22.03.2014

Neuer Besen, alter Staub

von Michael Jaskolla

Nicht selten kann man schon in Spiel 1 nach einem Trainerwechsel Ansätze der Handschrift des neuen Übungsleiters erkennen, sei es durch eine veränderte Startaufstellung, eine andere taktische Ausrichtung oder eine andere Spielweise. Zumindest diejenigen RWE-Anhänger unter den 2500 Zuschauern in der Wattenscheider Lohrheide, die sich erste spür- und sichtbare Veränderungen erhofft oder diese sogar erwartet hatten, wurden enttäuscht.

Die RWE-Fans sahen eine Niederlage beim Fascher-DebütBis auf den verletzten Kevin Grund (Knie), für den Lemke in die Startelf rotierte, lief die siegreiche Velbert-Mannschaft auf. Für Wattenscheid liefen die Essener Aufstiegshelden von 2011, Lehmann und Thamm auf, während Enzmann auf der Bank Platz nahm.

Wattenscheid überließ RWE weitgehend das Mittelfeld, um aus einer gesicherten Abwehr heraus eigene Angriffe zu starten. Zunächst nutzte RWE die abwartende Haltung von Wattenscheid, um über Dombrowka zum ersten Abschluss aus halbrechter Position zu kommen – sein Schuss verfehlte das Ziel knapp (12.). Die Wattenscheider Offensive bereitete der Hintermannschaft im Grunde keine schwerwiegenden Probleme, wenn da nicht dieser eine (durchaus umstrittene) Freistoß gewesen wäre, den Lehmann nach einem Rempler von Heppke herausholte. Der erste (und bis zum Schluss letzte) gefährliche Ball auf das Tor des verunsichert wirkenden Schwabke fand den Weg an Freund und Feind vorbei über den Innenpfosten der Torwartecke in die Maschen, 1:0 für die Heimmannschaft (23.)!

Schlechter Einstand für den neuen CoachWas folgte, war ein bekanntes Bild: RWE war zwar optisch überlegen, aber im Angriff ohne Durchschlagskraft. Das „Langholz“ hatte gegen die kompakt stehende Defensive deshalb wieder Konjunktur, und genau dieses führte auch zur größten Ausgleichmöglichkeit: Heppke spielte den langen Pass auf Lemke, der allein auf Keeper Fronczyk zulief. Seinen Heber konnte Lehmann jedoch erlaufen und kurz vor der Linie klären (29.). Mehr passierte in der ersten Hälfte nicht mehr.

Nach dem Seitenwechsel wirkte RWE entschlossener, auch wenn spielerisch noch längst nicht das Niveau der letzten Heimspiele erreicht wurde. Es waren vor allem Ecken und lange Einwürfe von Hermes und Langlitz (der allerdings nicht so weit wie Hermes wirft), die meist über den zweiten Ball gefährlich wurden. Die erste dicke Chance vergab der eingewechselte Fring, der aus halbrechter Position im Strafraum an Fronczyk scheiterte (53.). Spätestens mit der Einwechslung von Koep hatte das Spiel endgültig Einbahnstraßencharakter. Die nächste Ausgleichschance vergab Pires-Rodrigues mit einem Freistoß aus 18 Metern, erneut klärte der Wattenscheider Keeper zur Ecke (65.).

Fünf Minuten später tankte sich Langlitz auf der rechten Seite durch und kurvte in den Strafraum, aber auch er konnte den bärenstarken Fronczyk nicht überwinden. Und schließlich hatte auch Platzeck seine Einschussmöglichkeit: Hermes setzte sich auf dem linken Flügel durch und bediente Platzeck am Fünfmetereck, dieser verlängerte den Ball mit der Fußspitze in Richtung langer Pfosten, doch statt in das Tor flog der Ball knapp vorbei (71.).

Die große Drangperiode beendete dann Wingerter mit einem Bärendienst für die Mannschaft. Obwohl er kurz zuvor gelb gesehen hatte, ließ er sich zu einem Wegstoßen seines Gegenspielers hinreißen, nachdem die Partie bereits unterbrochen war. Gelb-Rot war die logische Folge (79.) – das darf dem erfahrensten Mann im Essener Dress in dieser Situation nicht passieren!

Es gab reichlich Gesprächsbedarf nach dem SpielEssen hatte das Spiel zwar weiterhin im Griff (Wattenscheid konnte keinen einzigen Konter mit einem Torschuss beenden), aber zu mehr als ein paar weiteren Standardsituationen reichte es nicht mehr.

Die Essener Anhängerschaft, die die Mannschaft 90 Minuten lang das Team vorbildlich anfeuerten, hatte nach dem Schlusspfiff „die Schnauze voll“. Es bleibt also viel Arbeit für den neuen Trainer, der seiner neuen Mannschaft nach nur wenigen Trainingseinheiten noch nicht seinen Stempel aufdrücken konnte. Es bleibt die Hoffnung auf Veränderungen irgendwelcher Art in den kommenden Wochen, denn das Spiel in Wattenscheid erinnerte in vielen Facetten noch zu sehr an den Wrobel´schen Fußball, den die meisten Fans nicht mehr sehen wollen. Bereits am Dienstag gegen die U23 des FC Schalke haben Trainer und Mannschaft die Möglichkeit, sich offensiv von einer ansprechenderen Seite zu zeigen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[4-]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[3]
Jerome Propheter
Propheter
[3]

Tim Hermes
Hermes
[3]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[4-]
Markus Heppke
Heppke
[4]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3]
Alexander Langlitz
Langlitz
[3+]
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Marcel Platzek
Platzek
[3]
Konstantin Fring
Fring
[3]
Benedikt Koep
Koep
[3]
Michael Laletin
Laletin
[o.B.]

SG Wattenscheid 09

Fronczyk, Lehmann (62. Karamarko), Thamm, Grembowietz, Andersen, Zajas, Preissing (71. Enzmann), Buckmaier, Canbulut, Brümmer, Ersoy (79. Melchner)

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Dombrowka (81. Laletin), Nakowitsch, Propheter, Hermes, Wingerter, Heppke (46. Fring), Langlitz, Pires-Rodrigues, Lemke (61. Koep), Platzek

 

Tore

1:0 Brümmer (23.)

 

Zuschauer

2.461

 

Schiedsrichter

Benjamin Schäfer (Herten)

 

Gelbe Karten

Lehmann (59.), Brümmer (77.), Grembowietz (85.)

 

Gelb-rote Karte

Wingerter (77. Unsportlichkeit)


 Spieler des Spiels: Alexander Langlitz