Derbyniederlage mit fadem Beigeschmack
Über 80 Minuten lief RWE in Unterzahl einem Rückstand hinterher und hatte dabei nicht nur elf Oberhausener gegen sich, sondern darüber hinaus das ganze Schiedsrichtergespann. Wenn in der Vorwärtsbewegung zudem noch die finale Kreativität fehlt, führt dies in der Kombination zu einer Derbyniederlage.
„CentrO vs. Limbecker Platz“ titelte der Kollege Dominik noch im
Vorbericht. Im Anbetracht der aktuellen Debatte um den unsäglichen
Fanshop der Meineidigen, der am 10. September im Essener Einkaufszentrum
eröffnen wird, hätte man durchaus von einem schlechten Omen sprechen
können. Dass es aber in einer derartigen Katastrophe enden würde, war
nicht abzusehen. Und damit ist nicht unbedingt die Mannschaftsleistung
gemeint. Ein Tag zum Vergessen:
Erstmalig war die Essener-Fanszene im Namen des Gemeinschaftsprojekts
„Westtribüne Essen“ unterwegs. Rund 800 RWE-Fans folgten dem Aufruf sich
von der KöPi-Arena zu Fuß zum Niederrheinstadion zu bewegen. In der
Kanalkurve dann fanden sich nicht ganz so viele Essener ein wie noch vor
einem Jahr als 8.000 Rote heißblütig nach dem Saisonauftakt lechzten. Bei der heutigen Pleite dürften es dennoch knapp 6.000 Schlachtenbummler
von der Hafenstraße gewesen sein, die stimmungstechnisch allerdings
leider nicht überzeugen konnten. Dass selbiges in der Emscherkurve der
Fall war, ist an dieser Stelle keine Erwähnung wert. Der stadtfarbene Rauch war noch nicht
ganz über dem Gästeblock verflogen, da entschied Schiri Martin Thomsen
mit einer mehr als fragwürdigen Entscheidung bereits das Spiel.
Alexander Langlitz vertrat den bereits geschlagenen Daniel Schwabke, der
zuvor einen Kopfball parierte, auf der Linie und hielt den Ball mit
Einsatz seines Körpers vom Tornetz fern. Nach kurzem Zögern pfiff der
„Unparteiische“, zeigte auf den Punkt und Langlitz die rote Karte. Die
mitgereisten Fans hatten die Szene anders gesehen und protestierten
lautstark. Videoaufnahmen geben dem Unmut der Rot-Weissen recht. Bauder
versenkte und RWO ging nach zehn gespielten Minuten in Führung.
Schlimmer
kann der Auftakt in einem Derby nicht aussehen, doch damit nahm das
Unheil erst seinen Lauf, denn die Liste der gesperrten/verletzten
Spieler wurde im Laufe des Spiels noch um zwei weitere Spieler ergänzt.
Keeper Schwabke hatte sich bei einer Aktion in der ersten Halbzeit den
Finger gebrochen und musste zur Pause für Philipp Kunz raus. Kurz vorm
Pausenpfiff musste sich dann auch noch der andere Außenverteidiger vom
Spielgeschehen verabschieden. Roberto Guirino konnte nach einem rüden
Foul kaum noch auftreten, verließ schmerzgekrümmt den Platz und musste
folglich von Max Dombrowka ersetzt werden. Auch daran hatte der auffällig einseitig pfeifende Schiri seinen Anteil,
schaffte er es doch trotz kontinuierlich hartem Einsteigen seitens RWO
nur mit zwei gelben Karten für die Kleeblätter auszukommen. So nimmt man
keine Aggressivität aus den Zweikämpfen. Auch die Rambo-Attacke von RWO-Schnapper Kühn
gegen Vincent Wagner außerhalb des 5-Meter-Raums hätte einen Elfmeter
geben müssen. Jener Vincent Wagner spielte übrigens eine überraschend
präsente Rolle, zeigte als Innenverteidiger solide Abräumerqualitäten,
war aber auch nach vorne durchgängig unterwegs.
Die Nichtleistung der „drei Vögel in schwarz“ - so Wrobels Formulierung –
brachte sogar unseren sonst so besonnenen Coach aus der Fassung, der
auf der Pressekonferenz in aller Deutlichkeit gegen die schwachen
Schiedsrichter und deren „ankotzende Arroganz“ schoss. Eine angenehme
Abwechslung im Gegensatz zu den üblichen und sich oft wiederholenden
Standardfloskeln zum Spiel.
Der Mannschaft kann man unterm Strich den Willen nicht absprechen. Über
das gesamte Spiel hinweg versuchten die verbliebenen zehn Essener Akteure
doch noch wenigstens einen Punkt aus Oberhausen zu entführen, müssen
sich jedoch ebenso eingestehen, dass das Aufbauspiel von hinten raus gar
nicht stattfand und vorne Ideen und Kreativität fehlten. Die einzige
herausgespielte Torchance hatte nach Hereingabe von Marcel Platzek Kevin
Grund, der den Ball aber meilenweit übers Tor bis in den
Rhein-Herne-Kanal knallte. Der zweite Treffer für RWO, ein satter
Flachschuss nach einem der zahlreichen Konter gegen eine Mannschaft in
Unterzahl, war die logische Folge der Bemühungen und wird so zur
Randnotiz. Am Ende bleibt nicht nur eine bittere Derbyniederlage in
einem Spiel, das keinen Gewinner verdient hatte. Mindestens genauso sehr
schmerzen die Ausfälle von drei Stammspielern, wobei zu hoffen bleibt,
dass Guirino es nicht allzu schwer getroffen hat.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [3+] |
Langlitz [o.B.] |
Laletin [3] |
Wagner [2] |
|
|
Wingerter [4+] |
Pires-Rodrigues [4-] |
Lemke [4+] |
Grund [3] |
Platzek [3] |
|
Knappmann [4] |
Dombrowka [4+] |
Kunz [3] |
Heppke [o.B.] |
Rot-Weiß Oberhausen
Kühn, Caspari, Hötte, Nowak, Herzenbruch, Fleßers, Weigelt, Landers (66. Ralf Schneider), Bauder (86. Talarski), Steuke (79. Mützel), David Jansen
Rot-Weiss Essen
Schwabke (46. Kunz), Langlitz, Laletin, Wagner, Guirino (45. Dombrowka), Wingerter, Pires-Rodrigues (68. Heppke), Lemke, Grund, Platzek, Knappmann
Tore
1:0 Bauder (10. Handelfmeter), 2:0 David Jansen (64.)
Zuschauer
10.509
Schiedsrichter
Martin Thomsen (Kleve)
Gelbe Karten
Hötte (32.), Mützel (86.) - Wagner (82.)
Rote Karte
Langlitz (8. Handspiel)