Spiel Eins in Richtung Versöhnung
Es wurde viel diskutiert in der Woche nach dem schwachen Auftritt gegen Wattenscheid 09. Das Verhalten nach dem Spiel wurde auch medial in WAZ und Reviersport aufgerollt, doch es erscheint ein Lichtstreif am Horizont. Der Verein in Zusammenarbeit mit der FFA hat sich an einen runden Tisch gesetzt und Fans, Spieler und Verantwortliche haben sich ausgetauscht.
Das Ergebnis der Verhandlungen kann man unter anderem auf der Homepage
der Ultras Essen sehen. Die größte Fangruppierung vermeidet in ihrer
Stellungnahme jegliche Verhaltensvorschrift, appelliert jedoch an die
gemeinsame Sache: Rot-Weiss Essen.
Der Schritt des Vereins auf die Fans zu war richtig und wichtig, denn
auch wenn man über die Art und Weise der Kritik streiten kann, so ist
die Diagnose durchaus richtig, denn das Spiel der Rot-Weissen ist mit
der Vokabel gruselig treffend beschrieben. Der Weg aus dieser Krise kann
allerdings nicht gelingen, wenn die verschiedenen Gruppen gegeneinander
arbeiten. Die Aussprache am Donnerstag lässt die verschiedenen Parteien
vielleicht wieder enger zusammenrücken.
Allerdings bleibt die Unzufriedenheit bestehen, solange der Verein nicht
erfolgreich ist und das kommende Spiel stellt eine Erschwernis dar,
denn nach Spielen gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion
trifft RWE am Samstag auf einen Großkaliber der Regionalliga West. Die
zweite Mannschaft aus der ungeliebten Nachbarstadt war bereits in der
vergangenen Saison bis zum Schluss am Aufstiegsrennen beteiligt und
steht mit satten 17 Zählern auf dem Habenkonto auf Platz 4, ist also der
erste Verfolger der kapitalstärksten Clubs aus Lotte und Köln.
Nachdem in Gelsenkirchen der Nachwuchs lange Zeit vernachlässigt wurde
und unter ferner liefen in der Regionalliga mitspielte, begann in der
vergangenen Saison eine deutliche Aufwertung der Mannschaft. Auch wenn
der Umbruch in den Nachwuchsteams sehr groß war, konnte der Erfolg in
Gelsenkirchen stabil aufrechterhalten werden. Zur Führung des
Nachwuchses wurde der Ex-Profi Gerald Asamoah aus Fürth zurückgeholt. Er
ist der bekannteste Akteur in einer jungen Mannschaft und hat in der
jungen Saison bereits drei Mal getroffen.
Es wird gleichzeitig für Alexander Langlitz das Wiedersehen mit seinem
ehemaligen Arbeitgeber, denn RWE sicherte sich in der Sommerpause die
Dienste des Spielers, der in Gelsenkirchen einer der Leistungsträger
gewesen ist. Dass Langlitz fit ist, ist ein Glücksfall für Waldemar
Wrobel, denn die Personaldecke wird in der Verteidigung immer enger. So
erreichte die RWE-Fans die bittere Nachricht, dass Michael Laletin nach
seiner Verletzung im Spiel gegen Wattenscheid länger ausfallen wird, da
er sich einen Muskelfaserriss im Hüftbeuger zugezogen hat. Auch Vincent
Wagner laboriert an muskulären Problemen und ist fraglich. Maik
Rodenberg wird somit unverhofft zu einem frühen Comeback im RWE-Trikot
kommen.
Auch in der Offensive hat RWE einen Ausfall zu beklagen, denn Christian
Knappmann fällt mit einer Grippe aus. Damit ist der Toptorschütze
ebenfalls in Herne nicht mit von der Partie. Das muss nicht zwingend
schlecht sein, weil RWE sich viel zu oft auf die Kopfballstärke
Knappmanns verlassen hat und früh anfing, mit Langholz den kantigen
RWE-Stürmer zu suchen. Die Umstellung zwingt zu einem anderen Spiel und
erhöht möglicherweise sogar die dargebotene Qualität. Es bleibt auf
jeden Fall abzuwarten, wie dieses erzwungene Sturmexperiment
funktioniert.
Es tut der Mannschaft vielleicht nach Dienstag gut, dass der Druck
herausgenommen wird. Essen spielt auswärts und einen klaren Sieg
erwartet niemand, der sich die Realitäten klar vor Augen führt. Unter
den Voraussetzungen ist es möglich, die Last einer bislang nicht
zufriedenstellenden Saison abzulegen und endlich etwas befreiter
aufzuspielen. Ein unerwarteter Erfolg gerade gegen den kommenden Gegner
könnte Mannschaft und Fans ein wenig näher zusammenführen, um im zweiten
Saisonviertel wieder in ruhigerem Fahrwasser zu schwimmen.