Willkommen im Abstiegskampf
Erstmals in der Vereinsgeschichte musste sich RWE im eigenen Stadion gegen die Zwote vom verhassten FC Meineid geschlagen geben. Nach einer leblosen Mannschaftsleistung verlor man im Schatten des Bundesliga-Revierderbys 0:2 an der heimischen Hafenstraße.
Eine Handschrift vom neuen Mann an der Linie, Marc Fascher, war nach kürzester Arbeitszeit selbstverständlich noch nicht zu erwarten, in der Aufstellung dagegen gab es mehrere Veränderungen. Während Benjamin Wingerter nach dem Platzverweis in Wattenscheid zur Auszeit gezwungen war, musste sich Markus Heppke leistungsbedingt auf der Bank wiederfinden. Für ihn rutschte Konstantin Fring auf die linke Seite der Startformation und trug zudem die Kapitänsbinde am Arm. In der Zentrale des auf 4-3-2-1 umgestellten Systems durfte oder musste der junge Kai Nakowitsch große Verantwortung tragen.
Auswirkungen auf die Einstellung der Mannschaft hatten die Umstellungen allerdings leider nicht. Zu keiner Zeit war auf den Rängen der absolute Willen zu spüren, den blauen Nachbarn auf den Füßen stehen zu wollen. Die Körpersprache ließ jede Emotionalität vermissen. Ballführend endeten Zweikämpfe schnell auf dem grünen Boden. In der Defensivbewegung dagegen wurde mehr begleitet als sich auch mal mit einem körperbetontem Spiel zu wehren. So hat sich die Mannschaft von den jungen Knappen, die zwar ein Chancenplus hatten, aber auch keinen unschlagbaren Gegner darstellten, leidenschaftlos über den Platz schubsen lassen und schaffte es so erneut den eigentlich so herbeigesehnten Stadionbesuch zur Qual zu verwandeln. Die kurze Drangphase zu Beginn der zweiten Halbzeit entpuppte sich schnell als Strohfeuer. Auch über Konter war mit einem oftmals allein gelassenen Marcel Platzek kein Blumentopf zu gewinnen. So konnte es der routinierte RWE-Anhänger bereits ahnen, dass in den Schlussminuten der Gnadenstoß folgen sollte. Robert Leipertz besiegelte sowohl nach kollektivem als auch individuellem Versagen bei den Roten in den letzten 17 Minuten mit einem Doppelpack den Auswärtssieg der blauen Brut.
Die Gegentore wurden seitens der Fans mit einer traurig stimmenden Gleichgültigkeit aufgenommen, die sich im Laufe der Saison vermutlich zum Erhalt der eigenen Gesundheit eingeschlichen hat. Aber auch auf dem Feld setzte man sich gedanklich wohl schon mit den warmen Duschen auseinander und legte nach Abpfiff eine außerordentliche Laufbereitschaft für den Weg in die Kabinen an den Tag. Es tut weh zu sehen, wie es in dieser Saison immer wieder geschafft wird die eigentlich so lebhafte Hafenstraße stumm und allmählich auch immer leerer zu spielen. Mit der Ruhe vorbei sein dürfte es aber spätestens, wenn der schmelzende Abstand auf die Abstiegsränge nicht zeitnah wieder ausgebaut wird. Mit dem nächsten Auswärtsspiel beim Tabellenführer Fortuna Köln wartet allerdings eine denkbar schwere Aufgabe.
Der neue Coach Marc Fascher zählt nach dem misslungenen Heimspieldebüt aktuell zur ärmsten Sau bei Rot-Weiss Essen. Dieser steht vor der großen Herausforderung dem Team in kürzester Zeit ein neues Gesicht zu verleihen, bevor er im Sommer dann selber die Strippen beim Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft ziehen wird. Spätestens für diese Zeit sollten der 100-Jahre-Film und die Telefonnummer oder zumindest das Interview aus 2008 von Erwin Koen bereit liegen, um den Spielern deutlich zu machen, für welchen Verein sie eigentlich spielen dürfen und wie die Fans hier ticken.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [5+] |
Dombrowka [3-] |
Laletin [4-] |
Propheter [4-] |
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Nakowitsch [5+] |
Langlitz [4-] |
Grund [4+] |
Pires-Rodrigues [4-] |
Fring [4] |
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Platzek [3-] |
Arenz [o.B.] |
Koep [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Schwabke, Dombrowka, Laletin, Propheter, Hermes, Nakowitsch (77. Koep), Langlitz, Grund (72. Arenz), Pires-Rodrigues, Fring, Platzek
FC Schalke 04 II
Oswald, Kübel, Wolff, Uaferro, Borgmann, Jan-Steffen Meier, David Müller, Leipertz, Klingenburg (63. Caillas), Asamoah (78. Weißenfels), Hodja (84. Schumacher)
Tore
0:1 Leipertz (73.), 0:2 Leipertz (84.)
Zuschauer
6.289
Schiedsrichter
Mitja Stegemann (Bonn)
Gelbe Karten
Nakowitsch (58.), Fring (81.)
Spieler des Spiels: Max Dombrowka