02.12.2012

„Ein Schuss, ein Tor, die Siegener…“

von Redaktion

Auch mit einem Tag Abstand ist die gestrige 1:5 Klatsche in Siegen kaum in Worte zu fassen. Gnadenlose Effektivität der Sportfreunde gepaart mit unglücklichen Aktionen auf rot-weisser Seite geben dies wohl am Besten wieder.

Ohne Stimme keine Stimmung!Kalt war es in Siegen, aber eigentlich war alles angerichtet für ein schönes Regionalligaspiel mit zwei Teams aus der Spitzengruppe. Für die Essener Zuschauer standen bei An- und Abreise wie im Aufstiegsjahr ausreichend Shuttle-Busse zur Verfügung, so dass selbst die PKW-Besatzungen die knapp 500 Meter von ihrem Parkplatz bis zum Stadion nicht laufen mussten. Die Bratwurst war heiß und lecker, das Bier kalt, der Glühwein süffig.

Enttäuschend war allerdings die Zuschauerzahl. 2.384 Besucher, davon nur knapp 600 aus Essen, verliefen sich im weiten Rund des Leimbachstadions. Die Verantwortlichen hatten mit deutlich mehr gerechnet.
Waldemar Wrobel änderte zwangsweise die Startaufstellung auf einigen Positionen. Christian Telch kam für den gesperrten Max Dombrowka ins Spiel, Suat Tokat durfte von Beginn an für Kerim Avci ran. Den verletzten Konstantin Sawin ersetzte Cebio Soukou, der ein sehr gutes Spiel machte und diesmal zeigte, warum man ihn verpflichtet hat.

Los ging es auch in Siegen mit dem bundesweiten Stimmungsboykott, der zusätzlich mit zahlreichen Transparenten von beiden Fanlagern unterstützt wurde.

Nur knapp 600 Essener in SiegenDas Spielgeschehen brachte Sportfreunde Trainer Michael Boris in einem Satz auf den Punkt: "Ich habe es, glaube ich, noch nie erlebt, dass man drei Mal auf's Tor schießt und der Ball vier Mal drin ist".
Begünstigt wurde dieser Umstand mit freundlicher Unterstützung der Essener Gäste. Beim 0:1 (10. Minute) flog Dennis Lamczyk zuerst an einer Flanke vorbei und Torjäger Sven Michel hämmerte den Ball aus einem extrem spitzen Winkel ins Essener Gehäuse. Beim 0:2 reichte ein langer Ball aus der Siegener Hälfte auf Michel, um die komplette Hintermannschaft alt aussehen zu lassen. Holger Lemke versuchte noch zu retten, ging aber recht unkonventionell im RWE-Strafraum zu Werke und senste den Siegener Stürmer um. Den fälligen Elfmeter verwandelte Grebe in der 13. Minute sicher.

Nix passiert, dachten die mitgereisten RWE-Fans und die Unterstützung war nach den 12 Minuten und 12 Sekunden da. Zumal die Rot-Weissen Kicker - wie auch während des gesamten Spiels – ein optisch spielerisches Übergewicht hatten und auch bis zum gegnerischen Sechzehner gut kombinierten. Leider fehlte der finale Abschluss.

Die Stimmung kippte nach dem 0:3 (26.), und wieder sah Keeper Lamczyk bei einer Kopfballbogenlampe nicht gut aus und als vier Minuten später der Siegener Weber nach einer Ecke das 0:4 markierte, war die Messe gelesen. In den Augen der mitgereisten RWE-Fans sah man ungläubige Blicke und Fassungslosigkeit, die ersten wüsten Beschimpfungen folgten. Es war nun eine zum Teil aggressive Stimmung im Block, die sich zum Glück mit dem Halbzeitpfiff wieder ein wenig beruhigte.

Schiri Steuer verteilte diesmal für seinen Teil wenig KartenWaldemar Wrobel reagierte und stellte in der zweiten Hälfte auf eine Abwehr-Dreierkette um. Für Kevin Grund kam Marvin Ellmann und sollte für mehr offensive Gefahr sorgen. Diese kam auch kurzfristig auf und Bene Koep besorgte in der 49. Minute den Anschlusstreffer zum 1:4. Hoffnung auf ein zweites Deutschland – Schweden machte sich breit, blieb aber ein frommer Wunsch. Essen hatte mehr Ballbesitz, Siegen verteidigte geschickt und setzte immer wieder gefährliche Konter. Den Deckel drauf machte wiederum Sven Michel in der 66. Minute. Die Essener Fans feierten von nun an sich selbst, was blieb ihnen auch anderes über. Dass die Siegener ab der 73. Minute nur noch zu zehnt spielten, nachdem Mark Zeh nach einem rüden Foul an Bene Koep die Rote Karte sah, bleibt eine Randnotiz. Ansonsten hatte Schiri Florian Steuer das Spiel eigentlich gut im Griff und hielt sich mit seiner bekannten Verwarnungsflut diesmal zurück.

Was bleibt ist Ernüchterung, denn auch die Verantwortlichen hatten sich mehr versprochen, als nur zwei Punkte aus den letzten drei Spielen. Allerdings sollte man am Ende der Hinrunde auch einmal das Positive sehen. Die Rot-Weissen bleiben in Schlagdistanz zur Tabellenspitze, das Team scheint gefestigt und lässt sich auch nach einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Eine Entwicklung ist auf jeden Fall zu sehen. Das Trainergespann wird gerade aus den letzten Spielen seine Lehren ziehen und entsprechend reagieren, da können wir uns sicher sein.

Nächste Woche geht es zum Rückrundenauftakt gegen Oberhausen. 90+x Minuten Zeit für die Mannschaft, das Geschehene von Siegen vergessen zu machen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[6+]
Kevin Grund
Grund
[5]
Vincent Wagner
Wagner
[5+]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[5]

Christian Telch
Telch
[5]

Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[4-]
Markus Heppke
Heppke
[5+]
Suat Tokat
Tokat
[4]
Holger Lemke
Lemke
[4-]
Cebio Soukou
Soukou
[4]
Benedikt Koep
Koep
[4+]
Marvin Ellmann
Ellmann
[4-]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]


Sportfeunde Siegen

Koczor, Schattner, Klippel, Weber, Lemke, Zeh, Grebe, Jakobs (81. Litter), Dej (75. Sonntag), Michel, Veselinovic

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk, Grund (46. Ellmann), Rodenberg, Wagner, Telch, Heppke, Pires-Rodrigues (74. Grummel), Lemke, Tokat, Soukou, Koep (76. Lenz).

 

Tore

1:0 Michel (10.), 2:0 Grebe (13., Foulelfmeter), 3:0 Zeh (26.), 4:0 Weber (30.), 4:1 Koep (49.), 5:1 Michel (66.).

 

Zuschauer

2.384

 

Schiedsrichter

Florian Steuer

 

Gelbe Karten

Klippel - Soukou, Pires-Rodrigues

 

Rote Karte

Zeh (70., Siegen)


 Spieler des Spiels 19. Spieltag - Cebio Soukou