Im Schatten der Tribüne - Der Himmel voller Geigen und anderes Liebesgedöns
Die Vorfreude wich blankem Entsetzen: Die Frikadelle war kalt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber Testspiele stellen heutzutage wohl das Reinheitsgebot unter den Fußballbegegnungen dar. Drumherum wird an allem gespart, allein das Geschehen auf dem Rasen zählt.
Testgegner war kein geringerer als der
KSV Hessen Kassel, seines Zeichens Relegationsverlierer der letzten
Saison. Oder auch einfach nur ein Opfer der DFB-Methodik. Den Verband
aller Verbände nun aber bei jedem Pfiff gegen die eigene Mannschaft an
den Pranger zu stellen, das führte bisweilen zu weit. Der lautstarken,
in drei Gruppen aufgeteilte, zehnköpfigen Anhängerschar des KSV aber
ziemlich egal.
Rot-Weiss Essen konnte dieses bisweilen
sehr hart geführte Spiel letztendlich verdient mit 2:1 für sich
entscheiden. Die erste Viertelstunde wurde schlicht verpennt, und auch
später fand nicht jeder Pass seinen Abnehmer oder jeder Schuss sein
Ziel. Aber eines wird jetzt schon deutlich: Da steht eine andere
Mannschaft auf dem Feld als in der letzten Saison. Hier wurde punktuell
der passende Spielertyp gefunden, der bis dato scheinbar gefehlt hat.
Und wenn nun der Knappmann knapp am Mann
hochsteigt, den Körper einsetzt, wird es knapp für den gegnerischen
Mann. Zudem Mannschaft und Publikum stets mit einbeziehend. Ist das dann
die Identifikation mit dem jeweiligen Arbeitgeber, dann ist das
professionell und kommt an, allem Image zum Trotz!
Im Verlaufe des weiteren Spielverlaufes
gewann das Spiel der Rot-Weissen immer mehr an Sicherheit, wurde auch
der angesprochenen, bisweilen übertriebenen, Kasseler Härte gut
getrotzt. Zwei Mannschaften schon auf Betriebstemperatur. Alle
Mannschaftsteile waren heute gefordert, konnten sich auf der Linie
auszeichnen, Linie in das Spiel bringen und zweimal den Ball hinter
selbige legen. Das einzig ärgerliche ist nun diese Mär von der verpatzten
Generalprobe und anschliessend erfolgreicher Premiere. Aber, wir sind
RWE, wir sind anders!
Andere Wege geht der Verein in diesen
Tagen auch im Sponsoring. Der bisherige Hauptsponsor machte nicht den
Weg frei, das machen ja andere, sondern die plakative Trikotbrust und
verzieht sich auf den Ärmel. Die Heimat steht nun auf den Trikots
geschrieben und in eben dieser Heimat finden sich viele, viele kleine
Sponsoren wieder. Wir werden also in der kommenden Saison sicher eine
Vielzahl an verschiedenen Logos an der Hafenstraße zu Gesicht bekommen,
darf doch nun ein jeder Sponsor RWE Trikots mit seinem Logo veräussern.
Eine Idee, die einmal mehr überregional auf Interesse stieß, denn Talibane des Fußballs sind als Sponsoren
nicht alltäglich. Zeigt aber einmal mehr, dass der RWE in diesen Tagen
ziemlich viel richtig macht. Wenn die großen Konzerne der Stadt an
anderer Stelle unterwegs sind, oder noch nicht das Vertrauen in den
Verein aufbringen, eben diese Idee mittragen, dann ist der Weg frei für
diejenigen, die dem Verein schon immer treu zur Seite standen und dieses
nun auch manifestieren dürfen.
Zudem wird gegrillt, gespielt und gehumpat!
Der RWE dieser Tage ist seine eigene Basis und furchtbar geerdet.
Trotzdem sollte der RWE aufpassen, sein rotziges Image nicht zu
verlieren, und den gleichen Weg in die sozialen Netzwerke einzuschlagen,
wie so viele andere. Klar, wer im sozialen Netzwerk sitzt, sollte nicht
mit Klicks werfen, aber eine offizielle Vereinsseite muss mit Fakten
dienen, nicht mit “fishing for Klicks”.
Die sozialen Netzwerke haben den Zusatz
“sozial” bisweilen nicht verdient. Viele Seiten posten zur Zeit nach dem
“Was meint Ihr…” oder dem “Wer das auch findet, klickt auf gefällt mir”
Prinzip. Was sicher Quote bringt, aber auch inhaltliche Diskussionen im
Ansatz zum Scheitern verurteilt. Der Mensch hinter dem Bildschirm ist
noch nicht so weit, um sich reflektiert seiner digitalen Meinung
hinzugeben. Es pöbelt und klickt sich doch so einfach.
Ich möchte aber nicht, dass mein Verein
eines Tages seine Seite schließt oder begrenzt, weil sich Diskussionen
als sinnlos erweisen oder in gegenseitigen Pöbeleien ergehen. Ich möchte
von meinem Verein informiert werden. Mehr nicht. Für alles andere
können wir Fans uns hingeben.
Kommenden Samstag beginnt die neue Saison. Und es beginnt zu kribbeln. Hat eigentlich nie aufgehört. Nur der RWE!
Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit einiger Zeit auch bei uns. Viel Spaß!