Die Krise ist da
Wieder waren es die Schlussminuten, die RWE einen Punkt gekostet haben. Erst in der 88. Minute erzielte Muhammet Karpuz das vierte Tor für die Fortuna und holte damit die drei Punkte an den Flinger Broich. Unverdient war es nicht, denn ein Unentschieden wäre für RWE nach einer desolaten Leistung gerade in der zweiten Halbzeit mehr als schmeichelhaft gewesen. Dieser Leistungseinbruch war unerklärlich.
Waldemar Wrobel reagierte in der Startelf auf die Probleme beim Spiel
gegen Viktoria Köln. Konstantin Sawin fiel verletzungsbedingt aus. Markus Heppke konnte auf seine angestammte Position im
Mittelfeld rücken und wurde durch Laletin in der Abwehr ersetzt. Diese Maßnahme schien
zunächst zu fruchten. Die Abwehr zeigte sich deutlich stabiler als im
vergangenen Spiel und Markus Heppke spielte wieder seine Stärken aus. Es
dauerte nur acht Minuten bis die RWE-Fans das erste Tor ihrer
Mannschaft feiern konnten. Marcel Platzek setzte sich am Strafraum der
Düsseldorfer durch und setzte den ersten Stich, indem er platziert
abzog.
Danach hatte RWE das Spiel im Griff. Immer wieder rollte die
Offensivmaschine nach vorne. Die beste Möglichkeit vergab dabei Michael
Laletin nach einem Freistoß von Markus Heppke (17.). Torhüter Robin
Heller verlor den sicher geglaubten Ball nach einem Zusammenstoß mit
einem eigenen Abwehrspieler, doch Laletins Schüsschen ging am Kasten
vorbei. In der 21. Minute kam es wieder zu dieser Situation. Markus
Heppke trat einen Freistoß in Strafraumnähe dieses Mal direkt auf den
Kopf von Laletin und dieser verwandelte mit einem druckvollen Kopfball.
Die sich rein aufs Pöbeln beschränkenden Düsseldorfer Anhänger hörte man
da schon lange nicht mehr, denn sie verstummten bis zum
zwischenzeitlichen 2:2, wonach es jedoch wieder nur Schmährufe gab. Auch
eine Möglichkeit der „Unterstützung“. Es hätte ein ruhiger Nachmittag
werden können, wenn RWE die Fortuna nicht wieder auf die Siegerstraße
gebracht hätte. Nach einem Ballverlust von Pires-Rodrigues in der
Düsseldorfer Hälfte ging es ganz schnell. Tugrul Erat sprintete in die
verwaiste Essener Hälfte. Dabei konzentrierte sich Michael Laletin auf
den ballführenden Spieler, obwohl dieser bereits einen mitgeeilten
Bewacher hatte und ließ Eren Taskin in der Mitte völlig aus den Augen.
Damit war es leicht für die Fortuna. Erat passte und Taskin verwandelte
zum 2:1.
RWE ließ sich zunächst nicht beeindrucken spielte weiter munter mit.
Eine Chance vergab Christian Knappmann, als er den Ball über das Tor
spielte (44.). Damit ging es mit 2:1 in die Halbzeitpause und es war
schade, denn eine 2:0-Führung wäre gerechtfertigt gewesen. Erwähnenswert
ist das Musikprogramm, das sich deutlich vom Chartseinheitsbrei
unterschied, den man sonst geboten bekommt. Besonders interessant war
ein Lied über Fortuna Düsseldorf, das den Kehrvers hatte: „Fortuna ist
Schuld daran, dass ich so ein Arschloch bin.“ Liebe Düsseldorfer, das
ist doch ein wenig hart. So etwas sollte man nur in Gelsenkirchen
singen.
Keiner weiß, was in der Pause in den Kabinen geschah, aber Rot-Weiss
ließ alles, was ihr Spiel in der ersten Halbzeit oder zumindest in den
ersten zwanzig Minuten auszeichnete, zurück und spielte fortan
erschreckend schwach. Ben Halloran, Leihgabe der erst Montag spielenden
Profis, zog in der 53. Minute aus der Distanz ab und traf zum Ausgleich.
Die Chancen kamen dann fast im Minutentakt. Schwabke zeichnete sich in
der 58. Minute aus, als er einen Schuss von Tim Golley bravourös
parierte. Nach einem schrecklichen Fehlpass von Markus Heppke rettete
einmal mehr Daniel Schwabke (63.). Eine Minute später fischte Schwabke
einen sich gefährlich senkenden Ball aus der Ecke. Weitere Möglichkeiten
ergaben sich, da RWE sich kampflos ergab. So ist es beinahe ein Wunder,
dass das dritte Tor erst in der 68. Minute fiel. Wieder war es Eren
Taskin, der Michael Laletin ausspielte und locker zum 3:2 einschob.
Man kann nur froh sein, dass die Düsseldorfer alles andere als clever im
Torabschluss waren. Ben Halloran vergab eine Riesenchance (71.).
Nachdem er Dombrowka und Schwabke im Strafraum ausgespielt hat, schoss
er am völlig leeren Tor vorbei. Erst nach den drei Wechseln (Sauter für
Heppke, Koep für Knappmann, Langlitz für Dombrowka) kam es kurzzeitig zu
einer Stabilisierung. Marcel Platzek produzierte durch eine sehenswerte
Einzelaktion die erste RWE-Chance in der zweiten Halbzeit. Dieses Mal
hielt der Torwart aber noch. In der 82. Minute trat Kevin
Pires-Rodrigues einen Freistoß, der nicht konsequent geklärt wurde und
so auf den Fuß von Alexander Langlitz kam. Dieser netzte zum Ausgleich
ein. Ein gewonnener Punkt hätte man denken können.
Dann kam jene 88. Minute und alle Hoffnungen auf den zweiten Punkt
wurden vernichtet. Dies trieb den Zorn der Anhänger auf die Spitze, die
nun lautstark die Entlassung von Waldemar Wrobel forderten und dies nach
dem Schlusspfiff auch in einer hohen Lautstärke. Ärger nach so einer
Leistung ist verständlich, allerdings ist das Bespucken und Beleidigen
der eigenen Spieler allerunterste Schublade und hat verständlich dazu
geführt, dass es Gegenreaktionen aus dem Lager der Verantwortlichen gab.
Dieses Verhalten untergräbt auch die berechtigte Kritik, die geäußert
werden muss.
Die Frage nach einem Trainerwechsel wurde von den Fans nun deutlich
aufgeworfen. Die Kritikpunkte sind grob zusammengefasst die taktische
Ausrichtung und das Wechselverhalten. Nun kann man entgegenhalten, dass
das taktische Konzept in der ersten Halbzeit sehr gut aufgegangen ist
und sich auch nach den Einwechslungen eine kurze Stabilisierung
eingestellt hat. Diese völlige Unsicherheit in der zweiten Halbzeit war
doch das eigentliche Problem, allerdings ein möglicherweise viel
größeres, das man nicht einfach mit einer Umstellung lösen kann. Warum
bricht die Mannschaft bei ein wenig Gegenwehr des Gegners völlig ein?
Warum lassen sich dabei auch routinierte Kräfte wie Wingerter und
Knappmann nicht ausnehmen? Diese Fragen müssen in der Tat beantwortet
werden, da Düsseldorf bei allem Respekt eher zu den Leichtgewichten der
Liga gehören dürfte.
Ob ein Trainerwechsel sinnvoll ist, ist dabei doch sehr fraglich. Eine
Alternative wird, wie immer in einer solchen Situation, nicht genannt.
Bis zum Spiel gegen Wiedenbrück werden die Verantwortlichen ohnehin
keine Entscheidung treffen, es würde das langfristig aufgestellte
Konzept mit Füßen treten, wenn es beim ersten Gegenwind direkt
umgeworfen würde, die sportlich Verantwortlichen müssen sich jedoch
etwas bis zur nächsten Woche einfallen lassen. Gegen Aachen wird es
trotz des unbefriedigenden Saisonverlaufs noch einmal voll und da sollte
man die Zuschauer nicht ein weiteres Mal vergraulen.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [4] |
Dombrowka [4+] |
Wagner [4-] |
Laletin [4+] |
|
|
Wingerter [4+] |
Heppke [4+] |
Pires-Rodrigues [4] |
Platzek [3-] |
Grund [3-] |
|
Knappmann [4-] |
Sauter [o.B.] |
Koep [o.B.] |
Langlitz [o.B.] |
Fortuna Düsseldorf II
Heller, Karpuz, Langeneke, Urban, Christian Weber, Gartner (86. Piette), Erat, Taskin (90. Goralski), Hofrath, Halloran, Golley (66. Aloisman Aydin)
Rot-Weiss Essen
Schwabke, Dombrowka (79. Langlitz), Laletin, Wagner, Guirino, Wingerter, Heppke (66. Sauter), Pires-Rodrigues, Platzek, Knappmann (72. Koep), Grund
Tore
0:1 Platzek (8.), 0:2 Laletin (21.), 1:2 Taskin (36.), 2:2 Halloran (53.), 3:2 Taskin (68.), 3:3 Langlitz (82.), 4:3 Karpuz (88.)
Zuschauer
2.100
Schiedsrichter
Bastian Börner (Dortmund)
Gelbe Karten
Hofrath (45.), Taskin (84.), Halloran (90.)
Gelb-rote Karte
Guirino (89. wiederholtes Foulspiel)