11.09.2014

Wutbürger

von Hendrik Stürznickel

Spätestens seit dem Konflikt um das milliardenschwere Bauprojekt Stuttgart 21 geistert der Wutbürger durch den deutschen Sprachgebrauch. Dieser entstammt der gebildeten Mittelschicht und ihn reißt die Ignoranz der Politik immer häufiger zu wutgeladenen Demonstrationen. Mittlerweile ist der Wutbürger Zielscheibe des Kabaretts, denn in ihm findet man auch Spießertum und ein hohes Maß an Einfachheit. Was hat nun dieser Wutbürger mit unserem Spiel gegen Mönchengladbach zu tun?

Über 10.000 Besucher werden es am Freitag wohl nicht mehrDer erste Gedanke gilt den verärgerten Zuschauern, die erstmals beim 2:4-Debakel gegen den FC Kray ihre Wut ausgedrückt haben. Allerdings darf man hier nicht ebenso einfach über die Fans urteilen, wie man es dem Wutbürger gemeinhin unterstellt. Die Saisonvorbereitung und die Transferpolitik des Vereins haben eine gigantische Erwartungshaltung geweckt. Dr. Harttgen versuchte diese bei der Mitgliederversammlung vor der Saison zu dämpfen, indem er den Zielkorridor zwischen Platz eins und fünf festlegte. Schon damals war absehbar, dass ein fünfter oder vierter Platz keinesfalls zur Zufriedenheit gereichen würde. Nun taumelt RWE in die Saison hinein und kassierte in den vergangenen drei Spielen satte zehn Gegentore. Hier zerplatzten die Aufstiegsträume vieler Anhänger spätestens gegen Kray.

Dabei muss man Trainer Fascher zustimmen, dass man der Mannschaft zugestehen muss, dass sie will. Die Spieler bäumen sich bei den Gegentoren auf und kommen zurück. Das reichte gegen Bochum noch zum Sieg, gegen Oberhausen zum Unentschieden, gegen Kray reichte es dann aber nicht mehr. Die Diagnose fällt extrem schwer. Die meisten Spieler haben schon woanders (Grebe, Weber, Studtrucker) oder gar bei RWE (Hermes, Dombrowka) unter Beweis gestellt, dass es überdurchschnittliche Viertligaspieler sind, dennoch ist momentan der Wurm drin.

Marc Fascher drehte das Wutbürger-Prinzip in dieser Woche um. Er erwarte von den Spielern eine Wutreaktion. Auch hier wird man dem Team nicht die Witzfigur vorhalten wollen, sondern der Trainer appelliert hier an sein Team. Er bestätigte in der Pressekonferenz, dass er das Problem bei individuellen Fehlern im Defensivbereich sieht und gestaltet dementsprechend sein Training. Die Reaktion soll noch unerbittlicherer Kampf sein, damit gegen Mönchengladbach mal die Null auf der eigenen Seite steht.

Veränderungen hat Marc Fascher angekündigt - wir sind gespanntDie Borussia ist dafür allerdings ein sehr undankbarer Gegner. Schon vor der Saison zählten viele Trainer den Fohlennachwuchs zur Favoritengruppe, die von Viktoria Köln angeführt wurde und es scheint, als behielten sie mit ihrer Einschätzung recht. Im ersten Spiel mussten die Gladbacher gleich gegen den Topfavoriten Viktoria ran und verloren das Spiel ebenso wie gegen den Aufsteiger Rödinghausen. Allerdings gaben sie danach keinen Punkt mehr ab. Gladbach gewann alle vier folgenden Spiele und steht somit auf dem vierten Platz der Tabelle.

Das Team von Ex-RWE-Trainer Sven Demandt schießt ebenfalls viele Tore (11), kassiert allerdings auch Gegentreffer (10), sodass unsere Offensivabteilung sich hier austoben sollte. Gleichzeitig sollte die Abwehr vorsichtig sein, da sich die Treffer auf sehr viele Spieler verteilen, man es also neben den Stürmern mit einem torgefährlichen Mittelfeld zu tun hat. Es wird auf jeden Fall spannend, obwohl es gegen eine Zweitvertretung geht.

Die Entwicklung wird Zuschauer kosten. Die Unkenrufe von 5-6.000 Fans am Freitag dürften aber dennoch überboten werden. Einen Essener kann nicht viel erschüttern und am Ende muss man sich doch fragen, was man denn sonst machen soll, anstatt zu RWE zu gehen.

In der heutigen Ausgabe vom Reviersport nimmt die Posse um das Auswärtsspiel in Rödinghausen neue Formen an. Gestern wurde bereits bekannt, dass angeblich die Zentrale Einsatzstelle für Sporteinsätze die Verschiebung auf den Montag erbeten habe, da ein großes Volksfest in der Region stattfinden würde. Die Recherche ergab, dass es sich um das Zwiebelfest in Bünde handele. Man kann annehmen, dass es sich hier um einen Tummelplatz fehlgeleiteter Bewohner handelt, die ihren Gewalttrieb bei diesem Fest regelmäßig ausleben. Wie sonst ist die massive Polizeipräsenz zu erklären, die ein verhältnismäßig kleines Spiel zwischen Rödinghausen und Essen auf einen Montag zwingt. Spiegel TV – Bitte übernehmen!

Darüber hinaus legt Verbandschef Korfmacher nach. Natürlich hat er den an ihn adressierten Brief noch nicht gelesen. Was sollte sich ein Verbandschef auch mit den uninteressanten Befindlichkeiten von ein paar Fußballproleten abgeben? Nichtsdestotrotz scheint er Experte bei RWE zu sein, denn er betont, dass der Angriff auf die Geschäftsstelle die Polizei sensibilisiert habe. Diese scheint hellseherische Fähigkeiten zu haben, da der indiskutable Termin schon vorher angesetzt wurde. Diese Borniertheit von Kleinverbänden ist es, weswegen ein Aufstieg eher gestern als heute nötig ist.

In diesem Sinne: Es ist an der Zeit diese Liga zu verlassen!


EVAG Einsatzplan

Abfahrt Essen Hbf Bussteig 4

17:30 Uhr 19:00 Uhr alle 10 Minuten Richtung Hafenstraße

Nach dem Spiel an den bekannten Haltestellen Bottroper Straße und Lüschershofstraße.


Hinweise zum Spiel gegen Borussia Mönchengladbach II

Am kommenden Freitag trifft Rot-Weiss Essen im heimischen Stadion auf die Reserve von Borussia Mönchengladbach. Anpfiff der Begegnung an der Hafenstraße ist um 19.30 Uhr.

Die Infokasse befindet sich am Spieltag wie gewohnt im Kassenhäuschen W1/W2. Die Ausgabe der Kurzen Fuffzehn erfolgt am Spieltag kostenlos an allen geöffneten Kassenhäuschen. Aufgrund der Fantrennung bleibt der äußere Stadionumlauf geschlossen. Gästefans gelangen über den Eingang „Sulterkamp“ zu den Tageskassen und ihren Plätzen auf der Gottschalktribüne.

Den Besuchern des Stadion Essen rät RWE, die Anreise über die Gladbecker Straße (B224) vorzunehmen und dann über die Daniel Eckhardt-Straße links auf die Hafenstraße zu biegen.

Parktickets für den Parkplatz P2/3 sind noch bis einschließlich Donnerstag im Fanshop an der Hafenstraße zu erwerben. Am Spieltag sind die Parkausweise ab 17.30 Uhr ausschließlich beim rot-weissen Kulturgutschützer MHL an der Hafenstraße 215 zum Preis von 7,00 € erhältlich. Der Verkauf der Parkausweise endet 30 Minuten nach Spielbeginn.

Der Kiosk W2 unter der "WAZ-Westkurve" bleibt nach dem Schlusspfiff der Begegnung eine Stunde für RWE-Fans geöffnet.

Anstoß der Partie ist am Freitag um 19.30 Uhr im Stadion Essen. Die rot-weisse Heimspielstätte öffnet 90 Minuten vor Anpfiff.