Um den Ausgleich gebettelt
Nach nur zehn Spielen ist RWE nun endgültig im Niemandsland der Tabelle angekommen und darf den Blick vorerst, wie aus der letzten Saison gewohnt, nach unten senken.
Sven Demandt machte bereits nach der Niederlage in Aachen mit einem berechtigten Rundumschlag auf sich aufmerksam und prangerte die Leistungsverweigerung seiner Elf an. Bei den einen kamen die offenen und direkten Worte gut an, anderen wiederum missfiel es, dass sich einzelne Spieler herausgegriffen worden sind. Meiner Meinung nach dürfen Ross und Reiter gerne mal benannt werden, wenn es notwendig ist. Warum ein Timo Brauer aber dann nicht ausgewechselt wird, wenn der Trainer in aller Öffentlichkeit fragt, ob dieser überhaupt am Spiel teilgenommen hat, darf ebenso hinterfragt werden, wie das relativ späte, aber noch vertretbare Wechseln, obwohl 60 Minuten die pure Harmlosigkeit am Tivoli regierte.
Auch heute gegen Dortmund II bleibt die Wechseltaktik des Trainers ein Rätsel, wurde viel mehr noch auf die Spitze getrieben. Rot-Weiss Essen zeigte eine gute, wenn auch nicht überragende, Anfangsphase. So klingelte es bereits nach acht Minuten bei Hendrik Bonmann im Tor. Der genesene Kamil Bednarski fasste sich aus der Distanz ein Herz und zeigte nach zwei Lattentreffern in Aachen erneut, welch große individuelle Stärke uns im ersten Viertel der Saison gefehlt hat. Gleichzeitig verdeutlicht dieser zehnte Treffer im zehnten Spiel aber auch die mangelnde Durchschlagskraft unseres Sturms. Nachdem die Roten also gut in die Partie gestartet waren, verlor man während der ersten Halbzeit schon den Zug zum Tor und ließ den Schwarz-Gelben immer mehr Räume. Mit der zweiten Hälfte verschlimmerte sich die Situation dann dramatisch, so dass man fortan förmlich um einen Gegentreffer bettelte. Spätestens hier hätte von der Seitenlinie Einfluss auf das Spiel genommen und die Defensive stabilisiert werden müssen.
So aber kam es wie es kommen musste: Zehn Minuten vor Abpfiff zeigte der Referee zum vierten Mal in dieser jungen Saison zu unseren Ungunsten auf den Elfmeterpunkt. Dass Heimann erst hält und der Schütze Eberwein dann im Nachschuss trifft, ist bezeichnend. Ob der Elfmeter zu Recht gegeben wurde, ließ sich von der Westtribüne nicht einwandfrei beurteilen. Nach der Krönung der Ungerechtigkeit gegen Rödinghausen würde ein unberechtigter Pfiff aber nicht mehr verwundern, der Verband hat schließlich eine saftige Einnahme beim auf Bewährung spielenden Stiefkind RWE in Aussicht. Inwieweit die maßlos übertriebene Androhung eines Spiels unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei dem aktuell gebotenen Fußball in Essen allerdings als Strafe angesehen werden kann, bleibt fraglich. Die Schiedsrichter allein für die miserable und die letzte Saison noch unterbietende Bilanz verantwortlich zu machen, wäre aber zu einfach. Die Defizite stecken in allen Mannschaftsteilen, es fehlt die Intelligenz im Spiel, wofür auch vier – teils dämlich verschuldete – Elfmeter sprechen. Wo vorne meist nur individuelle Einzelleistungen zum Torerfolg führen, bringen uns individuelle Fehler in der Hintermannschaft wöchentlich in die Bredouille. Und auch, dass Trainer Sven Demandt heute erst ein Gegentor und einen verletzen Spieler benötigt hat, um auf das Spielgeschehen einzuwirken, ist mehr als fahrlässig.
Es bleibt ein völlig verkorkster Saisonstart, der einem bereits wieder jede Euphorie, jede Freude genommen hat. Hochgerechnet zwölf Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze sind einfach nur desaströs und frustrierend. Der Mannschaft scheint aber viel daran zu liegen, dass der Bierstandmeister seinen Titel verteidigt.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Heimann [3] |
Malura [3] |
Zeiger [3] |
Weber [3] |
Cokkosan [3] |
|
Brauer [3] |
Rabihic [3-] |
Meier [3+] |
Ivan [3-] |
Bednarski [3+] |
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Platzek [3] |
Becker [3+] |
Ngankam [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Heimann, Malura, Weber, Zeiger, Cokkosan (21. Becker), Meier, Brauer, Ivan (82. Ngankam), Rabihic, Bednarski, Platzek,
Gegner
Bonmann, Camoglu, Mainka, Zimmermann, Dieckmann, Karazor, Hober, Wassey, Dietz, Al Ghaddioui, Eberwein (82. Arweiler)
Tore
1:0 Bednarski (9.)
1:1 Eberwein (80., Foulelfmeter)
Zuschauer
11.547
Schiedsrichter
Sven Heinrichs
Gelbe Karten
Heimann, Brauer, Bednarksi - Karazor, Dietz, Eberwein
Spieler des Spiels - Timo Becker