16.02.2014

Was war da denn los?

von Hendrik Stürznickel

Das haben sich wahrscheinlich nicht wenige Zuschauer am Freitag nach dem Spiel RWE – Düsseldorf II gedacht. Rot-Weiss spielte einen sauberen Fußball über ganze (!) 90 Minuten, verteidigte brauchbar, spielte zu null und traf gleich fünf (!) Mal ins Schwarze. Fußballherz, was willst du mehr? Aber am Ende blieb die Frage, wie man einen solchen Sieg in die Tristesse des bisherigen Jahrs 2014 einordnen sollte.

Diesmal gab es viel zu JubelnTristesse trifft den Freitagabend eigentlich ganz gut. Es schüttete wie aus Eimern. Man traf deutlich weniger Menschen am Bierstand oder vor dem Hafenstübchen, bei dem Regen waren alle froh, als sie im Stadion waren. Man dachte sogleich, dass das Wetter völlig dem angemessen ist, was man später im Stadion zu sehen bekam. Beim Einlaufen der Mannschaften wurden Plakate gezeigt, die an dieser Stelle bewusst nicht wiederholt werden. Allerdings sollte man sich durchaus fragen, ob dies die richtige Form des Protests sein sollte. Die Aktion war weder originell noch komisch, sodass sie völlig ihr Ziel verfehlte.

Die RWE-Kicker nahmen sich das nicht zu Herzen und erzielten mit dem ersten Spielzug beinahe das 1:0. Besonders Marcel Platzek zeigte sich wieder einmal in bärenstarker Form und drängte auf seinen Treffer. Zunächst scheiterte er jedoch am Keeper der Fortuna (11.). Insgesamt musste die Mannschaft deutlich umgebaut werden. Durch die Verletzungen von Maik Rodenberg und Max Dombrowka rutschten Kai Nakowitsch und Alexander Langlitz ins Team. Insbesondere der junge Nakowitsch beeindruckte mit seinem sehr sicheren Auftreten in der Innenverteidigung.

RWE war die bessere Mannschaft, auch wenn sich die Mannschaften noch abtasteten. Nach einer guten Möglichkeit für Holger Lemke (31.), traf Marcel Platzek zum zwölften Mal in dieser Saison. Ein schwach ausgeführter Freistoß von Düsseldorf wurde von Kevin Grund abgefangen und sogleich bediente er Platzek, der sich nicht zweimal bitten ließ. Grund spielte Freitag als Ballverteiler im offensiven Mittelfeld und er löste diese Aufgabe wirklich sehr stark. Die Anzahl an gefährlichen Situationen, die er im Laufe des Spiels vorbereitete war sehr groß. Das ist der Kevin Grund, den man an der Hafenstraße so sehr schätzt und der zuletzt immer wieder vermisst wurde.

Kevin Grund als perfekter BallverteilerNun war der Bann gebrochen. Fünf Minuten später rissen die Zuschauer wieder die Arme hoch. Marcel Platzek drang in den Strafraum ein und spielte ab, Grund ließ den Ball durch auf den perfekt postierten Markus Heppke, der zum 2:0 traf. Wie beim ersten Tor machten einige Zuschauer sehr deutlich klar, dass auch das Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass der Trainer gehen sollte. Die Mehrheit im Stadion überstimmte diese Rufe jedoch in aller Deutlichkeit, sodass bei den kommenden Treffern kein weiterer Protest zu vernehmen war.

Vor der Pause nutzte RWE dann noch eine Möglichkeit. Kurz vor Abpfiff verwertete Marcel Platzek eine Flanke von Holger Lemke beinahe. Robin Heller reagierte mustergültig und kratzte den Ball von der Linie. Dort stand Lukas Arenz parat und drückte den Ball in die Maschen. Zur Halbzeit stand es also 3:0. Man verlor sich in Galgenhumor und überlegte, ob dieser Vorsprung denn reichen würde. Wenn man ehrlich ist, zeigte die Mannschaft ganz deutlich, dass für Düsseldorf in Essen nichts zu holen war.

Nach der Pause dauerte es nicht lange bis es wieder klingelte. Zuvor holte sich Alexander Langlitz nach grobem Einsatz seine fünfte gelbe Karte ab. Er ist somit in Aachen gesperrt. Marcel Platzek konnte in der 54. Minute nur noch mit einem Foul gestoppt werden. Kevin Grund trat an und schlug einen sehr weiten Ball. Schon wieder ein missglückter Freistoß – klarer Fall von denkste – Kai Nakowitsch stand am langen Pfosten und traf ebenfalls zum 4:0. Es ist dem jungen Nachwuchskicker ganz besonders zu gönnen, denn er machte seine Sache richtig gut. Aber das war noch nicht der Abschluss. Wieder ein Freistoß, wieder trat Kevin Grund an. Er brachte den Ball in den Strafraum und im Gewühl war Alexander Langlitz geistesgegenwärtig genug, um den Ball zum 5:0 unterzubringen.

Das war der Endstand, es hätte allerdings noch dicker kommen können. Marcel Platzek wurde an der Strafraumgrenze gefoult und der Schiedsrichter gab Elfmeter. Ehrlicherweise sah es von der Tribüne eher so aus, als sei Platzek recht deutlich vor dem Strafraum gefoult worden, aber als Essener konnte man sich darüber nicht ärgern. Allerdings doch über die vielen verschossenen Elfmeter. Dieses Mal übernahm Benjamin Wingerter die Verantwortung und schloss jedoch so schwach ab, dass der Keeper kein Problem hatte den Ball zu halten.

5:0!Am Ende erlebte man endlich wieder ein Glücksgefühl im eigenen Stadion. Dies war der höchste Sieg im Ligabetrieb seit November 2008. Damals fegte RWE den FSV Mainz 05 II aus dem Stadion und Sascha Mölders erzielte gleich vier Tore. Bei diesem Spiel verteilten sich die Treffer auf fünf Torschützen, eigentlich ein Qualitätsmerkmal einer Mannschaft. Allerdings bleibt die Frage, wie wir Zuschauer dieses Spiel einordnen sollen.

Sicherlich traten die erfolgsverwöhnten Düsseldorfer lange nicht so willensstark und kämpferisch auf wie beispielsweise Wiedenbrück, allerdings taugt die mäßige Leistung des Gegners als Erklärung nicht. Mit diesem Einsatz und Kampfgeist hätte RWE das Spiel vor zwei Wochen nicht nur nicht verloren, sondern wahrscheinlich sogar gewonnen. Das Problem besteht trotz des schönen Sieges weiterhin. Die Saison ist gelaufen und die Leistungen waren mitunter erschreckend. Dass das Publikum verärgert ist, ist mehr als verständlich. Nun muss man sehen, ob dieser Sieg eine Eintagsfliege war oder vielleicht der Startschuss dafür, diese Saison ordentlich zu Ende zu bringen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3]
Alexander Langlitz
Langlitz
[3+]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[2+]
Jerome Propheter
Propheter
[2]

Roberto Guirino
Guirino
[2]

Benjamin Wingerter
Wingerter
[3+]
Markus Heppke
Heppke
[3+]
Kevin Grund
Grund
[1]
Lucas Arenz
Arenz
[2-]
Holger Lemke
Lemke
[2]
Marcel Platzek
Platzek
[1]
Christian Sauter
Sauter
[o.B.]
Damir Ivancicevic
Ivancicevic
[o.B.]
Benedikt Koep
Koep
[o.B.]

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Langlitz (65. Sauter), Nakowitsch, Propheter, Guirino, Wingerter, Heppke (75. Ivancicevic), Arenz, Grund, Lemke, Platzek (77. Koep)

 

Fortuna Düsseldorf II

Heller, Zimmermann, Goralski, Urban, Babic, Bastian Müller, Akca, Piette, Fejzullahu (26. Karadeniz), Taskin, Kenia (82. Aydin)

 

Tore

1:0 Platzek (33.), 2:0 Heppke (37.), 3:0 Arenz (42.), 4:0 Nakowitsch (54.), 5:0 Langlitz (58.)

 

Zuschauer

6.134

 

Schiedsrichter

Andreas Steffens (Mechernich)

 

Gelbe Karten

Propheter (35.), Langlitz (47.) - Goralski (31.), Bastian Müller (35.)


 Spieler des Spiels 23. Spieltag - Kevin Grund