12.09.2015

Kein Hafenstraßenfußball in Velbert – aber erneut wichtige drei Punkte!

von Michael Jaskolla

Velbert, Christopeit-Sport-Arena, 21.09.2013: Christian Knappmann sicherte RWE nach durchwachsenem Saisonstart mit seinem Last-Minute-Treffer zum 1:0 die drei Punkte in Velbert. Die Freude über den Sieg hielt sich bei den mitgereisten Anhänger wegen der spielerisch schwachen Leistung aber in Grenzen und trotz des Sieges wurde die Kritik an Trainer Wrobel nach 11 Punkten aus 8 Spielen lauter.

Rund 1.200 Essener waren in VelbertVelbert, Christopeit-Sport-Arena, 12.09.2015:
Soukou sicherte RWE nach durchwachsenem Saisonstart den 1:0-Auswärtssieg in Velbert. Die Erleichterung war auf der Tribüne trotz einer spielerisch schwachen Vorstellung spürbar und die Mannschaft wurde mit Applaus verabschiedet.

Der Unterschied verdeutlicht: Die oft zitierte und gewünschte Geduld ist in den Köpfen der mitgereisten Anhänger angekommen und die Erwartungshaltung an die spielerische Leistung ist zumindest temporär ein wenig heruntergefahren worden. Auch wenn das Spiel in Velbert mit der frühen Führung mehr ein Nerven- als ein Geduldspiel gewesen ist, zählen derzeit nur die Punkte, die zumindest mit einer kämpferisch tadellosen Leistung eingefahren wurden.

Überraschungen in der Aufstellung gab es diesmal nicht, wie erwartet war Platzek die einzige Spitze, während Soukou für den verletzten Studtrucker wieder in die Startelf rotierte. Wie in Wattenscheid kam Essen auch diesmal gut in die Partie und nach wenigen Minuten testete der deutlich verbesserte Soukou mit einem Distanzschuss erstmals die Reaktionsfähigkeit des Velberter Schlussmanns Sprenger (5.). Aber die Führung ließ diesmal nicht lange auf sich wartenn. Jesic, mit einem präzisen langen Ball am 16er angespielt, konnte sich gegen zwei Gegenspieler behaupten und den Ball auf Platzek weiterleiten, der mit ein bisschen Glück für den aus dem Hintergrund kommenden Soukou auflegte – Tor (11.)!

Das so sehr herbeigesehnte frühe Tor war nun endlich mal da, aber zur Überraschung der rund 1.200 mitgereisten Essener verlieh der Treffer kein weiteres Selbstvertrauen, sondern Velbert drängte die plötzlich im Aufbauspiel sehr fahrigen und verunsicherten Gäste weit in die eigene Hälfte zurück, während RWE selbst jegliches Pressing einstellte. Nach vorne war das für wenig Entlastung sorgende Langholz die erste Wahl, während hinten eine kleine Abwehrschlacht begann, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied zum letzten Auswärtsspiel: Der Gastgeber traf das Tor trotz einiger Hochkaräter nicht. Erst köpfte Schmidt blank stehend aus zehn Metern haarscharf neben das Tor (13.), dann verzog Hagemann mit einem Volleyschuss aus 15 Metern ebenso knapp (15.). Auch Trisic und Dogan, die beide in Heimann ihren Meister fanden, scheiterten mit ihren Ausgleichsversuchen (18., 26.). Im weiteren Verlauf strapazierte eine ganze Serie von Ecken für Velbert das Nervenkostüm der RWE-Anhänger, die Innenverteidigung präsentierte sich im Zentrum aber konzentriert und kopfballstark. Die beiden Außenverteidiger Obst und Huckle hatten dagegen im gesamten Spiel arge Probleme mit ihren quirligen Gegenspielern.

Tor des Tages durch Cebio SoukouEine knappe halbe Stunde brauchte RWE, um sich vom Schreck der frühen Führung zu erholen und endlich selbst mal wieder Nadelstiche nach vorne zu setzen. Und diese hatten es in sich: Windmüller musste nach einem Rabihic-Freistoß das 2:0 köpfen, aber aus wenigen Metern scheiterte er freistehend am fantastisch reagierenden Sprenger (40.). Drei Minuten später wurde Grebe im 16er freigespielt, doch sein Schlenzer flog über das Gehäuse. Zwei dicke Torgelegenheiten, mit deren Auslassen man sich die Option einer ruhigeren zweiten Halbzeit geraubt hat.

Aber in der zweiten Halbzeit stand RWE hinten zumindest etwas sicherer, so spielte sich das Geschehen zunächst vor allem im Mittelfeld ab mit vielen Zweikämpfen und auch Nickeligkeiten. Großes Pech hatte Weber in der 55. Minute, als er nach einem Zweikampf unglücklich auf die Schulter fiel und mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch ausgewechselt werden musste – gute Besserung! Sein Ersatzmann Zeiger präsentierte sich aber endlich wieder so, wie man ihn aus der Vorsaison kennt: Enorm kopfballstark, er war der „Fels in der Brandung“ bei den zahlreichen hohen Bällen in der Schlussphase. Während RWE einige gute Kontermöglichkeiten entweder nicht zu Ende spielte oder durch harmlose Abschlüsse liegen ließ, erhielt Velbert quasi mit dem Abpfiff noch mal die große Möglichkeit, in Überzahl zum Ausgleich zu kommen. Erst hatte Kapitän Fritz nach einem dicken Fehler von Huckle die Ampel-Karte gesehen, dann rettete Heimann mit einer tollen Parade die wichtigen drei Punkte und sorgte dafür, dass diesmal der gegnerische Trainer in der Pressekonferenz mit dem Schicksal hadern musste.

Hafenstraßenfußball soll es an der Hafenstraße geben, auswärts heiligt der Zweck die Mittel – das ist schon in Ordnung so. Im Falle einer defensiven Ausrichtung sollte aber eine größere Kompaktheit mit weniger herausgespielten Hochkarätern für den Gegner möglich sein. Es gibt also weiterhin viel Arbeit für Trainer und Mannschaft, sowohl in der Defensive als auch im spielerischen Bereich. Auch das unter der Woche verstärkt durchgeführte Abschlusstraining zeigte noch keinen auffällig positiven Effekt.
Schon am kommenden Mittwoch geht es beim 1.FC Köln weiter, wo zwar mit Fritz und Weber zwei weitere Spieler ausfallen werden, aber mit Baier und Zeiger Spieler Gewehr bei Fuß stehen, mit denen kein Qualitätsverlust spürbar werden dürfte. Zudem ist Behrens nach abgesessener Rot-Sperre wieder eine Option. Auch in Köln gilt: Drei Punkte, egal wie!


Jawattdenn-Spielerbewertung

Niclas Heimann
Heimann
[2]
Jeffrey Obst
Obst
[4]
Gino Windmüller
Windmüller
[3+]
Richard Weber
Weber
[3+]

Patrick Huckle
Huckle
[3-]

Moritz Fritz
Fritz
[3]
Kasim Rabihic
Rabihic
[4]
Cebio Soukou
Soukou
[2-]
Daniel Grebe
Grebe
[3]
Vojno Jesic
Jesic
[4+]
Marcel Platzek
Platzek
[3+]
Philipp Zeiger
Zeiger
[2-]
Tolga Cokkosan
Cokkosan
[o.B.]
Benjamin Baier
Baier
[o.B.]


SSVg Velbert

Sprenger, Tumanan, Andersen, Schultens, Mondello, Zent (76. Canbulut), Müller, Hagemann, Dogan (62. Zander), Trisic (46. Zumbe), Schmidt

 

Rot-Weiss Essen

Heimann, Obst, Windmüller, Weber (55. Zeiger), Huckle, Fritz, Rabihic (78. Baier), Soukou, Grebe (60. Cokkosan), Jesic, Platzek

 

Tore

0:1 Soukou (11.)

 

Zuschauer

1.600

 

Schiedsrichter

Florian Heien

 

Gelbe Karten

Trisic, Tumanan - Cokkosan (1. Gelbe Karte), Zeiger (1. Gelbe Karte), Platzek (1. Gelbe Karte), Windmüller (3. Gelbe Karte)

 

Gelb-rote Karte

Fritz (90.)


Spieler des Spiels 8. Spieltag - Niclas Heimann