31.01.2016

Torloser, aber nicht trostloser Auftakt ins neue Jahr

von Sebastian Hattermann

Das erste Heimspiel im Jahr 2016 war zugleich das erste Heimspiel nach über zwei Monaten Funkstille an der Hafenstraße. Von Stille konnte man allerdings nicht sprechen, wenn man das Drumherum bei RWE in der Winterpause verfolgt hat und wie es bereits im Vorbericht hinreichend erörtert wurde. So war heute wohl niemand böse darum, dass der Fokus endlich wieder auf das Sportliche gelegt wurde.

Neuzugang Frank Löning hätte der Matchwinner werden könnenWie bereits bekannt, konnten zwei der Neuverpflichtungen, Yesilova und Druschky, heute noch nicht ins Geschehen eingreifen – und werden dies auch vorerst nicht tun. Frank Löning dagegen durfte bereits, nach nur drei Trainingseinheiten mit der Mannschaft, von Beginn an mit Platzek im Sturm auflaufen. Die soliden Ballablagen mit Brust und Fuß bei Löning erinnerten an das typische Spiel des Christian Knappmanns. Doch keine Sorge, Daheimgebliebene, trotz des ähnelnden Stils zeigte sich Löning in den ersten 73 Minuten der Partie, bis zu seiner Auswechslung, deutlich vielseitiger und agiler als der besagte Glatzenmann. Auch wenn das Sturmpaar noch nicht einwandfrei harmonisierte, gab es gute Ansätze. Mit etwas Glück hätte es auch zum ersten Treffer des Neuzugangs vom Chemnitzer FC reichen können. Stefan Thelen und Andreas Ivan blieben zunächst auf der Bank, wobei Letzterer noch sein Debüt mit einem Kurzeinsatz feiern durfte.

Die Siewert-Elf startete mit der in Belek verstärkt einstudierten Dreierkette, die über die gesamten 90 Minuten einen grundsoliden Job machte. Das 5er-Mittelfeld blieb zunächst blass, bis es Mitte der ersten Halbzeit die erste Drangphase auf das Kölner Tor gab und RWE endlich Oberhand gewonnen hatte. Besonders Cekic nahm seine Rolle im Zentrum an und konnte starke Akzente setzen, was aber nicht die Leistung seiner Teamkollegen schmälern soll.

Leon Binder erwies dem Team einen Bärendienst„Das Tor lag in der Luft“, hätte ich an dieser Stelle geschrieben, wenn ich die zweite Halbzeit nicht im Hinterkopf gehabt hätte. Auch in dieser ging es in der ersten Viertelstunde größtenteils in eine Richtung. Erst in der 58. Minute bekam der Sturmlauf einen herben Bremser. Leon Binder, die Axt, machte seinem Spitznamen alle Ehre und setzte, bereits mit Gelb vorbestraft, an der Eckfahne zu einer unnötig harten Grätsche an. Während seine Attacken sonst frenetisch an der Hafenstraße bejubelt werden, wurde den Zuschauern in dieser Situation schnell bewusst, dass das Foul mehr als einen Freistoß nach sich ziehen würde. Folgerichtig gab es die Ampelkarte. Binder zeigte allerdings noch am Abend wahre Größe und wandte sich via Facebook direkt an die RWE-Fans und entschuldigte sich für sein übermotiviertes Einsteigen in dieser Phase des Spiels.

Parallelen zum ersten Saisonspiel taten sich auf. Auch damals gegen Wiedenbrück wurde eine starke Partie abgeliefert, bis Jeffrey Obst die Mannschaft mit einer roten Karte schwächte und man letztendlich mit 0:3 unterging. So wirkten die Roten in Unterzahl gegen Kölns Jünglinge ebenso geschockt, konnte sich aber, anders als vor einigen Monaten noch, rechtzeitig wieder fangen und sogar noch einen draufsetzen. So wurden die 6.607 Zuschauer von einer furiosen Schlussphase überrascht, die eine Begeisterung im Stadion entfachte, die so gar nicht zur aktuellen Tabellensituation passt. Zahlreiche Konterläufe und Sturmangriffe heizten die Stimmung im Stadion an und ließen es auf der Westtribüne richtig laut werden. Im Minutentakt folgten Szenen, in denen das letzte Quäntchen Glück zum Torerfolg fehlte. In Unterzahl, wohlgemerkt.

Als Schiedsrichter Thorben Siewer dann das Spiel in einer Situation beendete, in der die sich die Rot-Weissen im gegnerischen Strafraum versammelt hatten und nochmal in Ballbesitz kamen, entluden sich nicht nur auf den Tribünen die Emotionen, die sich eigentlich für einen Last-Minute-Treffer angestaut hatten. Auch der mittlerweile ausgewechselt Cekic explodierte am Spielfeldrand und legte noch eine umfangreiche Sprinteinheit bis zum Referee ein, um sich persönlich zu beschweren und eine gelbe Karte abzuholen. Nach dem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, wurde das Team von einer zufriedenen Anhängerschaft mit Applaus bedacht. Nicht ohne die Forderung jedoch, nächste Woche drei Punkte aus Rödinghausen zu entführen. Wie heute und schon so oft in dieser Saison: Das Vorhaben steht und fällt mit der Chancenverwertung.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Robin Heller
Heller
[2]
Leon Binder
Binder
[4+]
Philipp Zeiger
Zeiger
[3+]
Richard Weber
Weber
[3+]

Tolga Cokkosan
Cokkosan
[3-]

Benjamin Baier
Baier
[3-]
Kasim Rabihic
Rabihic
[2+]
Amar Cekic
Cekic
[2-]
Patrick Huckle
Huckle
[3]
Marcel Platzek
Platzek
[2-]
Frank Löning
Löning
[3]
Jeffrey Obst
Obst
[3+]
Andreas Ivan
Ivan
[o.B.]
Kevin Grund
Grund
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Heller, Binder, Zeiger, Weber, Rabihic, Baier, Cokkosan, Cekic (59. Obst), Huckle (85. Grund), Platzek, Löning (73. Ivan)



1. FC Köln U21

Mesenhöler, Olkowski, Zinke, M. Laux, Scepanik, Kühlwetter, Hartel, Özcan, Capkin (68. J. Hoffmann), Popovic (46. Clemens), Ban (84. Sarikaya)

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

6.607

 

Schiedsrichter

Thorben Siewer

 

Gelbe Karten

Rabihic, Cekic

 

Gelb-rote Karte

Binder (58. wiederholtes Foulspiel)


Spieler des Spiels 21. Spieltag - Kasim Rabihic