01.09.2013

Derbyniederlage mit fadem Beigeschmack

von Sebastian Hattermann

Über 80 Minuten lief RWE in Unterzahl einem Rückstand hinterher und hatte dabei nicht nur elf Oberhausener gegen sich, sondern darüber hinaus das ganze Schiedsrichtergespann. Wenn in der Vorwärtsbewegung zudem noch die finale Kreativität fehlt, führt dies in der Kombination zu einer Derbyniederlage.

Fanmarsch von der KöPi-Arena zum Stadion„CentrO vs. Limbecker Platz“ titelte der Kollege Dominik noch im Vorbericht. Im Anbetracht der aktuellen Debatte um den unsäglichen Fanshop der Meineidigen, der am 10. September im Essener Einkaufszentrum eröffnen wird, hätte man durchaus von einem schlechten Omen sprechen können. Dass es aber in einer derartigen Katastrophe enden würde, war nicht abzusehen. Und damit ist nicht unbedingt die Mannschaftsleistung gemeint. Ein Tag zum Vergessen:

Erstmalig war die Essener-Fanszene im Namen des Gemeinschaftsprojekts „Westtribüne Essen“ unterwegs. Rund 800 RWE-Fans folgten dem Aufruf sich von der KöPi-Arena zu Fuß zum Niederrheinstadion zu bewegen. In der Kanalkurve dann fanden sich nicht ganz so viele Essener ein wie noch vor einem Jahr als 8.000 Rote heißblütig nach dem Saisonauftakt lechzten. Bei der heutigen Pleite dürften es dennoch knapp 6.000 Schlachtenbummler von der Hafenstraße gewesen sein, die stimmungstechnisch allerdings leider nicht überzeugen konnten. Dass selbiges in der Emscherkurve der Fall war, ist an dieser Stelle keine Erwähnung wert. Der stadtfarbene Rauch war noch nicht ganz über dem Gästeblock verflogen, da entschied Schiri Martin Thomsen mit einer mehr als fragwürdigen Entscheidung bereits das Spiel. Alexander Langlitz vertrat den bereits geschlagenen Daniel Schwabke, der zuvor einen Kopfball parierte, auf der Linie und hielt den Ball mit Einsatz seines Körpers vom Tornetz fern. Nach kurzem Zögern pfiff der „Unparteiische“, zeigte auf den Punkt und Langlitz die rote Karte. Die mitgereisten Fans hatten die Szene anders gesehen und protestierten lautstark. Videoaufnahmen geben dem Unmut der Rot-Weissen recht. Bauder versenkte und RWO ging nach zehn gespielten Minuten in Führung.

Rote Karte für Langlitz - keiner weiß warumSchlimmer kann der Auftakt in einem Derby nicht aussehen, doch damit nahm das Unheil erst seinen Lauf, denn die Liste der gesperrten/verletzten Spieler wurde im Laufe des Spiels noch um zwei weitere Spieler ergänzt. Keeper Schwabke hatte sich bei einer Aktion in der ersten Halbzeit den Finger gebrochen und musste zur Pause für Philipp Kunz raus. Kurz vorm Pausenpfiff musste sich dann auch noch der andere Außenverteidiger vom Spielgeschehen verabschieden. Roberto Guirino konnte nach einem rüden Foul kaum noch auftreten, verließ schmerzgekrümmt den Platz und musste folglich von Max Dombrowka ersetzt werden. Auch daran hatte der auffällig einseitig pfeifende Schiri seinen Anteil, schaffte er es doch trotz kontinuierlich hartem Einsteigen seitens RWO nur mit zwei gelben Karten für die Kleeblätter auszukommen. So nimmt man keine Aggressivität aus den Zweikämpfen. Auch die Rambo-Attacke von RWO-Schnapper Kühn gegen Vincent Wagner außerhalb des 5-Meter-Raums hätte einen Elfmeter geben müssen. Jener Vincent Wagner spielte übrigens eine überraschend präsente Rolle, zeigte als Innenverteidiger solide Abräumerqualitäten, war aber auch nach vorne durchgängig unterwegs.

Stimmungtechnisch war Luft nach oben - auf beiden SeitenDie Nichtleistung der „drei Vögel in schwarz“ - so Wrobels Formulierung – brachte sogar unseren sonst so besonnenen Coach aus der Fassung, der auf der Pressekonferenz in aller Deutlichkeit gegen die schwachen Schiedsrichter und deren „ankotzende Arroganz“ schoss. Eine angenehme Abwechslung im Gegensatz zu den üblichen und sich oft wiederholenden Standardfloskeln zum Spiel.

Der Mannschaft kann man unterm Strich den Willen nicht absprechen. Über das gesamte Spiel hinweg versuchten die verbliebenen zehn Essener Akteure doch noch wenigstens einen Punkt aus Oberhausen zu entführen, müssen sich jedoch ebenso eingestehen, dass das Aufbauspiel von hinten raus gar nicht stattfand und vorne Ideen und Kreativität fehlten. Die einzige herausgespielte Torchance hatte nach Hereingabe von Marcel Platzek Kevin Grund, der den Ball aber meilenweit übers Tor bis in den Rhein-Herne-Kanal knallte. Der zweite Treffer für RWO, ein satter Flachschuss nach einem der zahlreichen Konter gegen eine Mannschaft in Unterzahl, war die logische Folge der Bemühungen und wird so zur Randnotiz. Am Ende bleibt nicht nur eine bittere Derbyniederlage in einem Spiel, das keinen Gewinner verdient hatte. Mindestens genauso sehr schmerzen die Ausfälle von drei Stammspielern, wobei zu hoffen bleibt, dass Guirino es nicht allzu schwer getroffen hat.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3+]
Alexander Langlitz
Langlitz
[o.B.]
Michael Laletin
Laletin
[3]
Vincent Wagner
Wagner
[2]

Roberto Guirino
Guirino
[3+]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[4+]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[4-]
Holger Lemke
Lemke
[4+]
Kevin Grund
Grund
[3]
Marcel Platzek
Platzek
[3]
Christian Knappmann
Knappmann
[4]
Max Dombrowka
Dombrowka
[4+]
Philipp Kunz
Kunz
[3]
Markus Heppke
Heppke
[o.B.]


Rot-Weiß Oberhausen

Kühn, Caspari, Hötte, Nowak, Herzenbruch, Fleßers, Weigelt, Landers (66. Ralf Schneider), Bauder (86. Talarski), Steuke (79. Mützel), David Jansen

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke (46. Kunz), Langlitz, Laletin, Wagner, Guirino (45. Dombrowka), Wingerter, Pires-Rodrigues (68. Heppke), Lemke, Grund, Platzek, Knappmann

 

Tore

1:0 Bauder (10. Handelfmeter), 2:0 David Jansen (64.)

 

Zuschauer

10.509

 

Schiedsrichter

Martin Thomsen (Kleve)

 

Gelbe Karten

Hötte (32.), Mützel (86.) - Wagner (82.)

 

Rote Karte

Langlitz (8. Handspiel)


 Spieler des Spiels 6. Spieltag - Vincent Wagner