27.08.2013

Der Express rollt an

von Hendrik Stürznickel

Es war ein hartes Stück Arbeit gegen kämpferische Wiedenbrücker, doch der hochverdiente 3:1-Erfolg sicherte RWE am Schluss drei Punkte. In der ostwestfälischen Dunkelheit bekam die Mannschaft ihren angemessenen Applaus und wurde danach von den Fans abgeklatscht. So unterscheiden sich die Bilder. In Düsseldorf sah es noch ganz anders aus, als die völlig enttäuschte Kurve ihrem Frust freien Lauf ließ.

Knapp 900 Essener sorgten für gute StimmmungÜberraschend änderte Waldemar Wrobel die erfolgreiche Startelf vom vergangenen Freitag auf einer Position. Roberto Guirino kam nach absolvierter Sperre wieder auf seiner angestammten Position zum Einsatz. Kevin Grund rückte nach vorn und Konstantin Sawin musste auf der Bank Platz nehmen, obwohl er ein Tor zum Sieg beisteuerte. Benedikt Koep war ebenfalls überraschend nicht im Kader. Nach einer leichten Blessur bekam er zwar grünes Licht von der medizinischen Abteilung, Wrobel wollte jedoch kein Risiko eingehen und strich Koep ganz aus dem Kader.

Die Wiedenbrücker mussten auf fünf Stammkräfte verzichten und man merkte dem jungen Aufgebot an, dass es RWE wenig entgegenzusetzen hatte. Torchancen blieben während des gesamten Spiels auf Wiedenbrücker Seite Mangelware. RWE besaß zwar Feldvorteile, erspielte sich in den ersten zwanzig Minuten aber auch keine zwingenden Möglichkeiten. Es war dennoch nur eine Frage der Zeit, wann es klingeln würde – dachten die meisten Zuschauer zumindest. Daniel Schwabke brachte Wiedenbrück zunächst auf die Siegerstraße. Er nahm einen Rückpass an und legte sich den Ball zum Abschlag vor, leider viel zu weit. Tim Knetsch reagierte sofort, als er den dicken Fehler des Essener Schlussmannes sah und sorgte für das 1:0 seiner Mannschaft.

So bringt man einen taumelnden Gegner wieder ins Spiel. Doch anders als in Düsseldorf zeigte RWE wie man abgeklärt einen Rückstand dreht. Sofort nahm RWE die Angriffsbemühungen auf. Der wieder einmal bärenstarke Holger Lemke brachte einen guten Ball auf Christian Knappmann, der per Kopf Maß nahm und den Innenpfosten traf (25). Der anschließende Eckball landete dann aber im Kasten der Gastgeber. Michael Laletin stieg hoch und versenkte den Ball zum Ausgleich.

Neben dem guten Spiel der Rot-Weissen spielten die Wiedenbrücker ihnen in die Karten. Man stelle sich vor, der Ball ist im Aus und der Torwart holt den Ball. Auf einmal fährt Cihad Kücükyagci aus der Haut und haut Benjamin Wingerter mit dem Ellenbogen um. Es war keine brisante Szene, umso mehr verwunderte diese sinnlose Aktion. Dem Schiedsrichter blieb gar nichts anderes übrig als Rot zu zeigen. Damit war das Spiel eigentlich besiegelt. Sechzig Minuten Überzahl muss man doch ausnutzen. Aber RWE musste einen langen Atem beweisen, bevor das Spiel entschieden wurde.

Michael Laletin besorgte den 1:1-AusgleichRWE konnte sich glücklich schätzen am Schluss noch mit elf Mann in die Halbzeitpause zu gehen. In der 43. Minute kassierte Alexander Langlitz eine völlig unnötige gelbe Karte in der gegnerischen Hälfte. Zwei Minuten später kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Daniel Schwabke und einem Wiedenbrücker Spieler. Ausgerechnet Alex Langlitz, der nichts damit zu tun hatte, ging auf die Streithähne los und schubste den Wiedenbrücker weg. Man kann froh sein, dass dieser sich nicht fallen ließ, denn dann hätte Langlitz mit zwei unnötigen Aktionen die wohl dämlichste gelb-rote Karte der Regionalliga bekommen.

So ging RWE mit voller Spielerzahl in die Pause und Wrobel wechselte den gefährdeten Langlitz aus und brachte Max Dombrowka. Die Marschroute der Wiedenbrücker konnte nur lauten, das Unentschieden zu halten und so igelten sie sich in der eigenen Hälfte ein. Solche Spiele hätte man in der letzten Saison möglicherweise Unentschieden gespielt, doch dieses Mal zeigte sich einmal mehr die Personalie Knappmann. Der Spieler polarisierte bei seinem Einkauf, doch muss man festhalten, dass dieses 2:1 (71.) ein ganz wichtiges Tor für RWE war, das den Klub auf die Siegerstraße führte. Auch wenn RWE sich nur sehr wenig Möglichkeiten aus der großen Überlegenheit heraus erspielte, jubelten die ca. 900 mitgereisten Essener noch ein drittes Mal.

Nach einer Flanke von Kevin Grund fälschte ausgerechnet Patrick Njambe den Ball unhaltbar ab, so dass er im hohen Bogen über Freund und Feind ins eigene Tor fiel. Gerade Njambe zeigte eine herausragende Leistung und schirmte den starken Platzek kontinuierlich ab. Er war der beste Wiedenbrücker auf dem Platz. In den letzten drei Minuten ließ RWE nichts mehr anbrennen und Schiri Rott pfiff pünktlich ab.

Nein, es war kein Zauberfußball, der hier geboten wurde. Allerdings überzeugte die Mannschaft mit einer kämpferischen Einstellung. Es waren auch drei Punkte für das Selbstbewusstsein und das wird man auch brauchen, denn am Sonntag wartet mit Oberhausen ein Hochkaräter der Liga. Der Formkurve des rot-weißen Nachbarn zeigt seit der letzten Rückrunde konsequent nach oben und so wundert es nicht, dass Oberhausen zusammen mit Lotte und Viktoria Köln punktgleich das Spitzentrio bildet. Für dieses Spiel war es wichtig, einmal zu erleben wie sich das Gewinnen in der Fremde anfühlt.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[4-]
Alexander Langlitz
Langlitz
[3]
Michael Laletin
Laletin
[2-] 
Vincent Wagner
Wagner
[3+]

Roberto Guirino
Guirino
[3]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[2]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3+]
Holger Lemke
Lemke
[2+]
Kevin Grund
Grund
[3+]
Marcel Platzek
Platzek
[2]
Christian Knappmann
Knappmann
[2-]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Christian Sauter
Sauter
[o.B.]
Markus Heppke
Heppke
[o.B.]


SC Wiedenbrück

Hölscher, Volkmer, Njambe, David Czyszczon, Kücükyagci, Knetsch, Strickmann, Langemann, Brisevac, Schierbaum (83. Dominik Jansen), Pollok (64. Kaptan)

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Langlitz (46. Dombrowka), Laletin, Wagner, Guirino, Wingerter, Pires-Rodrigues (76. Heppke), Lemke (64. Sauter), Grund, Platzek, Knappmann

 

Tore

1:0 Knetsch (19.), 1:1 Laletin (26.), 1:2 Knappmann (71.), 1:3 Njambe (85. Eigentor)

 

Zuschauer

1.500

 

Schiedsrichter

Daniel Rott (Dortmund)

 

Gelbe Karten

Dominik Jansen (87.), David Czyszczon (89.) - Langlitz (45.)

 

Rote Karte

Kücükyagci (31. Tätlichkeit)


 Spieler des Spiels 2. Spieltag - Holger Lemke Fußballgott