Der Express rollt an
Es war ein hartes Stück Arbeit gegen kämpferische Wiedenbrücker, doch der hochverdiente 3:1-Erfolg sicherte RWE am Schluss drei Punkte. In der ostwestfälischen Dunkelheit bekam die Mannschaft ihren angemessenen Applaus und wurde danach von den Fans abgeklatscht. So unterscheiden sich die Bilder. In Düsseldorf sah es noch ganz anders aus, als die völlig enttäuschte Kurve ihrem Frust freien Lauf ließ.
Überraschend änderte Waldemar Wrobel die erfolgreiche Startelf vom
vergangenen Freitag auf einer Position. Roberto Guirino kam nach
absolvierter Sperre wieder auf seiner angestammten Position zum Einsatz.
Kevin Grund rückte nach vorn und Konstantin Sawin musste auf der Bank
Platz nehmen, obwohl er ein Tor zum Sieg beisteuerte. Benedikt Koep war
ebenfalls überraschend nicht im Kader. Nach einer leichten Blessur bekam
er zwar grünes Licht von der medizinischen Abteilung, Wrobel wollte
jedoch kein Risiko eingehen und strich Koep ganz aus dem Kader.
Die Wiedenbrücker mussten auf fünf Stammkräfte verzichten und man merkte
dem jungen Aufgebot an, dass es RWE wenig entgegenzusetzen hatte.
Torchancen blieben während des gesamten Spiels auf Wiedenbrücker Seite
Mangelware. RWE besaß zwar Feldvorteile, erspielte sich in den ersten
zwanzig Minuten aber auch keine zwingenden Möglichkeiten. Es war dennoch nur
eine Frage der Zeit, wann es klingeln würde – dachten die meisten
Zuschauer zumindest. Daniel Schwabke brachte Wiedenbrück zunächst auf die
Siegerstraße. Er nahm einen Rückpass an und legte sich den Ball zum
Abschlag vor, leider viel zu weit. Tim Knetsch reagierte sofort, als er
den dicken Fehler des Essener Schlussmannes sah und sorgte für das 1:0
seiner Mannschaft.
So bringt man einen taumelnden Gegner wieder ins Spiel. Doch anders als
in Düsseldorf zeigte RWE wie man abgeklärt einen Rückstand dreht. Sofort
nahm RWE die Angriffsbemühungen auf. Der wieder einmal bärenstarke
Holger Lemke brachte einen guten Ball auf Christian Knappmann, der per
Kopf Maß nahm und den Innenpfosten traf (25). Der anschließende Eckball
landete dann aber im Kasten der Gastgeber. Michael Laletin stieg hoch
und versenkte den Ball zum Ausgleich.
Neben dem guten Spiel der Rot-Weissen spielten die Wiedenbrücker ihnen
in die Karten. Man stelle sich vor, der Ball ist im Aus und der Torwart
holt den Ball. Auf einmal fährt Cihad Kücükyagci aus der Haut und haut
Benjamin Wingerter mit dem Ellenbogen um. Es war keine brisante Szene,
umso mehr verwunderte diese sinnlose Aktion. Dem Schiedsrichter blieb
gar nichts anderes übrig als Rot zu zeigen. Damit war das Spiel
eigentlich besiegelt. Sechzig Minuten Überzahl muss man doch ausnutzen.
Aber RWE musste einen langen Atem beweisen, bevor das Spiel entschieden
wurde.
RWE konnte sich glücklich schätzen am Schluss noch mit elf Mann in die
Halbzeitpause zu gehen. In der 43. Minute kassierte Alexander Langlitz
eine völlig unnötige gelbe Karte in der gegnerischen Hälfte. Zwei
Minuten später kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Daniel
Schwabke und einem Wiedenbrücker Spieler. Ausgerechnet Alex Langlitz,
der nichts damit zu tun hatte, ging auf die Streithähne los und schubste
den Wiedenbrücker weg. Man kann froh sein, dass dieser sich nicht
fallen ließ, denn dann hätte Langlitz mit zwei unnötigen Aktionen die
wohl dämlichste gelb-rote Karte der Regionalliga bekommen.
So ging RWE mit voller Spielerzahl in die Pause und Wrobel wechselte den
gefährdeten Langlitz aus und brachte Max Dombrowka. Die Marschroute der
Wiedenbrücker konnte nur lauten, das Unentschieden zu halten und so
igelten sie sich in der eigenen Hälfte ein. Solche Spiele hätte man in
der letzten Saison möglicherweise Unentschieden gespielt, doch dieses
Mal zeigte sich einmal mehr die Personalie Knappmann. Der Spieler
polarisierte bei seinem Einkauf, doch muss man festhalten, dass dieses 2:1 (71.)
ein ganz wichtiges Tor für RWE war, das den Klub auf die Siegerstraße
führte. Auch wenn RWE sich nur sehr wenig Möglichkeiten aus der großen
Überlegenheit heraus erspielte, jubelten die ca. 900 mitgereisten Essener
noch ein drittes Mal.
Nach einer Flanke von Kevin Grund fälschte ausgerechnet Patrick Njambe
den Ball unhaltbar ab, so dass er im hohen Bogen über Freund und Feind
ins eigene Tor fiel. Gerade Njambe zeigte eine herausragende Leistung
und schirmte den starken Platzek kontinuierlich ab. Er war der beste
Wiedenbrücker auf dem Platz. In den letzten drei Minuten ließ RWE nichts
mehr anbrennen und Schiri Rott pfiff pünktlich ab.
Nein, es war kein Zauberfußball, der hier geboten wurde. Allerdings
überzeugte die Mannschaft mit einer kämpferischen Einstellung. Es waren
auch drei Punkte für das Selbstbewusstsein und das wird man auch
brauchen, denn am Sonntag wartet mit Oberhausen ein Hochkaräter der
Liga. Der Formkurve des rot-weißen Nachbarn zeigt seit der letzten
Rückrunde konsequent nach oben und so wundert es nicht, dass Oberhausen
zusammen mit Lotte und Viktoria Köln punktgleich das Spitzentrio bildet.
Für dieses Spiel war es wichtig, einmal zu erleben wie sich das
Gewinnen in der Fremde anfühlt.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [4-] |
Langlitz [3] |
Laletin [2-] |
Wagner [3+] |
|
|
Wingerter [2] |
Pires-Rodrigues [3+] |
Lemke [2+] |
Grund [3+] |
Platzek [2] |
|
Knappmann [2-] |
Dombrowka [3] |
Sauter [o.B.] |
Heppke [o.B.] |
SC Wiedenbrück
Hölscher, Volkmer, Njambe, David Czyszczon, Kücükyagci, Knetsch, Strickmann, Langemann, Brisevac, Schierbaum (83. Dominik Jansen), Pollok (64. Kaptan)
Rot-Weiss Essen
Schwabke, Langlitz (46. Dombrowka), Laletin, Wagner, Guirino, Wingerter, Pires-Rodrigues (76. Heppke), Lemke (64. Sauter), Grund, Platzek, Knappmann
Tore
1:0 Knetsch (19.), 1:1 Laletin (26.), 1:2 Knappmann (71.), 1:3 Njambe (85. Eigentor)
Zuschauer
1.500
Schiedsrichter
Daniel Rott (Dortmund)
Gelbe Karten
Dominik Jansen (87.), David Czyszczon (89.) - Langlitz (45.)
Rote Karte
Kücükyagci (31. Tätlichkeit)