06.02.2016

Wenig Ertrag auf dem Acker

von Michael Jaskolla

In Ostwestfalen nichts Neues! Wie schon gegen Köln reichte eine gute Leistung mit einigen Tormöglichkeiten nicht aus, um den Platz als Sieger zu verlassen. Enttäuscht waren die nur noch 300 mitgereisten RWE-Anhänger unter den 1.600 Zuschauern nach Spielschluss trotzdem nicht, denn sie haben diesmal eine nicht nur abschnittsweise, sondern 93 Minuten lang kämpfende und weitgehend auch spielende Mannschaft gesehen.

Hinter Gittern im StehplatzbereichRWE startete im Vergleich zum Köln-Spiel gezwungenermaßen mit zwei Änderungen: Den gesperrten Binder vertrat wie erwartet Obst als rechten Innenverteidiger der Dreierkette, während Grund für den unter einer Muskelverletzung leidenden Cekic auf der Spielmacherposition auflief.

RWE war von Beginn an hellwach und aggressiv gegen den Ball, so dass gleich die erste Aktion sinnbildlich für das gesamte Spiel werden sollte: Huckle tankte sich wenige Sekunden nach dem Anpfiff auf der linken Seite durch und legte den Ball flach in den Strafraum auf den frei stehenden Platzek. Doch in seinem Torschuss steckten die Auswirkungen der nun schon seit 12 Monaten andauernden Abschluss-Harmlosigkeit, so dass Keeper Jan Schönwälder dem ins Toraus rollenden Ball gar nicht erst hinterher zu hechten brauchte. Rödinghausen benötigte 16 Minuten für den ersten Torschuss, doch ein von Zeiger verursachter Freistoßball aus 18 Metern verfehlte Hellers Kasten recht deutlich. Im Folgenden entwickelte sich eine vor allem im Mittelfeld hart umkämpfte Partie mit wenig Spielfluss, wobei RWE stets Herr der Lage war und durch gutes Pressing Rödinghausen kaum ins Spiel kommen ließ. Selbst konnte man die vielen Ballgewinne aber nur in Halbchancen umsetzen, so wie beim „Flankentorschuss“ von Platzek, der sowohl an Lönings Fußspitze als auch am langen Pfosten vorbeirauschte (30.). So ging es nach ereignisarmen 45 Minuten mit einem torlosen Remis in die Kabinen.

Dort hatte man sich zumindest auf Essener Seite wohl einiges vorgenommen, denn es folgte die beste Phase der Gäste. RWE drückte nun mächtig auf die Führung, die Gastgeber konnten sich minutenlang nicht richtig aus der Umklammerung lösen. Diesmal durfte Löning die Halbzeit aus guter Position mit einem völlig verzogenen Torschuss in Richtung Gästeparkplatz eröffnen (47.). Die größten Möglichkeiten zur Führung hatten in der Folgezeit Zeiger per Kopf (56.) und Baier aus dem Gewühl heraus (59.), jeweils nach einem der zahlreichen Eckbälle. Meist war es aber schon der letzte Pass, der nach feinem Kombinationsspiel nicht ankam, entweder weil die finale Flanke ins Niemandsland fog, am Sechszehner zu umständlich agiert wurde oder weil Rabihic den Ball prinzipiell nicht abspielte, bevor er nicht mindestens drei Gegenspieler hat aussteigen lassen.

Rödinghausener mit viel BodenkontaktErst als Rödinghausens Trainer Ermisch nach einer Stunde genug gesehen hatte und mit einem Doppelwechsel scheinbar richtig reagierte, während der Schiedsrichter bemüht war, von RWE eingebrachten Spielfluss so gut es geht zu unterbinden, konnte Rödinghausen wieder ein wenig durchatmen und selbst Angriffe starten – und fast hätten die Gastgeber dabei den Spielverlauf noch auf den Kopf gestellt: In der 76. Minute stand Leenemann plötzlich völlig blank vor Heller, er schoss ihm den Ball aber aus wenigen Metern Torentfernung genau in die aufnahmebreiten Arme. Das wäre dann aber wirklich des Schlechten zu viel gewesen. Weil RWE am Ende ein wenig die Kräfte ausgingen, blieb es am Ende bei der für Rödinghausen glücklichen Punkteteilung.

Der Aufwand ist also erneut nicht äquivalent zum Ertrag. Was nach dem erneut ausbleibenden Befreiungsschlag bleibt, ist die Hoffnung, dass der spielerische und kämpferische Aufwärtstrend diesmal auch wirklich nachhaltig ist und uns diesmal nicht wieder wie in der Hinrunde eine Berg-und Talfahrt ohne Konstanz in den gezeigten Leistungen bevorsteht. Auch die Neuzugänge sollten zusätzliche Qualität in den Kader einbringen können, Ivan und Löning konnten diese in Rödinghausen bereits andeuten (auch wenn sie beim Torabschluss ihren alteingesessenen Offensiv-Kollegen bislang in Nichts nachstehen). Osvold wirkte in den wenigen Einsatzminuten zwar nicht sonderlich athletisch, er dürfte als Einwechselspieler aber mehr drauf haben als Olwa-Luta.

In Erndtebrück werden die Trauben nicht unendlich hoch hängen, hier kann (bezüglich der Stimmung auf der Westkurve und in Anbetracht der Tabellensituation vielleicht sogar: muss) die Mannschaft den Aufwärtstrend bestätigen und den ersten Dreier seit dem 8.11.2015 (2:0 gegen S04 II) einfahren.


Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)

Robin Heller
Heller
[]
Jeffrey Obst
Obst
[]
Philipp Zeiger
Zeiger
[]
Richard Weber
Weber
[]

Tolga Cokkosan
Cokkosan
[]

Patrick Huckle
Huckle
[]
Kasim Rabihic
Rabihic
[]
Kevin Grund
Grund
[]
Benjamin Baier
Baier
[]
Marcel Platzek
Platzek
[]
Frank Löning
Löning
[]
Andreas Ivan
Ivan
[]
Joachim Osvold
Osvold
[o.B.]


SV Rödinghausen

Schönwälder, Tünte, Leeneman, Kalkan, Langer, Buddecke, Jakubiak (58. Frank), Langemann, D. Müller, Höner (72. Veselinovic), Loheider (58. Siek)

 

Rot-Weiss Essen

Heller, Obst, Zeiger, Weber, Baier, Rabihic, Cokkosan, Grund, Huckle (46. Ivan), Platzek (73. Osvold), Löning

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

1.650

 

Schiedsrichter

Lennart Brüggemann

 

Gelbe Karten

Langer, Buddecke, Leeneman, Veselinovic - Zeiger (4. Gelbe Karte), Cokkosan (4. Gelbe Karte)