Es wird unangenehm
Die Reise ins Kölner Südstadion war schon einmal unangenehmer. Das Wetter am letzten Märzsonntag 2014 könnte man als perfekt zum Fußball bezeichnen. Es regnete nicht, es war warm, aber nicht zu warm. Alles wunderbar, wenn da nicht dieses Spiel gegen den Tabellenführer gewesen wäre. So viel vorab: Das Spiel war von rot-weisser Seite aus ordentlich und man setzte gut dagegen, allerdings reichte es nicht, um einen Punkt aus Köln zu entführen. So wird es unangenehm, denn nach vielen Wochen im Nirgendwo der Regionalligatabelle rücken die Abstiegsplätze bedrohlich nahe.
Marc Fascher sucht offensichtlich noch taktische Ausrichtung und Bestbesetzung. Gegen Köln stellte der Fußballlehrer auf ein 4-4-2 um und wechselte den jungen Limbasan ein, damit Marcel Platzek Unterstützung bekommen sollte. Dieser Wechsel wirkt prinzipiell gut, wobei ein Spiel keinesfalls ausreicht, um ein abschließendes Fazit zu ziehen. Konstantin Fring und Kai Nakowitsch bildeten die Doppelsechs, wobei Fring seine Rolle offensiver interpretierte als Nakowitsch und über die Außenbahn gingen Kevin Pires-Rodrigues und Kevin Grund, die häufig die Seite wechselten. Die Abwehr wurde genauso wie beim Schalkespiel aufgestellt. Interessant, dass Marc Fascher Maik Rodenberg, der einsatzfähig war, nicht einmal für den Kader nominiert hatte.
Das Spiel begann dann denkbar schlecht. Jan André Sievers ging nach zehn Minuten zum Einwurf, und der Junge kann werfen. Der Ball flog wie eine Flanke in den Strafraum, Florian Hörnig verlängerte und Hamdi Dahmani konnte relativ ungehindert zum 1:0 einnicken. Es lief, wie man sich das Spiel vorher ausgemalt hatte. Die Fortuna war technisch, läuferisch und kreativ deutlich überlegen, das muss man ohne Neid anerkennen. Erschreckend war lediglich das Zuschauerinteresse. In Abwandlung des alten politischen Kampfslogans könnte man sagen: Stell dir vor es gibt einen Aufstieg und keinen interessierts. Die Zuschauerresonanz war gelinde gesagt überschaubar und stimmungsvoll war es bei der Fortuna ohnehin nie. Wenn man überlegt, was bei gleicher Situation wahrscheinlich in Aachen oder Essen los wäre, ist man etwas wehmütig, aber so ist diese Liga. In Lotte interessierte es im letzten Jahr auch kaum jemanden.
Die erste Halbzeit plätscherte so dahin. RWE war nicht wirklich gefährlich, bekam die spritzigen Kölner jedoch mehr und mehr in den Griff. Kurz nach der Halbzeit wechselte Fascher Kevin Pires-Rodrigues aus, der sich auf der Außenbahn augenscheinlich unwohl fühlte. Das Spiel brauchte etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen, nun war es aber Rot-Weiss, das immer mehr Druck aufbaute. Zwingend waren die Möglichkeiten zwar noch nicht, aber die Kölner Dominanz bröckelte.
Da bescherte ein individueller Fehler dem Spitzenreiter das 2:0. RWE ging mehr Risiko, um das Unentschieden zu erzwingen. Nach eigenem Freistoß konterten die Kölner. Wieder leitete Jan André Sievers das Tor ein. Er spielte einen weiten Pass auf Thomas Kraus. Zu seiner Bewachung eilte Kai Nakowitsch nach hinten, unterschätzte den Ball jedoch, sodass Kraus volley auf das freie Tor schießen konnte. Daniel Schwabke trifft hier natürlich keine Schuld.
RWE schüttelte sich und griff weiter an. In der 71. Minute prüfte Platzek Poggenborg mit dem Kopf und eine Minute später beendete der Stürmer seine Durststrecke. Nach einer Ecke stieg Platzek am höchsten und traf zum 2:1. RWE drückte weiter, aber es gelang kein weiterer Treffer. Auch wenn nach der guten zweiten Halbzeit ein Unentschieden verdient gewesen wäre, so zeigte Fortuna Köln doch einen sauberen Arbeitssieg, den ein Aufsteiger auszeichnet. Es würde sehr wundern, wenn Lotte den konstanten Kölner Club noch einholen könnte.
Bei RWE, es wurde bereits gesagt, wird es langsam unangenehm. Gegen Verl wird der Druck ungleich höher sein, denn hier muss RWE zwingend drei Punkte holen, um sich von den Abstiegsplätzen zu verabschieden. VfL Bochum II tritt im Ruhrstadion gegen Wattenscheid 09 an, das heißt zwar, dass ein Verein bei einem Sieg den Anschluss herstellt, der andere wird aber zwangsläufig keinen Punkt holen. Mit einem eigenen Dreier kann man sich also absetzen. Keine gute Ausgangssituation, aber RWE hat den Vorteil, sich noch am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen zu können. Die Fans wissen es, werden hinter der Mannschaft stehen und nun hoffen, dass die Saison so ereignisarm ausklingt, wie sie bislang geblieben ist, gerne mit einem 2:1 Arbeitssieg gegen den SC Verl.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [2-] |
Dombrowka [3] |
Laletin [3-] |
Propheter [4+] |
|
|
Nakowitsch [4+] |
Pires-Rodrigues [4-] |
Fring [4+] |
Grund [4+] |
Limbasan [4] |
|
Platzek [2-] |
Langlitz [3-] |
Koep [o.B.] |
Fortuna Köln
Poggenborg, Sievers, Flottmann, Laux, Fink, Hörnig, Zinke, Andersen (73. Kwame), Kraus (80. Pazurek), Dahmani, Kialka (57. Aydogmus)
Rot-Weiss Essen
Schwabke, Dombrowka, Laletin, Propheter, Hermes, Nakowitsch, Pires-Rodrigues (55. Langlitz), Fring (80. Koep), Grund, Platzek, Limbasan
Tore
1:0 Dahmani (10.), 2:0 Thomas Kraus (68.), 2:1 Platzek (72.)
Zuschauer
1.718
Schiedsrichter
Sören Storks (Velen)
Gelbe Karten
Fink (55.) - Fring (46.)
Spieler des Spiels: Marcel Platzek