05.04.2014

Erleichterung

von Hendrik Stürznickel

Dieser Sieg bedeutet Erleichterung auf allen Ebenen. Marc Fascher dürfte erleichtert sein, dass er endlich einmal drei Punkte hat mitnehmen dürfen. Nach den drei Niederlagen dürfte er sich ein entspanntes Feierabendbier zu Hause aufgemacht haben.

Ansage an die Mannschaft für DienstagDie Mannschaft wird erleichtert gewesen sein, endlich einmal die Leistung über neunzig Minuten gezeigt zu haben, die nötig ist, um in der Regionalliga zu bestehen und damit den Schulterschluss für das Highlight am Dienstag zu vollziehen. Und auch den Verantwortlichen und Fans dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, der das aufziehende Abstiegsgespenst vorerst mit sich gerissen hat.

Marc Fascher vertraute der Ausrichtung vom vergangenen Sonntag gegen Köln mit einer Ausnahme. Für Alexander Langlitz durfte Holger Lemke von Beginn an ran. Das bedeutete, dass der junge Samuel Limbasan sein zweites Spiel von Beginn an machen durfte und damit Marcel Platzek als einzige Spitze entlasten konnte. Bei Verl gab es ein Wiedersehen mit dem Ex-RWE-Kicker Robert Mainka, der glücklicherweise gestern nicht zuschlagen konnte. Die Fans legten den Fokus bereits auf den kommenden Dienstag, denn die alte West zierte ein großes Banner, das forderte, den MSV zu schlagen.

RWE legte los wie die Feuerwehr und überrannten die überraschten Verler beinahe. Schon nach wenigen Sekunden wäre es nach einem Freistoß fast so weit gewesen, doch Max Dombrowka traf den Ball nicht richtig und dieser flog knapp am Tor vorbei. Wenige Minuten später bekam Kevin Grund den Ball und nach einem sehenswerten Abschluss konnte Sebastian Lange halten. Fünfzehn Minuten lang gab es für den SC Verl aber auch gar nichts zu melden, aber dann verflachte das Spiel, jedoch waren immer noch höhere Anteile auf Essener Seite zu vermelden.

Holger Lemke "Fußballgott" traf zum 1:0Doch in der 21. Minute wäre ein Sonntagsschuss beinahe zum Verhängnis geworden. Philip Semlits zog stramm aus gut 30 Metern ab und der Ball kam mit einer ordentlichen Geschwindigkeit auf den Kasten von Daniel Schwabke zu. Dieser reagierte aber hervorragend und konnte den Ball soeben über den Kasten lenken. Das sollte die beste Torchance des SC Verl bleiben. In der 35. Minute konnte das Stadion dann zum ersten Mal jubeln. Michael Laletin drückte den Ball nach einem Freistoß von Kevin Grund über die Linie, Schiri Wollenweber zeigte das Tor an, die Spieler jubelten, die Fans jubelten. Nur der Linienrichter zeigte gnadenlos an, dass Laletin im Abseits gestanden hat. Wollenweber korrigierte seine Entscheidung und es blieb bis zur Pause beim 0:0.

Insgesamt war die erste Halbzeit erfreulich. Neben guten Möglichkeiten zeigten die Spieler eine durchweg kämpferische Leistung. Es war keine überragende Leistung, aber mit diesem Einsatz während der ganzen Saison, würde man sich wahrscheinlich doch fünf bis acht Plätze höher in der Tabelle befinden. Das Spiel begann dann mit einem Kuriosum. Kevin Grund wurde nach einem rüden Foul, das der Schiedsrichter nicht einmal mit einem Freistoß ahndete, behandelt. Nachdem Grund versorgt war, winkte ihn der Schiedsrichter für alle sichtbar herein. Der Ball kam in seine Nähe und er düpierte seinen Gegenspieler, der nicht aufgepasst hatte. Der Schiedsrichter pfiff ab, gab Grund die fünfte Gelbe Karte und stellte ihn wieder an die Außenlinie.

Nun zum Regelwerk: Der Schiedsrichter hätte Grund in dieser Situation noch nicht hereinwinken dürfen, denn so hätte es eine Kontersituation geben können, er hat es aber gemacht, da der lange Pass zu schnell kam und für den Mann in Schwarz nicht vorhersehbar war. Die Karte für den eigenen Fehler ist dann allerdings ein Witz. Selbst Trainer Golombek von Verl bestätigte hinterher, dass der Schiri Kevin Grund hereingewinkt hatte und da muss man als Schiedsrichter Größe zeigen, die Situation abpfeifen, kurz sagen, dass man sich girrt hat und den Verlern die Möglichkeit geben, den eigenen Angriff aufzubauen. Es ist schade, dass Wollenweber nun versuchte die Schuld bei Grund zu suchen, der nichts anderes gemacht hat, als die Anweisungen vom Schiedsrichter zu befolgen. Das schmälert die Leistung des insgesamt ordentlichen Schiedsrichters und führt dazu, dass Grund in Lippstadt gesperrt ist.

In der 62. Minute jubelte das Stadion wieder. Holger Lemke zog aus der Drehung ab. Von der Tribüne sah es so aus, als sei der Ball vom Rücken Marcel Platzeks noch abgefälscht worden und so unhaltbar für Sebastian Lange gewesen. Egal, der Schiedsrichter gab diesen Treffer und es stand 1:0 für die Hausherren. Es war auch die Belohnung für eine gute und aufopferungsvolle Leistung von Holger Lemke. Der rannte, grätschte und spielte hervorragend. Nicht selten klärte er am eigenen Strafraum und gab auch spielerische Impulse nach vorne.

Eine Viertelstunde später sahen die Fans dann eine beeindruckende Willensleistung von Marcel Platzek. Dieser wurde auf der linken Strafraumseite von Limbasan angespielt. Er zog an vier Abwehrspielern vorbei in den Strafraum hinein und wuchtete den Ball aus kurzer Distanz im Fallen in den langen Winkel des Verler Kastens. Ein beeindruckendes Tor des beeindruckenden Spielers. Platzek hat gerade richtig vor dem Duisburg-Spiel seinen Torriecher wiedergefunden und erzielte in Köln und gegen Verl seine Tor 13 und 14.

Umgesenst in der Nachspielzeit - Bene KoepDamit war das Spiel entschieden und der Bericht könnte schließen, ja wenn da nicht noch der junge Sam Salehi gewesen wäre. Der Nachwuchsspieler wurde in der 88. Minute eingewechselt und verlor in der Nachspielzeit die Nerven. Eigentlich sprechen wir von einer völlig uninteressanten Situation. Benedikt Koep gab auf der linken Seite auf Höhe der Mittellinie den Ball weiter, der Blick ging mit dem Ball, als ein großer Aufschrei ertönte. Salehi rasierte Koep, ohne auch nur den Hauch einer Chance auf den Ball zu haben, brutal um. Klarer Fall, hier konnte es nur Rot geben. Der Schiedsrichter nahm das zum Anlass, um abzupfeifen. Koep musste gestützt werden und man muss nun hoffen, dass er bis Dienstag wieder fit wird.

Insgesamt kann man nun endlich ein positives Fazit ziehen. Nach einer ordentlichen Leistung über 90 Minuten konnte RWE verdient gewinnen. Die Hintermannschaft ließ kein Tor rein, die Offensive konnte zwei Mal treffen. Insgesamt konnte man zufrieden nach Hause gehen. Nun wartet mit dem MSV das Highlight der Saison für beide Teams. Niederrheinpokalhalbfinale zwischen Duisburg und Essen und das Stadion ist seit Februar ausverkauft. 20.650 Menschen (!) werden sich dieses Spiel anschauen, dazu noch Tausende vor den Fernsehgeräten. Das ist einfach nur geil, geil, geil und zeigt eben, dass der Ruhrgebietsfußball auch abseits der Big Player in Dortmund und Gelsenkirchen immer noch lebt und Faszination ausübt.

Bei allen vorsichtigen Rechenexempeln aus Duisburg bleibt es dabei, dass der MSV absoluter Favorit ist und alles andere als ein Sieg der Zebras überraschend wäre. Aber RWE findet zur richtigen Zeit wieder in die Spur. Sollte es Unsicherheiten, Überheblichkeiten, Ängstlichkeiten geben, wird RWE da sein.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3+]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3+]
Michael Laletin
Laletin
[3+]
Jerome Propheter
Propheter
[3+]

Tim Hermes
Hermes
[3]

Konstantin Fring
Fring
[2-]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[3]
Holger Lemke
Lemke
[2-]
Kevin Grund
Grund
[2-]
Samuel-Marian Limbasan
Limbasan
[3]
Marcel Platzek
Platzek
[2-]
Alexander Langlitz
Langlitz
[o.B.]
Benedikt Koep
Koep
[o.B.]
Roberto Guirino
Guirino
[o.B.]

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Dombrowka, Laletin, Propheter, Hermes, Lemke (76. Langlitz), Nakowitsch, Fring, Grund (80. Koep), Platzek, Limbasan (88. Guirino)

 

SC Verl

Lange, Schmidt, Mikic (87. Salehi), Plucinski, Kaminski, Bömer-Schulte (83. Gaube), Schröder, Semlits, Mainka (65. Safonov), Engelmann, Haeder

 

Tore

1:0 Lemke (62.), 2:0 Platzek (77.)

 

Zuschauer

6.382

 

Schiedsrichter

Markus Wollenweber (Mönchengladbach)

 

Gelbe Karten

Grund (48.), Dombrowka (67.)

 

Rote Karte

Salehi (90.+3 grobes Foulspiel)


Spieler des Spiels: Konstantin Fring