27.09.2013

Spiel Eins in Richtung Versöhnung

von Hendrik Stürznickel

Es wurde viel diskutiert in der Woche nach dem schwachen Auftritt gegen Wattenscheid 09. Das Verhalten nach dem Spiel wurde auch medial in WAZ und Reviersport aufgerollt, doch es erscheint ein Lichtstreif am Horizont. Der Verein in Zusammenarbeit mit der FFA hat sich an einen runden Tisch gesetzt und Fans, Spieler und Verantwortliche haben sich ausgetauscht.

Kein organisierter Support der UE in HerneDas Ergebnis der Verhandlungen kann man unter anderem auf der Homepage der Ultras Essen sehen. Die größte Fangruppierung vermeidet in ihrer Stellungnahme jegliche Verhaltensvorschrift, appelliert jedoch an die gemeinsame Sache: Rot-Weiss Essen.

Der Schritt des Vereins auf die Fans zu war richtig und wichtig, denn auch wenn man über die Art und Weise der Kritik streiten kann, so ist die Diagnose durchaus richtig, denn das Spiel der Rot-Weissen ist mit der Vokabel gruselig treffend beschrieben. Der Weg aus dieser Krise kann allerdings nicht gelingen, wenn die verschiedenen Gruppen gegeneinander arbeiten. Die Aussprache am Donnerstag lässt die verschiedenen Parteien vielleicht wieder enger zusammenrücken.

Allerdings bleibt die Unzufriedenheit bestehen, solange der Verein nicht erfolgreich ist und das kommende Spiel stellt eine Erschwernis dar, denn nach Spielen gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion trifft RWE am Samstag auf einen Großkaliber der Regionalliga West. Die zweite Mannschaft aus der ungeliebten Nachbarstadt war bereits in der vergangenen Saison bis zum Schluss am Aufstiegsrennen beteiligt und steht mit satten 17 Zählern auf dem Habenkonto auf Platz 4, ist also der erste Verfolger der kapitalstärksten Clubs aus Lotte und Köln.

Nachdem in Gelsenkirchen der Nachwuchs lange Zeit vernachlässigt wurde und unter ferner liefen in der Regionalliga mitspielte, begann in der vergangenen Saison eine deutliche Aufwertung der Mannschaft. Auch wenn der Umbruch in den Nachwuchsteams sehr groß war, konnte der Erfolg in Gelsenkirchen stabil aufrechterhalten werden. Zur Führung des Nachwuchses wurde der Ex-Profi Gerald Asamoah aus Fürth zurückgeholt. Er ist der bekannteste Akteur in einer jungen Mannschaft und hat in der jungen Saison bereits drei Mal getroffen.

Fällt wohl länger aus - Michael LaletinEs wird gleichzeitig für Alexander Langlitz das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, denn RWE sicherte sich in der Sommerpause die Dienste des Spielers, der in Gelsenkirchen einer der Leistungsträger gewesen ist. Dass Langlitz fit ist, ist ein Glücksfall für Waldemar Wrobel, denn die Personaldecke wird in der Verteidigung immer enger. So erreichte die RWE-Fans die bittere Nachricht, dass Michael Laletin nach seiner Verletzung im Spiel gegen Wattenscheid länger ausfallen wird, da er sich einen Muskelfaserriss im Hüftbeuger zugezogen hat. Auch Vincent Wagner laboriert an muskulären Problemen und ist fraglich. Maik Rodenberg wird somit unverhofft zu einem frühen Comeback im RWE-Trikot kommen.

Auch in der Offensive hat RWE einen Ausfall zu beklagen, denn Christian Knappmann fällt mit einer Grippe aus. Damit ist der Toptorschütze ebenfalls in Herne nicht mit von der Partie. Das muss nicht zwingend schlecht sein, weil RWE sich viel zu oft auf die Kopfballstärke Knappmanns verlassen hat und früh anfing, mit Langholz den kantigen RWE-Stürmer zu suchen. Die Umstellung zwingt zu einem anderen Spiel und erhöht möglicherweise sogar die dargebotene Qualität. Es bleibt auf jeden Fall abzuwarten, wie dieses erzwungene Sturmexperiment funktioniert.

Es tut der Mannschaft vielleicht nach Dienstag gut, dass der Druck herausgenommen wird. Essen spielt auswärts und einen klaren Sieg erwartet niemand, der sich die Realitäten klar vor Augen führt. Unter den Voraussetzungen ist es möglich, die Last einer bislang nicht zufriedenstellenden Saison abzulegen und endlich etwas befreiter aufzuspielen. Ein unerwarteter Erfolg gerade gegen den kommenden Gegner könnte Mannschaft und Fans ein wenig näher zusammenführen, um im zweiten Saisonviertel wieder in ruhigerem Fahrwasser zu schwimmen.