RWE weiterhin ohne Sieg
Aufgrund der schwächsten Saisonleistung reicht es für RWE im Heimspiel gegen Rödinghausen nur zu einem Punkt. Nach einem verschossenen Elfmeter in der ersten Halbzeit ging der Gast sogar in Führung, ehe Gino Windmüller per Kopf noch ausgleichen konnte. Mehr als ein Remis wäre allerdings auch nicht verdient gewesen.
Das Gute vorab: Die Mannschaft von Trainer Jan Siewert kann offensichtlich doch Tore schießen. 289 lange Minuten musste man auf den Tribünen warten, bis die Kugel endlich auf der richtigen Seite über die Torlinie befördert werden konnte. Der Jubel über den Torerfolg zum 1:1 durch Gino Windmüller gut zehn Minuten vor Spielschluss war jedoch gedämpft, denn das Warten auf den ersten Sieg der Saison hält weiter an.
Schon vor dem Spiel war wahrzunehmen, dass die große Anfangseuphorie sich in Teilen schon verflüchtigt hat. Während man auf offizieller Seite noch mit 8.000 bis 10.000 Zuschauern gerechnet hatte, taten sich besonders auf der Rahn Tribüne große Lücken auf, und die später verkündete Zuschauerzahl von 7.212 sollte die Vermutungen bestätigen. Nach dem Highlight gegen Fortuna Düsseldorf wartet nun wieder der zähe Liga-Alltag, und da heißen die Gegner in den ersten Heimspielen Wiedenbrück, Rödinghausen, Erndtebrück und Wegberg-Beeck.
Die Zuschauer sahen einen von Beginn an bemühten RWE, der jedoch nicht ganz so zielstrebig auftrat wie gegen Wiedenbrück oder Düsseldorf und sich kaum richtige Torchancen erarbeiten konnte. Die Gäste aus Ostwestfalen standen hinten sicher und setzten gleichzeitig nach vorne immer wieder Akzente. Es war schließlich eine Einzelleistung, die zur größten Torchance der ersten Hälfte führen sollte. Marwin Studtrucker überlief nach 35 Minuten auf der rechten Seite seinen Gegenspieler und wurde von diesem im Strafraum ungeschickt zum Fallen gebracht. Beim fälligen Elfmeter beschlich die meisten Zuschauer jedoch ein ungutes Gefühl, zu frisch waren noch die Erinnerungen an das schwache Elfmeterschießen vom Sonntag. Kapitän Moritz Fritz, als einziger Schütze im Pokal noch erfolgreich, trat an und semmelte die Kugel an den Innenpfosten. Die Roten-Weissen und der Strafstoß – in dieser Saison entwickelt sich wohl keine innige Beziehung mehr.
Nach der Pause erwischte zunächst Rödinghausen den besseren Start und kam zu etlichen Torchancen. Auch die Hereinnahmen von Kevin Grund und Vojno Jesic brachten nicht den gewünschten Schwung in die Essener Offensive. Nach 74 Zeigerumdrehungen durfte dann endlich gejubelt werden – allerdings auf der falschen Seite. Sören Siek nahm sich von Mittellinie ein Herz und Robin Heller, der erneut den Vorzug vor Niclas Heimann erhalten hatte, streckte sich vergebens. Dieses Tor dürfte in der Abstimmung zum nächsten Tor des Monats in der Sportschau wiederzufinden sein.
Die Gastgeber schüttelten sich kurz und versuchten dann wieder, ihr Offensivspiel aufzuziehen und Torchancen zu erarbeiten. Nach dem Ausgleich von Gino Windmüller blieben die richtig dicken Chancen aber aus, und so endete das Spiel mit einem leistungsrechten Unentschieden.
RWE-Coach Jan Siewert appellierte in der anschließenden Pressekonferenz bereits an höhere Mächte („Fußballgott, wo bist du?“), aber die durchwachsene Leistung von RWE hatte vornehmlich irdische Ursachen. Besonders die rechte Seite im Essener Spiel offenbarte große Schwächen. Cebio Soukou ist nach seiner langen Wettkampfpause noch nicht in der Form, die ihn für RWE unverzichtbar macht, während hinten rechts Iyad Al Khalaf wie schon gegen Düsseldorf einige Schwächen offenbarte. Aufgrund der langen Sperre für Jeffrey Obst und der Verletzung Leon Binders gibt es auf seiner Position derzeit allerdings kaum Alternativen. Auch die Zentrale um Benjamin Baier, Kasim Rabihic und Kapitän Moritz Fritz war deutlich einfallsloser als im Pokal gegen Düsseldorf. Es ist zu erwarten, dass es im Pokal gegen den Mülheimer SV und im nächsten Liga-Spiel gegen Erndtebrück wieder zu Änderungen der Startformation kommen wird.
Mit nur einem Punkt aus den ersten beiden Heimspielen steht der RWE nun deutlich schlechter da als bei Bekanntgabe des Spielplans erhofft und erwartet. Es ist noch zu früh für Panikmache, aber so langsam könnte man dann doch mal damit beginnen, Tore zu schießen und Siege einzufahren. Sonst könnte es nach den kommenden beiden Heimspielen gegen die Aufsteiger aus Erndtebrück und Wegberg-Beeck (und der Auswärtspartie in Wattenscheid) schon etwas ungemütlich werden an der Hafenstraße. Und vielleicht sagt jemand dem Trainer auch noch mal, dass Essener Fans sehr sensibel reagieren, wenn auf einmal übernatürliche Kräfte zur Erklärung der Leistung herangezogen werden. Was macht wohl Marc Faschers Fluch?
Jawattdenn-Spielerbewertung
Heller [3+] |
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Windmüller [2-] |
Weber [2-] |
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Fritz [3+] |
Rabihic [3-] |
Baier [2-] |
Soukou [4+] |
Studtrucker [3] |
|
Platzek [2+] |
Jesic [4] |
Grund [o.B.] |
Behrens [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Heller, Al Khalaf, Windmüller, Weber, Cokkosan, Fritz, Soukou, Baier, Rabihic (57. Jesic), Studtrucker (64. Grund), Platzek (83. Behrens)
SV Rödinghausen
Schönwälder, Langer, Kalkan, Leeneman, Evers, Bülter (87. Smarzoch), Buddecke, Siek, Jakubiak (77. Langemann), Diallo (74. Diallo), Veselinovic
Tore
0:1 Siek (72.), 1:1 Windmüller (77.)
Zuschauer
7.212
Schiedsrichter
Andreas Steffens
Gelbe Karten
Windmüller (1. Gelbe Karte) - Buddecke
Besondere Vorkommnisse
Fritz schießt Elfmeter an den Pfosten (34.)