09.04.2013

Sportfreunde Siegen reloaded – ein Déjà-vu der bittersten Art

von Michael Jaskolla

Der Gedanke daran, dass das Hülser „Stadion“ am Badeweiher kein gutes Pflaster für RWE sein könnte, hat bei manch einem Anhänger nach dem letzten Oberligaauftritt an gleicher Stelle vielleicht schon vor dem Anpfiff für ein mulmiges Gefühl gesorgt. Mit einem fußballerischen Fegefeuer der höllischen Art hatte aber sicher keiner der ca. 700 anwesenden Essener gerechnet.

Dabei begann das Spiel wie erwartet. RWE machte Druck und kombinierte gefällig, ohne dabei das Hülser Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen. Der Gastgeber dagegen kam nur mit hohen Bällen aus der eigenen Hälfte heraus und spielte zunächst wie ein Absteiger. Diese Langhölzer führten über den zweiten Ball aber zunehmend zu Standardsituationen, über die sich der VfB ins Spiel kämpfte. Gleichzeitig nahmen wie schon beim letzten 5er-Pack in Siegen die individuellen Fehler in der Hintermannschaft zu. Erst brannte es nach einem Eckball lichterloh im Essener 16er, was noch folgenlos blieb. Zwei Minuten später nutzte Erwig aber einen Stellungsfehler von Rodenberg per platzierten Kopfball aus und brachte seine Farben in Führung (27.).

Hüls jubelt...Ein spürbares Aufbäumen der Essener blieb aus, im Gegenteil: Der weit aufgerückte Wagner vertendelte an der Mittellinie und leitete somit den ersten gelungenen Spielzug der Gastgeber ein, der mit dem 2:0 aus spitzem Winkel durch den Ex-ETB´ler Bednarski gekrönt wurde (40.)!

In der Pause machte sich Koep warm, denn auch mit leichter Gehirnerschütterung kann er kaum schlechter aufspielen als seine Sturmkollegen. Auf der Tribüne glaubte man daher noch an einen erfolgreichen Sturmlauf in der zweiten Hälfte, nicht ahnend, dass währenddessen Trainer Waldemar Wrobel einen Kardinalfehler beging und damit das totale Debakel einleitete: Er stellte in der Pause schon auf eine Dreierkette um, die in den folgenden 20 Minuten den sicheren Eindruck vermittelte, dass keiner wusste, welche Rolle er in diesem System zu spielen hat.

Nach allen Regeln der Kunst und des Konterlehrbuches wurde die rot-weisse Hintermannschaft über die verwaisten Flügel auseinandergenommen, ein Tor schöner herausgespielt als das andere: Mutluer (55.) und zwei weitere Male Erwig (58. und 61.) sorgten für fassungslose Gesichter bei weiten Teilen des Publikums. Jetzt erst erkannte Wrobel seinen Irrtum und stellte mit der Einwechslung von Guirino wieder auf Viererkette um, was die Hintermannschaft wieder ein wenig stabilisierte.

...Essen ist ratlos.Weitere Tore hätten auf beiden Seiten noch fallen können, die wenigen gelungenen Aktionen von RWE endeten jedoch zweimal am Aluminium (Ellmann (63.), Koep (71.)), während Vennemann auf der anderen Seite gleich zweimal das leere Tor nicht treffen konnte. So blieb es bei nur fünf Gegentoren.

Es gibt Spiele, die kann man sich auch Tage später kaum erklären, egal ob in Malaga oder in Essen. Gut, die Anzahl der verletzten Stammspieler ist inzwischen wieder beunruhigend hoch und kostet sichtbar Substanz: Telch kann Dombrowka nicht gleichwertig ersetzen, das Körperspiel eines Heppke in Topform fehlt an allen Ecken und Enden, das Fehlen des derzeitigen Spielwitzes von Soukou war nach seiner Auswechslung unübersehbar, und zwischen Ellmann und Koep liegen selbst dann noch Welten, wenn Letzterer sich noch nicht vollständig von einer Gehirnerschütterung erholt hat.

Aber trotz aller Verletzten - ein 0:5 bei einem designierten Absteiger darf auch mit der gestrigen Rumpftruppe nicht passieren. Die gesamte Mannschaft hat ohne Ausnahme enttäuscht.

Ein bislang zufriedenstellender Saisonverlauf droht auf der Zielgeraden noch eine negative Wendung zu erhalten. Damit das nicht passiert, wird man intern hoffentlich die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen, um schon am kommenden Samstag in Wiedenbrück eine brauchbare Reaktion anzubieten.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[5+]
Christian Telch
Telch
[5]
Vincent Wagner
Wagner
[5]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[5]

Kevin Grund
Grund
[5]

Stefan Grummel
Grummel
[5]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[5]
Kerim Avci
Avci
[5+]
Holger Lemke
Lemke
[5]
Cebio Soukou
Soukou
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[5-]
Konstantin Sawin
Sawin
[5-] 
Benedikt Koep
Koep
[5+]
Roberto Guirino
Guirino
[o.B.]


VfB Hüls

Rantzow - Koch (23. Köse), Schlüter, Diericks, Oscislawksi - Piorunek, Hoffmann, Mutluer, Koscholleck - Bednarski (83. Schurig), Erwig (72. Vennemann)

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke - Telch, Wagner, Rodenberg, Grund (46. Koep) - Soukou (18. Sawin), Pires-Rodrigues, Grummel (64. Guirino), Lemke - Avci, Ellmann

 

Tore

1:0 Erwig (27.), 2:0 Bednarski (40.) 3:0 Mutluer (5.5) 4:0 Erwig (58.) 5:0 Erwig (61.)

 

Zuschauer

1.100

 

Schiedsrichter

Nikolaus Athanassiadis

 

Gelbe Karten

Koch, Hoffmann - Pires-Rodrigues

 


 Nach dem Spiel erwartet wohl keiner einen Spieler des Spiels