Im Schatten der Tribüne - Durch`s finstere Tal wandern wir!
Platz Zwölf. Fakt! Näher an der Abstiegszone als an der DFB-Auslese. Im regionalen Pokal mühsam weiter. Kein überzeugendes Spiel bis hierhin. Spielerisch und kreativ betrachtet. Der Einsatz jedoch stimmt 90 Minuten plus Nachspielzeit. Die Grätsche bekommt Applaus, der Wundbrand auf einer Arschbacke anerkennende Blicke.
Aber, es fehlt das “Aaaah” und “Oooooh”
über diesen einen öffnenden Pass, seinen tödlichen Vetter oder den
Ansatz von “Tiki Taka”, welcher uns in der letzten Saison einige
Spieltage verzückte. Es fehlt das kreative Moment. Vielleicht auch der
Spielertyp, welcher diese Position zu bekleiden vermag. Der Özil zum
Beispiel, dass wäre einer für den RWE. Der Clou an der Sache: Wir kaufen
und kassieren in einem Abwasch. Mesut sei Dank!
Mesut beiseite: Schuldige werden
gesucht, die Verbalpalette umfasst auch hier die komplette Bandbreite
dessen, was ein Fan zu leiden vermag. Die Vorfreude auf diese Saison ist
größtenteils dahin. Der eine will nur noch angeln, während dem anderen
gerade das Abstiegsgespenst begegnet. Und das, wo doch alles in Begriff
war, endlich so schön rot-weiss zu werden. Nicht, das wir nicht darauf
hingewiesen haben, dass ab sofort nur noch auf dem Platz wichtig ist.
Nicht, dass die Spieler nicht wollen. Sie wussten um die Erwartungen!
Es hat bislang einfach nicht sollen sein.
Das frustriert, macht schlechte Laune und erklärt die Tabelle momentan
zur Persona non grata. Der Fan aber, eine ganz besondere Spezies: Als es
in die Insolvenz ging, war die Fünftklassigkeit das gelobte Land. Die
Ultras Essen brachten es in ihrer Dezennium Reihe auf den Punkt: “Und
als der tiefe Fall in die fünfte Liga folgte, waren wir einfach froh,
dass es Dich überhaupt noch gab”. Ja, wir waren froh, dass es Dich noch
gab, Du unser RWE.
Und nun spielst Du gar eine Liga höher,
steckst mit interessanten Vereinen in einem unseligen Flaschenhals fest
und strampelst Dir einen ab. Doch weil Du Dich so abstrampelst, anstatt
in rundem Tritt von Spiel zu Spiel zu radeln, herrscht schlechte
Stimmung. Es gibt im Sport für ausbleibenden Erfolg keinen “Plan B”, um
Punkte zurückzuholen. Die sind weg! Der Fan jedoch hat diesen “Plan B”:
Er geht einfach nicht mehr zu den Spielen. Gut für den Blutdruck,
schlecht für die Kalkulation des Vereins.
Weniger Einnahmen bedeuten weniger
Spielraum. Der Fan hat übrigens sogar “Plan C” zur Wahl: Er geht weiter
zu den Spielen, entrichtet seinen Obolus, feuert nach Leibeskräften an
und fährt möglicherweise einmal mehr unzufrieden nach Hause. Es ist wie
es ist: In letzter Konsequenz ist der Fan derjenige, der am meisten
darunter leidet, wenn seine Spieler die Erwartungen nicht erfüllen.
Schließlich bleibt er ein Leben lang unter Vertrag. Ohne Erfolgsprämie,
aber mit hohem Aufwand.
Wie heisst doch in einem dieser
hochemotionalen RWE-Songs: “Wir sind die die atmen, damit Du
weiterlebst”. Es ist sportlich gerade alles ziemlich Scheisse! Aber, wir
sind RWE, wir bekommen das hin. Irgendwie und irgendwann. Und wer jetzt
auf die Quintessenz dieses Beitrages wartet: Es gibt keine. Es ist der
schlichte Versuch, die sportliche Unzufriedenheit irgendwie in Worte zu
fassen ohne dabei zu vergessen, wo wir herkommen und wie viel Jahre es
noch Bedarf.
Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit einiger Zeit auch bei uns. Viel Spaß!