Überholspur oder Bremsvorgang?
In der Regionalliga West droht Langeweile. Und dies seit dem letzten Spieltag. Nach dem 3:1 Auswärtserfolg in Siegen hat Viktoria Köln unglaubliche 31 von 36 möglichen Punkten, nur Stadtrivale Fortuna kann da noch mit guten 28 Zählern mithalten. Und Rot-Weiss Essen?
Der
Ausrutscher im Heimspiel gegen Wiedenbrück kostete weitere wertvolle
Argumente gegen die Alleinherrschaft der Mannschaften aus der
Karnevalshochburg. Es brechen harte Zeiten ein. Nur ein harter
Bremsvorgang kann jetzt noch die Rheinländer auf der Überholspur
stoppen. Am Schönsten wäre natürlich, wenn dieser ausgerechnet von der
rot-weißen Mannschaft aus Essen eingeleitet werden würde.
Was wurde nicht alles über die Truppe aus Viktoria geschrieben. Eine
Ansammlung gestrandeter Ex-Profis, ein sogenannter Retortenclub ohne
wirkliches Umfeld, ein größenwahnsinniger Mäzen Franz-Josef Wernze – doch
diese Kritik ließ den Verein völlig kalt. Gleich sechs Spieler im
derzeitigen Kader waren 2010/11 noch Angestellte von Germania Windeck,
dem zuvor gesponserten Verein von Wernze. Doch nachdem dieser die Möglichkeiten von Windeck am Ende sah wurde das Geld nach Köln transferiert.
Jeder kann seine eigene Meinung über den „Retortenverein“ Viktoria
haben, aber der aktuelle Erfolg gibt allen Beteiligten des Vereins zum
Leidwesen der Traditionsvereine Recht.
Der folgerichtige Aufstieg von Viktoria Köln, deren Vereinsstruktur in
dieser Weise erst seit 2010 besteht (der Vorgängerverein SCB Preußen
Köln musste nahezu zeitgleich zu Rot-Weiss Essen im Sommer 2010 in die
Insolvenz gehen), ist vor allem einem Mann zu verdanken: Mike
Wunderlich. Der Ex-Essener wurde ein halbes Jahr nach seinem Weggang
beim FSV Frankfurt von Fußballfachmagazin „Kicker“ zum besten offensiven
Mittelfeldspieler der 2. Bundesliga gewählt. Danach folgte bedingt
durch eine psychische Erkrankung der allmähliche Rückzug aus dem
Profisport. Wunderlich wurde der überragende Leistungsträger in der
NRW-Liga und setzte sich an die Spitze der Torjägerkrone. Doch die
Kölner rüsteten weiter gewaltig auf: Für die Abwehr spielt der ehemalige
Bundesligaprofi Alexander Voigt, im Mittelfeld wirbelt der ehemalige
Bundesligaprofi Giovanni Federico und im Sturm netzt der ehemalige
Zweitligaprofi Aziz Bouhaddouz. Dies sind nur die bekanntesten von
insgesamt 11! Neuzugängen. Der Wahnsinn hat einen Namen: Viktoria Köln.
Dennoch haben die Kölner ausgerechnet in einem Heimspiel das letzte Mal
geschwächelt. Gegen die Amateure aus Bochum verlor der Klub überraschend
mit 2:3. Doch um dort zu punkten müssen die Essener mutig nach vorne
spielen und ohne Respekt an den Gegner herangehen. Leider liegt genau
hier die Krux. Nach einer fünften gelben Karte ist ausgerechnet der
treffsichere und kampfstarke Angreifer Benedikt Koep gesperrt. Nicht nur
seine Tore könnten fehlen, sondern auch sein aggressives
Zweikampfverhalten in der Rückwärtsbewegung. Die Vorzeichen stehen also
nicht besonders gut, auch wenn außer den Langzeitverletzten bislang alle
Spieler mit nach Köln reisen können.
Realistisch gesehen wird es wohl kein Vorbeikommen an Viktoria in dieser
Saison geben, zu dominant waren bislang ihre Auftritte. Es ist kaum zu
glauben, dass Viktoria dieselben Fehler macht wie ein stark
unterstützter Verein aus Leipzig und zweimal hintereinander den Aufstieg
verpasst. Genauso wenig ist zu glauben, dass alle Spieler bei Viktoria
„aus Liebe zum Verein“ dort kicken. Insgesamt hat diese triste Liga ein
wenig Spannung verdient und einem engeren Kampf um den Aufstieg. Hoffen
wir, dass ausgerechnet RWE mit einem überzeugenden Auftritt auf dem
Höhenberg zu Köln dieses Ziel erreichen kann.
Hinweise zum Spiel bei Viktoria Köln
Am kommenden Samstag tritt RWE beim Spitzenreiter Viktoria Köln
an. Der Gastgeber aus der Domstadt hat im Sportpark Höhenberg erst ein
Spiel verloren und geht als Tabellenführer als Favorit in die Partie
gegen Rot-Weiss.
Der Sportpark Köln-Höhenberg liegt im Kölner
Osten in der Grünanlage „Merheimer Heide". Die Parkplätze des Stadions
befinden sich im Bereich Frankfurter Straße/Höhenberger Ring. Weitere
Parkmöglichkeiten sind im Verlauf des Höhenberger Rings und des
Merheimer Heidewegs vorhanden. Das Stadion ist von allen Parkplätzen
fußläufig in wenigen Minuten erreichbar.
Bei der Anreise mit der
Deutschen Bahn kann vom Deutzer Bahnhof die Straßenbahnlinie 1 genutzt
werden. Der Ausstieg ist an der Haltestelle „ Frankfurter Straße". Von
dort aus ist das Stadion ebenfalls fußläufig in wenigen Minuten
erreichbar.
Anstoß der Begegnung am Samstag ist um 14.00 Uhr im
Sportpark Höhenberg, Karten sind noch bis Freitag 15.00 Uhr im
Vorverkauf im Ticket Center des rot-weissen Fanshops zu erstehen.
Den Fanbrief der Kölner Polizei mit weiteren wichtigen Hinweisen zum Spiel findet ihr hier.
Sportpark Höhenberg
Merheimer Heide
51103 Köln