13.12.2015

RWE macht das Triple perfekt!

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Diese im Grunde positiv besetzte Schlagzeile verkehrten die Rot-Weisen am Samstagnachmittag im beschaulichen Ems-Städtchen Wiedenbrück in ihr negatives Gegenteil, denn der späte Ausgleichstreffer der Gastgeber (91.) durch Ex-ETB-Spieler Kamil Bednarski kostete den Essenern bereits zum dritten Mal vor der Winterpause einen Sieg in der Nachspielzeit.

In der ersten Halbzeit war die rot-weisse Welt noch in OrdnungAm 26.09 traf der SC Verl in der 95. Minute zum 1:1, letzte Woche gelang der Reserve von Borussia Dortmund ebenfalls, was gestern der SCW schaffte: RWE die sicher geglaubte Siegesbutter vom Brot zu nehmen. Coach Jan Siewert musste anschließend einige in Rage geratene Anhänger beruhigen und 20 Minuten Rede und Antwort stehen. Doch der Reihe nach.

Essen trat personell unverändert zur Vorwoche auf. Besser konnte das Spiel dann eigentlich nicht beginnen, denn die Maß geschneiderte Ecke von Kevin Grund in der 2. Spielminute beförderte Moritz Fritz per Kopf mutterseelenallein stehend zu Blitzführung in die Maschen der Gastgeber. Erleichterter Jubel, war ein Dreier doch angesichts der Nähe zum Tabellenkeller fast Pflicht. In den folgenden gut 20 Minuten passierte wenig bis gar nichts, positiv gesagt, RWE stand kompakt und weder Patrick Huckle auf links noch Jeffrey Obst auf rechts ließen über ihre jeweilige Abwehrseite Nennenswertes zu und auch durch die Mitte ging nichts für Wiedenbrück. Umgekehrt für die Essener freilich auch nicht, die eroberte Bälle fast postwendend wieder herschenkten.

So entwickelten die Emsstädter ab Mitte der ersten Hälfte ein klares Übergewicht auf dem Platz, die größte Chance bot sich dem aufgerückten Sebastian Spinrath, der auf einmal völlig frei über die rechte Angriffsseite auf das Tor von Robin Heller zulief, oder besser aus freien Stücken seitlich versetzt davon. Was den Wiedenbrücker veranlasste, nicht energisch die Großchance zum 1:1 zu suchen, sondern einen blinden Flachpass in die Mitte vor das Essener Tor zu spielen, den Jeffrey Obst zum Eckstoss klären konnte, wird sein Geheimnis bleiben. Kurz darauf ging Bednarski verbal stark zu Boden und den Freistoß in allerbester Position setzte Mittelfeldmotor Wassey uninspiriert in die Mauer. Auch die zahlreichen Ecken der Gastgeber blieben noch ungefährlich, anders traten die Essener bei Standards auf, denn mit dem Pausenpfiff kam der zweite starke davon von Kevin Grund genau auf dem Kof von Richard Weber an, der die Kugel mit dem Rücken zum Tor über Wiedenbrücks nicht gerade groß gewachsenen und bei hohen Bällen extrem anfälligen Schlussmann Hölscher hinweg in die Maschen setzte. Hochgradige Essener Effizienz, eine fast perfekte erste Hälfte!

Auswechselspieler. Waren da.Aber Rot-Weiss wäre nicht Rot-Weiss, wenn dieses bereits das letzte Wort gewesen wäre. Fünf Zeigerumdrehungen hatte die Uhr in Halbzeit 2 gemacht, da gelang auch Wiedenbrück einmal eine gute Ecke und der nicht gerade durchtrainiert wirkende Twyrdy war dennoch sportlich genug, um die Kugel vom kurzen Pfosten aus unhaltbar für den erneut sehr sicher wirkenden Robin Heller ins lange Eck zu verlängern. Jetzt war bereits klar, dass es nochmal ungemütlich werden könnte. Fußballerisch gab es auf dem immer schwerer bespielbaren Boden von beiden Mannschaften nicht mehr viel zu sehen, Kampf war jedoch Trumpf. Wiedenbrück machte das Spiel und drängte auf den Ausgleich, doch nennenswerte Gelegenheiten erspielten sich die Gastgeber nicht, auf der Gegenseite hätte Marcel Platzeck beinahe von einem Platzfehler profitiert, doch ebenso wie zunächst Gegenspieler Rogowski den Ball verfehlte der Essener Angreifer danach das Tor. Kurz darauf konnte Platzeck über den herbstlichen Rasen rutschend eine gute Studtrucker-Flanke nur mit der Fußspitze erwischen, die Kugel verfehlte das Gehäuse deutlich. Vier Minuten vor dem regulären Ende spielten die Essener einen guten Konter und Grund konnte den wie immer enorm emsigen Studtrucker freispielen, dessen Abschluss aus halbrechter Position konnte Hölscher jedoch aus dem Eck fischen. Die große Gelegenheit, alles klar zu machen.

Nicht unerwähnt soll hier bleiben, dass die RWE-Kicker genau solche Situationen viel zu wenig herausarbeiteten und -spielten. Wenn jemand Struktur ins Spiel brachte, dann Kasim Rabihic, der wie eine Art Quarterback die Bälle hinten forderte und verteilte und so manchen erfolgreichen Defensivzweikampf bestritt. Deutlich dahinter ab fiel erneut Benjamin Baier, der sein für diese Liga eigentlich hohes Potenzial zu keiner Phase zeigen konnte, Kapitän Moritz Fritz überzeugte zwar kämpferisch und als Torschütze, konnte jedoch auch keine Ordnung ins Spiel bringen. Über die Außen brachten Huckle und Obst kaum etwas nach vorne, erstgenannter fiel jedoch durch unermüdlichen Einsatz und Kampfeswillen noch positiv auf.

Nach Abpfiff nicht mehrSo kam es, wie es kommen musste. Die reguläre Spielzeit wurde um 3 Minuten verlängert, Kevin Grund stürmte am linken Flügel mit der Kugel Richtung Eckfahne, um dort wertvolle Sekunden zu schinden. Dort tat ihm sein Gegenspieler auch prompt den Gefallen, ihn einfach umzuschubsen und Grund fiel zu Boden und griff dort beherzt mit der Hand den Ball. Zur Überraschung aller war dem Referee jedoch nicht der erste, sondern der zweite Regelverstoß einen Pfiff wert und anstatt Freistoß für RWE, gab es diesen für Wiedenbrück. Die Gastgeber passten das Spielgerät flux nach vorne und erfreuten sich dabei schier unfassbar großen Raumes. Die folgerichtige Hereingabe von rechts nutzte Bednarski unbedrängt wie eingangs erwähnt per Flugkopfball zum 2:2. Essens Innenverteidigung hielt in Persona von Richard Weber und Philipp Zeiger respektvollen Abstand, allerdings war zuvor die rechte Abwehrsteite auch offen wie ein Scheunentor. Eine unglaubliche Fehlerkette. Beginnend beim fatalen Fehlpfiff des Schiedsrichters über den Essener Hühnerhaufen auf dem Feld, der keineswegs wie zwei Minuten vor Ende zu erwarten wäre, kompakt verteidigte, sondern kopflos herumirrte, bis hin zu Coach Siewert, der nicht wie branchenüblich eine Einwechslung vornahm, um Zeit von der Uhr und Schwung aus den Aktionen der Gastgeber zu nehmen. Noch in der regulären Spielzeit hatte Siewert Olwa-Luta für den ausgepumpten Studtrucker gebracht, aber auf die noch zur Verfügung stehenden Wechsel-Optionen verzichtete der Coach zum Unverständnis aller Betrachter genau wie in der Vorwoche in Dortmund. Was gelernt, Herr Siewert? Offenbar leider nicht. Kein Wunder, dass den mitgereisten Anhängern der Kragen platzte.

Fazit, was die Essener sich mitsamt ihres Trainers mühsam aufbauen, treten sie anschließend wieder ein. Dümmer und überflüssiger können Punktverluste eigentlich kaum noch sein und das gleich in Serie. So wird RWE Weihnachten gemeinsam mit dem Abstiegsgespenst unter dem Tannenbaum verbringen, im Grunde der negative Höhepunkt der letzten Jahre.


Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)

Robin Heller
Heller
[]
Jeffrey Obst
Obst
[]
Philipp Zeiger
Zeiger
[]
Richard Weber
Weber
[]

Patrick Huckle
Huckle
[]

Moritz Fritz
Fritz
[]
Kasim Rabihic
Rabihic
[]
Benjamin Baier
Baier
[]
Marwin Studtrucker
Studtrucker
[]
Kevin Grund
Grund
[]
Marcel Platzek
Platzek
[]

Olwa-Luta
[o.B.] 


SC Wiedenbrück

Hölscher, Twyrdy, M'Bengue (46. Bockhorn), Rogowski (82. Zech), Spinrath, Strickmann, Batarilo-Cerdic, Wassey, Bednarski, Loose (46. Volkmer), Puhl

 

Rot-Weiss Essen

Heller, Obst, Zeiger, Weber, Huckle, Baier, Fritz, Studtrucker (88. Olwa-Luta), Rabihic, Grund, Platzek

 

Tore

0:1 Fritz (2.)

0:2 Weber (45. + 1)

1:2 Twyrdy (50.)

2:2 Bednarski (90. + 2)

 

Zuschauer

980

 

Schiedsrichter

Andreas Steffens

 

Gelbe Karten

Twyrdy, Bockhorn - Weber (4. Gelbe Karte)