22.09.2013

Knapp, knapper, Knappmann

von Michael Jaskolla

Vieles kann man der Mannschaft derzeit vorwerfen, konditionelle Defizite stellen allerdings keine Schwäche des Teams dar. Wie schon gegen Uerdingen sichert ein Tor in der Nachspielzeit wichtige Punkte im Kampf um … tja, um was? Derzeit wohl um das Finden einer konstant guten Form. Und dieses Spiel war sicherlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

1.850 Zuschauer in Velbert, die Mehrheit kam aus EssenVor 1.850 Zuschauern kam Benedikt Koep zu seinem Startelf-Debüt, für ihn musste Sawin auf der Bank Platz nehmen. Dort saß auch erstmals der frisch verpflichtete Keeper Dominik Poremba.

RWE hatte sich offensichtlich viel vorgenommen und begann vom Anstoß weg forsch. Der erste Eckball führte zur ersten Torchance per Kopfball, der aber von Tumanen auf der Torlinie entschärft wurde (2.). Kurz darauf spielte Platzek einen herrlichen Pass auf Knappmann, der freistehend den Ball über den herausstürzenden Torwart Lenz und leider auch über das Tor lupfte – und ja, es war tatsächlich eine spielerisch erarbeitete Torchance (9.)! RWE bestimmte weiterhin klar das Geschehen, aber auch eine flache Hereingabe nach starker Einzelleistung von Platzek verfehlte im Zentrum nur knapp einen Abnehmer (19.). Nachdem Wingerter mit einem Fernschuss (22.) ebenso keinen Erfolg hatte wie Koep mit einem Kopfball (33.), fand der Gastgeber langsam besser ins Spiel, vor allem über schnelle Konterangriffe. Mehr als gute Ansätze und Halbchancen sprangen dabei aber nicht heraus.
Knappes Halbzeitfazit: Essen nicht gut, Velbert ganz schwach.

Im Gegensatz zu Essen wäre man in Velbert wohl mit einem erkämpften 0:0 zufrieden gewesen, denn mit Beginn der zweiten Halbzeit zog sich der Gastgeber sehr weit zurück und versuchte es überhaupt nicht mehr mit anderen Mitteln als mit Kontern oder Freistößen zum Erfolg zu kommen. Dadurch verflachte das Spiel zusehends. Essens zurzeit biedere spielerischen Mittel reichten nicht aus, um die Velberter Abwehr weiterhin ernsthaft in Gefahr zu bringen. Platzeks Torschuss aus halbrechter Position, der die Querlatte noch touchierte, blieb für längere Zeit die letzte gefährliche Situation vor dem Velberter Tor (52.).

Knappmann trifft in der SchlussminuteDafür führten Velberts Konter nun auch mal zum Abschluss: Erst zog Boztepe überhastet aus 16 Metern ab - über das Tor (61.), später schoss er aus gleicher Entfernung etwas weniger hastig etwas weniger weit drüber (76.). Ein Tor lag aber auf beiden Seiten nicht mehr in der Luft, bis zu den Schlussminuten. Hier erhöhte RWE noch mal die Schlagzahl. Freistoß Heppke aus 20 Metern Torentfernung: Lenz hält (87.). Der letzte Velberter Angriff hatte es ebenfalls noch mal in sich, und Kunz musste sein ganzes Können aufbringen, um einen 20-Meter-Schuss mit den Fingerspitzen über die Latte zu lenken (88.). Die Ecke brachte Velbert nichts ein, Essen dagegen startete seinen letzten Angriff, aus dem der letzte Freistoß an der linken Seitenauslinie resultierte. Beim anschließenden Gewühle im Strafraum behielt Wagner die Übersicht, tankte sich zur Torauslinie durch und zog den Ball flach vor das Tor, wo Knappmann aus kurzer Entfernung zum vielumjubelten Siegtreffer einnetzen konnte (90.)! Der Schiedsrichter pfiff die Partie direkt im Anschluss ab, so dass der zweite Auswärtserfolg direkt unter Dach und Fach war.

Die Trainerdiskussion in Fankreisen hat dieser Erfolg noch nicht stoppen können. Wer allerdings nach dem Fehlstart plötzlich eine spielerische Glanzleistung erwartet hatte, der hat entweder wenig Ahnung von Fußballpsychologie oder einen völlig desolaten und lustlosen Gegner erwartet. Mit Siegen dieser Art holt man das Selbstvertrauen wieder zurück, das man auch für bessere spielerische Leistungen benötigt. Erst muss die Punktekrise, dann der Rest bekämpft werden. In Velbert blieb das Team ohne Gegentor, es holte drei Punkte, hatte deutlich mehr Ballbesitz und war feldüberlegen. Das sind Fakten, die zwar noch nicht zu dem Fußball führten, den wir uns alle wünschen, sie bilden aber wichtige Bausteine auf dem Weg dorthin. Am Ende zählen nur Punkte – eine Binsenweisheit, die inzwischen vielleicht sogar dem Uerdinger Trainer Eric van der Luer in den Sinn kommt: Lieber ein "dreckiges" Siegtor in der Schlussminute bejubeln, als spielerisch unterzugehen!


Jawattdenn-Spielerbewertung

Philipp Kunz
Kunz
[2]
Alexander Langlitz
Langlitz
[4]
Michael Laletin
Laletin
[3+]
Vincent Wagner
Wagner
[2-]
Kevin Grund
Grund
[3]
Konstantin Fring
Fring
[3]
Benjamin Wingerter
Wingerter
[4]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[4+]
Marcel Platzek
Platzek
[2-]
Christian Knappmann
Knappmann
[3-]
Benedikt Koep
Koep
[3-]
Holger Lemke
Lemke
[o.B.]
Markus Heppke
Heppke
[o.B.]
Max Dombrowka
Dombrowka
[o.B.]


SSVg Velbert

Lenz, Bleckmann, Schultens, Pappas, Zent, Rrustemi, Kneifel (70. Ferati), Boztepe (89. Wassinger), Kaya, Tumanan, Kalski (60. Somuah)

 

Rot-Weiss Essen

Kunz, Langlitz (73. Dombrowka), Laletin, Wagner, Grund, Platzek, Fring, Wingerter (63. Lemke), Pires-Rodrigues, Knappmann, Koep (63. Heppke)

 

Tore

0:1 Knappmann (90.)

 

Zuschauer

1.850

 

Schiedsrichter

Andreas Steffens (Mechernich)

 

Gelbe Karten

Kalski (40.), Tumanan (58.) - Platzek (28.), Langlitz (46.), Grund (73.)

 


 Spieler des Spiels 8. Spieltag - Philipp Kunz