02.03.2016

Gerechte Punkteteilung beim Schlusslicht

von Dominik Gsell

Nach zuletzt sechs aufeinanderfolgenden, größtenteils sehr unglücklich zustande gekommenen Unentschieden bot die Auswärtspartie beim designierten Absteiger FC Wegberg-Beeck die große Möglichkeit zum Befreiungsschlag.

Regen, starker Wind, wenig Licht, scheiß Spiel - Willkommen in WegbergDer Gastgeber wartete mit einer Empfehlung von 5 Punkten aus 23 Spielen und einer Tordifferenz von -53 auf, doch wer den Werdegang Rot-Weiss Essens länger als drei Tage verfolgt weiß natürlich, dass ein solcher Pflichtsieg mit hoher Wahrscheinlichkeit vergeigt wird - so auch wieder an diesem 26. Spieltag der Regionalliga West.

RWE begann mit drei personellen Änderungen im Vergleich zum Wattenscheid-Spiel: Binder und Osvold ersetzten die gesperrten Weber und Ivan, Kevin Grund übernahm die rechte Außenbahn von Tolga Cokkosan. Aus dem 3-4-1-2 der ersten drei Partien nach der Winterpause wurde ein 3-4-3 mit dem erstmals von Beginn an aufgebotenen Osvold in der Rolle des linken Außenstürmers.

Das Tabellenschlusslicht überraschte durch den Verzicht auf die aus dem Hinspiel bewährte Fünferkette und agierte stattdessen im 4-4-2-System. Während die beiden Viererketten tief standen, liefen die Wegberger Stürmer die Essener Dreierkette im Spielaufbau an und unterbanden die Pässe ins Zentrum zu Baier und Rabihic. Wegberg drängte RWE auf die Flügel, um dann mit den verschiebenden Viererketten die Räume eng zu machen.

Der holprige Platz tat sein übriges dazu, dass RWE im Spielaufbau viele Fehlpässe produzierte und wiederholt lange Bälle auf die drei Spitzen schlagen musste. Diese waren bei der Wegberger Defensive allerdings weitestgehend abgemeldet und insbesondere Joachim Osvold erwischte einen ganz schwachen Tag, von dem ihn Jan Siewert zur Pause erlösen sollte.

Das frühe Stören der Wegberger Stürmer verhinderte, dass RWE hoch aufrücken und den Gastgeber in der eigenen Hälfte einschnüren konnte und hatte im 3-4-3 zur Folge, dass im Zehnerraum eine Lücke klaffte, die sich nicht nur offensiv bemerkbar machte, sondern auch beim Kampf um zweite Bälle, bzw. den Zugriff auf den Gegner nach dessen Balleroberung. Die Gastgeber zeigten sich in den Zweikämpfen deutlich präsenter und schafften es, aus einer kompakten Defensive heraus das Essener Mittelfeld mehrfach zu überspielen. Auch wenn die Gefahr sich auf ein paar Distanzschüsse beschränkte, ging die Anfangsphase überraschend an den FC Wegberg-Beeck.

Jubel nach dem 1:0 für RWEDen ersten Treffer markierte allerdings nach einer halben Stunde Benjamin Baier, der es auch als einer der wenigen verstand, auf dem tiefen Ackerboden die Ärmel hochzukrempeln und sich in jeden Zweikampf zu werfen. Einen Abpraller nach eigenem Freistoß versenkte der Kapitän per Gewaltschuss aus 25 Metern. Zugriff auf den Gegner erhielt RWE jedoch auch in der Folge nicht, kurz vor der Pause legte sich Robin Heller einen Distanzschuss beinahe selbst ins Netz, rettete jedoch mit einer Flugeinlage die Pausenführung.

Trainer Siewert reagierte auf die schwache Vorstellung und nahm Rabihic und Osvold runter, um Fritz und Jesic ins Spiel zu bringen. RWE stellte nun selbst auf ein 4-4-2 um, Grund wechselte auf den linken Flügel und Jesic übernahm die rechte Seite. Während Kevin Grund schon nicht viel gelang, unterbot Vojno Jesic diese Leistung noch und trabte über die gesamte Halbzeit wie ein Fremdkörper auf der rechten Seite hin und her. Als das Mittelfeldgeplänkel schon den Eindruck erweckte, RWE könnte nach ungekrönten guten Leistungen den Spieß einfach mal umdrehen und dreckige drei Punkte entführen, segelte eine Freistoßflanke in den Strafraum und fand in Enzo Wirtz eine Viertelstunde vor Schluss einen dankbaren Abnehmer, der den verdienten Ausgleich erzielte.

Siewert brachte Studtrucker für Grund und läutete die Schlussoffensive gegen die ausgepumpten Gastgeber ein. Mit vielen hohen Bällen bereitete RWE der Wegberg-Defensive jedoch keine größeren Schwierigkeiten und hätte dennoch den Sieg eingefahren, wäre der von Moritz Fritz in der Nachspielzeit verwandelte Abpraller nicht wegen einer vermeintlichen Abseitsposition zurückgepfiffen worden. So aber blieb es beim gerechten Unentschieden, das den Druck auf die Mannschaft vor dem nächsten Heimspiel am Samstag enorm steigert. Bei vielen der mitgereisten Anhänger machte nach der schwachen Vorstellung beim Tabellenschlusslicht die Frage die Runde, gegen wen die rot-weisse Mannschaft überhaupt noch siegen könne. Am Samstag kommt der direkte Abstiegskonkurrent aus Velbert und ein weiteres Unentschieden wäre definitiv zu wenig...


Jawattdenn-Spielerbewertung

Robin Heller
Heller
[4+]
Jeffrey Obst
Obst
[4+]
Philipp Zeiger
Zeiger
[3-]
Leon Binder
Binder
[3]

Patrick Huckle
Huckle
[3-]

Kasim Rabihic
Rabihic
[5+]
Benjamin Baier
Baier
[3+]
Kevin Grund
Grund
[4]
Joachim Osvold
Osvold
[5]
Marcel Platzek
Platzek
[3-]
Frank Löning
Löning
[5+]
Moritz Fritz
Fritz
[3-]
Vojno Jesic
Jesic
[4-]
Marwin Studtrucker
Studtrucker
[o.B.]

FC Wegberg-Beeck

Nettekoven, Simoes Ribeiro, Küppers, Wilms, Karamarko, Wirtz, Kumanini, Walbaum, D. Richter, Berkigt (90. Müller), Dagistan (85. Azin)

 

Rot-Weiss Essen

Heller, Obst, Zeiger, Binder, Osvold (46. Jesic), Baier, Rabihic (46. Fritz), Huckle, Grund (75. Studtrucker), Löning, Platzek

 

Tore

0:1 Baier (26.)

1:1 Küppers (73.)

 

Zuschauer

648

 

Schiedsrichter

Marco Goldmann

 

Gelbe Karten

Dagistan, Simoes Ribeiro - Platzek (4. Gelbe Karte)


Spieler des Spiels 26. Spieltag - Benjamin Baier