Das Ende einer langen Saison
Ein letztes Mal noch Hafenstraßenfußball, ehe es in die Sommerpause geht. Eine Saison mit einige Höhen und etlichen Tiefen geht zu Ende. Sportlich geht es im letzten Saisonspiel um fast nix mehr, lassen wir daher die Saison noch einmal Revue passieren.
Der Start:
Die Spielzeit beginnt am 1. August 2014 mit einem 1:1 gegen die Sportfreunde Lotte, und während die beiden weiteren Heimspiele im August gegen Aachen und Oberhausen ebenfalls nur mit einem Remis bestritten werden, gibt es zwei Auswärtssiege in Wiedenbrück und Bochum. Nach fünf Spieltagen steht RWE auf einem fünften Platz. Erster Unmut kommt jedoch schnell auf, einerseits durch den gewohnt überragenden Start der Viktoria aus Köln, die bereits zu diesem Zeitpunkt sechs Punkte Vorsprung auf den RWE erspielt hat, sowie durch die löchrige Defensive, die von Oberhausen und teilweise sogar von Bochum II vorgeführt wird.
5. September 2014:
Ein Tag, den man in Essen so schnell wohl nicht vergisst. Im Auswärtsspiel im eigenen Stadion scheitern die uninspirierten Rot-Weissen gegen den Aufsteiger aus Kray und kassieren am Ende vier Gegentore. Die von RWE geschassten Philipp Kunz und Vincent Wagner liefern auf Krayer Seite ein bärenstarkes Spiel. Die Defensive des „Gastes“, insbesondere der vorher als „Papa der Kompanie“ titulierte Kapitän Mario Neunaber, lässt nicht erkennen, dass sie irgendwo schon einmal Regionalligafußball gespielt hat. Während die Krayer berechtigt feiern, schwankt die Gefühlslage der Rot-Weissen zwischen Wut und Scham.
Die Nachwehen des Kray-Spiels:
In den folgenden Spielen gegen Gladbach II und Schalke II krempelt Trainer Marc Fascher seine Elf ordentlich um. Mit dem vorher verletzten Philipp Zeiger als Abwehrchef bildet er einen deutlich stabileren Defensivverbund und holt immerhin zwei Unentschieden. In der zweiten Runde des Verbandspokals gegen den Landesligisten ESC Rellinghausen droht dennoch bis kurz vor Schluss der Super-Gau, bis die Rot-Weissen durch zwei späte Tore das Spiel doch noch drehen können. Katastrophe im Pokal abgewendet, aber in der Liga droht schon jetzt eine Saison im Mittelmaß. Nach acht Spieltagen ist RWE mit elf Punkten auf Platz Neun. Der Tabellenführer aus Köln hat zu diesem Zeitpunkt doppelt (!) so viele Zähler auf dem Konto…
Der Aufschwung:
… und tritt natürlich genau jetzt an der Hafenstraße an. Als kurz vor der Pause die Führung für die Gäste fällt, hat man sich innerlich mit der Niederlage schon abgefunden. Die Viktoria verpasst es allerdings, in der zweiten Hälfte das zweite Tor zu machen, und so gelingt RWE in der 86. Minute der Ausgleich (durch Tobias Steffen) und in der dritten Minute der Nachspielzeit sogar der Siegtreffer (Sven Kreyer). Doch gefeiert wird nur kurz. Zu viel ist in den Wochen vorher passiert, als dass ein Sieg gegen den vorher ungeschlagenen Spitzenreiter alle Risse kitten könnte. Eine Woche später besiegt man durch ein Rödinghauser Eigentor im Montagabendspiel (Zwiebelfest in Bünde, da war doch was…) Christian Knappmann und den Aufsteiger aus OWL, gegen den SC Verl reicht es am Tag der Deutschen Einheit allerdings wieder nur zu einem Unentschieden. Mitte Oktober drehen die Rot-Weissen bei den Sportfreunden Siegen einen Rückstand noch in einen 3:1-Auswärtssieg, doch die Mannschaft verweigert anschließend den Gang in Kurve. Unter der Woche kommt es zur Aussprache zwischen Fans und Team, bei der erneut deutlich wird, dass Sportvorstand Uwe Harttgen offenbar wenig Fingerspitzengefühl für die Belange des 12. Manns besitzt.
Der goldene Spätherbst:
Die Gespräche scheinen gefruchtet zu haben, Ende Oktober wird die SG Wattenscheid 09 mit 6:0 aus dem Stadion geschossen. Es folgen ein 4:0 in Hennef, ein 0:0 auf tiefem Boden in der Grotenburg gegen die zu diesem Zeitpunkt tatsächlich gar nicht so schlechten Uerdinger, und zum Abschluss der Hinrunde ein 3:0 gegen die Zwote aus Düsseldorf sowie ein 1:0-Sieg bei der Zweiten Mannschaft des 1. FC Köln. Möglich wird dies durch eine sehr effektive Spielweise, die mangelnde Spielkultur durch Kaltschnäuzigkeit bei Standards wett macht, sowie eine Abwehr, die nach dem Köln Spiel seit 491 Minuten ohne Gegentreffer ist. Im Dezember folgen noch ein 1:1 bei den Sportfreunden Lotte sowie ein erkämpfter 3:2-Heimsieg gegen den SC Wiedenbrück, sodass RWE neben der Herbstmeisterschaft auch die Wintermeisterschaft gewinnt (wobei Gladbach II zu diesem Zeitpunkt noch ein Spiel weniger absolviert hat).
Der „Fluch“:
Nach einem harten Start und einer tollen Aufholjagd stehen also besinnliche Weihnachtstage in Essen-Bergeborbeck an, ehe kurz vor Heiligabend die Nachricht einer positiven Dopingprobe von Cebio Soukou die Hafenstraße erreicht. Durch die fahrlässige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bringt die Offensivkraft den Verein um den Punkt aus dem Lotte-Spiel und sich selbst um die Rückrunde. Später versucht Trainer Marc Fascher den Leistungsabfall zu Rückrundenbeginn mit einem vermeintlichen Fluch zu erklären, der seit der Bekanntgabe der positiven Probe auf dem gesamten Verein Rot-Weiss Essen liegt, aber damit macht er sich es dann doch viel zu einfach…
Der Rückrundenstart:
Trotz des Punktverlusts am grünen Tisch aufgrund des Dopingvorfalls machen sich am 7. Februar Tausende Essener auf den Weg nach Aachen, um das Spiel des Tabellenersten beim -zweiten zu sehen. Und vielleicht würde die Rückrunde ganz anders verlaufen, wenn Tim Hermes Lattenknaller nach drei Minuten ins Tor und nicht ins Spielfeld zurück prallt. Vielleicht hätte ein Sieg in Aachen RWE weiter beflügelt und der Startschuss zu einer fulminanten Serie sein können. Vielleicht hätte man Marc Fascher und Uwe Harttgen an der Hafenstraße als kongeniales Duo gefeiert und sich jetzt auf die Relegationsspiele, natürlich mit RWE, in der nächsten Woche gefreut. So aber macht Kevin Behrendt das Tor des Tages und Rot-Weiss Essen muss die erste Niederlage seit fünf Monaten einstecken. Sechs Tage später müht man sich gegen eine schwache Bochumer Mannschaft zu einem 1:0-Heimsieg, aber eine Woche später in Oberhausen wird in einem erneut schwachen Spiel klar, dass dem Team die zündende Spielidee in der Offensive komplett fehlt. Die vermeintliche Revanche für die Hinspielniederlage gegen Kray gerät zum Desaster als der Außenseiter auch das zweite Spiel gegen den großen Stadtrivalen verdient für sich entscheiden kann. Innerhalb von drei (!) Wochen ist die Euphorie komplett verflogen und an der Hafenstraße brennt wieder der Baum. Bei sieben Punkten (die Nachholspiele eingerechnet sogar zehn möglichen Zählern) Rückstand auf den Tabellenersten ist der Aufstiegszug abgefahren, und der Umgang von Uwe Harttgen mit Fans und Sponsoren stößt auf immer mehr Unverständnis.
Die letzten Tage des Uwe H. und Marc F.:
Im März setzt es zunächst eine erwartbare Niederlage gegen die jungen Fohlen aus Mönchengladbach. Im fast leeren Borussia-Park herrscht eine seltsam ruhige und teilnahmslose Stimmung. Die Mannschaft, die im zweiten Teil der Hinrunde die (zugegebenermaßen schwachen) Gegner noch komplett beherrscht hatte, hat in fünf Rückrundenspielen genau ein einziges Tor geschossen. Im Heimspiel gegen den Gelsenkirchener Nachbarn gelingt zwar wieder ein Treffer (per Elfmeter), doch für den Sieg zeichnet sich maßgeblich Niclas Heimann verantwortlich, der zahlreiche Großchancen zunichtemachen kann. Wenige Tage später wird bekannt, dass Uwe Harttgen eigenmächtig und entgegen der Absprachen mit dem Aufsichtsrat den Vertrag mit Trainer Fascher verlängert hat. Nach einigen Tagen Beratschlagen und Abwägen der rechtlichen Möglichkeiten geben Dr. Michael Welling und Aufsichtsratchef Christian Hülsmann am 24. März die fristlose Kündigung von Vorstand Sport Uwe Harttgen bekannt. Zwei Tage nach einem 0:0 bei der wiedererstarkten Viktoria aus Köln betonen beide dabei unisono, dass Marc Fascher sich in dieser Angelegenheit nichts zu Schulden gekommen lassen hat und man in Zukunft weiter mit dem Trainer zusammen arbeiten möchte. Nur drei Tage später ist auch diese Aussage wieder Makulatur, als es in einem desaströsen Spiel eine 0:3-Heimspielpleite gegen den SV Rödinghausen setzt. Im Rahmen eines Fantreffens gibt Doc Welling in der darauffolgenden Woche die Trennung von Marc Fascher bekannt. Sieben Punkte und zwei Tore in acht Spielen lautet die Bilanz der Rückrunde bis dahin.
Nur noch der Pokal zählt:
Als neues Trainergespann werden Markus Reiter und Jürgen Lucas installiert. Letzterer muss seine Tätigkeit jedoch aufgrund beruflicher Verpflichtungen nach wenigen Wochen beenden und kehrt zur A-Jungend zurück. Die neuen Trainer haben nur wenige Trainingseinheiten, ehe es im Auswärtsspiel in Verl direkt die erste Niederlage setzt. Nur drei Tage später steht jedoch ein wesentlich wichtigeres Spiel an: Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den Angstgegner FC Kray. Im dritten Versuch gelingt endlich der Sieg, mit 2:0 zieht RWE ins Finale ein. Im Kampf um die goldene Ananas in der Liga folgen Siege gegen Siegen (2:1) und in Wattenscheid (3:0). Ausgerechnet an dem Wochenende, an dem die U19 die Rückkehr und die U17 den Klassenerhalt in der Bundesliga feiern, erfolgt bei der 1:3-Schlappe gegen die bereits abgestiegene Mannschaft des FC Hennef ein Rückfall in alte Zeiten. Eine Woche später kann sich die Mannschaft beim 5:0 gegen den KFC Uerdingen jedoch schon einmal warmschießen für das Saisonhighlight, das Pokalfinale gegen Oberhausen.
Versöhnlicher Abschluss:
Dieses findet vor ausverkaufter Hütte im Stadion Essen statt und wird sogar im Fernsehen übertragen. In einem kampfbetonten, taktisch geprägten Spiel wollen zwei Mannschaften Fehler unbedingt vermeiden, sodass schließlich der Gewinner im Elfmeterschießen ermittelt werden muss. Vor der Gästetribüne verwandeln alle Essener Schützen extrem sicher, bevor Niclas Heimann den sechsten Oberhausener Elfmeter abwehren kann. Bei der anschließenden Party muss vor allen Dingen ein Einkaufswagen besondere Dienste leisten. Drei Tage später kann sich die Mannschaft in Düsseldorf den letzten Restalkohol rauslaufen und besiegt die Fortunen mit 3:2.
Eine ereignisreiche Saison neigt sich nun dem Ende. Wie blanker Hohn erscheint es, dass das ursprünglich mal herausgegebene und sehr tief gestapelte Saisonziel „Platz 5“ nun trotz aller Tiefpunkte erreicht wurde. Der neunte Tabellenplatz in der Rückrundentabelle spricht da schon eine etwas andere Sprache. Abseits des Abschneidens in der Meisterschaft und den Wechselspielen im sportlichen Bereich bleiben jedoch auch positive Dinge in Erinnerung. Neben dem Einzug in den DFB-Pokal und der Aussieht auf ein attraktives Los aus sportlicher Sicht bieten vor allem die Antrittsprämie für die Erste Pokalrunde sowie die winkenden Einnahmen finanziellen Spielraum. Und die Kickers Offenbach sowie Arminia Bielefeld haben in der abgelaufenen Saison eindrucksvoll gezeigt, dass in der ersten Runde noch lange nicht Schluss sein muss. Auch im Bereich der Jugend haben alle Mannschaften ihre Saisonziele erreicht, insbesondere die U19 mit ihren zahlreichen Jungjahrgängen dürfte auch in der neuen Saison eine gute Rolle spielen. Auf dem Weg zum Nachwuchsleistungszentrum wurden wichtige weitere Schritte gemacht, auch wenn die finale Bekanntgabe weiterhin aussteht.
Und wenn am Samstag das Spiel abgepfiffen ist, die Blumensträuße an die abgehenden Spieler verteilt und das letzte Lied gesunden ist, dann startet schon die Vorbereitung auf die neue Saison. Die Gerüchte zu möglichen Transfers werden die Diskussionen erhitzen, das Rätseln um einen neuen Trainer wird anhalten und der Pokalauslosung zur ersten DFB-Pokalrunde (10. Juni, ARD) wird entgegen gefiebert. Und schon beim ersten Testspiel im Sommer wird wieder in den Himmel gelobt und ohne Ende geschimpft werden. Und am Ende gehen doch alle mit riesiger Vorfreude in die neue Spielzeit. Denn eins steht fest: Egal, wie schlimm die letzte Saison war, nächstes Jahr wird ganz bestimmt alles besser!
EVAG Einsatzplan
Abfahrt Essen Hbf Bussteig 4
12:00 Uhr - 13:30 Uhr alle 10 Minuten Richtung Hafenstraße
Nach dem Spiel an den bekannten Haltestellen Bottroper Straße und Lüschershofstraße.
Hinweise zum Heimspiel gegen die U21 des 1. FC Köln
Am kommenden Samstag, den 23. Mai, trifft Rot-Weiss Essen im heimischen Stadion Essen im letzten Spiel der Saison auf die U21 des 1. FC Köln. Anpfiff der Begegnung an der Hafenstraße ist um 14.00 Uhr. Die rot-weisse Heimspielstätte öffnet 90 Minuten vor Anpfiff.
Die Infokasse befindet sich am Spieltag wie gewohnt im Kassenhäuschen W1/W2. Die Ausgabe der Kurzen Fuffzehn erfolgt kostenlos an allen geöffneten Kassenhäuschen. Aufgrund der Fantrennung bleibt der äußere Stadionumlauf geschlossen. Gästefans gelangen über den Eingang „Sulterkamp“ zu den Tageskassen und ihren Plätzen auf der Gottschalk-Tribüne.
Parktickets für den Parkplatz P2/3 sind noch bis einschließlich Freitag 15.00 Uhr im Fanshop an der Hafenstraße zu erwerben. Am Spieltag sind die Parkausweise ab 12.00 Uhr ausschließlich beim rot-weissen Georg-Melches-Partner MHL an der Hafenstraße 215 zum Preis von 7,00 € erhältlich. Der rot-weisse Fanshop öffnet um 12.30 Uhr und bleibt für RWE-Fans ca. 30 Minuten nach Spielende geöffnet.
Wie in den vergangenen Jahren steht das letzte Heimspiel auch diesmal wieder ganz unter dem Motto „Fußball gemeinsam erleben“. Das AWO-Fanprojekt veranstaltet den 6. Integrationstag, um Werbung für gelebte Toleranz zu machen. Als Gäste im Stadion sind deshalb heute 30 Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren mit libanesischer Zuwanderungsgeschichte aus Essen-Altendorf sowie Gisela Peters, Integrationsmanagerin der Stadt Essen. Vor dem Spiel reichen die Gäste landestypische Gerichte in Melches Hütte, bevor sie im Stadion mit den Fahnengirls auftreten werden.