Sportfreunde Siegen reloaded – ein Déjà-vu der bittersten Art
Der Gedanke daran, dass das Hülser „Stadion“ am Badeweiher kein gutes Pflaster für RWE sein könnte, hat bei manch einem Anhänger nach dem letzten Oberligaauftritt an gleicher Stelle vielleicht schon vor dem Anpfiff für ein mulmiges Gefühl gesorgt. Mit einem fußballerischen Fegefeuer der höllischen Art hatte aber sicher keiner der ca. 700 anwesenden Essener gerechnet.
Dabei begann das Spiel wie erwartet. RWE machte Druck und kombinierte
gefällig, ohne dabei das Hülser Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen. Der
Gastgeber dagegen kam nur mit hohen Bällen aus der eigenen Hälfte heraus
und spielte zunächst wie ein Absteiger. Diese Langhölzer führten über
den zweiten Ball aber zunehmend zu Standardsituationen, über die sich
der VfB ins Spiel kämpfte. Gleichzeitig nahmen wie schon beim letzten
5er-Pack in Siegen die individuellen Fehler in der Hintermannschaft zu.
Erst brannte es nach einem Eckball lichterloh im Essener 16er, was noch
folgenlos blieb. Zwei Minuten später nutzte Erwig aber einen
Stellungsfehler von Rodenberg per platzierten Kopfball aus und brachte
seine Farben in Führung (27.).
Ein spürbares Aufbäumen der Essener blieb aus, im Gegenteil: Der weit
aufgerückte Wagner vertendelte an der Mittellinie und leitete somit den
ersten gelungenen Spielzug der Gastgeber ein, der mit dem 2:0 aus
spitzem Winkel durch den Ex-ETB´ler Bednarski gekrönt wurde (40.)!
In der Pause machte sich Koep warm, denn auch mit leichter
Gehirnerschütterung kann er kaum schlechter aufspielen als seine
Sturmkollegen. Auf der Tribüne glaubte man daher noch an einen
erfolgreichen Sturmlauf in der zweiten Hälfte, nicht ahnend, dass
währenddessen Trainer Waldemar Wrobel einen Kardinalfehler beging und
damit das totale Debakel einleitete: Er stellte in der Pause schon auf
eine Dreierkette um, die in den folgenden 20 Minuten den sicheren
Eindruck vermittelte, dass keiner wusste, welche Rolle er in diesem
System zu spielen hat.
Nach allen Regeln der Kunst und des Konterlehrbuches wurde die rot-weisse
Hintermannschaft über die verwaisten Flügel auseinandergenommen, ein
Tor schöner herausgespielt als das andere: Mutluer (55.) und zwei
weitere Male Erwig (58. und 61.) sorgten für fassungslose Gesichter bei
weiten Teilen des Publikums. Jetzt erst erkannte Wrobel seinen Irrtum
und stellte mit der Einwechslung von Guirino wieder auf Viererkette um,
was die Hintermannschaft wieder ein wenig stabilisierte.
Weitere Tore hätten auf beiden Seiten noch fallen können, die wenigen
gelungenen Aktionen von RWE endeten jedoch zweimal am Aluminium (Ellmann
(63.), Koep (71.)), während Vennemann auf der anderen Seite gleich
zweimal das leere Tor nicht treffen konnte. So blieb es bei nur fünf
Gegentoren.
Es gibt Spiele, die kann man sich auch Tage später kaum erklären, egal
ob in Malaga oder in Essen. Gut, die Anzahl der verletzten Stammspieler
ist inzwischen wieder beunruhigend hoch und kostet sichtbar Substanz:
Telch kann Dombrowka nicht gleichwertig ersetzen, das Körperspiel eines
Heppke in Topform fehlt an allen Ecken und Enden, das Fehlen des
derzeitigen Spielwitzes von Soukou war nach seiner Auswechslung
unübersehbar, und zwischen Ellmann und Koep liegen selbst dann noch
Welten, wenn Letzterer sich noch nicht vollständig von einer
Gehirnerschütterung erholt hat.
Aber trotz aller Verletzten - ein 0:5 bei einem designierten Absteiger
darf auch mit der gestrigen Rumpftruppe nicht passieren. Die gesamte
Mannschaft hat ohne Ausnahme enttäuscht.
Ein bislang zufriedenstellender Saisonverlauf droht auf der Zielgeraden
noch eine negative Wendung zu erhalten. Damit das nicht passiert, wird
man intern hoffentlich die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen,
um schon am kommenden Samstag in Wiedenbrück eine brauchbare Reaktion
anzubieten.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [5+] |
Telch [5] |
Wagner [5] |
Rodenberg [5] |
|
|
Grummel [5] |
Pires-Rodrigues [5] |
Avci [5+] |
Lemke [5] |
Soukou [o.B.] |
|
Ellmann [5-] |
Sawin [5-] |
Koep [5+] |
Guirino [o.B.] |
VfB Hüls
Rantzow - Koch (23. Köse), Schlüter, Diericks, Oscislawksi - Piorunek, Hoffmann, Mutluer, Koscholleck - Bednarski (83. Schurig), Erwig (72. Vennemann)
Rot-Weiss Essen
Schwabke - Telch, Wagner, Rodenberg, Grund (46. Koep) - Soukou (18. Sawin), Pires-Rodrigues, Grummel (64. Guirino), Lemke - Avci, Ellmann
Tore
1:0 Erwig (27.), 2:0 Bednarski (40.) 3:0 Mutluer (5.5) 4:0 Erwig (58.) 5:0 Erwig (61.)
Zuschauer
1.100
Schiedsrichter
Nikolaus Athanassiadis
Gelbe Karten
Koch, Hoffmann - Pires-Rodrigues
Nach dem Spiel erwartet wohl keiner einen Spieler des Spiels