für das Spiel gegen seinen ehemaligen Verein und voraussichtlich weitere fünf Wochen ausfallen wird. Eine Vorbereitung ohne Verletzungen in der angedachten Stammformation wäre aber auch gruselig gewesen. Die Aufstellung in der Generalprobe gegen Erzgebirge Aue ließ erahnen, dass Bednarski, sowie drei weitere externe Neuzugänge, gleich für die Startelf vorgesehen waren.

Man darf gespannt sein, wie Sven Demandt und sein Team den Verlust kompensieren werden. An der Motivation sollte es nicht scheitern, insbesondere bei den Akteuren, die sich noch an das erste Saisonspiel im letzten Jahr erinnern können. Denn auch da traf man auf den SC Wiedenbrück und erstickte die aufkeimende Euphorie gleich mit einer 0:3-Niederlage im eigenen Stadion. Wieso sollte es am Sonntag nicht andersrum laufen? Wieso sollte die neue Saison nicht einfach mal zu unseren Gunsten laufen? Noch vier Mal schlafen!


Aufruf der Rude Fans zum Spiel in Wiedenbrück


Hinweise zum Auswärtsspiel beim SC Wiedenbrück

Am kommenden Sonntag, den 31. Juli, findet für Rot-Weiss Essen das erste Regionalliga-Spiel der Saison 2016/2017 statt. Um 14.00 Uhr trifft RWE im Jahnstadion auf den SC Wiedenbrück.

Die Vorfreude auf die neue Saison ist riesig. Dies spiegelt sich auch im Ticketverkauf wider: Für das Spiel in Wiedenbrück ist das gesamte Ticketkontingent für Gästefans bereits komplett vergriffen. Der Traditionsverein von der Hafenstraße rät daher allen RWE-Fans, die nicht im Besitz einer Eintrittskarte für dieses Spiel sind, von einer Anreise nach Wiedenbrück ab.

Rot-Weisse, die im Besitz eines Tickets sind, erreichen die Wiedenbrücker Heimspielstätte per Bahn über den Bahnhof Rheda. Dort stehen Shuttlebusse bereit, die zum Transport vom Bahnhof zum Stadion und nach Spielende wieder zurück genutzt werden können.

Mit dem PKW reisen RWE-Fans aus Essen über die A2. Die Ausfahrt Rheda-Wiedenbrück (23) führt über die B64 Richtung Paderborn/Rietberg nach Wiedenbrück. Von dort aus ist das Jahnstadion ausgeschildert.

PKW können auf den Parkplätzen am Hallenbad sowie am Sportgelände Burg abgestellt werden. Von dort aus gelangen alle Rot-Weissen über den „Ostring“ zum Gästeeingang.

Das Stadion in Wiedenbrück öffnet um 12.30 Uhr, Anstoß der Partie ist um 14.00 Uhr.

Spielort:
Jahnstadion
Rietberger Straße 29
33378 Rheda-Wiedenbrück