26.10.2012

Überholspur oder Bremsvorgang?

von

In der Regionalliga West droht Langeweile. Und dies seit dem letzten Spieltag. Nach dem 3:1 Auswärtserfolg in Siegen hat Viktoria Köln unglaubliche 31 von 36 möglichen Punkten, nur Stadtrivale Fortuna kann da noch mit guten 28 Zählern mithalten. Und Rot-Weiss Essen?

Der Ausrutscher im Heimspiel gegen Wiedenbrück kostete weitere wertvolle Argumente gegen die Alleinherrschaft der Mannschaften aus der Karnevalshochburg. Es brechen harte Zeiten ein. Nur ein harter Bremsvorgang kann jetzt noch die Rheinländer auf der Überholspur stoppen. Am Schönsten wäre natürlich, wenn dieser ausgerechnet von der rot-weißen Mannschaft aus Essen eingeleitet werden würde.

Wiedersehehn mit Mike Wunderlich in KölnWas wurde nicht alles über die Truppe aus Viktoria geschrieben. Eine Ansammlung gestrandeter Ex-Profis, ein sogenannter Retortenclub ohne wirkliches Umfeld, ein größenwahnsinniger Mäzen Franz-Josef Wernze – doch diese Kritik ließ den Verein völlig kalt. Gleich sechs Spieler im derzeitigen Kader waren 2010/11 noch Angestellte von Germania Windeck, dem zuvor gesponserten Verein von Wernze. Doch nachdem dieser die Möglichkeiten von Windeck am Ende sah wurde das Geld nach Köln transferiert. Jeder kann seine eigene Meinung über den „Retortenverein“ Viktoria haben, aber der aktuelle Erfolg gibt allen Beteiligten des Vereins zum Leidwesen der Traditionsvereine Recht.

Der folgerichtige Aufstieg von Viktoria Köln, deren Vereinsstruktur in dieser Weise erst seit 2010 besteht (der Vorgängerverein SCB Preußen Köln musste nahezu zeitgleich zu Rot-Weiss Essen im Sommer 2010 in die Insolvenz gehen), ist vor allem einem Mann zu verdanken: Mike Wunderlich. Der Ex-Essener wurde ein halbes Jahr nach seinem Weggang beim FSV Frankfurt von Fußballfachmagazin „Kicker“ zum besten offensiven Mittelfeldspieler der 2. Bundesliga gewählt. Danach folgte bedingt durch eine psychische Erkrankung der allmähliche Rückzug aus dem Profisport. Wunderlich wurde der überragende Leistungsträger in der NRW-Liga und setzte sich an die Spitze der Torjägerkrone. Doch die Kölner rüsteten weiter gewaltig auf: Für die Abwehr spielt der ehemalige Bundesligaprofi Alexander Voigt, im Mittelfeld wirbelt der ehemalige Bundesligaprofi Giovanni Federico und im Sturm netzt der ehemalige Zweitligaprofi Aziz Bouhaddouz. Dies sind nur die bekanntesten von insgesamt 11! Neuzugängen. Der Wahnsinn hat einen Namen: Viktoria Köln.

Dennoch haben die Kölner ausgerechnet in einem Heimspiel das letzte Mal geschwächelt. Gegen die Amateure aus Bochum verlor der Klub überraschend mit 2:3. Doch um dort zu punkten müssen die Essener mutig nach vorne spielen und ohne Respekt an den Gegner herangehen. Leider liegt genau hier die Krux. Nach einer fünften gelben Karte ist ausgerechnet der treffsichere und kampfstarke Angreifer Benedikt Koep gesperrt. Nicht nur seine Tore könnten fehlen, sondern auch sein aggressives Zweikampfverhalten in der Rückwärtsbewegung. Die Vorzeichen stehen also nicht besonders gut, auch wenn außer den Langzeitverletzten bislang alle Spieler mit nach Köln reisen können.

Realistisch gesehen wird es wohl kein Vorbeikommen an Viktoria in dieser Saison geben, zu dominant waren bislang ihre Auftritte. Es ist kaum zu glauben, dass Viktoria dieselben Fehler macht wie ein stark unterstützter Verein aus Leipzig und zweimal hintereinander den Aufstieg verpasst. Genauso wenig ist zu glauben, dass alle Spieler bei Viktoria „aus Liebe zum Verein“ dort kicken. Insgesamt hat diese triste Liga ein wenig Spannung verdient und einem engeren Kampf um den Aufstieg. Hoffen wir, dass ausgerechnet RWE mit einem überzeugenden Auftritt auf dem Höhenberg zu Köln dieses Ziel erreichen kann.


Hinweise zum Spiel bei Viktoria Köln


Am kommenden Samstag tritt RWE beim Spitzenreiter Viktoria Köln an. Der Gastgeber aus der Domstadt hat im Sportpark Höhenberg erst ein Spiel verloren und geht als Tabellenführer als Favorit in die Partie gegen Rot-Weiss.

Der Sportpark Köln-Höhenberg liegt im Kölner Osten in der Grünanlage „Merheimer Heide". Die Parkplätze des Stadions befinden sich im Bereich Frankfurter Straße/Höhenberger Ring. Weitere Parkmöglichkeiten sind im Verlauf des Höhenberger Rings und des Merheimer Heidewegs vorhanden. Das Stadion ist von allen Parkplätzen fußläufig in wenigen Minuten erreichbar.

Bei der Anreise mit der Deutschen Bahn kann vom Deutzer Bahnhof die Straßenbahnlinie 1 genutzt werden. Der Ausstieg ist an der Haltestelle „ Frankfurter Straße". Von dort aus ist das Stadion ebenfalls fußläufig in wenigen Minuten erreichbar.

Anstoß der Begegnung am Samstag ist um 14.00 Uhr im Sportpark Höhenberg, Karten sind noch bis Freitag 15.00 Uhr im Vorverkauf im Ticket Center des rot-weissen Fanshops zu erstehen.

Den Fanbrief der Kölner Polizei mit weiteren wichtigen Hinweisen zum Spiel findet ihr hier.

Sportpark Höhenberg
Merheimer Heide
51103 Köln