Ansage verstanden!
Da staunten die mitgereisten Anhänger am Ende nicht schlecht. RWE hat den Spitzenreiter geschlagen. Nicht wenige hätten sicherlich mit einem klassischen Fehlstart mit einem Unentschieden und zwei Niederlagen gerechnet, als die Truppe auf dem Platz zeigte, dass sie sich nicht hängen lässt.
Auf der Pressekonferenz verstand der Trainer die Welt nicht mehr, als er gefragt wurde, ob man sich überhaupt noch motivieren könne. Der Mannschaft scheint es ebenfalls so zu gehen, denn das 2:1 war durchaus mit dem nötigen Quäntchen Glück erreicht, aber das soll nicht die starke kämpferische Leistung von Rot-Weiss Essen schmälern.
Sven Demandt nahm zu Beginn zwei Umstellungen im Vergleich zum letzten Heimspiel vor. Der angeschlagene Löning war nicht einsatzfähig, weswegen Roussel Ngankam in die Startelf rückte. Platzek war die einzige Sturmspitze, während Ngankam auf die rechte Seite ging. Außerdem ersetzte Kevin Grund den zuletzt glücklosen Tolga Cokkosan, sodass der Platz für Timo Brauer wieder frei wurde.
Der erste Angriff von RWE führte in den gegnerischen Strafraum. Gladbach klärte diesen Ball jedoch zur Ecke – glaubten alle, bis jeder realisierte, dass der Schiri auf den Elfmeterpunkt zeigte. Vom Gästeblock aus, waren es mindestens hundert Meter bis zum gegnerischen Strafraum, sodass eine Aussage, ob es ein Foul war, nicht seriös möglich ist. Der Reviersport war sich im Ticker jedoch sicher, und die Tatsache, dass kein Gladbacher Spieler protestierte, spricht dafür, dass der Elfer eindeutig war.
Kapitän Benny Baier zog humorlos ab und es stand schon in der ersten Minute 1:0 für Rot-Weiss. Wer hätte das gedacht. Mönchengladbach zeigte sich aber ebenfalls humorlos und führt fortan wütende Angriffe auf den Essener Kasten. Hierbei muss man die Qualität der Zweitvertretung der Fohlen neidlos anerkennen. Was sich bis zur dreißigsten Minute abspielte, gehörte wohl zum Besten, was die Vierte Liga zu bieten hat. Da stimmen Laufwege, die Mannschaft ist extrem schnell und ballsicher, da sind wirkliche Könner am Werk und man kann den jungen Fußballern nur alles Gute für ihren weiteren Weg wünschen. Einer der zahlreichen Angriffen war dann auch erfolgreich.
Timo Brauer brachte den Ball nach einer Flanke nicht weit genug aus der eigenen Hälfte heraus und spielte Oliver Stang an. Der fackelte nicht lange und setzte per trockenem Flachschuss den Ball in die rechte Torecke. Dass dieser Treffer erst in der 27. Minute fiel war der Essener Hintermannschaft zu verdanken, die heute einen verdammt guten Job machte. Robin Heller machte sein wohl bestes Spiel im RWE-Trikot. Beispielhaft für seine Ausstrahlung soll die 1:1-Situation gegen den furios aufspielenden Kwame Yeoboah sein. Der tauchte in der achten Minute frei vor dem Essener Keeper auf und Heller wartete lange und parierte so locker, dass man meinen könnte, er mache den ganzen Tag nichts anderes, als solche Bälle herausfischen.
Außerdem muss heute einmal Philipp Zeiger genannt werden, an dem sich die Gladbacher Offensivabteilung immer wieder die Zähne ausgebissen hat. Die schnellen Stürmer der Borussia ließen immer wieder die RWE-Verteidiger hinter sich. In der 36. Minute schien es, als sei Mike Feigenspan schon durch und würde ebenfalls allein auf Heller zulaufen, als Zeiger einen Spurt hinlegte und ihm gekonnt den Ball abnahm. Trotzdem kann man bei so einer starken Mannschaft nicht alles weggrätschen, und so kamen die Gladbacher immer wieder zu Möglichkeiten.
In den letzten zehn Minuten konnte sich RWE aber immer wieder befreien und spielte fortan gut mit. In der Halbzeit diskutierten die Zuschauer, ob diese Zweitvertretung wirklich zu bezwingen wäre. Den Schwung nahm Rot-Weiss aber aus der Pause mit und spielte sehr viel aggressiver und vermieste den jungen Fohlen die Spielfreude immer wieder. Es gab jedoch Chancen auf beiden Seiten, aber Yeboah scheiterte (46.) ebenso wie Marcel Platzek (47.). Ein gutes wurde in der zweiten Hälfte zu einem sehr guten Regionalligaspiel, in dem die Essener in der 59. Minute sich für die gute Leistung belohnten. Einen stark getretenen Freistoß verwandelte Marcel Platzek dieses Mal sicher im gegnerischen Tor.
Das Publikum traute seinen Augen nicht. Ein zweites Mal waren die Rot-Weissen gegen den Spitzenreiter in Führung gegangen. Das Tempo war danach zwar nicht mehr so hoch, aber beide Teams steckten nicht auf und so wurde die Zeit noch sehr lang bis zum Abpfiff. Doch die Mönchengladbacher konnten nicht mehr diesen unfassbaren Druck der ersten Halbzeit aufbauen und so hatte Kamil Bednarski mit einem strammen Schuss von der linken Seite (77.) die wohl beste Chance nach dem 2:1.
Nach drei Minuten Nachspielzeit erlöste der Schiedsrichter die RWE-Fans mit dem Abpfiff. Den letzten Sieg erkämpfte sich RWE am 16.11.2013, also vor fast dreieinhalb Jahren. Die Leistung war mehr als ordentlich, weswegen man sich umso mehr über den verpassten Sieg am vergangenen Wochenende ärgert. Deswegen war dieses Lebenszeichen der Mannschaft sehr wichtig, als Zeichen dafür, dass die Saison eben nicht abgeschenkt wird, sondern durchaus noch mit RWE zu rechnen ist.
In der kommenden Woche geht es wieder in die Fremde. Die traditionell ungastliche Spielvereinigung aus Rödinghausen empfängt dann den RWE und da wird es dann an der Mannschaft sein, diese Leistung zu bestätigen. Aber an diesem Wochenende kann man erst einmal mit einem guten Gefühl darauf schauen, wie sich die Konkurrenz schlägt.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Heller [1] |
Grund [3+] |
Zeiger [1-] |
Weber [3+] |
Malura [2] |
|
Brauer [3+] |
Baier [2-] |
Lucas [3] |
Bednarski [3-] |
Platzek [2] |
|
Ngankam [3+] |
Obst [o.B.] |
Windmüller [o.B.] |
Huckle [o.B.] |
Borussia Mönchengladbach II
Hiemer, Stang, Rütten, Komenda, Egbo, Brandenburger, Sow (84. Eckert), Benes, Feigenspan, T. Kraus (64. Simakala), Yeboah (81. Makridis)
Rot-Weiss Essen
Heller, Malura, Zeiger, Weber, Grund, Baier, Lucas (90. Huckle), Brauer (86. Windmüller), Bednarski, Ngankam (78. Obst), Platzek
Tore
0:1 Baier (2., Elfmeter)
1:1 Stang (27.)
1:2 Platzek (59.)
Zuschauer
857
Schiedsrichter
Thorben Siewer
Gelbe Karten
Rütten, Egbo
Spieler des Spiels - Robin Heller