Rückfall in alte Zeiten?
Man wünschte sich als RWE-Fan wieder mehr mediale Aufmerksamkeit. Nun haben wir sie, doch sind es leider Krisensymptome und keine Anerkennung für die bislang geleistete Arbeit. Diesem Phänomen darf sich auch der Vorbericht nicht verschließen, weswegen es heute weniger um Gegner, mögliche Aufstellung oder Fanmotivation gehen soll.
Um es kurz zu machen. Mit dem verhassten Gelsenkirchener Nachbarn kommt eine U23 am Samstag an die Hafenstraße, die eher zu den Leichtgewichten der Liga gehören dürfte. Mit einem Rückstand von mittlerweile vier Punkten auf das rettende Ufer stehen die Gelsenkirchener auf einem Abstiegsplatz und durch die ebenfalls am Samstag stattfindende Partie ihrer Ersten gegen die Hertha im Berliner Olympiastadion werden auch keine Profis abgestellt werden. Ein Sieg wäre eigentlich Pflicht, eigentlich, wenn da nicht die Essener Krise wäre…
Wir erleben in diesen Tagen etwas, das man aus Zeiten des Abstiegskampfes kennt. Selbstzerfleischungstendenzen der Fans vor allen Dingen im Web. Hinzu kommen die üblichen Quo-Vadis-RWE-Artikel in der Presselandschaft sowie der offensichtliche Bruch zwischen Mannschaft und Zuschauern, die ihrem Unmut vor allen Dingen nach dem Derby gegen Kray Luft verschafften und dies vereinzelt in indiskutabler Art und Weise. Um die Gründe hierfür zu ergründen braucht man schon viel Einfühlungsvermögen, denn den betroffenen Zuschauern, die bereits ihre Dauerkarten verschenken, ist es vielleicht selbst kaum klar, warum sie so sehr mit ihrem Verein hadern.
Man könnte annehmen, dass das Überwintern auf dem ersten Platz Gift für RWE gewesen ist. Die sensationelle Hinrunde mit nur einer Niederlage in 19 Spielen ließ die ohnehin hohe Erwartungshaltung in den Himmel wachsen. Darüber hinaus heizte die Transferpolitik im Winter die Sehnsüchte weiter an. Jetzt sollte der große Wurf kommen, so war man sich einig und büffelte bereits die Kilometertabellen für die Auswärtsspiele in Liga Drei. Der Absturz folgte jäh. Das mit Spannung erwartete Derby in Aachen ging vor den Augen Hunderttausender sang- und klanglos verloren, die Partie gegen Oberhausen interessiert dagegen nur einen Bruchteil und auch hier konnte man einem Gegner, der weniger als Aachen entgegenzusetzen hatte, ebenfalls nur am Schluss zum Sieg gratulieren. Das Stadtderby setzte dem ganzen dann die Krone auf, so verlor man zum zweiten Mal im eigenen Stadion in einer Saison gegen die Jungs aus Kray.
Ein weiterer Grund ist die in vielen Augen unzureichende Spielweise von RWE. Es bedeutete die Augen vor der Realität zu verschließen, wenn man nicht zugeben würde, dass das Spiel von Rot-Weiss ausrechenbar ist, und dass vorherige Leistungsträger wie Platzek, Baier oder Kreyer ihrer starken Form momentan hinterherlaufen. Dieser Punkt stimmt nachdenklich, weil er nicht einfach abgestellt werden kann. Einfache Erklärungsmuster, à la „die spielen gegen den Trainer“, „die sind viel schlechter als man dachte“ oder „die wollen nicht aufsteigen“, greifen zu kurz. Es ist Sand im Getriebe und an dieser Stelle ist der Trainer gefragt, der nun nicht nur als Übungsleiter, sondern vielmehr noch als mentaler Berater zur Seite stehen muss.
Der Trainer bildet die wohl größte Kontroverse bzw. sind hier große Einigungstendenzen erkennbar. Nur knapp ein Jahr nach seiner Verpflichtung steht für einen großen Teil der Fans und auch der Medien fest, dass dieser Trainer nicht länger tragbar ist. Es war auffällig, dass Marc Fascher von Beginn an kritisch beäugt wurde, obwohl er bei der Einstellung von einem Traumjob im deutschen Fußball sprach. Selbst nach einer beispiellosen Hinrunde wurde Marc Fascher eher geduldet als geliebt und der Misserfolg entlädt die kritischen Stimmen in extremer Weise. Klar, die Außendarstellung ist verbesserungswürdig, denn niemand, der RWE liebt, will von bösen Flüchen hören oder noch schlimmer den Bonanschen Bock noch einmal aus der Mottenkiste der RWE-Fußballfloskeln geholt bekommen. Doch sind wir mal ehrlich: Es geht doch nicht um die Pressekonferenzen, die Marc Fascher momentan wohl ebenso ungern gibt wie die Fans sie hören wollen. Es geht um Taten auf dem Platz. Das will Marc Fascher, das will die Mannschaft, das wollen die Fans.
Das Greifen der Gesetze des Fußballs hat in Essen eine lange Tradition. Mit einer Amtszeit von nur dreieinhalb Jahren gehört Waldemar Wrobel zu den dienstältesten Übungsleitern in Essen. Dies zeigt, dass der Verein lange Zeit schlecht geführt wurde, dem Entsprechen dieses Reflexes sollte man also nicht zu schnell nachgeben. Nur selten brachten die schnellen Wechsel den gewünschten Erfolg. Allerdings ist eines klar, sollten sich die Leistungen der Rot-Weissen bis zum Sommer nicht verbessern, wird auch der verantwortungsbewussten Vereinsführung nichts anderes übrig bleiben als die Zusammenarbeit zu beenden.
Abschließend bleibt das Thema Kommunikation auf der Tagesordnung. Es ist bezeichnend, dass neben Michael Welling nun der Aufsichtsratsvorsitzende zu Wort meldet, um dem Trainer beiseite zus pringen. Der ehrenwerte Vorstoß von Christian Hülsmann trifft ins Schwarze. Doch viele Anhänger wünschen sich klare Worte von der sportlichen Leitung. Hierbei ist der Wunsch leitend, dass dieser seinem Mitarbeiter Fascher das Vertrauen entzieht. Ein symbolischer Akt, in dem Harttgen seinem Coach den Rücken stärkt, würde ebenfalls wieder Ärger nach sich ziehen. Also schweigt er.
Problematischer ist, dass sich die Mannschaft von den Zuschauern entfernt und umgekehrt. Hier macht sich das Fehlen eines Spielers mit Rückhalt auf den Rängen bemerkbar. So muss die junge Mannschaft die ganz harten Seiten des Fußballs kennen lernen und hat den wütenden Anhängern kaum etwas entgegenzusetzen. Tim Hermes ist hierbei ein eher positives Beispiel, da er einmal mit seiner im ersten Frust ausgesprochenen Fankritik zeigte, dass diese Mannschaft aus Menschen mit Emotionen besteht und im Nachhinein mit seiner offenen und selbstkritischen Stellungnahme noch Größe bewies, wie sie für einen solch jungen Mann nicht selbstverständlich ist. Doch kann er die Kluft nicht stopfen und eigentlich sind es vor allen Dingen Punkte und Siege, die beide Parteien wieder zusammenführen können.
Das ist die Aufgabe der Stunde. Die Aufstiegsfrage scheint geregelt und wird vor allen Dingen zwischen der Alemannia und Gladbach ausgetragen. Wir wissen zwar aus der Hinrunde, dass auch elf Punkte nichts heißen müssen, aber der Gedanke, dass diese beiden Teams gleichermaßen einen Einbruch erleiden, scheint schon sehr weit hergeholt. Es wird aber darum gehen Zusammenhalt herzustellen. Essens Führungsriege möchte mit einem Großteil der Mannschaft und auch mit Marc Fascher einen neuen Angriff in der nächsten Saison wagen und dazu braucht es zwingend den Wunsch dieses Ziel gemeinsam zu erreichen. Es hängt also viel von dem weiteren Saisonverlauf ab. Eine erste Etappe wäre dabei ein Sieg gegen die Gelsenkirchener.
EVAG Einsatzplan
Abfahrt Essen Hbf Bussteig 4
12:00 Uhr - 13:30 Uhr alle 10 Minuten Richtung Hafenstraße
Nach dem Spiel an den bekannten Haltestellen Bottroper Straße und Lüschershofstraße.
Hinweise zur Partie gegen die U23 aus Gelsenkirchen
Am Samstag, den 14. März, trifft Rot-Weiss Essen im heimischen Stadion Essen auf die Reserve des FC Schalke 04. Anpfiff der Begegnung an der Hafenstraße ist um 14.00 Uhr. Die rot-weisse Heimspielstätte öffnet 90 Minuten vor Anpfiff.
Die Infokasse befindet sich am Spieltag wie gewohnt im Kassenhäuschen W1/W2. Die Ausgabe der Kurzen Fuffzehn erfolgt kostenlos an allen geöffneten Kassenhäuschen. Aufgrund der Fantrennung bleibt der äußere Stadionumlauf geschlossen. Gästefans gelangen über den Eingang „Sulterkamp“ zu den Tageskassen und ihren Plätzen auf der Gottschalk-Tribüne.
Parktickets für den Parkplatz P2/3 sind noch bis einschließlich Freitag 15.00 Uhr im Fanshop an der Hafenstraße zu erwerben. Am Spieltag sind die Parkausweise ab 12.00 Uhr ausschließlich beim rot-weissen Georg-Melches-Partner MHL an der Hafenstraße 215 zum Preis von 7,00 € erhältlich. Der Verkauf der Parkausweise endet 30 Minuten nach Spielbeginn. Der rot-weisse Fanshop bleibt für RWE-Fans ca. 45 Minuten nach Spielende geöffnet.
Außerdem ist am Spieltag für das anstehende Auswärtsspiel gegen Viktoria Köln am Kassenhäuschen W1/W2 eine Sonderkasse eingerichtet. Dort sind die Tickets zu folgenden Preisen inklusive Vorverkaufsgebühr zu erwerben:
Sitzplatz (Vollzahler): 18,00 Euro
Sitzplatz (ermäßigt): 15,00 Euro
Stehplatz (Vollzahler): 9,50 Euro
Stehplatz (ermäßigt): 7,50 Euro