11.09.2016

3:0-Befreiungsschlag im rot-weissen Krisenduell

von Dominik Gsell

Das Wort "Krisenduell" ist für Rot-Weiss Essen bei einem Besuch im Ahlener Wersestadion schon inbegriffen, denn die fünf bisherigen Partien bei Rot-Weiss bzw. bis vor einigen Jahren noch LR Ahlen fielen allesamt in Saisons, in denen sich RWE bis zum Schluss im Abstiegskampf befand.

Knapp 800 Essener füllten den GästeblockDrei mal (1998, 2005, 2008) endete dieser Kampf erfolglos, 1998 und 2005 besiegelten die Niederlagen im Wersestadion am vorletzten Spieltag dabei sogar direkt den Abstieg, vor fünf Monaten gelang der bislang einzige Sieg und leitete einen Schlussspurt mit glimpflichem Ausgang ein.

Auch diesmal gab es wenig Grund zur euphorischen Anreise: Drei Niederlagen in Folge und 360 Minuten ohne Torerfolg hatten die rot-weissen Gäste im Gepäck. Da die Heimmannschaft sogar fünf Niederlagen am Stück mit satten 16 Gegentreffern vorweisen konnte, hielt sich der Besucherandrang an diesem sonnigen Samstagmittag in überschaubarem Rahmen. Nur 1.500 Zuschauer, davon etwa die Hälfte aus Essen, fanden den Weg ins Stadion.

Die Sperren von Baier und Meier zwangen RWE-Trainer Demandt zu kleineren Umstellungen: Brauer bildete mit Rabihic die Doppelsechs, Richard Weber übernahm den Platz in der Innenverteidigung an der Seite Philipp Zeigers und Neuzugang Roussel Ngankam durfte erstmals von Beginn an sein Glück auf der rechten, offensiven Außenbahn versuchen. Mit Anpfiff wäre die andauernde Essener Torflaute dann unter Beihilfe von Ahlens Schlussmann Mellwig schon fast beendet gewesen, doch den nach seinem eigenen Stockfehler auf die Linie zurollenden Ball konnte der Keeper gerade noch ins Aus dreschen.

Doppelter Torschütze und Vorbereiter - Marcel PlatzekIn der folgenden halben Stunde gestaltete RWE den müden Sommerkick dann zwar optisch überlegen, konnte jedoch bis zur 35. Minute keine nennenswerten Chancen verbuchen. Erst ein Zeiger-Kopfball nach Ecke, sowie ein Löning-Abschluss brachten Gefahr für das Gehäuse der Gastgeber. Nach 400 Minuten ohne Treffer sollten die mitgereisten RWE-Fans fünf Minuten vor dem Pausenpfiff dann allerdings für ihr Kommen belohnt werden: Tolga Cokkosan versenkte aus spitzem Winkel eine Platzek-Flanke volley - Bewerbungsschreiben für die Sportschau inklusive! Beflügelt von seinem Treffer hielt der linke Flügelflitzer mit dem Pausenpfiff noch mal aus der zweiten Reihe drauf und Marcel Platzek verwertete den von Keeper Mellwig nach vorne prallen gelassenen Ball zum beruhigenden und bis dahin ungefährdeten 2:0. Lediglich Ahlen-Coach Mircea Onisemiuc würde später davon sprechen, den Gegner in Halbzeit 1 "im Griff" gehabt zu haben, was angesichts dessen, dass die Ahlener Elf den gegnerischen Strafraum über die gesamte erste Hälfte mit dem Fernglas suchen musste, als durchaus gewagte Aussage bezeichnet werden darf.

Zur zweiten Halbzeit durfte dann auch Emre Yesilova auf Seiten der Gäste ran, um das Quartett der Ex-Essener bzw. Ex-Probespieler zu komplettieren, immerhin waren Klingenburg und Marzullo vor der Saison auch bei Sven Demandt vorstellig gewesen, während Jan Klauke es vor einigen Jahren unter Waldemar Wrobel bereits aus der Jugend in den Profi-Kader geschafft hatte. Der Ahlener Mannschaft konnte man dabei das Bemühen nicht absprechen, gefährlich wurde es für Niklas Heimann jedoch nur selten. RWE war darauf bedacht, das Ergebnis bei spätsommerlichen 30 Grad runterzuspielen und so stehen gerecht verteilte sechs gelbe Karten sinnbildlich für eine zerfahrene zweite Halbzeit ohne Spielfluss und Höhepunkte. Mit dem Schlusspfiff sollte dann der für den angeschlagenen Roussel Ngankam ins Spiel gebrachte Timo Becker mit seiner Flanke Marcel Platzek finden und dieser mit seinem zweiten Treffer den 3:0-Endstand perfekt machen.

Hauptsache gewonnen und hauptsache endlich wieder Tore erzielt - viel mehr lässt sich aus dem Sommerkick gegen einen schwachen Gegner nicht mitnehmen. Am Freitag kommt mit dem SC Verl ein anderes Kaliber an die Hafenstraße und es bleibt zu hoffen, dass der Sieg das nötige Selbstvertrauen gegeben hat, um auch daheim mal wieder drei Punkte einfahren zu können.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Niclas Heimann
Heimann
[3+]
Patrick Huckle
Huckle
[3]
Philipp Zeiger
Zeiger
[3-]
Richard Weber
Weber
[3]
Nico Lucas
Malura
[3]
Timo Brauer
Brauer
[3+]
Kasim Rabihic
Rabihic
[3+]
Tolga Cokkosan
Cokkosan
[3+]
Richard Weber
Ngankam
[3]
Marcel Platzek
Platzek
[2]
Frank Löning
Löning
[3-]
Timo Becker
Becker
[o.B.]
Gino Windmüller
Windmüller
[o.B.]
Nico Lucas
Lucas
[o.B.]


Rot Weiss Ahlen

Mellwig, Witt, Klauke, Heermann, Kayaoglu, Waldoch (46. Yildirim), Kallenbach, Machtemes (46. Yesilova), C. Yilmaz, Klingenburg, Marzullo (84. Abdallah)

 

Rot-Weiss Essen

Heimann, Malura, Zeiger, Weber, Huckle, Cokkosan (90. Lucas), Rabihic (86. Windmüller), Brauer, Ngankam (66. Becker), Platzek, Löning

 

Tore

0:1 Cokkosan (41.)

0:2 Platzek (45. + 3)

0:3 Platzek (90. + 1)

 

Zuschauer

1.520

 

Schiedsrichter

Dominik Jolk

 

Gelbe Karten

Yesilova, Yildirim, Abdallah - Platzek (2. Gelbe Karte), Becker (1. Gelbe Karte), Rabihic (1. Gelbe Karte)


Spieler des Spiels - Marcel Platzek

Marcel Platzek