05.11.2016

Die Mannschaft der Grenzgänger

von Fabian Jerrentrup

RW Oberhausen gegen RW Essen – eine Begegnung, die auch in der vierten Liga noch die Leute lockt. Schließlich hatten die Duelle in den vergangenen Jahren alle ihre eigenen kleinen Geschichten, die heute noch in Erinnerung sind. Sei es das Niederrheinpokalfinale mit Elfmeterschießen, das 4:4 an der Hafenstraße vor gut zwei Jahren, Ellmanns Torjubel vor den Augen von RWO-Trainer Mario Basler, das bittere 1:4 gegen die gerade aufgestiegene „Malocher-Truppe“ oder Erwin Koens Tor gegen Oliver Adler aus über 40 Metern…

Dass diese Duelle vielen Fans noch so präsent sind, liegt neben der Rivalität der beiden benachbarten Städte auch an dem kickenden Personal, das in den letzten Jahren entweder direkt über die Stadtgrenze wechselte oder zunächst den einen Verein verließ, um Jahre später wieder in den gleichen Farben, aber mit einem anderen Logo auf der Brust beim Rivalen aufzutauchen. Alleine die Spieler, die in diesem Jahrtausend beide Trikots trugen, bilden eine ganz starke Truppe. Jawattdenn.de präsentiert die Top-Elf der Rot-Weissen/Weißen, die so zusammengestellt bestimmt eine gute Rolle in der Regionalliga spielen würde.

Tor

Daniel Masuch (RWO 2005 - 2006, RWE 2006 - 2008)
Der gebürtige Duisburger wechselte im Sommer 2005 von Adler Osterfeld zu RWO, um dort in der ersten Saison in die vierte Liga (damals Oberliga) abzusteigen. Mit seinen starken Leistungen machte er den Regionalliga-Meister RWE auf sich aufmerksam, spielte dort in der Zweiten Bundesliga jedoch nur dreimal. Nach dem Abstieg setzte er sich gegen Sören Pirson (der später wiederum bei RWO durchstarten sollte) durch, stieg jedoch auch mit den Essenern nach dem schaurigen Lübeck-Debakel in Liga Vier ab. Drei Abstiege in drei rot-weissen Jahren, kaum ein Spieler steht so sinnbildlich für den Niedergang zweier Traditionsvereine. Dass Masuch auch Klassenerhalte und sogar Aufstiege feiern kann, bewies er anschließend in Paderborn und Münster.

Abwehr

Benjamin Weigelt (RWE 2000 – 2004, RWO 2011 – heute)
Der heutige RWO-Kapitän wurde aus der Jugend langsam an den Kader der ersten Mannschaft herangeführt und entwickelte sich spätestens in der Essener Aufstiegssaison 03/04 zu einem der besten Verteidiger der Liga. Nach einer erfolgreichen Karriere mit Stationen in Mainz, Aachen, Kaiserslautern und St. Pauli und insgesamt 91 Einsätzen in der ersten und zweiten Bundesliga erlöste Oberhausen den damals 29-Jährigen im Dezember 2011 aus der Vereinslosigkeit. Seitdem lief er in 158 Pflichtspielen für RWO auf und wird auch am Sonntag vermutlich wieder zum Einsatz kommen.

Kai Nakowitsch (RWE 2007 – 2015, RWO 2015 – heute)
Bereits mit zwölf Jahren wechselte „Nacko“ zu RWE, führte die B-Jugend 2012 zum gefeierten Dallas-Cup in Amerika, erzielte als Spieler der A-Jugend das erste RWE-Tor im neuen Station und trainierte bereits als U19-Spieler regelmäßig mit der ersten Mannschaft. Im ersten richtigen Profijahr 14/15 kam Nakowitsch insbesondere in der Hinrunde häufig zum Einsatz. Nachdem sich die Verhandlungen wegen der unklaren sportlichen Leitung in Essen in die Länge zogen, schlug der Nachbar zu und verpflichtete den Innenverteidiger. Nach einem durchwachsenen ersten Jahr gehört er aktuell zum Stammpersonal von Trainer Mike Terranova.

Dimitrios Pappas (RWE 2005 – 2006, RWO 2006 – 2012)
Erste Profierfahrungen sammelte der junge Grieche in der Saison 05/06 bei RWE in der Regionalliga, stand dort jedoch insgesamt nur drei Spielminuten auf dem Feld. Nach dem Wechsel nach Oberhausen etablierte sich der Defensivspieler im Stammpersonal und stieg mit Oberhausen doppelt auf. Auch in Liga Zwei kam Pappas regelmäßig zum Einsatz und führte seine Mannschaft nach dem Abstieg in die Dritte Liga sogar ein Jahr als Kapitän auf das Spielfeld. Nicht ohne Grund ließ er also gegenüber Reviersport verlauten: „RWO, sonst nichts“. In Velbert ließ er seine Karriere ausklingen und war unter Mike Terranova Co-Trainer der U23. Seit der Beförderung seines Chefs ist er hauptverantwortlich für den Unterbau.

Mittelfeld

Jörg Lipinski (RWE 1991 – 1994, RWO 1997 – 2002, RWE 2002 – 2003)
Gleich zweimal wechselte Jörg Lipinski die rot-weissen Trikots. Nach der deutschen Amateurmeisterschaft 1992, dem 2:0-Siegtor (unvergessene sieben Sekunden!) gegen die Blauen aus Gelsenkirchen am 13. September 1992, dem Aufstieg in die Zweite Liga 1993, und dem Pokalfinale 1994 verließ der Mittelfeldspieler Essen als Held und heuerte nach einem Kölner Intermezzo 1997 bei RWO an. Mit Oberhausen stieg er im ersten Jahr in Liga Zwei auf und erlebte dort insgesamt fünf erfolgreiche Jahre. Mit 34 Jahren wechselte er 2002 zurück nach Essen und konnte dort in 22 Spielen noch einmal seine Stärken ausspielen, ehe er bei TuRU Düsseldorf seine Karriere ausklingen ließ.

Mario Klinger (RWE 2007 – 2008, RWO 2010 – 2012)
Der gebürtige Essener und Sohn des ehemaligen RWE-Spielers Dietmar Klinger wurde in Gelsenkirchen ausgebildet und kam als Perspektivspieler 2007 zu RWE. In der Saison unter Heiko Bonan war er einer der wenigen Lichtblicke und wechselte nach dem Abstieg nach Kaiserslautern in den erweiterten Kader der ersten Mannschaft. Weil er sich dort nicht durchsetzen konnte, folgte der Wechsel nach Oberhausen, wo er in zwei Jahren zweimal abstieg. Ähnlich wie Daniel Masuch brachte er damit das Kunststück fertig, in drei Saisons in rot-weissen Trikots dreimal abzusteigen. Nach zwei Jahren in Wattenscheid arbeitet Klinger beim FC Kray momentan an einem weiteren Ligawechsel nach unten.

Moritz Stoppelkamp (RWE 2004 – 2006, 2007 – 2008, RWO 2008 – 2010)
Nach einem Jahr A-Jugend kam der Mittelfeldspieler nach dem Zweitligaabstieg 2005 in den Kader des RWE, konnte sich dort jedoch nicht durchsetzen. Nach einer einjährigen Leihe beim Essener Namensvetter aus Erfurt bekam Stoppelkamp in der Saison 07/08 einige Einsatzzeiten, spielte in der Rückrunde aber keine große Rolle mehr. Nach dem erneuten Essener Abstieg ging es für ihn statt in Liga Vier in der Zweiten Bundesliga in Oberhausen weiter, wo er insbesondere im zweiten Jahr groß aufspielte. Es folgten etliche Spiele im Profifußball bei Hannover 96, 1860 München, dem SC Paderborn (hier sei insbesondere an sein 83 Meter Tor vor zwei Jahren erinnert) und seit Sommer beim Karlsruher SC.

Stijn Haeldermans (RWO 2004 – 2005, RWE 2005 – 2008)
Aus Belgien kommend spielte der Mann mit dem feinen linken Fuß zunächst ein Jahr ordentlichen Zweitligafußball in Oberhausen (27 Spiele, 8 Scorerpunkte), ehe er die Stadtgrenze Richtung Südosten überquerte und beim ebenfalls abgestiegenen RWE anheuerte. Nach einer starken Aufstiegssaison kam er sowohl unter Lorenz-Günther Köstner als auch unter Heiko Bonan nahezu gar nicht zum Zuge, bis Michael Kulm in der Endphase der Saison 07/08 wieder auf seine maßgenauen Zuspiele baute und der schon abgeschriebene Oldie fast die Klasse gesichert hätte. Nach dem Lübeck-Debakel spielte der Spielmacher noch fünf Jahre in den Niederlanden Fußball, bis er 2013 die Schuhe an den Nagel hängte.

Markus Heppke (RWO 2009 – 2010, RWE 2011 – 2014)
Unser Ex-Kapitän „Heppi“ hat eine Oberhausener Vergangenheit?! Sehr wohl, denn der gebürtige Essener hat an rivalisierenden Vereinen nahezu alles mitgenommen, was möglich ist. Nach langen Jahren in der „Knappenschmiede“ in Gelsenkirchen wechselte der damals 22-jährige Anfang 2009 nach Oberhausen und bestritt in eineinhalb Jahren 36 Zweitligaspiele. Nach einem einjährigen Umweg über Wuppertal kam der Mittelfeldmotor in die frisch aufgestiegene Essener Mannschaft, und wurde ein Jahr später nach dem Abgang von Timo Brauer sogar Spielführer. Während Waldemar Wrobel die Dienste des Arbeitstiers sehr schätzte, machte er nach dem Amtsantritt von Marc Fascher nur noch zwei Spiele und wurde schließlich von Uwe Harttgen abgeschoben. Seit dieser Saison ist er als spielender Co-Trainer bei der SpVg Schonnebeck unterwegs.

Sturm

Achim Weber (RWO 1996 – 1999, 2001 – 2002, RWE 2002 – 2003)
Nach Stationen bei Fortuna Köln und dem Wuppertaler SV wechselte der 27-jährige Stürmer 1996 zu RWO. Dort schoss er den Verein mit 50 Toren in drei Jahren zum Zweitligaaufstieg 1998 und ins Halbfinale des DFB-Pokals. Nach zwei Jahren in Bochum kehrte er für ein halbes Jahr nach Oberhausen zurück, konnte sich dort jedoch nicht mehr durchsetzen und unterschrieb eine Liga tiefer in Essen. Seine sechs Tore in sieben Spielen reichten jedoch nicht, um den Aufstieg zu realisieren. Eine Spielzeit später knipste der gebürtige Kölner erneut fleißig, aber seine 16 Tore reichten wieder nur für den undankbaren dritten Platz. In der folgenden Saison bestritt er zwar noch die ersten fünf Spiele, hängte aber anschließend die Schuhe an den Nagel. Im Anschluss an die aktive Karriere versuchte er sich mehrfach in leitender Position in Wuppertal, beendete seine Zeit dort jedoch im Juni 2015.

Marvin Ellmann (RWO 2009 – 2012, RWE 2012 – 2013)
Mit Grauen erinnert man sich in Essen an das einjährige Intermezzo von Marvin Ellmann zurück. Ein sehr unglückliches Auftreten auf dem Platz, verschossene Elfmeter, vergebene Großchancen… es hat einfach nicht gepasst. Dabei war die Wut zunächst auf Seiten der Oberhausener, denn beim Projekt Wiederaufstieg unter Mario Basler nach dem Fall in Liga Vier hatte man auf die Hilfe des Strafraumstürmers gehofft. Dieser entschied sich aber für den Rivalen und zeigte mit seinem Jubel nach seinem Tor zum 4:2-Auswärtssieg in Oberhausen, dass es wohl zwischen ihm und seinem Ex-Trainer nicht immer ganz harmonisch lief. Leider war sein erster Auftritt im Essener Trikot auch sein mit Abstand bester, anschließend folgten in 30 Spielen nur noch zwei Tore. Dass er doch Tore schießen kann, zeigte er mit 55 Toren in drei Jahren Oberliga beim Wuppertaler SV. Derzeit steht er bei Ratingen 04/19 unter Vertrag.

Alleine diese Zusammenstellung macht Lust auf mehr, und auch die 22 Akteure am Sonntag wissen, dass dieses Spiel etwas Besonderes ist. Dass selbst bei nasskalten Novembertemperaturen im zugigen Oberhausener Stadion noch 7.000 Zuschauer erwartet werden, spricht für sich. Mit einem Derbysieg kann der Gewinner seine Fans zumindest für einige Zeit wieder glücklich machen. Wer jetzt nicht bis in die Haarspitzen motiviert ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen…


Fan-Hinweise zum Auswärtsspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen

Am Sonntag reist der rot-weisse Traditionsverein von der Hafenstraße zum Regionalliga-Spiel des 16. Spieltags nach Oberhausen. Die Begegnung gegen RWO beginnt um 15.30 Uhr im Stadion Niederrhein.

Anreise:
Den rot-weissen Fans wird am Spieltag die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen. Dafür wird am Spieltag ein Entlastungszug eingesetzt, der sich um 13.43 Uhr von Gleis 12 des Essener Hauptbahnhofs auf den Weg in Richtung Oberhausen macht. Die Ankunftszeit am Oberhausener Hauptbahnhof ist für 13.55 Uhr angesetzt. Von dort aus verkehren Shuttlebusse zum Stadion Niederrhein. Um 18.22 Uhr fährt der Zug von Gleis 16 des Oberhausener Hauptbahnhofs zurück nach Essen.

Im Falle einer Anreise mit dem PKW wird darauf hingewiesen, dass die Oberhausener Heimspielstätte ausschließlich über die Ausfahrt Oberhausen-Buschhausen erreichbar sein wird. Diese ist über die A42 in Richtung Duisburg zu erreichen. Bei der Ausfahrt 9 Oberhausen-Buschhausen auf die Buschhausener Str. in Richtung Oberhausen-Buschhausen fahren und kurz darauf rechts auf die Lindnerstraße abbiegen, wo sich das Stadion Niederrhein befindet. Eine frühzeitige Anreise wird empfohlen.

Gäste mit einem Stehplatz-Ticket erreichen das Stadion über die Kanalkurve. Ticketinhaber mit einem F1-Sitzplatz gelangen über den Eingang Haupttribüne zu ihren Plätzen. Das Stadion Niederrhein und die Tageskassen öffnen am Sonntag um 13.30 Uhr.

Vorverkauf:
Tickets für die Begegnung sind noch bis Freitag um 15.00 Uhr im Vorverkauf im Fanshop an der Hafenstraße zu folgenden Preisen (Vorverkaufsgebühr inklusive) zu erwerben:
Sitzplatz: 21,00 Euro
Stehplatz Vollzahler: 9,00 Euro
Stehplatz ermäßigt: 7,50 Euro
Rolli (inkl. Begleitperson): 6,00 Euro

Da beim Spiel im Stadion Niederrhein – ähnlich wie bei Heimspielen von Rot-Weiss Essen – ein Tageskassen-Aufschlag erhoben wird, empfiehlt RWE seinen Fans, den Vorverkauf zu nutzen.

Spielort:
Stadion Niederrhein     
Lindnerstraße 2-6
46149 Oberhausen