Zwischen Geduld und Gegenwind
Eine gute Punktausbeute um den Anschluss nach oben herzustellen hatte sich die rot-weisse Anhängerschaft von der englischen Woche in Velbert, Köln und Gladbach erhofft – im Gepäck hat die Mannschaft vor der heutigen Rückkehr an die Hafenstraße ganze drei Zähler.
Statt Tuchfühlung nach oben nahen vor dem neunten Punktspiel plötzlich die Abstiegsränge. Die vierte Niederlage im achten Spiel verleiht dem Duell mit der Düsseldorfer Zweitvertretung bereits den Charakter eines Schicksalsspiels, denn bei vielen Anhängern geht angesichts der kommenden Aufgaben – am Samstag geht es zum Angstgegner nach Verl, im Oktober warten Lotte, Aachen und Viktoria Köln – bereits die Angst um, statt der viel geschmähten Freundschaftsspiele um die goldene Ananas gar den zwischenzeitliche Sturz in den Tabellenkeller zu erleben.
Zwischen Geduld und Gegenwind
Die ausgegebene Parole des geduldigen, kontinuierlichen Aufbaus wird trotz des Fehlstarts nicht in Frage gestellt, doch trotz eines sicheren Trainerstuhls erlebt Jan Siewert aktuell seine Feuertaufe an der Hafenstraße. Konnte der Fußballlehrer zuvor im beschaulichen DFB-Umfeld in aller Ruhe als Co-Trainer im primär taktisch und technisch geprägten Jugendfußball arbeiten, steht er nun erstmals im Seniorenfußball an der Seitenlinie – und in der Verantwortung. Während auf den Dörfern in Verl, Rödinghausen und Erndtebrück lediglich eine Handvoll allsamstäglich anwesender Rentner die Trainerentscheidungen eines Regionalligisten in Frage stellen, werden Siewerts Amtshandlungen und Aussagen in Essen von Lokalpresse und Anhängerschaft genaustens beäugt und kritisch kommentiert.
Im Fokus der Fan-Kritik steht der spielerische Rückschritt seit dem Wattenscheid-Spiel. Wurden zu Saisonbeginn noch reihenweise Torchancen ausgelassen, tut sich das Team mittlerweile schon äußerst schwer, diese überhaupt zu kreieren - das 9:1 zum „Erntedankfest“ ausgeklammert stehen aus den weiteren 7 Spielen nur 4 Tore und 2 Siege auf der Habenseite. Der Ergebnis-Krise sollte mit dreckigen Dreiern entgegnet werden, doch dass auf die beiden Arbeitssiege gegen Wegberg-Beek und Velbert zwei Niederlagen folgten, die sowohl Spielkultur als auch Kampf über weite Strecken vermissen ließen, setzt Siewert nun unter Druck.
Das fehlende Aufbäumen der Mannschaft nach Rückschlägen führen einige Anhänger auf das Zerschlagen gewachsener Hierarchien der Vorsaison zurück. Die nominell starke Besetzung der Mittelfeldzentrale rund um den gesetzten Neu-Kapitän Moritz Fritz war aufgrund der vorprogrammierten Tribünen-Härtefälle schon ein heißes Diskussionsthema während der Saisonvorbereitung. Nun hat es Benjamin Baier erwischt, der nach seiner Abberufung als (Vize-)Kapitän mittlerweile auch sportlich kaum eine Rolle mehr zu spielen scheint und in Gladbach nicht einmal auf der Bank saß. Während im Erfolgsfall auch unpopuläre Entscheidungen hingenommen und spielerische Defizite großzügig ausgeblendet werden, steht der Trainer bei ausbleibenden Ergebnissen natürlich genau deswegen im Kreuzfeuer der Kritik.
Stabiles 4-2-3-1 statt taktischer Experimente
Die Pläne von dominantem Offensivfußball und taktischer Flexibilität hat Siewert jedenfalls temporär wieder in der Schublade verschwinden lassen, um mit einem auf Stabilität ausgelegten 4-2-3-1 und wenig Personalrotation zunächst auf konservativem Weg Punkte einzufahren. Trotz der beiden Pleiten zuletzt wird es auch diesmal wohl keine Systemumstellung und nur wenige Änderungen in der Startformation geben. An Leon Binder dürfte dank seines mitreißenden Auftritts in Gladbach - obgleich es nach seiner überstandenen Verletzung noch nicht für 90 Minuten reicht - kein Weg vorbeiführen. Ganz anders sieht es bei Amar Cekic aus, der bei den Niederlagen in Köln und Gladbach nicht überzeugen konnte und bislang ähnlich wie Kurzarbeiter Malcolm Olwa-Luta den Beweis schuldig bleibt, der Mannschaft kurzfristig weiterhelfen zu können.
Bestand haben wird die bereits etablierte Achse Windmüller – Fritz – Platzek. Auch Philipp Zeiger bleibt aufgrund der Verletzung Richard Webers gesetzt. Leon Binder könnte mit Moritz Fritz die Doppel-6 bilden und Daniel Grebe als Konsequenz dessen die Position des Zehners von Cekic übernehmen. Die Flügelzange werden wohl auch diesmal Vojno Jesic und Kevin Grund bilden, da Marwin Studtrucker weiterhin dem Lazarett angehört und Cebio Soukou in Gladbach nicht einmal für einen Kurzeinsatz berücksichtigt wurde.
Die Außenverteidiger stellen sich mit Jeffrey Obst und Patrick Huckle trotz wechselhafter Leistungen quasi von selbst auf, weil Iyad Al-Khalaf an einer Zahnwurzelentzündung laboriert und der zu Saisonbeginn überzeugende Tolga Cokkosan nach seiner Herzbeutelentzündung zunächst behutsam wieder herangeführt werden soll. Eine taktische Umstellung auf Dreierkette erscheint bei nur drei Trainingstagen nach dem letzten Spiel ebenfalls ausgeschlossen. Denkbar wäre allenfalls ein Startelfeinsatz von Kevin Behrens als zweitem Stürmer neben Marcel Platzek mit damit verbundener Umstellung auf 4-4-2, wie schon zu Beginn der zweiten Halbzeit in Gladbach.
Besuch von den Defensivspezialisten
Der Gegner aus Düsseldorf kommt nach gelungenem Saisonstart mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen an die Hafenstraße. Kein Team kassierte bisher weniger Gegentreffer (6) als die Mannschaft von Trainer Taskin Aksoy, der nach einem 12 Spiele währenden Intermezzo als Interimscoach der Zweitliga-Mannschaft zu Beginn der Saison auf die Bank der Fortuna-Reserve zurückkehrte, wo er bereits seit 2012 gute Arbeit leistet. Von den ersten acht Partien ging nur das Duell mit Spitzenreiter Rödinghausen verloren, doch aufgrund der Düsseldorfer Vorliebe für Punkteteilungen (4 Unentschieden) reicht die Gesamtausbeute (13 Punkte) „nur“ zu einem soliden, neunten Platz im Mittelfeld.
Mit einem weiteren Remis könnten die Gäste wohl auch am heutigen Abend ganz gut leben, sodass es für Trainer Aksoy wenig Anlass geben wird, etwas am gewohnten 4-4-2 mit Fokus auf Defensivstabilität zu ändern. Da die krisengeschüttelte Zweitliga-Mannschaft zwei Stunden vorher in Karlsruhe gastiert, werden außer Routinier Christian Weber, der die Reserve als Kapitän und Teil der Doppel-6 dirigiert, wohl keine erfahrenen Profis zum Einsatz kommen.
Wenig spricht dafür, dass RWE diesmal ähnlich leichtes Spiel haben wird, wie bei den beiden Heimduellen mit der Fortuna-Reserve im Kalenderjahr 2014 unter Waldemar Wrobel (5:0 am 14.02.) und Marc Fascher (3:0 am 14.11.). Anlass zur Hoffnung auf drei Punkte gibt in erster Linie der couragierte Auftritt im zweiten Durchgang bei der Gladbacher Zweitvertretung, als RWE angeführt vom eingewechselten Leon Binder endlich das Rezept beherzigte, das Gino Windmüller im „Reviersport“ bereits vor dem Köln-Spiel angesprochen hatte („Zweiten Mannschaften kann man gut wehtun, indem man ihnen wehtut.“).
Gelingt es diesmal, diesen unbedingten Willen und die nötige Aggressivität in den Zweikämpfen von Beginn an in die Waagschale zu werfen, sowie Slapstick-Einlagen wie vor dem dritten Gegentor in Gladbach zu vermeiden, stehen die Chancen gut, dass die 3 Punkte an der Hafenstraße bleiben.
EVAG Einsatzplan
Abfahrt Essen Hbf Bussteig 4
17:30 Uhr - 19:00 Uhr alle 10 Minuten Richtung Hafenstraße
Nach dem Spiel an den bekannten Haltestellen Bottroper Straße und Lüschershofstraße.
Hinweise zum Heimspiel gegen die U23 von Fortuna Düsseldorf
Am Dienstag trifft Rot-Weiss Essen im heimischen Stadion Essen auf die Reserve der Fortuna aus Düsseldorf. Anpfiff der Partie an der Hafenstraße ist um 19.30 Uhr. Die rot-weisse Heimspielstätte öffnet 90 Minuten vor Anpfiff.
Die Infokasse befindet sich am Spieltag wie gewohnt im Kassenhäuschen W1/W2. Im Kassenhäuschen W3 ist ab sofort eine Online-Kasse im Einsatz, die es ermöglicht, auch am Spieltag platzgenaue Tickets auszuwählen.
Die Ausgabe der Kurzen Fuffzehn erfolgt am Spieltag kostenlos an allen geöffneten Kassenhäuschen.
Zu diesem Heimspiel wird der Gästeblock G3 geöffnet, sodass aufgrund der Fantrennung der äußere und innere Stadionumlauf geschlossen bleiben. Gästefans gelangen über den Eingang „Sulterkamp“ zu ihren Plätzen auf der Gottschalktribüne.
Parkausweise sind am Spieltag ab 17.30 Uhr ausschließlich beim rot-weissen Kulturgutschützer MHL an der Hafenstraße 215 zum Preis von 7,00 € erhältlich.
Der rot-weisse Fanshop öffnet um 18.00 Uhr. Nach dem Spiel bleibt er für RWE-Fans noch ca. 30 Minuten geöffnet. Zudem ist am Spieltag eine Sonderkasse für die anstehende Auswärtspartie der Rot-Weissen beim SC Verl (Samstag, 26.09., um 14:00 Uhr, Stadion an der Poststraße) eingerichtet.
Dort sind die Tickets zu folgenden Preisen (Vorverkaufsgebühr inklusive) erhältlich:
Stehplatz: 7,50 Euro
Stehplatz (ermäßigt): 5,50 Euro
Sitzplatz: 12,00 Euro