02.08.2014

Kämpfen, grätschen, ackern – Großes Kino an der Hafenstraße

von Redaktion

10.260 Zuschauer sahen beim Regionalliga-Auftakt ein 1:1 zwischen Rot-Weiss Essen und den Sportfreunden Lotte. Ein spannender Abend, denn auf dem Platz und auf den Rängen passierte so einiges.

Die Rahmenbedingungen waren perfekt: Freitag, Anstoß 19:30 Uhr und herrliches Wetter. Der Zuschauertross, der sich zur Hafenstraße bewegte, deutete bereits darauf hin, dass die anvisierte 10.000-Zuschauermarke fallen würde. Zeit genug aber noch, vor Anpfiff zahlreiche bekannte Gesichter zu begrüßen - natürlich auch die, die eigentlich aufgrund der letzten Saison nie mehr wiederkommen wollten.

Nur ein Teil der geplanten Choreo durfte gezeigt werden10.260 Zuschauer waren es dann offiziell, davon fanden sich im Gäste-Stehbereich so rund 20 Fans ein. Für Lotter Verhältnisse ein ordentlicher Auswärtsmob.
Wie jedes Jahr gab es zur offiziellen Saisoneröffnung eine kleine Feier mit den Verbandschefs und ein Einlaufen von Jugendspielern mit Trikots aller Regio-West- Vereine. Besonders freundliche Begrüßungen von den Rängen bekamen natürlich Aachen, Oberhausen, Viktoria Köln und die blauen Nachbarstädter.

Schon vorher sickerte durch, dass die Ultras-Essen wieder eine Choreo über die gesamte Westtribüne geplant hatten. Daher gab es doch erstaunte Blicke als nur eine Plane im Bereich W3 hochgezogen wurde. Später verdichteten sich die Gerüchte, dass ein Teil der Choreo (Konfetti) – trotz Anmeldung und erteilter Genehmigung - eine halbe Stunde vor dem Start durch die Feuerwehr Essen kurzfristig verboten wurde. Zur Absage gaben die UE heute ein Stellungnahme ab. Es wäre sicher schade, wenn es an der Hafenstraße keine großen Choreos mehr gäbe. Verständlich ist die Reaktion der Ultras Essen aber dennoch. Einen passenden Kommentar zum Geschehen dazu hat der Kollege Uwe von „Im Schatten der Tribüne“ verfasst.

Ach ja, gekickt wurde ja auch. Zwei Überraschungen gab es bei der Aufstellung: Kai Nakowitsch bekam den Vorzug vor Daniel Grebe auf der Doppelsechs neben Benjamin Baier. Und auch Cebio Soukou stand in der Startelf und scheute wirklich keinen Zweikampf nach seiner langen Verletzungspause. Er fand sich auf der linken offensiven Seite ein.

Marcel Platzek schoss das erste Tor in dieser Regionalliga-SaisonDie Frage, wer denn von den Torjägern Platzek/Kreyer/Studtrucker spielen würde, wurde mit „alle drei“ beantwortet. Marcel Platzek und Sven Kreyer spielten im Sturm, Marwin Studtrucker rückte auf Rechtsaußen. Der neue Kapitän Mario Neunaber, bildete neben Richard Weber die Innenverteidigung. Tim Hermes und Max Dombrowka komplettierte die Viererkette.

Die Torwartentscheidung war ja eigentlich keine richtige Überraschung. Niclas Heimann wird als Stammkeeper in die Saison gehen und machte an diesem Abend auch einen guten Eindruck.

Die Tribünen sangen sich warm und es war zeitweise richtig, richtig Dampf auf dem Kessel. Die Jungs im RWE-Trikot nahmen die Anfeuerung an und zeigten direkt, wer Herr im Hause war. RWE spielte permanentes Pressing, schnelle Spielzüge und startete immer wieder der Versuch, die Spitzen einzusetzen. Es war zwar noch nicht alles Gold, sah aber zeitweise schon recht ordentlich aus. Auf jedem Fall beherzigten die Jungs mit den rot-weissen Trikots alte Hafenstraßen-Tugenden: Kämpfen, grätschen, ackern. Und die Tribünen gaben ihr Gefallen daran lautstark zurück.

RWE hatte mehr vom Spiel, Kreyer und Platzek setzten schon erste Duftmarken Richtung Lotter Tor. In der 26. Minute holte Tim Hermes mal wieder einen seiner langen Einwürfe raus und fand Marcel Platzek, der per Kopf zur vielumjubelten Führung traf. Die Hafenstraße lag sich in den Armen. Bis zur Halbzeit verflachte die Partie nun etwas, Essen zog sich zurück und Lotte wollte nicht ins offene Messer laufen.

Nach der Pause kamen die Lotter besser ins Spiel. Die Stimmung plätscherte zunächst auch so vor sich hin, wohl auch aufgrund der guten ersten Hälfte und dem Gefühl, das Dingen hier schaukeln zu können.
In der 51. Minute kam die kalte Dusche. Ein schnell ausgeführter Einwurf fand Batarilo-Cerdic, der das Laufduell mit Tim Hermes gewann und mit einem trockenen Schuss zum 1:1 verwandelte. Niclas Heimann hatte hier keine Chance.

Sofort zeigte das Publikum wieder sein feines Gespür für die Situation. Kurz geschüttelt und schon schallte von drei Tribünen der Dauergesang „Immer wieder RWE“ durchs Stadion. Die RWE-Spieler schien das zu motivieren und die Atmosphäre wurde hitziger. Jeder Zweikampf wurde jetzt noch bissiger geführt und es gab Rudelbildungen bei fast jedem Foul. Der gerade zum Erstliga-Schiri beförderte Sascha Stegemann wirkte nun etwas überfordert und machte sich an diesem Abend nach und nach immer weniger Freunde an der Hafenstraße, denn gefühlt wurde im Minutentakt jeder Zweikampf gegen RWE gepfiffen. Auch ohne rot-weisse Brille waren viele Entscheidungen für Lotte diskussionswürdig.

Schiri Stegemann überraschte mit manchen EntscheidungenÜbrigens, was machten eigentlich unsere Ex-Spieler im blauen Trikot? Eigentlich das gleiche wie auch letzte Saison, sie waren stets bemüht. Langlitz war natürlich bei jeder Rudelbildung mit am Start, Koep rannte und rannte und Pires-Rodrigues hatte seine besten Szenen beim Einsammeln zahlreicher Feuerzeuge, die nach der x-ten Stegemann‘schen Fehlentscheidung ihren Weg auf wundersame Weise auf den Platz fanden.

Kleinere Torchancen hatten die Rot-Weissen noch durch Kreyer, Platzek und Steffen. Allerdings konnte allgemein nicht mehr an die gute erste Halbzeit angeknüpft werden. Kennen wir aber auch schon, spannend war es trotzdem und wir sind zuversichtlich, dass die Leistung auch bald über 90 Minuten abgerufen werden kann.
Nach nur kurzer Nachspielzeit war dann Ende. Es kam ein kurzes Pfeifkonzert auf, was aber nur dem Schiedsrichter-Gespann galt und endete in warmen Applaus und weiteren Anfeuerungen für die Rot-Weissen Kicker.
Schade, da war definitiv mehr drin als ein Remis. Holen wir den ersten Dreier dann halt nächste Woche in Wiedenbrück.

Nur der RWE!


Jawattdenn-Spielerbewertung

Niclas Heimann
Heimann
[3]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Mario Neunaber
Neunaber
[3]
Richard Weber
Weber
[3+]

Tim Hermes
Hermes
[3-]

Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[3+]
Benjamin Baier
Baier
[2]
Cebio Soukou
Soukou
[2]
Marwin Studtrucker
Studtrucker
[3]
Sven Kreyer
Kreyer
[3+]
Marcel Platzek
Platzek
[2-]
Tobias Steffen
Steffen
[o.B.]
Kevin Grund
Grund
[o.B.]

Rot-Weiss Essen

Heimann, Dombrowka, Weber, Neunaber, Hermes, Nakowitsch, Baier, Studtrucker (87. Grund), Soukou (72. Steffen) Kreyer, Platzek

 

Sportfreunde Lotte

Fernandez, Langlitz, Nauber, Wendel, Hansmann, Gorschlüter, Zeh, Batarilo-Cerdic (86. Weißenfels), Pires-Rodrigues (90. Rahn), Cicek (63. Moslehe), Koep

 

Tore

1:0 Platzek (26.), 1:1 Batarilo-Cerdic (51.)

 

Zuschauer

10.260

 

Schiedsrichter

Sascha Stegemann (Niederkassel)

 

Gelbe Karten

Studtrucker (31.), Nakowitsch (81.), Gorschlüter (25.)

 


Spieler des Spiels 1. Spieltag - Benjamin Baier