Na, es geht doch!
1.000 Zuschauer im Wanner Sportpark sahen ein 1:1-Unentschieden gegen die Gelsenkirchener Zweitvertretung. Torschütze für RWE war Marcel Platzek. Es war verständlicherweise bestimmt nicht alles gut, was die Rot-Weissen heute abgeliefert haben. Aber die Leistung - es wurde nämlich endlich Fußball gespielt - macht Mut für die kommenden Wochen. Mit etwas mehr Abschlussglück wäre sogar ein Dreier drin gewesen.
Die Aussprache einiger Fangruppen mit den Spielern und Verantwortlichen
nach dem Wattenscheid-Spiel brachte wieder etwas Ruhe ins angespannte
Verhältnis der Parteien. Aber die Erwartungshaltung auf einen Dreier
gegen den Nachwuchs aus Gelsenkirchen ging aufgrund der letzten
Auftritte bei den knapp 700 RWE-Fans im Stadionrund vor der Partie gegen
Null. Auch die Meldung, dass Bene Koep, trotz Knappmann-Ausfall, nicht
in der Startelf stand, machte die Sache nicht besser. „Dann spielen wir
halt lang und hoch auf Holger Lemke“, nahmen es einige Fans mit
Galgenhumor zur Kenntnis. Es kam aber alles ganz anders.
Waldemar Wrobel schickte mit Marcel Platzek nur eine echte Spitze in die
Partie, der von Kevin Pires-Rodrigues als hängendem Stürmer
Unterstützung bekommen sollte. Holger Lemke und Kevin Grund übernahmen
die Außenbahnen, die Doppelsechs Markus Heppke/Konstantin Fring
sicherte im Mittelfeld ab. In der Viererkette standen Max Dombrowka und
Alex Langlitz, sowie Maik Rodenberg und Youngster Kai Nakowitsch. Und
die Systemumstellung sollte aufgehen.
Die Rot-Weissen übernahmen von Beginn an das Zepter auf dem holprigen
Untergrund in Wanne. Die RWE-Fans sahen in der ersten Hälfte gefällige
Kombinationen, schnelles Umschaltspiel nach Ballgewinn, gelungene
Seitenwechsel und einige schön herausgespielte Torchancen ihrer
Mannschaft. Kein planloses Langholz, kaum unnötige Ballverluste,
selbstbewusste Spieler auf dem Rasen. Maik Rodenberg und Kai Nakowitsch
kümmerten sich abwechselnd um Gerald Asamoah, der aber keinen Stich
bekam. Man möchte heute keinen Mannschaftsteil herausheben, aber gerade
Maik Rodenberg gab mit einer Top-Zweikampfquote dem Rest der Mannschaft
von Spielminute zu Spielminute mehr Sicherheit. Auch Kai Nakowitsch
zeigte, eine Szene ausgenommen, eine ansprechende Leistung. Dazu später mehr.
Auch offensiv hatten die Essener einiges zu bieten, zweimal wurde
der Ball von einem Schalker auf der Linie geklärt (Platzek 14. und
32.), dreimal musste Heim-Keeper Ostwald Kopf und Kragen riskieren
(Fring 14., Lemke 28., Platzek 42.). Von den Gelsenkirchenern sah man im ersten
Durchgang wenig, die Heimmannschaft fiel eher durch versteckte Fouls
auf. Besonders Olivier Caillas machte sich dabei neue Freunde in Essen.
So ging es mit einem 0:0 in die Halbzeit. Die Stimmung in der Gästekurve
und im rot-weissen Teil der Haupttribüne war im ersten Durchgang für
die Örtlichkeiten gar nicht so schlecht und steigerte sich mit jeder
gelungenen Kombination.
Die zweite Hälfte begann direkt mit einem Paukenschlag. Der Schalker
Philipp Max trat auf Höhe der Mittellinie gegen Marcel Platzek nach und flog
mit Rot zu Recht vom Platz (48.). Wer aber nun meinte, das
Überzahlspiel würde den Essenern in die Karten spielen, wurde
enttäuscht. Die Gastgeber zogen sich nun weiter zurück, lauerten auf
Konter und überließen den Rot-Weissen zunächst das Geschehen. Wer aber
die vorherigen Spiele gesehen hatte, wusste, dass dies der Truppe von
Waldemar Wrobel nicht so liegt.
In der 56. Minute passierte es dann. Kai Nakowitsch verlor einen Ball
im Mittelfeld (kann passieren, Kai) und die Blau-Weißen fuhren einen
blitzsauberen Konter, den Caillas mit dem 1:0 abschloss (55.). Dass
Minuten vorher Gerald Asamoah noch ein Abseitstor erzielte, sei nur am
Rande erwähnt.
Wieder ein Rückstand und wieder zeigten die Essener Moral. Mit der
Hereinnahme von Koep und Sawin für Fring und Dombrowka setzte Waldemar
Wrobel nochmal offensive Zeichen. In der 78. Minute zahlte sich dies
auch aus. Einen Freistoß von Kevin Pires-Rodrigues köpfte Marcel Platzek
zum viel umjubelten Ausgleich in die Maschen. Kollektives Ausrasten auf
den Rängen und auch auf dem Platz und der Trainerbank. Für mehr reichte
es leider nicht, dennoch kann man mit dem Punkt nach der Leistung
zufrieden sein. Nach Schlusspfiff bedankte sich noch die komplette
Mannschaft und Trainerteam am Zaun bei den mitgereisten Fans. Man hörte
förmlich die tonnenschwere Belastung bei den Protagonisten bröckeln.
Jetzt heißt es am Mittwoch gegen Fortuna Köln an die Leistung
anzuknüpfen und gemeinsam mit den Zuschauern einen Dreier zu holen.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Kunz [3+] |
Langlitz [3+] |
Rodenberg [2] |
Nakowitsch [3+] |
|
|
Fring [3+] |
Heppke [2] |
Pires-Rodrigues [3+] |
Lemke [2] |
Grund [3+] |
|
Platzek [2-] |
Koep [o.B.] |
Sawin [o.B.] |
Arenz [o.B.] |
FC Schalke 04 II
Oswald, Erdmann, Wolff, Uaferro, Borgmann, Ayhan, Meier, Leipertz (82. Neidhart), Caillas (86. Sobottka), Max, Asamoah (76. Patrick Schmidt)
Rot-Weiss Essen
Kunz, Langlitz, Rodenberg, Nakowitsch, Dombrowka (74. Sawin), Heppke, Fring (63. Koep), Lemke (84. Arenz), Pires-Rodrigues, Grund, Platzek
Tore
1:0 Caillas (55.), 1:1 Platzek (78.)
Zuschauer
1.000
Schiedsrichter
Lennart Brüggemann (Münster)
Gelbe Karten
Erdmann (42.), Caillas (84.), Uaferro (89.), Borgmann (90.) - Nakowitsch (60.), Platzek (63.), Heppke (90.)
Rote Karte
Max (48. Nachtreten)